In vollen Zügen nach… Wien

In den Herbstferien wollte ich noch einmal reisen…
Dank Sprachschule und den Sommerferien, in denen mein Großer ja mit den Cousins in Griechenland war, hatte ich dieses Jahr noch gar keinen Urlaub mit beiden Kindern gemacht und dank Überstundenabbau hatte ich ohnehin in der Ferienwoche frei.
Doch die Planung gestaltete sich als schwierig. Urlaub in einem Familienhotel? – So kurzfristig unbezahlbar! Und alles andere, was ein paar halbwegs entspannte Tage versprochen hätte, lag zu weit weg…
Als ein paar Freunde erzählten, daß sie zu dieser Zeit nach Wien fahren würden, beschloss ich also kurzerhand die Jungs einzupacken und mitzufahren.

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Unsere erste Station lag dann schon auf dem Weg, nämlich der Fantasiana Erlebnispark Straßwalchen in der Nähe von Salzburg.
Ich mag diesen kleinen, inhabergeführten Freizeitpark wirklich gerne und versuche, immer wieder vorbeizukommen, wenn es sich ergibt.
Er war ursprünglich ein Märchenpark, doch im Laufe der Zeit entstanden immer mehr Attraktionen um die Märchen- und Wichtelwelt herum, sodass man inzwischen wirklich viel für jede Altersgruppe geboten bekommt.
Ein Highlight für mich ist immer Sindbads Abenteuerreise, ein Dark Ride, der uns in die Welt von tausendundeiner Nacht entführt, aber für kleine Kinder noch recht gruselig daherkommt.
Der Große liebt die Achterbahn, die (kein Witz!) von den Herstellern der MIR-Raumstation gebaut wurde. Offenbar ist der Markt für Weltraumstationen recht überschaubar, da macht ein zweites Standbein wohl Sinn.
Und mein Kleiner konnte vom Flyrosaurus gar nicht genug bekommen, einem Kettenkarussell, mit dem es 35 Meter nach oben geht. Bei Sonnenuntergang war die Aussicht wirklich spektakulär!
Abends war es überhaupt sehr schön im Park; viele Besucher hatten sich zu Halloween verkleidet und alles war sehr gruselig-stimmungsvoll geschmückt. Die Kinder rösteten Marshmallows über einer Feuerschale und waren rundum glücklich und entspannt. Das hat man tatsächlich in den wenigsten Freizeitparks, wobei ich wirklich betonen muss, wie unheimlich freundlich und engagiert die Mitarbeiter von Fantasiana sind, weshalb auch die ganze Atmosphäre sehr gelassen ist.
Schaut auf jeden Fall mal vorbei, wenn ihr in der Gegend seid!

Danach ging es weiter nach Wien. Die Kinder und ich schlummerten auf der Fahrt schon ein wenig und im Hotel fielen wir nur noch ins Bett und schliefen sofort ein.

Der nächste Tag begann dann erstmal mit einem sehr ausgiebigen, sehr reichhaltigem Frühstücksbuffet mit Livemusik. – Man gönnt sich ja sonst nichts!

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Danach ging es eigentlich weiter wie am Tag davor, nämlich mit Achterbahnen und Karussells am Wiener Prater.
Obwohl ich schön öfter in Wien war, hatte ich es noch nie hierher geschafft. Schade eigentlich, denn die Atmosphäre hat mir wirklich gut gefallen. Eigentlich ist es wie die Wiesn nur mit wesentlich weniger Alkohol. Da macht es auch mal Spaß über so ein großes Volksfest zu laufen.
Die Fahrgeschäfte hatten zum Teil sehr unterschiedliche Qualität; was mich allerdings schwer begeisterte war, daß die Attraktionen für die Kleinsten immer auch irgendwelche aberwitzigen Elemente hatten, die die Kinder gar nicht wirklich wahrgenommen, dafür aber bei den Erwachsenen für ungläubiges Staunen oder hochrote Köpfe gesorgt haben.
Hach, ich liebe diesen österreichischen Humor!

Der Favorit am Prater war aber wohl „Fluch der Piraten“, denn auch wenn diese Geisterbahn von außen vielleicht ein wenig unscheinbar daherkommt, lohnt es sich auf jeden Fall hineinzugehen!
Die Effekte, die dort benutzt werden, haben selbst die erfahrensten Freizeitparkgänger unter uns so noch nicht gesehen und für große Begeisterung gesorgt.

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Danach trafen wir uns noch mit einer Wiener Freundin, die uns mit auf eine kleine Stadtführung nahm.
Ich mag Sightseeing zwar sehr, aber mit Kindern im Schlepptau sind Städtereisen natürlich immer ganz schön anstrengend. Also kürzten wir hier ab, denn auch für den nächsten Tag hatten wir schon große Pläne.

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47 Meter große Pläne, um genau zu sein…
So hoch ist nämlich der alte Flakturm am Esterházypark, der das Haus des Meeres beherbergt.
Die Wiener Flaktürme abzureißen gestaltet sich als ziemlich schwierig, so dick sind die Mauern und mitten im Stadtgebiet zu sprengen ist wohl auch keine gute Idee, also hat man einfach ein riesiges Aquarium und Tropenhaus daraus gemacht, für das man sich gut und gerne den ganzen Tag freihalten kann.

Auf zehn Stockwerken kann man hier Meeresbewohner aus aller Welt bestaunen, aber auch allerhand Reptilien, Amphibien, Spinnen und sogar eine Kolonie Blattschneiderameisen, die sich in einem Röhrensystem über mehrere Stockwerke bewegen.

Im Tropenhaus, eine Art riesigem Wintergarten, kann man zwischen echten Bäumen auf Hängebrücken laufen und dabei Vögel und kleine Affen beobachten und auf der gegenüberliegenden Seite liegt ein weiterer verglaster Außenbereich: der Krokipark, in dem man Krokodile und Schildkröten von oben, oder (im Eingangsbereich) sogar von unten beobachten kann. Der Kleine war ganz hin und weg…

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Damit der Große am letzten Tag aber auch noch auf seine Kosten kam, schauten wir beim Heeresgeschichtlichen Museum vorbei, wo er unbedingt die Panzer im Garten sehen wollte. Ich erspare Euch das mal, aber das Gebäude ist wirklich unheimlich hübsch.

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Zum Schluß ging es dann endlich zu einer Station, die ich schon lange auf meiner Liste hatte, und die ich – nachdem die Wünsche der Kinder alle erfüllt waren – endlich ansteuern konnte.
Von Hartliebs Buchhandlung in der Währinger Straße hatte ich ja schon in Petra Hartliebs Büchern gelesen, nun wollte ich sie auch einmal im richtigen Leben sehen.
Zugegeben, ich hatte irgendwie angenommen, daß Petra Hartlieb ein bißchen übertreibt, wenn sie beschreibt wie voll und eng es im Weihnachtsgeschäft im Laden wird. Man kann auch in der größten Buchhandlung von München arbeiten und trotzdem hat man im Weihnachtsgeschäft oft das Gefühl in deiner Sardinendose zu leben, doch „Hartliebs Bücher“ ist wirklich so klein, wie in den Büchern beschrieben.

Trotzdem hat man hier auf engem Raum ein unheimlich großes Sortiment, was möglich ist, weil die Regale bis ganz unter die hohen Decken gehen. Selbst über Tür und Fenstern gibt es noch Bücherregale!
Und wie schaffen die Buchhändler*innen es, an all die Bücher heranzukommen? Indem sie auf deckenhohe Leitern klettern und das so schnell und behände, daß ich einerseites absolut begeistert und andererseits ziemlich nervös war.
Diese Leitern sind übrigens in Schienen an der Decke verankert, die dann zur passenden Stelle am Regal gezogen werden können. Das verlangt dann ein Tänzchen von Buchhändler, Kunde und Leiter, das ein wenig an eine Partie Tetris erinnert, bei dem alle aber gerne mitmachen, um an das gewünschte Buch zu kommen.
Überhaupt waren die Buchhändlerinnen, die an diesem Tag im Laden waren alle unheimlich nett und besonders gelungen finde ich auch das hartliebsche Werbemagazin. Dort empfehlen nämlich auf der Rückseite alle Kollegen Bücher zu verschiedenen Themen. So sieht man gleich, wer welchen Geschmack hat und kann dann gezielt mit den Buchhändlern ins Gespräch kommen, um sich noch weitere Tipps in diese Richtung geben zu lassen.
Was für eine schöne Art der Kundenbindung!

„Hartliebs Bücher“ hat mich sehr begeistert. Es muss wirklich schön sein, hier zu arbeiten, auch wenn es mir meine Angst zu fallen vermutlich schwer machen würde, für die Kunden in solche Höhen zu klettern.

Anschließend ging es auch schon wieder zurück nach Hause. Schade eigentlich, denn es gäbe noch so viel mehr zu erleben in Wien…
Vielleicht das nächste Mal dann wieder ohne Kinder und mit mehr Zeit, auch ein paar von Euch zu treffen.

Bis ganz bald,
Eure Andrea

Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

7 Kommentare zu „In vollen Zügen nach… Wien“

  1. „Offenbar ist der Markt für Weltraumstationen recht überschaubar, da macht ein zweites Standbein [nämlich Achterbahnbau für Weltraumstationbauer] wohl Sinn.“ Hihi, unter anderem für solche Sätze lese ich Deinen Blog so gern!😊 Klingt nach einer richtig schönen Reise! Lg, Sarah

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  2. Mega schöne Beschreibung von eurem Ausflug. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich selbst mit dabei. Und die Buchhandlung. Ach ja, da muss ich auch mal hin. Bei Beschreibungen von schönen, kleinen Buchhanlungen werde ich immer ganz sehnsüchtig. Denn so etwas fehlt in meiner Stadt nun wirklich.
    Liebe Grüße
    Marleen

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