Der Podcast im Juli

Der Podcast hält mich wirklich auf Trab!
Alles andere steht da momentan hintenan, aber aktuell habe ich gerade ein paar freie Tage, da wollte ich meine kleine Übersicht wieder einmal ergänzen.

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Franka Frei

Im Juli war die Autorin und Menstruationsaktivistin Franka Frei im Podcast zu Gast. Letztes Jahr hat sie mit ihrem Sachbuch „Periode ist politisch“ auf sich aufmerksam gemacht, dieses Jahr erschien ihr erster Roman „Krötensex“.
Das lieferte natürlich Unmengen an Gesprächsstoff: Wie wird man eigentlich Menstruationsaktivistin? Warum bluten wir, wenn wir die Pille nehmen und was hat die katholische Kirche damit zu tun? Und natürlich: Welches Amerika ist eigentlich das Bessere? – Die USA oder die Kleinstadt in Sachsen?

Frankas Buchtipps drehen sich alle um Feminismus und Genderidentität und sind allesamt unheimlich lehrreich, nämlich: „Das Patriarchat der Dinge“ von Rebekka Endler, „Ich bin Linus“ von Linus Giese und „Radikale Zärtlichkeit“ von Şeyda Kurt.

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Ab in den Urlaub!

Zur Sommerzeit sind dicke Schmöker ja immer perfekt, deshalb habe ich zwei Titel vorgestellt, die es inzwischen auch schon als Taschenbuch gibt und auch einen brandneuen Roman.
„Der große Sommer“ von Ewald Arenz ist eine wirklich schöne Coming of Age Geschichte, die vermutlich mein Highlight des Sommers war.
Mit „Ich bin Circe“ von Madeline Miller tauchen wir ab in die griechische Mythologie und „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ von Joël Dicker ist einfach der perfekte Krimi für heiße Sommernächte!

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Laura Karasek

Mein nächster Gast war eine Frau, die ich sehr bewundere: Laura Karasek ist Schriftstellerin, Anwältin, Moderatorin, Schauspielerin und tanzt eigentlich auf allen Hochzeiten.
„Als Frau musst du laut sein, um gehört zu werden!“, erzählte sie mir.
Ihr Roman „Drei Wünsche“ ist die Geschichte von drei Frauen, die versuchen, sich selbst zu verwirklichen, sei es im Beruf oder in der Beziehung und die dabei immer wieder auf Hindernisse stoßen.

Laura setzt sich sehr dafür ein, daß Frauen in der Literaturszene mehr Beachtung geschenkt wird. Tatsächlich haben wir uns Statistiken angeschaut und waren wirklich geschockt, wie selten Manuskripte von Frauen angefragt werden und wie die Geschlechterverteilung bei Literaturpreisen und in Rezensionen ist.
Laura liest aus diesen Gründen seit Jahren vorwiegend Romane von Frauen und setzt sich aktiv ein, diese mehr zu fördern.
Drei Titel, die sie in den letzten Monaten besonders begeistert haben, sind „Trennungsroman“ von Anna Brüggemann, „Wie man mit einem Mann unglücklich wird“ von Ruth Herzberg und die Anthologie „Schreibtisch mit Aussicht“ von Ilka Piepgras, in der Autorinnen wie Zadie Smith, Mariana Leky, Siri Hustvedt oder Sibylle Berg von ihren Schreibprozessen erzählen.

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Mehrfachmord im Handgepäck

Weil im Urlaub auch besonders gerne Krimis gelesen werden, habe ich mich durch die aktuellen Neuerscheinungen gelesen und drei Titel, bzw. Krimireihen gefunden, die mich sehr begeistert haben.
Mein Highlight war dabei wohl die „Achtsam Morden“-Reihe von Karsten Dusse, die einfach irre komisch, aber dennoch richtig spannend ist. Beim Lesen am See musste ich so laut lachen, daß ich schon besorgte Blicke kassiert habe.
Wer Sehnsucht nach Italien hat, dem kann ich die Romane von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo empfehlen. In „Der freie Hund“ und der Fortsetzung „Der Tintenfischer“ geht es um den Commissario Antonio Morello, einen gebürtigen Sizilianer, der nach Venedig versetzt wird, nachdem die Mafia ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hat. Neben einer spannenden Krimihandlung erfährt man wirklich viel über die Geschichte Italiens und der Mafia, die Besonderheiten der unterschiedlichen Regionen und die lokale Küche.
Wer dann noch nach einem klassischen Whodunit im Stil von Agatha Christie sucht, dem kann ich „Sommernacht“ von Lucy Foley sehr ans Herz legen.

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Niko Rittenau

Mein letzter Gast im Juli war der Ernährungswissenschaftler Niko Rittenau, der sich für vegane Ernährung einsetzt und mit gängigen Klischees aufräumt.
Ganz im Sinne seiner Bücher „Vegan-Klischee ade!“ und „Vegan ist Unsinn!“ nehmen wir uns Aussagen vor, mit denen Veganer häufig konfrontiert werden, zum Beispiel, daß auch Soja-Anbau schädlich für die Umwelt ist und klären, was es damit wirklich auf sich hat.

Nikos Buchempfehlungen sind: „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“ von Melanie Joy (bei dessen Lektüre mir die Lust auf Fleisch derart vergangen ist, daß ich seit inzwischen drei Monaten vegetarisch lebe), „How Not to Die“ von Dr. Michael Greger und „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari.

Alle Folgen findet ihr auf Spotify, Apple Podcasts und überall dort, wo es Podcasts gibt, zum Beispiel auch auf Google oder hier.

Der Podcast im Juni

Armer kleiner Blog! Die letzten Monate wurdest du wirklich stiefkindlich behandelt. Schuld daran war dein großer Bruder, der Podcast, der mehr von meiner Zeit in Anspruch genommen hat, als ich es mir hätte träumen lassen…

Hier also ein kurzes Lebenszeichen, um all denen, die den Podcast (noch) nicht abonniert haben zu erzählen, was in den vergangenen Monaten passiert ist.

„Seite an Seite“ startete ja 2019 als kleines, dilettantisches Wohnzimmerprojekt von mir und meinem lieben Freund Andi. 2020 kaufte uns Hugendubel den Podcast ab und wir produzierten von da an zwei Folgen pro Monat in einem schicken Studio.
Als Andi dann ausstieg, um seiner neuen Berufung zu folgen, übernahmen zuerst ein paar Kollegen und später dann der Comedian Max Osswald (sein erster Roman erscheint im Frühjahr bei DTV – Ich bin so stolz!) die Moderation mit mir. 
Ende des Jahres verabschiedeten wir uns in eine lange Winterpause, in der einige personelle Veränderungen stattfanden und der Podcast ein völlig neues Konzept bekam.

Die neue Idee: In Zukunft würde ich alle zwei Wochen mit prominenten Gästen aus Literatur, Film & Fernsehen, Musik und allen möglichen walks of life über die Bücher sprechen, die sie bewegt haben und in den Wochen dazwischen auch nochmal kurze, knackige Buchtipps zu bestimmten Themen geben oder über tolle Neuerscheinungen reden.

Was ich nicht bedachte: Als inzwischen einziger Host bedeutet das, daß ich bis zu 14 Bücher im Monat vorbereiten und mich in Themen einlesen muss, von denen ich davor zum Teil noch gar keine Ahnung hatte.
Zur Vorbereitung lese ich Interviews meiner Gäste, schaue mir ihre Filme an, höre ihre Lieder und Podcasts, gucke Dokumentationen über die Themen, über die sie schreiben, texte Skripte für die Folgen und lese, lese, lese…
Das ist natürlich unheimlich viel Arbeit, aber ich lerne gerade so unglaublich viel, arbeite mit ganz wunderbaren Menschen zusammen und habe die Chance, mich mit Leuten zu unterhalten, die ich sonst nur aus den Medien kenne.
Wie surreal ist das eigentlich?!

Ihr versteht also bestimmt, warum ihr in den letzten Monaten auf diesem Kanal nichts von mir gehört habt. Besonders während der Vorproduktion habe ich manchmal ganze Nächte lang durchgelesen.
Außerdem war ich eine Zeitlang ein wenig ratlos, wie ich die Formate, die ich sonst hier gepflegt habe, so umsetzen kann, daß ich die Folgen nicht spoilere.

Aus meinen Want to Read-Stapeln werden jetzt also Monatsrückblicke für den Podcast und in Zukunft wird es auch nicht von allen Büchern Bilder geben, weil ich mir angewöhnen musste, Titel auch mal online zu lesen oder als Hörbuch zu hören.

Ich hoffe aber, ihr freut euch über meine kurzen Zusammenfassungen und bekommt dabei Lust, euch die entsprechenden Folgen anzuhören.

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Sebastian Fitzek

Mein erster Podcast Gast sollte natürlich jemand sein, der jedem Leser ein Begriff ist. Dabei muss ich ganz ehrlich sagen, daß ich bis dahin noch kein Buch von Sebastian Fitzek gelesen hatte; ich bin einfach ein zu großer Angsthase, wenn es um Thriller geht. – Zum Glück hat er gerade seinen ersten Roman geschrieben!
„Der erste letzte Tag“ erzählt die Geschichte eines ziemlich verrückten Roadtrips, bei dem ich tatsächlich sehr oft lachen musste und am Ende doch ein paar Tränen in den Augen hatte.

Die Bücher, die Sebastian Fitzek am meisten beeinflusst haben waren „Die unendliche Geschichte“ (das Buch, das auch mich zur Leserin gemacht hat), „Das Schweigen der Lämmer“ und „Die Odyssee der Drehbuchschreiber“.
Außerdem erzählt Sebastian eine sehr persönliche und emotionale Geschichte über die Geburt seines Sohnes und warum er sich seitdem für einen Verein zum Thema „Frühgeburt“ einsetzt… Und als Bonus gibt er auch noch richtig gute Tipps für angehende Schriftsteller!

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Die besten Bücher zum Pride Month

Im Juni war ja Pride Month uns es war mir ein großes Anliegen, in meiner ersten Short Folge Bücher zu diesem Thema zu empfehlen.
Bei den Shorts achte ich immer darauf, daß wirklich für jeden etwas dabei ist, ganz egal, ob man anspruchsvolle Titel sucht oder einfach etwas Unterhaltsames für zwischendurch.

Die Titel, die ich ausgewählt habe, sind:
„Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski, eine sehr literarische schwule Liebesgeschichte, die im Polen der 1980er Jahre spielt.
„Und ich leuchte mit den Wolken“ von Sophie Bichon, eine wirklich süße Lovestory, die das Thema Pansexualität aufgreift und einem sofort Lust darauf macht, in den nächsten Zug nach Paris zu steigen.
Und zu guter letzt „Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ von T.J. Klune, ein fantastischer Roman, der mir die ganze Zeit ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat und der eine wirklich wunderbares Feelgood Buch ist.
Alle drei Romane sind übrigens own voices Geschichten.

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Julia Schnetzer

Mein zweiter Gast war die Meeresbiologin und Sciene Slammerin Dr. Julia Schnetzer, die mit ihrem sehr lehrreichen und unterhaltsamen Sachbuch „Wenn Haie leuchten – Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“ durch alle möglichen Talkshows tingelt und so begeistert von Haien, Delfinen und Mikroorganismen spricht, daß man sich sofort selbst eine Taucherflasche umschnallen und in einem Korallenriff tauchen will.
Dank ihres Buches habe ich wirklich erstaunliche Dinge über das Meer gelernt. Im Podcast unterhalten wir uns außerdem über den Schutz der Meere, wie man Menschen von Wissenschaft begeistern kann, wie wir mit Delfinen sprechen können und welcher Hai der niedlichste ist.

Julias Buchtipps waren (wenig überraschend) „Die letzten ihrer Art“ von Douglas Adams und Mark Carwardine und „Rendezvous mit einem Oktopus“ Sy Montgomery, aber sie liebt auch Fantasy-Romane und hatte „Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch im Gepäck.

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Nur noch kurz die Welt retten!

John Green, den wohl jeder von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ kennt, hat sein erstes Sachbuch veröffentlicht, nämlich „Wie hat ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“, in dem er sich alle möglichen zum Teil recht willkürlichen Errungenschaften der Menschheit nach einem 5-Sterne-System bewertet.
Grund genug, uns auch anzuschauen, wohin unsere Erde gerade steuert, nämlich mit „Wir sind das Klima!“ von Jonathan Safran Foer (gerade als Taschenbuch erschienen) und „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ von Frank Schätzing.
Beide Titel sind sehr anschaulich und zugänglich und beleuchten die Klimakrise aus ganz unterschiedlichen Winkeln.

Alle Folgen findet ihr übrigens auf Spotify, Apple Podcasts und überall dort, wo es Podcasts gibt und zum Nachhören ohne App auch noch einmal hier.

Neue Herausforderungen im Mai

Meine Leseliste und Leseplanung sind derzeit komplett aus dem Tritt geraten… Während manch andere dank des Lockdowns dutzende von Büchern pro Monat verschlingen, habe ich gerade mal ein einziges im April beendet. – Zwei, wenn man „Das kleine Gespenst“ mitzählt, das ich meinem Kleinen vorgelesen habe.
Wieder einmal war es das Pendeln, das mir fehlte, während in der Buchhandlung nur Notbetrieb herrschte und ich zu Hause saß, um dort wenigstens online zu beraten.
Es stellt sich eine ziemliche Lethargie ein, die immer wieder auf Aktionismus trifft, der aber noch darauf wartet, richtig durchstarten zu können; denn im Mai steht einiges an:
Nach einem halben Jahr Winterschlaf wird es bald wieder mit dem „Seite an Seite“-Podcast weitergehen! In dieser Staffel mit einem ganz neuen Konzept, das ziemlich ambitioniert ist und dafür sorgen wird, daß ich mich sehr auf den Lesegeschmack anderer Leute einstellen und auch außerhalb meiner üblichen Genres lesen muss. Trotzdem bin ich schon sehr gespannt darauf, was mich alles in der neuen Staffel erwartet. Sobald es einen fixen Starttermin gibt, werde ich es euch wissen lassen. 🙂
Das zweite Projekt, daß in den Startlöchern steht, ist die Renovierung meiner neuen Wohnung. Meine Eltern überlassen mir ihre alte Eigentumswohnung, was ich selber kaum fassen kann, mich aber auch einiges an Arbeitszeit und Geld kosten wird. Die Wohnung wurde Anfang der 1980er Jahre gebaut und ist seitdem nie wirklich renoviert worden, was sie zu einem (Alp-)Traum in dunkelbraun macht.
Da ich mir eine ordentliche Sanierung nicht leisten kann, werde ich also selbst Hand anlegen und auf das Beste hoffen!
Statt zu lesen habe ich mir deshalb in den letzten Wochen unzählige Video-Tutorials über Bad- und Küchensanierung angesehen und hoffe, ich bin auf dieses Abenteuer gut vorbereitet. Immerhin: Endlich kann ich meinem Vater beweisen, daß es sich doch gelohnt hat, damals in der Schule Werken als Hauptfach zu nehmen! 😉
Womit wir auch schon bei Projekt Nummer drei wären, denn die Renovierung würde ich wirklich gerne zum Anlass nehmen, um einen YouTube-Kanal zu starten. Dort könnte ich ein wenig darüber zu vloggen, was alles so bei mir passiert und natürlich auch von den Büchern zu erzählen, die ich gerade lese.
Ich hoffe, ich schaffe das alles gut unter einen Hut zu bringen, denn die Kinder, das Homeschooling und der Job haben natürlich die höchste Priorität.

Nachdem diesen Monat also wirklich viel auf mich zukommt und die Bücher, die ich für den Podcast lesen darf, noch auf dem Weg zu mir sind, habe ich mir für den Mai nicht besonders viel zusätzlich auf den Lesestapel gepackt.

Den Anfang macht „Aufregende Zeiten“ von Naoise Dolan, das ich aktuell als Hörbuch höre und das auf der Longlist des Women’s Prize for Fiction stand.
Darin geht es um Ava, eine junge Irin, die nach dem Studium nach Hongkong geht, um dort als Sprachlehrerin zu arbeiten.
Bisher erinnert mich die Geschichte sehr an „Normale Menschen“ von Sally Rooney, allerdings bringt die Szene der in Hongkong lebenden britischen Geschäftsleute und Banker einen wirklich spannenden Kosmos mit ins Spiel.

Ganz neu ist auch „Der Tod des Vivek Oji“ von Akwaeke Emezi, das wohl ebenfalls für den Women’s Prize for Fiction nominiert gewesen wäre, hätte es nicht eine Regeländerung gegeben, die inzwischen die Teilnehmerinnen dazu verpflichtet, Dokumente vorzulegen, die sie vor dem Gesetz als Frauen identifizieren. Das ermöglichte zwar die Teilnahme der Transfrau Torrey Peters, schließt die nicht-binären Autor:innen Akwaeke Emezi dieses Jahr allerdings aus (ja, ich habe das englische Pronomen they an dieser Stelle gnadenlos eingedeutscht), die 2019 noch für ihren Debütroman „Süßwasser“ nominiert gewesen waren.
Über das Buch selbst habe ich von englischsprachigen BookTubern nur Gutes gehört, auch wenn die Geschichte sehr traurig sein soll.

Ein weiteres neues Buch, auf das ich schon unheimlich gespannt bin, ist „Geisterwand“ von Sarah Moss. Bisher habe ich von der Autorin nur „Gezeitenwechsel“ gelesen, was mich sprachlich sehr beeindruckt hat, aber dessen Handlung mich nicht wirklich mitreißen konnte.
In dem recht dünnen Band „Geisterwand“ geht es um eine Gruppe Archäologen, die einen Sommer lang in einer nachgebauten Eisenzeit Siedlung leben wollen, um die damaligen Lebensbedingungen nachzustellen.
Sofort musste ich an die mehrteilige Doku „Das Steinzeit Experiment“ denken, in der sich zwei Familien mit einer handvoll Freunden auf eben genau so ein Abenteuer begeben, und die ich wirklich faszinierend fand.

Zu guter Letzt gibt es wieder ein neues Buch meiner absoluten Lieblingsillustratorin Kat Menschik: „Durch den wilden Kaukasus“.
Auf einem Wanderurlaub durch das georgische Swanetien hatte sie die Idee, die schönen Eindrücke zu bewahren und wählte für den zehnten Band ihrer Lieblingsbücher-Reihe klassische und moderne Texte aus, die von dieser Region erzählen. Das alles hat sie mit ganz wunderbaren Blumenbildern illustriert.
Große Liebe für dieses Projekt!

Wie sich meine eigenen Projekte diesen Monat entwickeln, darüber halte ich euch natürlich gerne auf dem Laufenden.
Drückt mir die Daumen, daß ich mich nicht komplett übernehme. 😉

Eure Andrea

Review: Ministerium der Träume

Letztes Jahr machte Hengameh Yaghoobifarah ja mit der taz-Kolumne „All cops are berufsunfähig“ von sich reden und spaltete damit das Land. Während Polizeigewerkschaften und der Bundesinnenminister Yaghoobifarah anzeigen wollten, feierten andere Schriftsteller den Text als gelungene Satire.
Ich persönlich fand die Reaktionen darauf eigentlich spannender, als den Text selbst. Yaghoobifarahs Debütroman hätte ich deshalb vermutlich nicht auf dem Schirm gehabt, hätte ich den irgendwie sehr sanft klingenden Titel „Ministerium der Träume“ nicht als einen starken Kontrast zu der frechen Schreibe der Autor:in empfunden. Meine Neugier war jedenfalls geweckt.

Als sie vom Tod ihrer geliebten Schwester Nushin erfährt, bricht für Nasrin eine Welt zusammen; immerhin sind die beiden ihr ganzes Leben lang zusammen durchs Feuer gegangen.
Sofort hat Nas das Gefühl, daß mehr hinter Nushs Tod stecken muss, als ein einfacher Autounfall, doch an Selbstmord können weder sie noch Nushins Tochter Parvin glauben. Als die Polizei der Autowerkstatt die Schuld an dem Unfall gibt, sind sich beide jedoch einig, daß sie auch diese Erklärung nicht nachvollziehen können.
Schnell jedoch muss Nas die Gedanken an den Tod ihrer Schwester zur Seite schieben und ein neues Leben beginnen, denn nun ist sie der Vormund ihrer 14-jährigen Nichte, die sie mit ihren Eskapaden ständig an ihre Grenzen bringt.

In Rückblenden erfahren wir vom Leben der beiden Schwestern, die als Kinder mit der Mutter vor dem Golfkrieg aus Teheran flohen, von der Ermordung des Vaters, dem Leben als Geflüchtete in Deutschland, von den ständigen Mikroaggressionen, denen die Mädchen ausgesetzt waren, bis hin zu Nasrins Vergewaltigung durch einen Neonazi.

Je länger Nas über ihre Schwester nachdenkt, desto klarer wird ihr, daß Nush ein Geheimnis vor ihr gehabt haben muss. Aber welches? Liegt der Schlüssel zu Nushins Tod irgendwo in der Vergangenheit der Schwestern?

„Ministerium der Träume“ ist ein unheimlich starkes Debüt, das mich sehr nachdenklich gemacht hat. Denn die Aggressionen, denen die Protagonist:innen aufgrund ihrer Herkunft ausgesetzt sind, waren eine Erfahrung für mich, an der ich zunächst ganz schön zu knabbern hatte.
Ich habe mich immer als einen sehr aufgeschlossenen Menschen gesehen, doch bei einigen Szenen in diesem Buch ertappte ich mich dabei, wie ich dachte: „Okay, ist das jetzt nicht zu dick aufgetragen? Kann es denn wirklich sein, daß eine Horde Neonazis eine Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund am helllichten Tag und an einem belebten Platz jagt, ohne daß jemand einschreitet? Kann es denn sein, daß sogar die Polizei wegschaut?“
Irgendwann wurde mir bewusst, wie sehr meine Gedanken den Aussagen männlicher Freunde ähnelten, wenn ich mit ihnen zum Thema „meetoo“ diskutierte: „Also, ich kann mir das gar nicht vorstellen…“ und „Ich kenne niemanden, der sowas tun würde!“
Als mir das klar wurde und ich aufhörte, ständig zu hinterfragen, ob die Geschichten, die Nasrin, Nushin und ihre Freund:innen erleben denn nun überzeichnet wären, begann ich mich auch an die Lichterketten zu erinnern, die nach rechtsextremen Anschlägen auf Asylbewerber Anfang der 1990er Jahre auch in meiner Stadt stattfanden, und zu denen mich meine Mutter damals mitnahm, ohne daß ich als Kind verstanden hätte, worum es ging.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf liegt das „Ministerium der Träume“ dann umso schwerer im Magen und ist gerade deshalb eine wirklich lohnende Lektüre, die mir die Realität, in der Menschen mit Migrationshintergrund leben, schonungslos vor Augen geführt hat.

Yaghoobifarahs Schreibstil ist in manchen Passagen recht derb, dann fast schon wieder poetisch. Schwankungen, die wohl zum Teil gewollt sind, die man aber häufig bei Debütromanen findet.
Das Ende kam mir ehrlich gesagt ein wenig zu abrupt. Ich wechselte mich immer wieder mit Lesen und dem Hören des Hörbuchs (übrigens ganz wunderbar eingelesen von Susan Zare) ab und wie es der Zufall so wollte kam ich während des Hörens zum Ende des Romans und musste mich dann zu Hause erst einmal davon überzeugen, daß nichts aus dem Buch fehlte.

Trotz dieser Kritikpunkte war „Ministerium der Träume“ ein Buch, das mich unheimlich beschäftigt und bereichert hat und der nächste Roman von Hengameh Yaghoobifarah wird definitiv auf meiner Leseliste landen.

Ach, April… (Heute mit einer sehr persönlichen Geschichte)

Ach, der April…
Das Wetter schwankt zwischen Tagen, die so warm sind, daß man kaum ohne Sonnenschirm auf dem Balkon sitzen kann und welchen mit Schneegestöber. Mein Kopf fühlt sich wie in Watte gepackt an, was vielleicht am Wetter liegt, oder auch daran, daß ich meine freie Woche nicht etwa mit dem pünktlichen zusammenschreiben meiner April-Bücher verbracht habe, sondern damit, meine Oma auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Meine Oma ist neunzig Jahre alt geworden und hatte ein recht erfülltes Leben, trotzdem fiel mir der Abschied schwer, weil wir uns im letzten Jahr nur zweimal sehen konnten.
An dem Tag, an dem wir meine Oma ins Pflegeheim brachten, waren wir alle traurig und ich versprach ihr, sie jede Woche zu besuchen. Am folgenden Wochenende wurde der erste Lockdown verhängt und so wurde nichts aus diesem Versprechen…
Natürlich war ich unheimlich froh, zu wissen, daß meine Großmutter gut versorgt wurde. Trotzdem: Gebrochene Versprechen – selbst wenn man nichts dafür kann – drücken sehr aufs Gemüt.
Im Sommer musste meine Oma für ein paar Tage ins Krankenhaus, wo mehr als nur eine Kontaktperson zugelassen war. Als ich sie dort besuchte, sagte sie mir, daß sie nur noch einmal gerne die Kinder sehen wollte. Es war Sommer, die Fallzahlen sanken und ich war naiv genug zu glauben, daß es kein Problem sein dürfte, meine Oma spätestens an Weihnachten zu uns zu holen. – Tja, ich war jung und dumm.
Als klar wurde, daß ich weder meine Oma aus dem Pflegeheim holen, noch meine Kinder hineinbringen konnte, begannen meine Mutter, die als Kontaktperson ins Pflegeheim durfte, die Pflegerinnen und ich einen Plan auszuhecken, daß meine Großmutter und meine Kinder sich doch noch einmal sehen konnten.
Letztendlich schafften wir es an Heiligabend, für ein paar Minuten zusammen  zu sein, wenn auch nur durch eine dicke Glasscheibe.
Ich weiß, daß viele den Kopf darüber schütteln, wie schwierig es ist, derzeit Treffen mit Personen in Pflegeeinrichtungen zu arrangieren, aber ich hatte immer absolutes Verständnis für die Vorsichtsmaßnahmen, die im Pflegeheim getroffen werden mussten. Dort sind eben nicht nur Menschen, die ohnehin nur noch ein Weihnachtsfest vor sich haben, das sie gerne mit ihrer Familie verbringen würden, sondern auch viele Patienten die nur in Kurzzeitpflege sind und auch die Pflegekräfte, die wirklich unglaubliche Arbeit leisten und die sich unfassbar lieb um meine Oma gekümmert haben.
Solche Menschen zu schützen darf man in dieser Situation nie aus den Augen verlieren.

Als dann letzte Woche die sogenannte „Sterbesituation“ eintrat, durften meine Mutter und ich dann auch auf die Station. Natürlich nicht ohne jeden Tag getestet zu werden.
Ich bin unheimlich dankbar, daß ich diese Tage noch mit meiner Oma verbringen konnte, auch wenn sie gegen Ende hin hauptsächlich schlief.
Ihre letzte Bitte an mich: „Immer schön die Blumen auf meinem Grab gießen.“ – Ach, Oma. Ja, mach ich.

Keine Ahnung, wie ich jetzt die Brücke zurück zu meinen April-Büchern schlagen soll, aber wie das Wetter, so hat auch mein Leseverhalten in der letzten Woche extrem geschwankt. Von 0 bis 300 Seiten an einem Tag war alles dabei, je nachdem, ob ich die Ablenkung dringend brauchte, oder ich meinen Gedanken nachgehangen bin.
Dementsprechend habe ich die Hälfte meines Aprilstapels dann auch schon gelesen.

Beginnen wir doch mit dieser Schönheit: „Frühling“ von Ali Smith.
Nach „Herbst“ und „Winter“ ist „Frühling“ der dritte Teil von Smiths Jahreszeitenquartett und während ich bei „Herbst“ ständig das Gefühl hatte, daß die Handlung an mir vorbeiplätscherte, habe ich „Winter“ regelrecht durchgesuchtet und nicht verstehen können, warum diese Frau noch keinen Literaturnobelpreis hat. – Vielleicht hört sich das jetzt übertrieben an, aber so etwas Kreatives und erzählerisch verspieltes habe ich selten gelesen.
Jetzt bin ich auf „Frühling“ gespannt. Für manche ist es der beste, für andere der schlechteste Teil des Quartetts. Mal sehen, in welche Richtung ich tendiere.

An den nächsten Romanen kommt man in diesem Frühjahr nicht vorbei: „Über Menschen“ von Juli Zeh und „Der große Sommer“ von Ewald Arenz.
„Über Menschen“ erinnert von Titel her natürlich sehr an „Unterleuten“ und auch dieses Buch handelt vom Stadt-Land-Gefälle, allerdings geht es hier auch um völlig neue Themen.
Wer sich vorher gefragt hat, in welchem Buch ich denn 300 Seiten am Stück gelesen habe: in „Über Menschen“!
Bald gibt es dann eine ausführliche Rezension von mir.
„Der große Sommer“ ist das neuste Buch von Ewald Arenz, der ja mit „Alte Sorten“ ein Buch geschrieben hat, das für viele Leser zum absoluten Lieblingstitel wurde. Ich muss ganz ehrlich sagen, daß ich „Alte Sorten“ noch gar nicht gelesen habe. – Vermutlich, weil die Erwartungshaltung inzwischen zu hoch ist. Wer kennt das nicht?
Wenn es dann hoffentlich bald wieder wärmer wird, werde ich mich aber definitiv dem „Großen Sommer“ widmen.

Zwei weitere Titel, die dieses Frühjahr in aller Munde sind, kommen aus dem KiWi Verlag: „Eurotrash“ von Christian Kracht und „Komplett Gänsehaut“ von Sophie Passmann.
Nach 25 Jahren hat Kracht mit „Eurotrash“ die Fortsetzung von „Faserland“ vorgelegt, welches ich damals am Anfang meiner Ausbildung als Hörbuch gehört (als Kassetten auf meinem knallgelben Walkman, während ich durch die Gegend geradelt bin, weil ich noch keinen Führerschein hatte) und leidenschaftlich gehasst habe!
Als Andi „Faserland“ im Seite an Seite-Podcast mit Leif Randts „Allegro Pastell“ verglich, konnte ich das nicht unterschreiben. „Allegro Pastell“ troff vor Ironie, während ich „Faserland“ furchtbar selbstgefällig fand.
Nun habe ich allerdings die leise Hoffnung, daß sich „Eurotrash“ selbst nicht so schrecklich ernst nimmt; der erste Absatz scheint das zumindest nahezulegen.

Ebenfalls knallgelb und als ganz großartiges Hörbuch kommt „Komplett Gänsehaut“ von Sophie Passmann daher. (Was für eine Überleitung!)
Ihre Titel „Alte weiße Männer“ und „Frank Ocean“ hat Sophie ebenfalls selbst eingesprochen und wurden von mir gehört und geliebt, „Komplett Gänsehaut“ fand ich dann als Hörbuch so unfassbar witzig und böse, daß ich auch unbedingt das Buch besitzen wollte.
Auch zu diesem Titel gibt es schon bald eine Rezension.

Zu guter Letzt gibt es noch eine wunderschöne neue Graphic Novel von Tillie Walden: „Auf einem Sonnenstrahl“.
Es geht um eine Crew von Weltraumruinen-Restauratoren, was sich zunächst erstmal recht seltsam anhört, aber in erster Linie für ein traumhaftes Setting sorgt. Es geht um Freundschaft, Liebe und die Suche nach uns selbst. Wie immer erzählt Tillie Walden jenseits von heteronormativen Erzählstrukturen und schreibt, bzw zeichnet sich damit einfach direkt in mein Herz.
Eine große Empfehlung für alle Fans von Graphic Novels!

Ich hoffe, es geht euch allen gut und ihr und eure Lieben kommt gut durch die Zeit.
Passt aufeinander auf und fühlt euch fest umarmt, wenn ihr gerade jemanden vermisst.

Alles Liebe,
Andrea

 

Mein Bold-Titel: „Die Neue“ von Harriet Walker + Gewinnspiel

Transparenz: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine bezahlte Kooperation mit dem dtv Verlag. Mir ist an dieser Stelle aber wichtig zu sagen, daß ich nicht daran teilgenommen hätte, wenn mich das Buch nicht auch wirklich überzeugt hätte. 🙂

Zehn Jahre lang hat sich Margot voll und ganz ihrer Karriere gewidmet und ihren absoluten Traumjob ergattert: Sie ist die Chefredakteurin einer bekannten Modezeitschrift.
Als sie schwanger wird, könnte ihr Glück kaum größer sein, immerhin erwartet auch ihre beste Freundin Winnie ein Baby. Während Margot sich um eine Elternzeitvertretung kümmert und dafür die junge und quirlige Maggie einstellt, zerbrechen aber die Träume der beiden Freundinnen vom geteilten Baby-Glück. Denn Winnie verliert ihren kleinen Sohn und bricht daraufhin den Kontakt zu Margot ab.
Auch als Margot ihre kleine Tochter zur Welt bringt, bleibt die große Euphorie aus. Schon bald ist sie mit dem Kind alleine zu Hause und weiß nur wenig mit sich anzufangen. Sie vermisst ihre beste Freundin und ihr altes Leben. Da hilft es wenig zu sehen, wie gut sich Maggie in Margots alten Job eingefunden hat und begeistert Fotos von ihren exklusiven Geschäftsreisen, Modeschauen und Partys mit den Kollegen auf Instagram postet.

Margot wird von Tag zu Tag nervöser: Kann es sein, daß Maggie ihre Stelle dauerhaft behalten möchte? Als Maggie dann auch noch beginnt, einen Freund von Margots Mann zu daten und Teil ihres Freundeskreises wird, fühlt sich Margot plötzlich immer mehr aus ihrem Leben herausgedrängt.
Zeitgleich wächst in ihr das Gefühl, beobachtet zu werden. Kann es sein, daß Winnie so eifersüchtig auf Margots Baby ist, daß sie bereit wäre, ein Geheimnis aus ihrer gemeinsamen Schulzeit ans Licht zu bringen, um ihr Leben zu zerstören?

Schon bald wird Margot immer panischer. Ist wirklich jemand hinter ihr und ihrer kleinen Tochter her oder wird sie langsam aber sicher verrückt?

Auf den ersten Blick wirkt „Die Neue“ von Harriet Walker wie ein Thriller der die klassischen Klischees bedient, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen!
Denn immer wieder wechselt die Erzählperspektive zwischen Margot, Maggie und Winnie und sorgt dafür, daß die Leser:innen ihre Annahmen ständig neu überdenken müssen.
Auch die Rivalität zwischen den Protagonistinnen lässt einen sofort an unzählige Thriller und Filme denken, in denen Frauen aufeinander losgehen, doch auch hier spielt die Autorin mit den Erwartungen der Leser und ohne zuviel verraten zu wollen, möchte ich nursagen, daß man bei diesem Buch keinen Thriller erwarten darf, der die typischen Klischees abhakt, sondern die Leser:innen immer wieder überrascht.

„Die Neue“ spricht viele Themen an, die mich selbst sehr beschäftigen und in denen ich mich wiederfinden konnte: Die Schwierigkeit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, Rivalität im Job, Freundschaften, die zerbrechen, sobald sich die Lebensumstände verändern,…
Über all das musste ich noch lange, nachdem ich „Die Neue“ gelesen hatte, nachdenken. Deshalb kann ich dieses Buch wirklich nur wärmstens empfehlen!

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Wenn ich euch jetzt Lust auf „Die Neue“ gemacht habe, dann habt ihr jetzt  auch gleich noch die Möglichkeit, eins von drei Exemplaren zu gewinnen.

Und so geht’s:
Folgt meinem Blog und/oder Instagram-Account, liked diesen Beitrag und schreibt mir in einem Kommentar, worauf es euch bei einem guten Thriller ankommt.
Wer auf dem Blog und auf Insta abonniert, liked und kommentiert hüpft sogar zweimal in den Lostopf.
Das Gewinnspiel läuft bis zum Mittwoch, dem 24.03.2021.
Am Donnerstag, dem 25.03.2021 wird ein Gewinner ausgelost.
Das Buch wird dem Gewinner dann direkt von dtv zugeschickt.
Ich drücke euch allen die Daumen!

Teilnahmebedingungen:
Verlost werden jeweils 3 Exemplare von „Die Neue“ von Harriet Walker.
An der Verlosung dürfen alle volljährigen Abonnenten des „Lesen… in vollen Zügen“-Blogs und/oder des Instagram-Accounts teilnehmen. 
Um an der Verlosung teilzunehmen, müsst ihr lediglich bis Mittwoch, den 24.03.2021 um 23:59 Uhr einen Kommentar unter diesem Blogbeitrag oder Instagram-Post schreiben. 
Verlost wird der Gewinn am Donnerstag, dem 25.03.2021.
Die Gewinner werden durch die zufällige Ziehung unter allen Teilnehmern, die rechtzeitig einen Kommentar dalassen, ermittelt und von mir per E-Mail oder Direktnachricht über den Gewinn informiert.
Mit der Teilnahme am Gewinnspiel willigen ihr in die Erhebung und Verwendung  eurer E-Mail-Adresse ein. Diese personenbezogenen
Daten werden zur Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben, gespeichert und verarbeitet, um euch im Falle eines Gewinns zu
benachrichtigen. Eine Weitergabe der Daten an Dritte findet nicht statt, ausgenommen davon ist jedoch die Übermittlung der Adresse des Gewinners an den dtv Verlag, der das Buch direkt an den Gewinner versendet.
Ihr könnt die Einwilligungen jederzeit durch eine Nachricht an mich widerrufen. Eure Daten werden anschließend gelöscht.

Review: Die Mitternachtsbibliothek

Als Teenager hat Nora die besten Chancen, um später einmal ein erfolgreiches Leben zu führen: Sie ist unheimlich intelligent, eine Einser-Schülerin, außerdem ist sie musisch sehr begabt und eine begeisterte Schwimmerin.
Doch nach und nach wirft sie alles in ihrem Leben hin.
Das Schwimmen gibt sie, trotz Goldmedaillen in wichtigen Wettkämpfen auf, später verlässt sie die Band, die sie gemeinsam mit ihrem Bruder und einem Freund gegründet hat, kurz bevor sie einen Vertrag bei einem großen Musiklabel unterzeichnen, auch ihren Verlobten verlässt sie kurz vor der Hochzeit. Statt als Akademikerin arbeitet sie nun Teilzeit in einem kleinen Musikladen.

Seit Jahren fühlt sich Nora als Versagerin, nimmt Antidepressiva und hat kaum noch Kontakt zu ihrem Bruder oder Freunden von früher. Als sie dann auch noch ihren Job verliert und ihr geliebter Kater stirbt, sieht sie keinen Sinn mehr im Leben und beschließt, es zu beenden.

Doch anstatt im Jenseits, landet Nora an einem Zwischenort, der sich die Mitternachtsbibliothek nennt; einem fantastischen Raum, voll mit Millionen von Büchern, in dem ihr die alte Bibliothekarin aus ihrer Schulzeit erklärt, daß jedes Buch ein alternatives Leben enthält, also eines, das sie gelebt hätte, wenn sie sich in bestimmten Situationen anders entschieden hätte.
Die Bibliothekarin verspricht Nora, daß sie gerettet werden kann, wenn sie ein Leben findet, in dem sie wirklich glücklich ist. Nur dann darf sie in dieser Realität bleiben.

Fasziniert beginnt Nora zu lesen und wird in die verschiedenen Leben, die ihr alle offengestanden hätten, hineingezogen.
Wie würde ihr Leben aussehen, wenn sie ihren Verlobten nicht verlassen hätte?
Was, wenn sie mit ihrer besten Freundin nach Australien gezogen wäre?
Nach und nach durchlebt Nora alternative Realitäten, die sie sich nie erträumt hätte. Sie wird zum gefeierten Rockstar, zur Polarforscherin und zur Olympiasiegerin. Doch keins dieser Leben kann Nora wirklich erfüllen.
Wird sie es schaffen, eine alternative Realität zu finden, in der sie bleiben kann, bevor es zu spät ist?

„Die Mitternachtsbibliothek“ war das erste Buch von Matt Haig, das ich gelesen habe. Zuvor wusste ich nur, daß er wohl selbst mit klinischer Depression zu kämpfen hatte und diese Erfahrungen mitunter in seinen Büchern verarbeitet. Da seine Romane aber eher den Ruf haben, Feelgood-Titel zu sein, befürchtete ich, daß mir das Ganze ein wenig zu kitschig werden könnte. 
Trotzdem wollte ich seinem neusten Roman gerne eine Chance geben.

Ein bißchen trafen meine Befürchtungen dann auch zu. Man ahnt eigentlich schon beim Lesen des Klappentextes, welchen Ausgang die Geschichte nehmen wird; auf einen überraschenden Plottwist wartet man vergebens.
Außerdem ist Nora eine Heldin, mit der ich mich nur schwer identifizieren konnte. Dazu hat sie einfach ein zu großes Skillset, das ihr wohl in erster Linie mitgegeben wurde, um eine möglichst große Bandbreite von alternativen Realitäten durchzuspielen. Doch die wenigsten Menschen sind nicht nur überdurchschnittlich intelligent, sondern auch noch geniale Singer- Songwriter und obendrauf noch Hochleistungssportler.
Diese „Du kannst alles sein, was du willst, wenn du nur fest an dich glaubst und deine Träume lebst!“-Mentalität empfinde ich einfach als ungesund. Nicht jeder kann sich für eine Olympiade qualifizieren, nicht jeder kann eine Koryphäe auf seinem Gebiet werden. Natürlich macht es Spaß, diese Extreme mit der Protagonistin zu durchleben, aber ich finde, das macht es auch schwer, mich selbst in Nora zu sehen.

Trotzdem hat es mir durchaus Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, auch wenn mich die Handlung zu keiner Sekunde wirklich überrascht hat.
Matt Haig scheint sein Handwerk einfach zu verstehen und weiß, wie er die Spannung trotz eines Plots aufrechterhält, der eher an eine dieser „inspirierenden“ Geschichten erinnert, die gerne als Kettenbrief versandt werden.
„Die Mitternachtsbibliothek“ ist für mich kein absolutes must read, aber eine gute Adresse für alle, die Lust auf ein spannendes Gedankenexperiment mit einer guten Dosis wholesomeness haben.

Review: Winter

Nachdem Ali Smiths Jahreszeitenquartett ja im englischsprachigen Raum große Erfolge gefeiert hat und auch diverse BookTuber aus dem Schwärmen nicht mehr herausgekommen sind, wollte ich diese Bücher so sehr lieben, wie alle anderen, doch der erste Teil „Herbst“ ließ mich etwas ratlos zurück.
Natürlich beeindruckte mich Smiths unheimlich dichter Erzählstil, doch ich hatte oft das Gefühl, der Handlung, die oft auf verschiedenen Metaebenen geführt wurde, nicht immer folgen zu können.
Deshalb war ich ein wenig hin- und hergerissen, ob ich denn nun beim Jahreszeitenquartett weiterlesen sollte. Als mir dann aber „Winter“ eher unerwartet in die Hände fiel, dachte ich: „Das ist ein Zeichen. Du solltest dem ganzen noch eine Chance geben!“.
Diese Chance habe ich definitiv nicht bereut, denn „Winter“ hat mich quasi im Alleingang aus einer schlimmen lockdownbedingten Leseflaute herausgerissen.

Arthur, genannt Art, ist ein relativ erfolgreicher Nature Writing Blogger. Doch  was die wenigsten wissen ist, daß all die stimmungsvollen Beiträge, in denen er von seinen Erlebnissen in der Natur berichtet und die er auf „Art in Nature“ teilt, allesamt frei erfunden sind.
Daß Art ein ziemlicher Blender ist, bringt seine Freundin Charlotte eines Tages derart in Rage, daß sie ihm nicht nur den Laufpass gibt, sondern auch noch seinen Laptop zerstört, seinen Twitter Account hackt und in seinem Namen einen Shitstorm nach dem anderen auslöst.
Um Charlotte nicht wenigstens auch noch die Befriedigung zu geben, am Heiligabend alleine bei seiner Mutter auftauchen zu müssen, heuert Art kurzentschlossen eine junge Frau namens Lux an, die er an einer Bushaltestelle kennenlernt. Die soll beim gemeinsamen Weihnachtsessen als Charlotte auftreten, doch als das vorgebliche Paar im Landhaus von Arts Mutter Sophia eintrifft, finden sie die ältere Frau in einem ziemlich desolaten Zustand vor.
Lux überredet Art Sophias Schwester, seine Tante Iris, anzurufen und um Hilfe zu bitten, doch Art ahnt, daß dies eine schlechte Idee sein könnte; immerhin haben die beiden Schwestern seit dreißig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen.

Sophia kämpft derweil mit ihren eigenen Dämonen, beziehungsweise der Halluzination eines Kopfes, der sie ständig verfolgt. Als also ihr Sohn, seine Freundin und ihre Schwester plötzlich alle in ihrem Haus auftauchen, ist sie alles andere als glücklich über diesen Weihnachtsbesuch…

In Rückblenden erfahren wir auch vom Leben der beiden Schwestern, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Sophia, die sehr konservative Ansichten hat und sich mit ihrem ererbten Reichtum Sonderbehandlungen erkauft und Iris, die ihr Leben lang in Kommunen gelebt hat und nun in den Auffanglagern im Mittelmeerraum unterwegs ist, um den Geflüchteten dort zu helfen.

Ali Smiths Jahreszeitenquartett ist ein Kommentar auf die politischen Entwicklungen in der Welt und im Besonderen in Großbritannien.
So ist beispielsweise Sophias riesiges Landhaus, in dem sie angeblich keinen Platz für die Verwandten hat und sie stattdessen bittet, in der Scheune zu übernachten, eine unverhohlene Kritik an der britischen Flüchtlingspolitik oder Charlotte, die mit den Falschmeldungen, die sie auf Arts Plattformen verbreitet, eine Anspielung auf Fake News und Alternative Facts, die ein unerwartetes Eigenleben entwickeln.

Wie andere Werke von Smith strotzt „Winter“ nur so von politischen, aber auch literarischen und mythologischen Anspielungen und Wortspielen, die man vielleicht manchmal in der deutschen Übersetzung nicht sofort begreift, über die man sich jedoch unheimlich freut, wenn sie einem dann doch ins Auge stechen.

Auch stilistisch hat mich Ali Smith hier noch einmal sehr begeistern können. Immer wider benutzt sie erzählerische Kniffe, die ich so noch nie gelesen habe, wie beispielsweise als sich Art und Lux kennenlernen und sich derart fremd sind, daß man zuerst Arts Teil des Dialoges liest und danach dann Luxs Antworten und man sich das Gespräch im Kopf zusammenpuzzeln muss, was ich unheimlich kreativ und witzig fand.

Während ich also nach der Lektüre von „Herbst“ noch etwas unentschlossen war, bin ich nun nach „Winter“ absolut begeistert von Ali Smiths Romanreihe und freue mich schon sehr auf „Frühling“, den dritten Teil des Quartetts, der Ende des Monats erscheinen wird.
Die einzelnen Bände bauen übrigens inhaltlich nicht aufeinander auf. Angeblich sollen die Protagonisten der verschiedenen Bände zwar im letzten Band „Sommer“ auftauchen, die Reihenfolge davor kann jeder Leser aber selbst wählen.

Meine Rezension von „Herbst“ findet ihr übrigens hier:

Review: Herbst

 

Neuer Lesestoff im März

Ich bin wirklich gespannt, wie sich dieser Monat entwickelt.
Der Kleinste darf ja schon wieder in den Kindergarten, während der Große weiterhin Distanzunterricht hat und ich in den letzten Wochen wieder zum Mathe-Ass werden musste, um Extremwertbestimmungen bei Termen korrigieren zu können. 😉
Vielleicht kann ich diesen Monat auch wieder anfangen, zu arbeiten. – Nachdem ich nun seit Anfang Dezember nicht mehr im Laden war, wäre das auch einmal wieder schön.

Während ich den Novitäten-Frühling 2020 ja eher mau fand, bietet dieses Jahr eine ganze Reihe an Highlights auf, auf die ich mich schon sehr freue.

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Beginnen wir mit zwei Titeln, an denen man derzeit auf Instagram gar nicht vorbeikommt und die ich auf BookBeat bereits gehört habe oder gerade höre: „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo und „Ministerium der Träume“ von Hengameh Yaghoobifarah.

„Kim Jiyoung“ war ein Sensationserfolg in Südkorea und hat sich inzwischen zum weltweiten Phänomen entwickelt. Warum das so ist, versteht man schnell, wenn sich mit dem Stoff beschäftigt; denn auch wenn der Schreibstil sehr schnörkellos und an manchen Stellen fast schon sachbuchhaft daher kommt, ist die Erzählung vom Leben einer typischen südkoreanischen Frau, deren Alltag von misogynen Mikroaggressionen geprägt ist, extrem bedrückend und doch gar nicht einmal so weit von der Lebensrealität westlicher Frauen entfernt, auch wenn vieles, das Kim Jiyoung in diesem Roman auf den Kopf zu gesagt wird hierzulande vielleicht eher hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird.

Hengameh Yaghoobifarah haben ja letztes Jahr mit ihrem umstrittenen Artikel „All cops are berufsunfähig“ eine ziemliche Kontroverse ausgelöst. Mich persönlich hat die Kolumne – wenn man sie aufs rein stilistische runterbricht – nicht besonders angesprochen und vermutlich hätte ich ihren Debütroman nicht wirklich auf dem Schirm gehabt, wäre nicht der irgendwie fast schon verträumt wirkende Titel für mich im starken Kontrast zu der rotzfrechen Schreibe des taz-Artikels gestanden.
So war ich dann aber doch recht neugierig und höre „Ministerium der Träume“ derzeit auf meinen Spaziergängen.
Die Geschichte erzählt von Nasrin, deren Schwester bei einem Verkehrsunglück ums Leben kommt. Ein Unfall oder doch Selbstmord?
Während Nasrins Gedanken immer wieder darum kreisen, was wohl mit ihrer Schwester passiert ist, muss sie sich nun auch um deren 14-jährige Tochter kümmern…

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Weiter geht es mit zwei Büchern von Autorinnen, die mich bereits mit ihren Debütromanen begeistert haben.

Raphaela Edelbauer war 2019 für ihr Debüt „Das flüssige Land“ für den Deutschen Buchpreis nominiert. Darin geht es um eine Stadt, die nach und nach von einem riesigen Loch verschluckt wird: Kafka meets Schildbürger.
In „Dave“ geht es nun um künstliche Intelligenz, was mich sofort an Ian McEwans „Maschinen wie ich“ denken lässt.

Megan Hunter hat mich bereits mit ihrem äußerst lyrischem Buch „The End We Start From“ („Vom Ende an“) in ihren Bann geschlagen.
In „Die Harpyie“ erfährt die Protagonistin Lucy, daß sie von ihrem Mann betrogen wird. Um die Beziehung zu retten, trifft man die Entscheidung, daß Lucy ihren Mann dreimal bestrafen darf…
„Die Harpyie“ hört sich für mich beinahe wie ein bitterböses Märchen an. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf!

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Zu guter Letzt liegen noch zwei spannungsgeladene Titel auf meinem Märzstapel: „Das Geheimnis von Zimmer 622“ und „Die Neue“.

Joël Dickers Bücher waren für mich bisher immer die perfekte Mischung aus Krimi und literarischem Genuß; in seinem vierten Roman hat er sich nun selbst zum Protagonisten gemacht.
Hier macht Joël Dicker Urlaub in einem Schweizer Hotel, in dem es zwar einen Raum 621a, aber keinen mit der Nummer 622 gibt. Was steckt wohl dahinter, fragen sich er und seine Zimmernachbarin schon bald und beginnen zu recherchieren…

„Die Neue“ von Harriet Walker ist dagegen ein waschechter Thriller, in dem nichts so ist, wie es scheint.
Ich habe bereits letztes Jahr das englische Manuskript gelesen, da „Die Neue“ mein bold-Patenbuch ist und ich euch im Lauf des Monats – und besonders zum Erscheinen am 18. März – ausführlich davon berichten werde.
Nur soviel sei schonmal verraten: An sich greife ich ja eher selten zu Thrillern, weil mir die Charaktere oft zu eindimensional sind. In „Die Neue“ haben wir es aber mit unheimlich ausgefeilten Charakteren und wechselnden Blickwinkeln zu tun, die den Leser ständig seine Vermutungen ändern lassen müssen.

Kennt ihr schon den ein oder anderen Roman auf meinem Märzstapel und auf welche Titel freut ihr euch in diesem Monat?
Ich wünsche euch eine gute Zeit.

Bleibt alle gesund,
eure Andrea

Review: Vati

Eines meiner liebsten Bücher des letzten Jahres war Monika Helfers autobiografischer Roman „Die Bagage“, in dem sie der Familie ihrer früh verstorbenen Mutter ein Denkmal setzt.
Darin beschreibt sie das harte Leben am Rande eines kleinen Bergdorfes zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Während wir in „Die Bagage“ von Monika Helfers Großeltern, den Tanten und Onkeln und den mysteriösen Umständen erfahren, unter denen ihre Mutter gezeugt wurde, stellt sie in „Vati“ nun ihren Vater in den Mittelpunkt ihres neusten Romans.

Im Zweiten Weltkrieg verliert Josef Helfer ein Bein, doch im Lazarett lernt er eine junge Krankenschwester kennen, die ihm kurz darauf einen Heiratsantrag macht. Er stammt, wie seine zukünftige Frau, aus ärmlichsten Verhältnissen, doch er träumt von einem besseren Leben.
Als ihm nach dem Krieg der Posten als Leiter eines Kriegsopfer-Erholungsheims angeboten wird, zieht er mit seiner Familie auf die Tschengla, einem Hochplateau in den Bergen, wo Kriegsinvalide zur Ruhe kommen können.

Monika, ihre Schwester und der kleine Bruder wachsen in der idyllischen Welt des Berghofes auf, in dem sich ihr Vater seiner Leidenschaft, der Literatur widmet, den Besuchern aus Klassikern vorliest und im Lauf der Jahre sogar eine beachtliche Bibliothek zusammenträgt.

Doch bald schon folgt eine Katastrophe auf die nächste; als das Kriegsopfer-Erholungsheim in ein Hotel umgewandelt werden soll, lässt der Vater die Bibliothek nach und nach verschwinden und begeht einen Selbstmordversuch, als die ganze Sache aufzufliegen droht, die Mutter erkrankt an Krebs und stirbt bald darauf, der Vater verschwindet und die Geschwister werden bei Tanten untergebracht, wo sie die Idylle der Berge gegen eine viel zu kleine, verrauchte Arbeiterwohnung in Bozen eintauschen müssen.
Doch die Bagage hält zusammen und sorgt dafür, daß der Schwager und seine Kinder wieder Halt im Leben finden…

Auch wenn Monika Helfer ihren Vater deutlich besser kannte, als ihre Mutter, merkt man schnell, daß auch er eine Leerstelle in ihrem Leben war, denn die Beweggründe für sein Handeln lassen sich oft nur schwer nachvollziehen.
Gemeinsam mit ihrer Stiefmutter und den Schwestern versucht sie, die Fragen die sie ihrem Vater nie gestellt hat, zu klären und zeichnet dabei das Bild eines Mannes, der so viel Leidenschaft zur Literatur besaß, daß er darüber manchmal das wirkliche Leben vergaß.

Während „Die Bagage“ mit unheimlich starken Charakteren aufwartet, ist „Vati“ ein deutlich stilleres Familienporträt. Trotzdem hat mich auch dieser Teil von Monika Helfers Autobiografie begeistert, was an ihrem einzigartigem, unaufgeregtem und trotzdem tiefgründigem Schreibstil liegt, aber auch daran, daß wir die Figuren, die wir bereits im ersten Teil kennen und lieben gelernt haben, hier wiedertreffen dürfen.

Beide Bücher sind eine Hymne auf die Familie der Erzählerin, die ich nur empfehlen kann.

Meine Rezension von „Die Bagage“ findet ihr übrigens hier:

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Review: Die Bagage