In vollen Zügen auf der Frankfurter Buchmesse 2019

Kurz nach der Leipziger Buchmesse fassten meine Kollegen Andi, den Ihr ja vielleicht von unserem gemeinsamen Podcast kennt, Kafka (leider nicht verwandt) und ich den Entschluss, daß wir doch alle gemeinsam zur Frankfurter Buchmesse fahren könnten. Zusammen mit der wunderbaren Laura als Verstärkung brachen wir also am Mittwoch morgen Richtung Frankfurt am Main auf.
Für die anderen war es ihre erste Buchmesse überhaupt, während ich einen randvollen Terminkalender im Gepäck hatte.

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Da wir für diesen Tag noch nichts geplant hatten, beschlossen wir, ein bißchen Sightseeing zu machen. Tatsächlich hatte ich die Frankfurter Innenstadt noch nie gesehen und schon im Zug waren wir beeindruckt von den riesigen Wolkenkratzern.

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Die Innenstadt überraschte uns dann alle, weil sie so klein und überschaubar war. Es kam mit fast so vor, als hätte man das Klischee eines typisch deutschen Städtchens, wie es sich Chinesen oder Amerikaner vorstellen, mitten zwischen die Wolkenkratzer gesetzt. – Irgendwie nett aber surreal.
Also beschlossen wir, dem großen Hugendubel am Steinweg einen Besuch abzustatten, den wir ja nur von Fotos kannten. In der Filiale trafen wir dann auch gleich auf viele bekannte Gesichter, denn nicht nur die Frankfurter Kollegen war hier, auch einige Münchner hatten beschlossen vorbeizuschauen und schnell kam man miteinander ins Plaudern.
Dort trafen wir dann auch einen lieben Kollegen, der uns mit den kulinarischen Besonderheiten der Frankfurter Küche bekannt machte. Einen Bembel Ebbelwoi und Schnitzel mit grüner Soße? – Okay, das kannten wir vorher auch noch nicht!

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Am Donnerstag war dann unser erster Messetag.
Die anderen waren schnell ziemlich erschlagen von all den Eindrücken und fanden es ein wenig surreal, daß die Autoren der Bücher, die sie gestern noch im Zug gelesen hatten (Sascha Lobo und Saša Stanišić), ihnen offenbar ständig über den Weg liefen.
Und so blieben wir dann auch beim Spiegel Talk mit Saša Stanišić hängen. Immerhin war „Herkunft“ eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr.
Saša war dann im Gespräch auch gleich unheimlich sympathisch und brachte wohl jeden im Publikum zum Schmunzeln, als er von seinem kleinen Sohn erzählte: „Der denkt nämlich, ich bin Kranfahrer. Das hab ich ihm irgendwann mal so erzählt und jetzt komm ich aus der Geschichte nicht mehr raus. Jedes Mal wenn wir durch die Stadt gehen und er einen Kran sieht, leuchten seine Augen auf und er fragt: „Papa, ist das deiner?“ und ich will ihm nicht sein Herz brechen. Ich werde mir wohl einen Helm und eine Warnweste kaufen müssen.“

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Saša Stanišić (wird wohl bald als Kranfahrer arbeiten müssen)

Mittags hatte ich dann meinen ersten Termin. Da wurde nämlich der Startschuss für die dritte Staffel des Blogbuster-Preises gegeben, wo ich dieses Mal mit von der Partie bin und in der Bloggerjury sitze.
Wer also ein vollständiges Manuskript aber noch keinen Verlag hat, kann sein Exposé und eine Leseprobe bis zum Jahresende auf der Blogbuster Website hochladen und sich für einen von zehn Bloggern entscheiden. Danach beginnen wir, die Manuskripte zu lesen und entscheiden uns für je einen Favoriten. Diese Longlist wird dann der Fachjury präsentiert, die dann den Gewinner kürt. In der Fachjury sitzen diesmal Eichborn Programmleiter Dominique Pleimling, Bloggerin Alexandra Stiller, Literaturkritiker Knud Cordsen, Autorin Alexa Henning von Lange und Literaturagentin Elisabeth Ruge.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Manuskripte!

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Die Blugbuster-Truppe (Fotos mit freundlicher Erlaubnis von Elyseo da Silva)

Anschließend sauste ich dann von Termin zu Termin und hätte fast den Autor René Anour versetzt, der mir als Ortskundiger noch ein paar Tipps für meine Wien-Reise Ende des Monats und seinen Roman „Im Schatten des Turms“ mit auf den Weg gab.
Nochmal tausend Dank dafür!

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Nach meinem letzten Termin bei Uwe von Eichborn ging es dann los mit der Happy Hour…
Bei Hanser traf ich viele liebe und bereits bekannte Gesichter aus der Blogger-Szene und einige auch endlich zum ersten Mal im richtigen Leben, bei Random House fand ich dann all meine Kollegen wieder und ergatterte ein paar Snacks und bei Beltz versackten wir dann anschließend noch, denn diese Kinderbuchverlage wissen, wie man feiert! Und die Live-Musik war richtig gut…

Am Freitag hetzte ich dann von einem Termin zum nächsten.
Besonders schön waren die Bloggertreffen von KiWi und Diogenes
Bei KiWi präsentierte Dana von Suffrin ihren Debütroman „Otto“ unheimlich sympathisch und sorgte mit dem Team vom Verlag für viele Lacher, während Simone Lappert beim Diogenes-Treffen für Gänsehaut sorgte, als sie den Prolog von „Der Sprung“ auswendig vortrug.

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Dana von Suffrin (oben) bei KiWi und Simone Lappert (unten) bei Diogenes

Besonders schön finde ich es auch immer, wenn man eben nicht nur bei den großen, sondern auch bei den ganz kleinen Verlagen nette Gespräche hat und so freute ich mich sehr auf das Treffen mit Marianna Hillmer vom Reisedepeschen Verlag.
Ein kleines Highlight war es dann auch für mich, als sie mir die aktuelle Verlagsvorschau in die Hand drückte, wo für den Verlag unter anderem mit einem Zitat von mir geworben wird. Das hat mich unheimlich stolz und glücklich gemacht!

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Zum Abschluß landete etwa die Hälfte der Kollegen, die sich auf der Messe tummelten bei dtv, wo mir der netteste Key Account Manager noch einen Roman als Mitbringsel für die daheimgebliebene Kollegin gab.

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, keine Bücher auf der Messe mitzunehmen, aber wenn im Gespräch die Frage kommt: „Kann ich dir irgendwas Schönes mitgeben?“, kann ich einfach nicht widerstehen und bitte die Verlagsmenschen gerne, ein Buch für mich auszusuchen. Schließlich wird man als Buchhändler ja eher selten beim Buchkauf beraten und da freue ich mich immer über die Herzensbücher der Verleger, denn oftmals sind Sachen dabei, die ich selbst gar nicht auf dem Schirm hatte.
Deshalb durften dann auch dieses Jahr ein paar Titel mit, die mir so begeistert ans Herz gelegt wurden.

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Tausend Dank für die tollen Empfehlungen!

Anschließend hieß es dann Aufbruch und ab in den Zug nach Hause.
Hier verliebte ich mich spontan in den Zugführer, der mit Durchsagen wie: „Aktuell haben wir zehn Minuten Verspätung, aber… ach… egal! Ist auf jeden Fall schön, daß Ihr jetzt alle da seid, das freut mich. Klasse! Dann fahren wir auch gleich mal los…“ für gute Laune sorgte.
Um Mitternacht war ich dann endlich zuhause und am Samstag auch schon wieder im Laden. Diese Bücher verkaufen sich ja nicht von selbst!

Es war eine wirklich schöne Messe und ging wie immer viel zu schnell vorbei.
Das nächste Mal habe ich dann hoffentlich wieder mehr Zeit für Gespräche.
Liebe Grüße an alle, denen ich begegnet bin und an die, die ich knapp verpasst habe.
Es war mir ein Fest!

Vielen Dank für die schöne Zeit und liebe Grüße,
Eure Andrea

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Und weil ich auf der Messe immer zu überwältigt bin, um vernünftige Fotos zu machen, springt mein lieber Kollege Thomas Kafka mit der Reihe „Kafka am Stand“ ein!

Auf Achse im Oktober!

Es wird nun aber wirklich Herbst…
Die Stürme wehen, die Novitätenstapel erreichen Höhen, die mich ins Schwitzen bringen und neben dem Lesen steht einiges an im Oktober!

Mitte des Monats geht es mit den weltbesten Kollegen auf die Frankfurter Buchmesse. Mein Notizbuch platzt schon aus allen Nähten, so viele Termine hab ich mir eingetragen, und ich bin wirklich sehr gespannt, was wir dort alles erleben werden.

Ende des Monats sollte es dann hoffentlich einmal wieder Zeit für eine neue Folge von „In vollen Zügen nach…“ werden. Diesmal soll es nach Wien gehen, allerdings mit beiden Kindern und die haben schon sehr eigene Pläne, was sie dort anstellen wollen!
Ich hoffe aber trotzdem, daß vielleicht ein, zwei Buchhandlungen auf dem Weg liegen werden, über die ich dann berichten kann. Also, liebe Wiener: Welche Buchhandlungen sollte ich unbedingt gesehen haben?

Wie schon erwähnt wird der Novitätenstapel nicht kleiner und ich bin schon wahnsinnig gespannt auf die Titel, die ich mir diesen Monat ausgesucht habe:

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Beginnen wir einmal mit ganz viel Liebe für den Diogenes Verlag, der einen Löwenanteil zu meinem Oktoberstapel beigetragen hat.

Wie eigentlich jedes Jahr gibt es etwas Neues von meiner Lieblingsautorin Amélie Nothomb, von der ich seit meiner Ausbildung jedes Buch verschlinge. „Klopf an dein Herz“ kam schon Anfang des Jahres auf Englisch auf den Markt und so hatte ich bereits im englischsprachigen BookTube sehr begeisterte Besprechungen dazu gesehen. Nun hat das Warten endlich ein Ende!

Ein weiterer Autor, von dem jede Neuerscheinung sofort auf meiner Wunschliste landet, ist Martin Suter. Mit „Allmen und der Koi“ legt er den mittlerweile sechsten Band der Allmen-Reihe vor und auch, wenn nicht jeder Suter-Fan automatisch zum Allmen-Fan wird, mag ich die Charaktere einfach unheimlich gern.

In meinem Sommerurlaub hatte ich „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer gelesen, nun erschien der zweite Teil „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“.
In den letzten Monaten habe ich ja langsam wieder angefangen, Hörbücher zu hören und gerade beim ersten Wolkenbruch-Roman bedauerte ich sehr, kein Hörbuch davon zu haben, denn auch wenn man jiddisch wohl ausspricht, wie es geschrieben wird, hatte ich oft keine Ahnung, wie betont wird.
Gestern habe ich dann schon mal ins Hörbuch reingehört und war sofort begeistert von Thomas Meyers Stimme. Jiddisch und ein Schweizer Akzent! – Das freut das Ohr!

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Weiter geht es mit einer ganzen handvoll Romanen:

„Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney hatte mein Kollege Andi ja schon im letzten Podcast vorgestellt und er war nicht wirklich überzeugt davon, allerdings lese ich ausschließlich absolut begeisterte oder komplett enttäuschte Rezensionen. Love it or hate it? Da bilde ich mir immer gern meine eigene Meinung.

Margaret Atwoods neustes Buch „Die Zeuginnen“ habe ich schon gelesen, da es allerdings im September erst auf den Markt kam, nachdem ich meinen Monatsstapel vorgestellt hatte und ich weiß, daß sich einige Leser an den Bildern in meiner Rubrik „Mit Büchern durch das Jahr“ orientieren, um bestimmte Titel wiederzufinden, von denen sie sich nur noch an das Cover erinnern, wird dieser Titel sozusagen nochmal optisch nachgereicht. Die Besprechung könnt ihr allerdings jetzt schon lesen.

Während alle über die Shortlist des Deutschen Buchpreises diskutieren, ist heimlich still und leise die Auswahlliste des Bayerischen Buchpreises erschienen. Mit dabei: „Levi“ von Carmen Buttjer.
Auch so ein Titel, auf den ich mich diesen Monat schon sehr freue!

Ein weiteres „Love it or hate it“-Buch ist wohl „Es ist Sarah“ von Pauline Delabroy-Allard. Wie gesagt; da bilde ich mir gern eine eigene Meinung.

Worauf ich mich aber schon wirklich lange freue, ist „Melmoth“ von Sarah Perry. Ihr Roman „Die Schlange von Essex“ hat mich vor zwei Jahren nach anfänglichen Startschwierigkeiten absolut begeistert, weshalb ich auch große Erwartungen an ihr neues Buch habe.

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Wer meinen Blog nicht erst seit gestern verfolgt, dürfte inzwischen wissen, wie sehr ich die Illustrationen von Kat Menschik liebe, weshalb ihr neustes Buch „Die Puppe im Grase – Norwegische Märchen“ natürlich auf meinem Lesestapel gelandet ist.
Und was für eine schöne Einstimmung auf das diesjährige Gastland der Frankfurter Buchmesse!

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Weil ich nicht nur gerne Bücher, sondern auch Bücher über Bücher lese, freue ich mich diesen Monat sehr über „Leseglück“ von Mareike Fallwickl und Florian Valerius und „Nervenkitzel“ von Miriam Semrau. Nachdem ich so gut wie nie Krimis lese, ist besonders letzteres eine tolle Möglichkeit für mich, mein Krimi-Wissen für den Laden etwas aufzupolieren ohne mich zu Tode fürchten zu müssen.

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Ich sage ja immer: „Es ist kein guter Monat, wenn keine Graphic Novel dabei ist!“, dieser Monat sollte demnach großartig werden!
Mit dabei sind nämlich „Hawking“, die neue Graphic Novel-Biografie von Ottaviani & Myrick, von denen ich auch schon den Band über Richard Feynman sehr begeistert gelesen habe. Dann noch „Natürliche Schönheit“ von Nanna Johansson, die sich feministische Themen im Stil ihrer Landsfrau Liv Strömquist vornimmt und „West, West Texas“ von Tillie Walden. Von ihr wollte ich ja immer „Pirouetten“ lesen, aber irgendwie hat es sich nicht ergeben, dann fang ich eben einfach mit ihrem neusten Buch an.

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Zu guter Letzt noch zwei Bücher aus der Rubrik „In der Kinderbuchabteilung gefunden, lassen aber auch die Herzen der Großen höher schlagen“:
„Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ von Rebecca Green ist eines meiner liebsten Bilderbücher, das ich seit längerem auf Englisch besitze. Nun habe ich es mir nochmal auf Deutsch besorgt, um nicht immer simultan übersetzen zu müssen, wenn ich es dem Kleinen vorlesen will und um es Euch allen nochmal vorzustellen.
Es ist nämlich unheimlich entzückend!
Ein großartiges illustriertes Sachbuch hingegen ist „Verlorene Arten“ von Jess French und Daniel Long. Hier geht es eben nicht nur um Mammuts und Dinosaurier, sondern auch um Tiere, die erst in den letzten Jahren ausgerottet wurden.
Sehr spannend und informativ und ich kann jetzt schon sagen, daß dieses Buch sowohl mich, als auch meinen Kleinsten ungemein fasziniert.

So… Seid Ihr noch da oder schon von meinem Oktoberstapel erschlagen worden?

Kennt ihr einige der Titel und wie haben sie Euch gefallen?
Sehen wir uns auf der Buchmesse?
Und was sollte ich in Wien auf keinen Fall verpassen, selbst wenn ich alle Hände voll zu tun habe, weil ein Kind verlangt, die Krokodile im Haus des Meeres zu befreien, während sich das andere einen Panzer im Heeresgeschichtlichen Museum klauen will?

Liebe Grüße,
Andrea

In vollen Zügen auf der Leipziger Buchmesse 2019

Ein Geständnis am Rande: obwohl ich seit mittlerweile zwanzig Jahren im Buchhandel arbeite, war ich bisher erst einmal auf einer Buchmesse.
Es war wohl im schönen Jahr 2000, als wir damals in der Berufsschule eine Klassenfahrt zur Frankfurter Buchmesse unternahmen. Morgens hin, abends zurück und dazwischen erinnere ich mich eigentlich nur an ein Gefühl der Überforderung.
Es gab keine Ansprechpartner, ich kannte ausser meinen Klassenkameraden und Mitazubis niemanden. Also wanderte ich stundenlang durch die Gänge und wusste nicht, was ich tun sollte, oder was von mir erwartet wurde…

All die Jahre später hat sich die Situation für mich natürlich grundlegend verändert. Durch meinen Beruf, aber noch mehr durch die Bloggerei bin ich in Kontakt mit Verlagsmenschen, Autoren und anderen Bloggern, die ich nun doch endlich mal im richtigen Leben treffen wollte.
Also lies ich mich Akkreditieren, buchte ein Hotelzimmer und beschloß, mir zwei Tage Buchmesse, nämlich am Donnerstag und Freitag zu gönnen.

Mit Scharnow von Bela B im Ohr schaffte ich die vier Stunden nach Leipzig in dreieinhalb und war bereit für was immer mich auch auf der Messe erwarten würde.

Im Vorfeld hatte ich auf Instagram meine Garderobe für die Messe gepostet, so daß jeder meiner Follower, der mich gerne ansprechen wollte eine Ahnung davon hätte, wie ich aussehe. Mein Gesicht ist nämlich nicht besonders einzigartig.
Diese Taktik schien voll aufzugehen, denn noch bevor ich überhaupt das Pressezentrum gefunden hatte, hörte ich eine Stimme hinter mir rufen: „Lesen in vollen Zügen!!! Ich erkenne dich an deinem Kleid!“
Überrascht drehte ich mich um und sah Jakob Bedford, den ich vor ein paar Wochen kennengelernt hatte, als er seinen Roman „Abtrünniges Blut“ bei uns im Laden vorstellte.
Schön, gleich zu Beginn ein freundliches Gesicht zu sehen.

Danach war ich aber zunächst einmal ein wenig erschlagen von den Menschenmassen und den Ausmaßen der Messehallen… So viele Bücher sieht man auch als Buchhändlerin selten auf einem Fleck.
Schön, daß Jakob und ich ein bißchen zusammen herumschlendern konnten und ich dann auch gleich ein paar nette Gespräche am Stand von weissbooks und beim fabelhaften Mare Verlag hatte.

Anschließend traf ich Tobias vom Buchrevier und Ilja von Muromez und zusammen schauten wir bei Vea Kaiser am KiWi-Stand vorbei.
Ihre ersten beiden Bücher habe ich damals unheimlich gern gelesen und aktuell leistet mir ihr neuster Roman Rückwärtswalzer Gesellschaft beim Pendeln. Auch menschlich war ich sofort beeindruckt von ihrem selbstbewussten Auftreten und ihrer netten, direkten Art.
Wir führten ein interessantes Gespräch darüber, wie Autorinnen in Interviews oft damit zu kämpfen haben, daß ihre Weiblichkeit ständig zum Thema gemacht wird. Sie selbst wird seit der Hochzeit immer wieder nach ihrem Kinderwunsch gefragt…
In meinem Freundeskreis gehen aktuell immer mehr Frauen auf die Barrikaden, weil sie diese Frage nicht mehr hören können. Wäre schön, wenn Vea ihre gepfefferte Meinung dazu irgendwann mal niederschreiben würde.
Mich hat sie jedenfalls sofort für sich eingenommen.

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Danach schaute ich bei Harald Kiesel vom 360 Grad Verlag vorbei.
Er verlegt wirklich wunderbare illustrierte Sachbücher, die – das wissen ja vielleicht einige von Euch – einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.
Auch hier muss ich sagen: tolle Bücher und ein toller Mensch der dahinter steht.
Er las mir aus dem Bilderbuch Mit Opa ist alles anders, das ich hier demnächst vorstellen möchte vor, in dem das Thema Demenz für Kinder greifbar gemacht wird.
Mein eigener Opa hatte sich vor seinem Tod schon komplett vergessen und so lagen Harald und ich uns irgendwann mit Tränchen in den Augen in den Armen…
Warum war ich nochmal so lange nicht auf Messen?
Die meisten Leute hier sind wirklich wunderbar!

Und weil mich kleine Verlage, die richtig hochwertige Bücher abliefern ja tausendmal mehr begeistern, als große, elitäre Verlage, bei denen man am Stand die Worte „ordinärer Buchhändler“ dreimal in unter einer Minute hört (und nein, ich nenne keine Namen) freute ich mich umso mehr auf mein Treffen mit Marianna vom Reisedepeschen Verlag.
Wer diesen Zweimann-Verlag, der unglaublich schöne Reise-Handbücher und Bildbände herausgibt noch nicht kennt, der sollte dringend mal einen Blick auf ihr Programm werfen.
Von Marianna lies ich mir von dem Abenteuer erzählen, das es ist, einen eigenen Verlag zu gründen und dann gleich nach dem ersten Weihnachtsgeschäft mit der KNV-Insolvenz klarkommen zu müssen.
Und natürlich über Schuppentiere! Denn ein Schuppentier sind nicht nur einfach fabelhaft, es ist auch das Verlagslogo von Reisedepeschen.

Danach ging es dann auch schon weiter zum Bloggertreffen von Klett-Cotta in der R10 Bar, wo mir der beste Schokoladenkuchen der Stadt versprochen wurde und meine Güte… Es war der beste Schokokuchen meines Lebens!
Dort las unter anderem die sympathische Elisabeth R. Hager aus ihrem Roman „Fünf Tage im Mai“ und ich traf so viele andere Blogger, denen ich zum Teil schon folge, seit ich das erste Mal einen Fuß in diese Gewässer gesetzt habe, daß mir immer noch der Kopf schwirrt.
Schön war es!

Nachdem ich mich schweren Herzens von dem Schokokuchen getrennt hatte, nicht ohne ihm zu versprechen, bald wieder zu kommen, brachen wir zur Tropen-Party auf, eigentlich ein Fußweg von fünf Minuten, der sich dank der Orientierung unserer Führer zu einer halbstündigen Nachtwanderung entwickelte.
Immerhin habe ich so auch noch etwas von Leipzig gesehen!

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Auf der Tropen-Party war es dann voll, voller, am vollsten. Trotzdem waren interessante Gespräche möglich, wenn auch das Atmen mit der Zeit schwierig wurde.
Also schnell die gute Silke eingepackt und zurück ins Hotel, schließlich stand mir ja noch ein weiterer Tag bevor.

Am Freitag stand schließlich auch einiges auf dem Programm…

Mittags lud Kiepenheuer und Witsch zur Lesung mit Vea Kaiser im schicken Kongresszentrum. In ihrem neuen Buch Rückwärtswalzer erzählt Vea von der Familie Prischinger und den drei fabelhaften Tanten, die den ganzen Tag mit Kochen und Backen verbringen. Schnell wurde klar, daß sie von ihrer eigenen Familie zu dieser Geschichte inspiriert worden war, denn ihre Tante Waldtraud hatte ihr acht Kilo „Kekse“ für den Notfall mitgegeben. Und mit „Kekse“ war hier keine staubige Angelegenheit gemeint. Wir sprechen hier von Rumkrapfen und Co! Der Schokoladenkuchen vom Vortag hatte durch Tante Waldtraud ernstzunehmende Konkurrenz bekommen!
Dazu dann noch Speckchips und Wein. Nein, darben mussten wir bei Vea Kaiser bestimmt nicht!
Nebenbei erzählte sie auf ihre lustige und charmante Weise aus ihrem Leben und „Rückwärtswalzer“. Ich war begeistert!

Gleich im Anschluß fand das Bloggertreffen des Diogenes Verlags statt. Mit dabei: Daniela Krien, deren Buch Die Liebe im Ernstfall ich ja hier schon vorgestellt habe und das mich sehr bewegt hat.
Nach einem kurzem Gespräch mit Daniela Krien schrieb sie mir eine sehr persönliche Widmung, die mir viel bedeutet, ins Buch. So eine nette Autorin!

Im Anschluß legten sich die Damen von Diogenes mächtig ins Zeug und priesen das kommende Programm so an, daß ich am liebsten jetzt schon jedes Buch daraus in Händen halten würde.

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Am Galiani Stand lauerte ich dann Kat Menschik auf, deren Illustrationen ich ja sehr liebe und die mir mein Exemplar von „Essen essen“ nicht nur signierte, sondern auch mit einem selbstgemachtem Stempel verschönerte.
Wahnsinnig lieb, trotz meiner – zugegebenermaßen – etwas frechen Störung.

Weiter ging es zu Max Schlegel vom Splitter Verlag.
Seit einiger Zeit tauschen wir uns ja per Mail über Graphic Novels aus, nun war es mir eine Freude, ihn endlich einmal persönlich kennenzulernen und darüber zu philosophieren, warum sich die Graphic Novel noch so schwer tut, als ernstzunehmende Kunstform anerkannt zu werden.
Überraschende Trivia: Margaret Atwood, ja genau… DIE Margaret Atwood ist ein begeisterter Comic-Fan und schreibt für ihre eigene Superhelden-Comic-Reihe „Angel Catbird“. Wusste ich vorher auch noch nicht!

Mein letzter Termin auf der Messe war ein spontanes Treffen mit Torsten Woywod vom Dumont Verlag, mit dem ich bisher nur per Mail und Instagram in Kontakt war.
Dabei redeten wir über ein gemeinsames Lieblingsthema: Bücher über Bücher, und ich horchte ihn ein wenig zu seinem ersten Roman aus, an dem er gerade fleißig schreibt.

Danach hieß es Abschied nehmen…
Auf dem Weg nach draußen plauderte ich noch mit einer völlig entkräfteten Nicci und freute mich so, Brösels treuen Gefährten Konrad Freiherr von Keks halten zu dürfen, daß ich ihn beinahe mitgenommen hätte.

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Zurück also nach Bayern, schließlich musste ich am Samstag wieder frisch wie der junge Morgen im Laden stehen.
Was bleibt ist ein großes Gefühl der Dankbarkeit, daß ich nun nach all den Jahren doch endlich mal wieder auf einer Buchmesse war und für all die netten Menschen, die mir begegnet sind.
Egal ob Verleger, Autoren, Verlagsmenschen, Journalisten und Blogger… es war eine absolute Bereicherung, mit Euch allen zu sprechen und so viele Meinungen und Geschichten zu hören.

Also nochmal ein großes DANKE an alle, die ich kennenlernen durfte.
Bis hoffentlich ganz bald mal wieder!

Eure Andrea