Neue Herausforderungen im Mai

Meine Leseliste und Leseplanung sind derzeit komplett aus dem Tritt geraten… Während manch andere dank des Lockdowns dutzende von Büchern pro Monat verschlingen, habe ich gerade mal ein einziges im April beendet. – Zwei, wenn man „Das kleine Gespenst“ mitzählt, das ich meinem Kleinen vorgelesen habe.
Wieder einmal war es das Pendeln, das mir fehlte, während in der Buchhandlung nur Notbetrieb herrschte und ich zu Hause saß, um dort wenigstens online zu beraten.
Es stellt sich eine ziemliche Lethargie ein, die immer wieder auf Aktionismus trifft, der aber noch darauf wartet, richtig durchstarten zu können; denn im Mai steht einiges an:
Nach einem halben Jahr Winterschlaf wird es bald wieder mit dem „Seite an Seite“-Podcast weitergehen! In dieser Staffel mit einem ganz neuen Konzept, das ziemlich ambitioniert ist und dafür sorgen wird, daß ich mich sehr auf den Lesegeschmack anderer Leute einstellen und auch außerhalb meiner üblichen Genres lesen muss. Trotzdem bin ich schon sehr gespannt darauf, was mich alles in der neuen Staffel erwartet. Sobald es einen fixen Starttermin gibt, werde ich es euch wissen lassen. 🙂
Das zweite Projekt, daß in den Startlöchern steht, ist die Renovierung meiner neuen Wohnung. Meine Eltern überlassen mir ihre alte Eigentumswohnung, was ich selber kaum fassen kann, mich aber auch einiges an Arbeitszeit und Geld kosten wird. Die Wohnung wurde Anfang der 1980er Jahre gebaut und ist seitdem nie wirklich renoviert worden, was sie zu einem (Alp-)Traum in dunkelbraun macht.
Da ich mir eine ordentliche Sanierung nicht leisten kann, werde ich also selbst Hand anlegen und auf das Beste hoffen!
Statt zu lesen habe ich mir deshalb in den letzten Wochen unzählige Video-Tutorials über Bad- und Küchensanierung angesehen und hoffe, ich bin auf dieses Abenteuer gut vorbereitet. Immerhin: Endlich kann ich meinem Vater beweisen, daß es sich doch gelohnt hat, damals in der Schule Werken als Hauptfach zu nehmen! 😉
Womit wir auch schon bei Projekt Nummer drei wären, denn die Renovierung würde ich wirklich gerne zum Anlass nehmen, um einen YouTube-Kanal zu starten. Dort könnte ich ein wenig darüber zu vloggen, was alles so bei mir passiert und natürlich auch von den Büchern zu erzählen, die ich gerade lese.
Ich hoffe, ich schaffe das alles gut unter einen Hut zu bringen, denn die Kinder, das Homeschooling und der Job haben natürlich die höchste Priorität.

Nachdem diesen Monat also wirklich viel auf mich zukommt und die Bücher, die ich für den Podcast lesen darf, noch auf dem Weg zu mir sind, habe ich mir für den Mai nicht besonders viel zusätzlich auf den Lesestapel gepackt.

Den Anfang macht „Aufregende Zeiten“ von Naoise Dolan, das ich aktuell als Hörbuch höre und das auf der Longlist des Women’s Prize for Fiction stand.
Darin geht es um Ava, eine junge Irin, die nach dem Studium nach Hongkong geht, um dort als Sprachlehrerin zu arbeiten.
Bisher erinnert mich die Geschichte sehr an „Normale Menschen“ von Sally Rooney, allerdings bringt die Szene der in Hongkong lebenden britischen Geschäftsleute und Banker einen wirklich spannenden Kosmos mit ins Spiel.

Ganz neu ist auch „Der Tod des Vivek Oji“ von Akwaeke Emezi, das wohl ebenfalls für den Women’s Prize for Fiction nominiert gewesen wäre, hätte es nicht eine Regeländerung gegeben, die inzwischen die Teilnehmerinnen dazu verpflichtet, Dokumente vorzulegen, die sie vor dem Gesetz als Frauen identifizieren. Das ermöglichte zwar die Teilnahme der Transfrau Torrey Peters, schließt die nicht-binären Autor:innen Akwaeke Emezi dieses Jahr allerdings aus (ja, ich habe das englische Pronomen they an dieser Stelle gnadenlos eingedeutscht), die 2019 noch für ihren Debütroman „Süßwasser“ nominiert gewesen waren.
Über das Buch selbst habe ich von englischsprachigen BookTubern nur Gutes gehört, auch wenn die Geschichte sehr traurig sein soll.

Ein weiteres neues Buch, auf das ich schon unheimlich gespannt bin, ist „Geisterwand“ von Sarah Moss. Bisher habe ich von der Autorin nur „Gezeitenwechsel“ gelesen, was mich sprachlich sehr beeindruckt hat, aber dessen Handlung mich nicht wirklich mitreißen konnte.
In dem recht dünnen Band „Geisterwand“ geht es um eine Gruppe Archäologen, die einen Sommer lang in einer nachgebauten Eisenzeit Siedlung leben wollen, um die damaligen Lebensbedingungen nachzustellen.
Sofort musste ich an die mehrteilige Doku „Das Steinzeit Experiment“ denken, in der sich zwei Familien mit einer handvoll Freunden auf eben genau so ein Abenteuer begeben, und die ich wirklich faszinierend fand.

Zu guter Letzt gibt es wieder ein neues Buch meiner absoluten Lieblingsillustratorin Kat Menschik: „Durch den wilden Kaukasus“.
Auf einem Wanderurlaub durch das georgische Swanetien hatte sie die Idee, die schönen Eindrücke zu bewahren und wählte für den zehnten Band ihrer Lieblingsbücher-Reihe klassische und moderne Texte aus, die von dieser Region erzählen. Das alles hat sie mit ganz wunderbaren Blumenbildern illustriert.
Große Liebe für dieses Projekt!

Wie sich meine eigenen Projekte diesen Monat entwickeln, darüber halte ich euch natürlich gerne auf dem Laufenden.
Drückt mir die Daumen, daß ich mich nicht komplett übernehme. 😉

Eure Andrea

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Review: Die Puppe im Grase

Sollte sich die schöne Tradition entwickeln, daß Kat Menschik die Gastländer der Frankfurter Buchmesse in Zukunft jedes Jahr so schön in Szene setzt, dann wäre ich schwer begeistert.
Letztes Jahr illustrierte sie bereits den georgischen Nationalepos „Der Held im Pardelfell“, dieses Jahr hat sie sich die norwegischen Märchen von Peter Christian Asbjørn und Jørgen Moe, die sozusagen die Brüder Grimm Norwegens sind, vorgenommen.

In „Die Puppe im Grase“ sind zwölf klassische norwegische Märchen versammelt. Einige davon nur ein, zwei Seiten lang, andere ein wenig umfangreicher. Manche erzählen von sprechenden Tieren, andere von verzauberten Prinzessinnen und gewitzten Helden.

Was sofort auffällt, ist wie ähnlich die Geschichten unseren deutschen Märchen oft sind.
Auch hier kommen immer wieder drei Wünsche, drei Aufgaben oder drei Brüder vor, außerdem treffen wir auf bekannte Namen, wie zum Beispiel „Schneeweiß und Rosenrot“, was hier allerdings der Name einer Person ist, und der Name „Aschenbrödel“ scheint der Name schlechthin für männliche Helden zu sein, denn so heißt der Protagonist in vier der zwölf Märchen.
Am auffälligsten aber fand ich die Parallelen von „Die zwölf wilden Enten“ zu „Die sechs Schwäne“ der Brüder Grimm. – Spannend, wie man die gleichen Geschichten in verschiedenen Länder erzählt und welche Details sich dabei verändern!

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Für jeden Band ihrer „Lieblingsbücher“-Reihe beim Galiani Verlag, lässt sich Kat Menschik ja immer etwas Neues einfallen. Dieser Titel wurde in Blau, Weiß und Rot illustriert. – Eine Anspielung auf die norwegische Flagge?

Wer die Reihe bisher übrigens noch nicht kennt, dem sei sie hiermit sehr ans Herz gelegt. Hier darf sich Kat Menschik nämlich ziemlich frei austoben, was Illustrationsstil und Cover-Materialien angeht und auch inhaltlich finden wir hier allerhand unterschiedliches; von „Essen essen“, einem Kochbuch mit Lieblingsrezepten, über Klassiker wie Poes „Unheimliche Geschichten“ und aktuelle Krimis wie „Moabit“ von Volker Kutscher ist alles dabei. Einheitlich ist immer das Format und ein knalliger Farbschnitt. Das freut das bibliophile Herz!

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„Die Puppe im Grase“ ist eine ganz wunderbare Einstimmung auf Norwegen als Gastland der Frankfurter Buchmesse und auch ein wunderbares Bändchen, wenn man es sich mit spannenden Märchen und wunderschönen Illustrationen gemütlich machen möchte.

Auf Achse im Oktober!

Es wird nun aber wirklich Herbst…
Die Stürme wehen, die Novitätenstapel erreichen Höhen, die mich ins Schwitzen bringen und neben dem Lesen steht einiges an im Oktober!

Mitte des Monats geht es mit den weltbesten Kollegen auf die Frankfurter Buchmesse. Mein Notizbuch platzt schon aus allen Nähten, so viele Termine hab ich mir eingetragen, und ich bin wirklich sehr gespannt, was wir dort alles erleben werden.

Ende des Monats sollte es dann hoffentlich einmal wieder Zeit für eine neue Folge von „In vollen Zügen nach…“ werden. Diesmal soll es nach Wien gehen, allerdings mit beiden Kindern und die haben schon sehr eigene Pläne, was sie dort anstellen wollen!
Ich hoffe aber trotzdem, daß vielleicht ein, zwei Buchhandlungen auf dem Weg liegen werden, über die ich dann berichten kann. Also, liebe Wiener: Welche Buchhandlungen sollte ich unbedingt gesehen haben?

Wie schon erwähnt wird der Novitätenstapel nicht kleiner und ich bin schon wahnsinnig gespannt auf die Titel, die ich mir diesen Monat ausgesucht habe:

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Beginnen wir einmal mit ganz viel Liebe für den Diogenes Verlag, der einen Löwenanteil zu meinem Oktoberstapel beigetragen hat.

Wie eigentlich jedes Jahr gibt es etwas Neues von meiner Lieblingsautorin Amélie Nothomb, von der ich seit meiner Ausbildung jedes Buch verschlinge. „Klopf an dein Herz“ kam schon Anfang des Jahres auf Englisch auf den Markt und so hatte ich bereits im englischsprachigen BookTube sehr begeisterte Besprechungen dazu gesehen. Nun hat das Warten endlich ein Ende!

Ein weiterer Autor, von dem jede Neuerscheinung sofort auf meiner Wunschliste landet, ist Martin Suter. Mit „Allmen und der Koi“ legt er den mittlerweile sechsten Band der Allmen-Reihe vor und auch, wenn nicht jeder Suter-Fan automatisch zum Allmen-Fan wird, mag ich die Charaktere einfach unheimlich gern.

In meinem Sommerurlaub hatte ich „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer gelesen, nun erschien der zweite Teil „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“.
In den letzten Monaten habe ich ja langsam wieder angefangen, Hörbücher zu hören und gerade beim ersten Wolkenbruch-Roman bedauerte ich sehr, kein Hörbuch davon zu haben, denn auch wenn man jiddisch wohl ausspricht, wie es geschrieben wird, hatte ich oft keine Ahnung, wie betont wird.
Gestern habe ich dann schon mal ins Hörbuch reingehört und war sofort begeistert von Thomas Meyers Stimme. Jiddisch und ein Schweizer Akzent! – Das freut das Ohr!

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Weiter geht es mit einer ganzen handvoll Romanen:

„Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney hatte mein Kollege Andi ja schon im letzten Podcast vorgestellt und er war nicht wirklich überzeugt davon, allerdings lese ich ausschließlich absolut begeisterte oder komplett enttäuschte Rezensionen. Love it or hate it? Da bilde ich mir immer gern meine eigene Meinung.

Margaret Atwoods neustes Buch „Die Zeuginnen“ habe ich schon gelesen, da es allerdings im September erst auf den Markt kam, nachdem ich meinen Monatsstapel vorgestellt hatte und ich weiß, daß sich einige Leser an den Bildern in meiner Rubrik „Mit Büchern durch das Jahr“ orientieren, um bestimmte Titel wiederzufinden, von denen sie sich nur noch an das Cover erinnern, wird dieser Titel sozusagen nochmal optisch nachgereicht. Die Besprechung könnt ihr allerdings jetzt schon lesen.

Während alle über die Shortlist des Deutschen Buchpreises diskutieren, ist heimlich still und leise die Auswahlliste des Bayerischen Buchpreises erschienen. Mit dabei: „Levi“ von Carmen Buttjer.
Auch so ein Titel, auf den ich mich diesen Monat schon sehr freue!

Ein weiteres „Love it or hate it“-Buch ist wohl „Es ist Sarah“ von Pauline Delabroy-Allard. Wie gesagt; da bilde ich mir gern eine eigene Meinung.

Worauf ich mich aber schon wirklich lange freue, ist „Melmoth“ von Sarah Perry. Ihr Roman „Die Schlange von Essex“ hat mich vor zwei Jahren nach anfänglichen Startschwierigkeiten absolut begeistert, weshalb ich auch große Erwartungen an ihr neues Buch habe.

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Wer meinen Blog nicht erst seit gestern verfolgt, dürfte inzwischen wissen, wie sehr ich die Illustrationen von Kat Menschik liebe, weshalb ihr neustes Buch „Die Puppe im Grase – Norwegische Märchen“ natürlich auf meinem Lesestapel gelandet ist.
Und was für eine schöne Einstimmung auf das diesjährige Gastland der Frankfurter Buchmesse!

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Weil ich nicht nur gerne Bücher, sondern auch Bücher über Bücher lese, freue ich mich diesen Monat sehr über „Leseglück“ von Mareike Fallwickl und Florian Valerius und „Nervenkitzel“ von Miriam Semrau. Nachdem ich so gut wie nie Krimis lese, ist besonders letzteres eine tolle Möglichkeit für mich, mein Krimi-Wissen für den Laden etwas aufzupolieren ohne mich zu Tode fürchten zu müssen.

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Ich sage ja immer: „Es ist kein guter Monat, wenn keine Graphic Novel dabei ist!“, dieser Monat sollte demnach großartig werden!
Mit dabei sind nämlich „Hawking“, die neue Graphic Novel-Biografie von Ottaviani & Myrick, von denen ich auch schon den Band über Richard Feynman sehr begeistert gelesen habe. Dann noch „Natürliche Schönheit“ von Nanna Johansson, die sich feministische Themen im Stil ihrer Landsfrau Liv Strömquist vornimmt und „West, West Texas“ von Tillie Walden. Von ihr wollte ich ja immer „Pirouetten“ lesen, aber irgendwie hat es sich nicht ergeben, dann fang ich eben einfach mit ihrem neusten Buch an.

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Zu guter Letzt noch zwei Bücher aus der Rubrik „In der Kinderbuchabteilung gefunden, lassen aber auch die Herzen der Großen höher schlagen“:
„Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ von Rebecca Green ist eines meiner liebsten Bilderbücher, das ich seit längerem auf Englisch besitze. Nun habe ich es mir nochmal auf Deutsch besorgt, um nicht immer simultan übersetzen zu müssen, wenn ich es dem Kleinen vorlesen will und um es Euch allen nochmal vorzustellen.
Es ist nämlich unheimlich entzückend!
Ein großartiges illustriertes Sachbuch hingegen ist „Verlorene Arten“ von Jess French und Daniel Long. Hier geht es eben nicht nur um Mammuts und Dinosaurier, sondern auch um Tiere, die erst in den letzten Jahren ausgerottet wurden.
Sehr spannend und informativ und ich kann jetzt schon sagen, daß dieses Buch sowohl mich, als auch meinen Kleinsten ungemein fasziniert.

So… Seid Ihr noch da oder schon von meinem Oktoberstapel erschlagen worden?

Kennt ihr einige der Titel und wie haben sie Euch gefallen?
Sehen wir uns auf der Buchmesse?
Und was sollte ich in Wien auf keinen Fall verpassen, selbst wenn ich alle Hände voll zu tun habe, weil ein Kind verlangt, die Krokodile im Haus des Meeres zu befreien, während sich das andere einen Panzer im Heeresgeschichtlichen Museum klauen will?

Liebe Grüße,
Andrea

In vollen Zügen auf der Leipziger Buchmesse 2019

Ein Geständnis am Rande: obwohl ich seit mittlerweile zwanzig Jahren im Buchhandel arbeite, war ich bisher erst einmal auf einer Buchmesse.
Es war wohl im schönen Jahr 2000, als wir damals in der Berufsschule eine Klassenfahrt zur Frankfurter Buchmesse unternahmen. Morgens hin, abends zurück und dazwischen erinnere ich mich eigentlich nur an ein Gefühl der Überforderung.
Es gab keine Ansprechpartner, ich kannte ausser meinen Klassenkameraden und Mitazubis niemanden. Also wanderte ich stundenlang durch die Gänge und wusste nicht, was ich tun sollte, oder was von mir erwartet wurde…

All die Jahre später hat sich die Situation für mich natürlich grundlegend verändert. Durch meinen Beruf, aber noch mehr durch die Bloggerei bin ich in Kontakt mit Verlagsmenschen, Autoren und anderen Bloggern, die ich nun doch endlich mal im richtigen Leben treffen wollte.
Also lies ich mich Akkreditieren, buchte ein Hotelzimmer und beschloß, mir zwei Tage Buchmesse, nämlich am Donnerstag und Freitag zu gönnen.

Mit Scharnow von Bela B im Ohr schaffte ich die vier Stunden nach Leipzig in dreieinhalb und war bereit für was immer mich auch auf der Messe erwarten würde.

Im Vorfeld hatte ich auf Instagram meine Garderobe für die Messe gepostet, so daß jeder meiner Follower, der mich gerne ansprechen wollte eine Ahnung davon hätte, wie ich aussehe. Mein Gesicht ist nämlich nicht besonders einzigartig.
Diese Taktik schien voll aufzugehen, denn noch bevor ich überhaupt das Pressezentrum gefunden hatte, hörte ich eine Stimme hinter mir rufen: „Lesen in vollen Zügen!!! Ich erkenne dich an deinem Kleid!“
Überrascht drehte ich mich um und sah Jakob Bedford, den ich vor ein paar Wochen kennengelernt hatte, als er seinen Roman „Abtrünniges Blut“ bei uns im Laden vorstellte.
Schön, gleich zu Beginn ein freundliches Gesicht zu sehen.

Danach war ich aber zunächst einmal ein wenig erschlagen von den Menschenmassen und den Ausmaßen der Messehallen… So viele Bücher sieht man auch als Buchhändlerin selten auf einem Fleck.
Schön, daß Jakob und ich ein bißchen zusammen herumschlendern konnten und ich dann auch gleich ein paar nette Gespräche am Stand von weissbooks und beim fabelhaften Mare Verlag hatte.

Anschließend traf ich Tobias vom Buchrevier und Ilja von Muromez und zusammen schauten wir bei Vea Kaiser am KiWi-Stand vorbei.
Ihre ersten beiden Bücher habe ich damals unheimlich gern gelesen und aktuell leistet mir ihr neuster Roman Rückwärtswalzer Gesellschaft beim Pendeln. Auch menschlich war ich sofort beeindruckt von ihrem selbstbewussten Auftreten und ihrer netten, direkten Art.
Wir führten ein interessantes Gespräch darüber, wie Autorinnen in Interviews oft damit zu kämpfen haben, daß ihre Weiblichkeit ständig zum Thema gemacht wird. Sie selbst wird seit der Hochzeit immer wieder nach ihrem Kinderwunsch gefragt…
In meinem Freundeskreis gehen aktuell immer mehr Frauen auf die Barrikaden, weil sie diese Frage nicht mehr hören können. Wäre schön, wenn Vea ihre gepfefferte Meinung dazu irgendwann mal niederschreiben würde.
Mich hat sie jedenfalls sofort für sich eingenommen.

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Danach schaute ich bei Harald Kiesel vom 360 Grad Verlag vorbei.
Er verlegt wirklich wunderbare illustrierte Sachbücher, die – das wissen ja vielleicht einige von Euch – einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.
Auch hier muss ich sagen: tolle Bücher und ein toller Mensch der dahinter steht.
Er las mir aus dem Bilderbuch Mit Opa ist alles anders, das ich hier demnächst vorstellen möchte vor, in dem das Thema Demenz für Kinder greifbar gemacht wird.
Mein eigener Opa hatte sich vor seinem Tod schon komplett vergessen und so lagen Harald und ich uns irgendwann mit Tränchen in den Augen in den Armen…
Warum war ich nochmal so lange nicht auf Messen?
Die meisten Leute hier sind wirklich wunderbar!

Und weil mich kleine Verlage, die richtig hochwertige Bücher abliefern ja tausendmal mehr begeistern, als große, elitäre Verlage, bei denen man am Stand die Worte „ordinärer Buchhändler“ dreimal in unter einer Minute hört (und nein, ich nenne keine Namen) freute ich mich umso mehr auf mein Treffen mit Marianna vom Reisedepeschen Verlag.
Wer diesen Zweimann-Verlag, der unglaublich schöne Reise-Handbücher und Bildbände herausgibt noch nicht kennt, der sollte dringend mal einen Blick auf ihr Programm werfen.
Von Marianna lies ich mir von dem Abenteuer erzählen, das es ist, einen eigenen Verlag zu gründen und dann gleich nach dem ersten Weihnachtsgeschäft mit der KNV-Insolvenz klarkommen zu müssen.
Und natürlich über Schuppentiere! Denn ein Schuppentier sind nicht nur einfach fabelhaft, es ist auch das Verlagslogo von Reisedepeschen.

Danach ging es dann auch schon weiter zum Bloggertreffen von Klett-Cotta in der R10 Bar, wo mir der beste Schokoladenkuchen der Stadt versprochen wurde und meine Güte… Es war der beste Schokokuchen meines Lebens!
Dort las unter anderem die sympathische Elisabeth R. Hager aus ihrem Roman „Fünf Tage im Mai“ und ich traf so viele andere Blogger, denen ich zum Teil schon folge, seit ich das erste Mal einen Fuß in diese Gewässer gesetzt habe, daß mir immer noch der Kopf schwirrt.
Schön war es!

Nachdem ich mich schweren Herzens von dem Schokokuchen getrennt hatte, nicht ohne ihm zu versprechen, bald wieder zu kommen, brachen wir zur Tropen-Party auf, eigentlich ein Fußweg von fünf Minuten, der sich dank der Orientierung unserer Führer zu einer halbstündigen Nachtwanderung entwickelte.
Immerhin habe ich so auch noch etwas von Leipzig gesehen!

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Auf der Tropen-Party war es dann voll, voller, am vollsten. Trotzdem waren interessante Gespräche möglich, wenn auch das Atmen mit der Zeit schwierig wurde.
Also schnell die gute Silke eingepackt und zurück ins Hotel, schließlich stand mir ja noch ein weiterer Tag bevor.

Am Freitag stand schließlich auch einiges auf dem Programm…

Mittags lud Kiepenheuer und Witsch zur Lesung mit Vea Kaiser im schicken Kongresszentrum. In ihrem neuen Buch Rückwärtswalzer erzählt Vea von der Familie Prischinger und den drei fabelhaften Tanten, die den ganzen Tag mit Kochen und Backen verbringen. Schnell wurde klar, daß sie von ihrer eigenen Familie zu dieser Geschichte inspiriert worden war, denn ihre Tante Waldtraud hatte ihr acht Kilo „Kekse“ für den Notfall mitgegeben. Und mit „Kekse“ war hier keine staubige Angelegenheit gemeint. Wir sprechen hier von Rumkrapfen und Co! Der Schokoladenkuchen vom Vortag hatte durch Tante Waldtraud ernstzunehmende Konkurrenz bekommen!
Dazu dann noch Speckchips und Wein. Nein, darben mussten wir bei Vea Kaiser bestimmt nicht!
Nebenbei erzählte sie auf ihre lustige und charmante Weise aus ihrem Leben und „Rückwärtswalzer“. Ich war begeistert!

Gleich im Anschluß fand das Bloggertreffen des Diogenes Verlags statt. Mit dabei: Daniela Krien, deren Buch Die Liebe im Ernstfall ich ja hier schon vorgestellt habe und das mich sehr bewegt hat.
Nach einem kurzem Gespräch mit Daniela Krien schrieb sie mir eine sehr persönliche Widmung, die mir viel bedeutet, ins Buch. So eine nette Autorin!

Im Anschluß legten sich die Damen von Diogenes mächtig ins Zeug und priesen das kommende Programm so an, daß ich am liebsten jetzt schon jedes Buch daraus in Händen halten würde.

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Am Galiani Stand lauerte ich dann Kat Menschik auf, deren Illustrationen ich ja sehr liebe und die mir mein Exemplar von „Essen essen“ nicht nur signierte, sondern auch mit einem selbstgemachtem Stempel verschönerte.
Wahnsinnig lieb, trotz meiner – zugegebenermaßen – etwas frechen Störung.

Weiter ging es zu Max Schlegel vom Splitter Verlag.
Seit einiger Zeit tauschen wir uns ja per Mail über Graphic Novels aus, nun war es mir eine Freude, ihn endlich einmal persönlich kennenzulernen und darüber zu philosophieren, warum sich die Graphic Novel noch so schwer tut, als ernstzunehmende Kunstform anerkannt zu werden.
Überraschende Trivia: Margaret Atwood, ja genau… DIE Margaret Atwood ist ein begeisterter Comic-Fan und schreibt für ihre eigene Superhelden-Comic-Reihe „Angel Catbird“. Wusste ich vorher auch noch nicht!

Mein letzter Termin auf der Messe war ein spontanes Treffen mit Torsten Woywod vom Dumont Verlag, mit dem ich bisher nur per Mail und Instagram in Kontakt war.
Dabei redeten wir über ein gemeinsames Lieblingsthema: Bücher über Bücher, und ich horchte ihn ein wenig zu seinem ersten Roman aus, an dem er gerade fleißig schreibt.

Danach hieß es Abschied nehmen…
Auf dem Weg nach draußen plauderte ich noch mit einer völlig entkräfteten Nicci und freute mich so, Brösels treuen Gefährten Konrad Freiherr von Keks halten zu dürfen, daß ich ihn beinahe mitgenommen hätte.

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Zurück also nach Bayern, schließlich musste ich am Samstag wieder frisch wie der junge Morgen im Laden stehen.
Was bleibt ist ein großes Gefühl der Dankbarkeit, daß ich nun nach all den Jahren doch endlich mal wieder auf einer Buchmesse war und für all die netten Menschen, die mir begegnet sind.
Egal ob Verleger, Autoren, Verlagsmenschen, Journalisten und Blogger… es war eine absolute Bereicherung, mit Euch allen zu sprechen und so viele Meinungen und Geschichten zu hören.

Also nochmal ein großes DANKE an alle, die ich kennenlernen durfte.
Bis hoffentlich ganz bald mal wieder!

Eure Andrea

Review: Was dann nachher so schön fliegt

Eigentlich möchte Volker Winterberg Schriftsteller werden, am liebsten ein gefeierter Lyriker, wie sein großes Vorbild Peter Rühmkorf. In seinen Tagträumen jedenfalls ist Volker schon auf dem Gipfel des Erfolges; er nimmt an Tagungen der Gruppe 47 Teil, die zu dem Zeitpunkt (wir schreiben die 1980er Jahre) natürlich schon lang nicht mehr existiert, oder er trifft bei einem Ausflug plötzlich auf Günter Grass…
Doch all das sind eben nur Tagträume.

In der Realität leistet Volker gerade seinen Zivildienst in einem Altenheim im Ruhrgebiet ab, wo er den pflegebedürftigen Senioren das Essen anreicht, mit ihnen Kontinenztraining macht und ihnen aus der Zeitung vorliest.

Doch dann erhält Volker eine Einladung nach Westberlin. Dort nämlich hat er mit einem seiner Gedichte die Teilnahme an einem Workshop für Nachwuchsschriftsteller gewonnen.
Endlich fühlt sich Volker in seinem Traum Schriftsteller zu werden ernst genommen und kann es kaum erwarten, dem Alltag des Pflegeheimes zu entkommen.

Doch auch in Berlin fühlt sich Volker nicht wirklich richtig am Platz.
Statt anregender Gespräche mit Gleichgesinnten gibt es schon am ersten Tag regelrechte Grabenkämpfe um die Gunst der Dozenten, die er fassungslos verfolgt.
Dennoch scheinen einige andere Teilnehmer absolut davon überzeugt zu sein, daß Volker perfekt in diese Gruppe passt. Gleich zwei davon verlieben sich in ihn und ermutigen ihn, sich für Stipendien und Literaturpreise zu bewerben.
Doch zurück im Altenheim begreift Volker, daß das Künstlerleben in Berlin für ihn genauso unbefriedigend ist, wie ein bürgerliches Leben ohne die Literatur.
Zeit also, einen eigenen Weg zu finden…

„Was dann nachher so schön fliegt“ habe ich auf Empfehlung eines lieben Kollegen hin gelesen, den das Buch schwer begeistert hat. Kein Wunder: immerhin wird er bald Deutschlehrer und die Art und Weise, wie sich Hilmar Klutes Protagonist durch die deutsche Literaturszene der Nachkriegszeit träumt ist aber auch wirklich charmant!

Besonders bezeichnend ist da beispielsweise eine Szene, in der Volker erzählt, wie er sich eine Ohrfeige von einer Klassenkameradin einfängt, als er eine flapsige Bemerkung zu John Lennons Ermordung macht, schließlich hat er keinerlei Bezug zur Musik der Beatles.
Als dann allerdings Heinrich Böll stirbt, ist es plötzlich Volker, der vor Trauer überwältigt ist und nun dafür von den Mädchen in seiner Klasse gefoppt wird.
Welchem Deutschlehrer würde angesichts eines solchen Literaturfanatikers nicht das Herz aufgehen?

Aber auch mir war Volker Winterberg sehr sympathisch.
Es hätte eine dieser Geschichten sein können, in der sich ein junger Mann zu Besserem berufen fühlt und schnell zum Widerling entwickelt, stattdessen verhält sich Volker immer hochanständig.
Als beispielsweise eine Workshopteilnehmerin sowohl von der Gruppe als auch dem Dozenten in Grund und Boden kritisiert wird, weil sie ihre esoterischen Gedichte zu Sphärenklängen vorliest, ist es alleine Volker, der dafür plädiert ihr nachzugehen und mit ihr zu reden.
Und auch die Beschreibung der Arbeit mit den Senioren im Pflegeheim war durchweg wertschätzend. Ich habe damals in meiner FOS-Zeit selbst ein halbes Jahr im Altenheim gearbeitet und fühlte mich durch dieses Buch sehr positiv an dieses Praktikum erinnert.

Hilmar Klute schreibt in einem sehr leichten, humorvollem Stil, bei dem er aber immer wieder durch unglaublich schöne und lyrische Sätze auffällt.
Wer Sven Regener mag, sollte auf jeden Fall mal einen Blick in „Was dann nachher so schön fliegt“ werfen.

Stapelweise Neues im September

Der September ist mein Lieblingsmonat!
Die Luft beginnt nach Herbst zu riechen, die Blätter verfärben sich, die Stürme wehen und trotzdem stehen uns noch goldene Tage bevor…

Der September ist allerdings auch die Zeit des Jahres, in der die Arbeit für uns Buchhändler so richtig losgeht!
Denn jetzt kommen all die Neuerscheinungen auf den Markt, die im Weihnachtsgeschäft empfohlen werden wollen und das bedeutet für uns: lesen, lesen, lesen!

Ein klein wenig Panik kommt ja schon auf, wenn ich den dicken Stapel Novitäten neben mir anschaue und auch an meinen Planer denke, in dem ebenso viele Titel für den Oktober notiert sind!
Allerdings freue ich mich schon sehr über neue Bücher von Lieblingsautoren und auch darauf, noch unbekannte Schriftsteller kennenzulernen.

Los geht’s!

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Ein ganzer Stapel spannender neuer Titel kommt diesen Monat von Diogenes, einem meiner absoluten Lieblingsverlage.

Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire habe ich ironischerweise bereits in einer schlaflosen Nacht angelesen und finde den Stil schön flüssig und die Geschichte bisher recht spannend.
Dieses Buch hat bereits viele Fans aber dann auch wieder Leser, die es gar nicht mochten… Love it or hate it? Ich bin gespannt!

Eine Autorin von der in bisher noch nie etwas gelesen habe ist Muriel Spark. Ihr nun fast schon sechzig Jahre alter Roman Die Blütezeit der Miss Jean Brodie erschien gerade in einer Neuübersetzung.
Offenbar haben wir es hier mit dem weiblichen Pendant zu „Der Club der toten Dichter“ zu tun. Da möchte ich auf jeden Fall mal hineinlesen!

Philippe Djian ist ebenfalls ein Autor, mit dem ich noch nie die Ehre hatte… Ich weiß, ich weiß… Shame on me!
Also werde ich mir seinen neuen Roman Marlène vornehmen.

Ein „alter Bekannter“ ist dagegen Benedict Wells.
Mit „Vom Ende der Einsamkeit“ hat er mich tagelang zum Schluchzen gebracht, in Die Wahrheit über das Lügen legt er nun zehn Kurzgeschichten vor.
Ich bin gespannt, ob er mich damit genauso überzeugen kann, wie mit seinen Romanen.

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Zwei Titel, die auf den ersten Blick vielleicht wenig miteinander zu tun haben, die sich aber beide mit Sagen und Mythen beschäftigen und ganz wunderbar illustriert wurden sind Der Held im Pardelfell und Der Fall von Gondolin.

Mit Der Held im Pardelfell hat der Galiani Verlag rechtzeitig zur Buchmesse einer 800 Jahre alten georgischen Sage neues Leben eingehaucht.
Das Ganze wurde von meiner Lieblingsillustratorin Kat Menschik herrlich bebildert.
Letzte Nacht habe ich auch schon ein bißchen hinein gelesen und war sofort gefesselt von dieser Geschichte.

Der Fall von Gondolin von J.R.R. Tolkien ist eine Geschichte, die man schon aus dem Silmarillion kennt und die sein Sohn Christopher nun neu herausgegeben hat.
Wie schon bei anderen Titeln dieser Reihe hat er sich dabei nicht nur auf die ursprüngliche Geschichte beschränkt, sondern liefert auch viele Hintergrundinformationen und veränderte Fassungen mit.
Das ist zwar ein bißchen Lesearbeit, allerdings wird man dabei auch von den sehr stimmungsvollen Aquarellen und Bleistiftzeichnungen von Alan Lee bei Laune gehalten.

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Königskinder heißt der neue Roman von Alex Capus.
Bisher habe ich nur „Das Leben ist gut“ von ihm gelesen und mochte seinen recht feinen Humor.

Auch Juli Zeh, deren knappen Stil ich sehr schätze, hat wieder eine neue Geschichte herausgebracht.
Neujahr ist ein dünnes Buch, auf das ich schon wahnsinnig gespannt bin!

Tom Rachman ist dagegen ein Autor von dem ich bisher noch nichts gelesen habe.
Mit Die Gesichter habe ich allerdings schon länger auf Englisch geliebäugelt, nun ist sein Künstlerroman also auf Deutsch erschienen und ich habe hohe Erwartungen an ihn.

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Die wohl höchsten Erwartungen habe ich diesen Monat allerdings an Timus Vermes‘ neustes Buch Die Hungrigen und die Satten.
In „Er ist wieder da“ hat Vermes der Gesellschaft ja bereits einen bitterbösen Spiegel vorgehalten, nun geht es um die Flüchtlingsthematik und die Medien, die diese ausschlachten.
Der Eichborn Velag war so großzügig, mir gleich noch das von Christoph Maria Herbst gelesene Hörbuch mitzuschicken und nachdem mein Großer „Er ist wieder da“ rauf und runter gehört hat, hat er sich „Die Hungrigen und die Satten“ sofort unter den Nagel gerissen. Ich habe aktuell meine liebe Mühe damit zu verhindern, daß er mich spoilert, so begeistert wie er schon ist.

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Im Bereich Sachbuch freue ich mich auf Befreit – Wie Bildung mir die Welt erschloss von Tara Westover.
Auf ihre Geschichte bin ich auf englischsprachigen Buchblogs aufmerksam geworden, denn obwohl Westover ein Klassenzimmer zum ersten Mal mit 17 Jahren betrat, legte sie anschließend eine steile akademische Karriere hin.
Ich bin gespannt zu erfahren, wie ihr das gelungen ist!

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Das einzige Buch, das nicht brandneu ist, ist diesen Monat Die Welt der Berge von Dieter Braun.
Es ist ein ganz wunderbar illustriertes Sachbuch, das der Verlag schon ab 8 Jahren empfiehlt, für das man aber meiner Meinung nach nie zu alt ist und das ich Euch ganz bald ausführlich vorstellen werde!

Puh, was für ein Stapel!
Wie sieht es bei Euch aus?
Welche der aktuellen Neuerscheinungen interessieren Euch am meisten?

Ich hoffe, daß mich die Titelflut diesen Monat nicht erschlägt, bevor sich der Oktoberstapel auftürmt.

Ende des Monats gibt es, wenn alles gut geht, übrigens die nächste Episode der allseits beliebten Kategorie In vollen Zügen nach…
Dann bin ich nämlich in… (Trommelwirbel) Amsterdam!
In Amsterdam war ich noch nie, also wenn ihr dort schöne Buchhandlungen kennt: immer her mit Euren Tipps!

Bis dahin ganz liebe Grüße und einen schönen Start in den Herbst!

Andrea

Review: Unheimliche Geschichten

Mittlerweile dürften die meisten von euch wissen, daß ich ein ziemlicher Fan von den Illustrationen der fabelhaften Kat Menschik bin. Der Galiani Verlag bringt ja nun regelmäßig die Reihe „Lieblingsbücher“ heraus, in denen sich Menschik immer austoben kann, was das Layout und die Materialien angeht. („Die Bergwerke zu Falun“ hat sogar im Dunklen geleuchtet!)

Diesen Monat ist nun der fünfte Teil der Reihe erschienen, nämlich drei „Unheimliche Geschichten“ von Edgar Allan Poe, ausgewählt von Fjodor Dostojewski und mit knalligen Illustrationen in Neon-Orange von Kat Menschik… Was will man mehr?

Bei den drei Geschichten handelt es sich um „Das verräterische Herz“, „Der schwarze Kater“ und „Der Teufel im Glockenturm“.
Die ersten beiden Geschichten kannte ich schon, es sind ja vermutlich auch die bekanntesten Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe… „Der Teufel im Glockenturm“ war mir dagegen völlig unbekannt und unterscheidet sich ziemlich stark von den anderen beiden Erzählungen.
Während es sowohl beim „Herz“ als auch beim „Kater“ um Verbrechen und deren Enthüllung geht, erinnert „Der Teufel im Glockenturm“ eher an ein surrealistisches Märchen.

Die drei Geschichten wurden seinerzeit von Fjodor Dostojewski für die Zeitschrift „Vremja“ ausgewählt, der Poe den russischen Lesern näher bringen wollte.
Seine Vorstellung des Autors wurde für diese Ausgabe als Nachwort übernommen.

An dieser Stelle könnte ich wieder ewig von den Illustrationen schwärmen, aber ich glaube, ich lasse sie einfach für sich sprechen… 😉

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Noch mehr von Kat Menschik findet ihr hier:

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Lieblingsillustratoren: Kat Menschik

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Review: Moabit

Lieblingsillustratoren: Kat Menschik

Die letzten Wochen habe ich hier ja viele eurer Erlebnisberichte von der Frankfurter Buchmesse gelesen. Das Highlight der meisten war wohl ein Treffen mit ihrem Lieblingsautor.
Dabei bin ich ein wenig ins Grübeln gekommen… Wie ich ja schon im Mystery Blogger Award verraten habe sind Autoren für mich nicht besonders wichtig.
Durch meine Arbeit in der Buchhandlung habe ich über die Jahre hinweg einige Autoren kennenlernen dürfen, aber für mich sind die Geschichten immer wesentlich spannender als die Personen, die sie geschrieben haben.
Also dachte ich nach… Bei wem würde ich weiche Knie bekommen…? Und schlagartig wurde mir bewusst, daß ich nicht für Autoren sondern für Illustratoren schwärme wie ein verliebter Teenager. 😉

Deshalb dachte ich, ich beginne an dieser Stelle eine kleine Reihe, in der ich euch meine liebsten Illustratoren und ihre schönsten Bücher vorstelle.

Den Anfang macht natürlich Kat Menschik, deren Drucke ich so liebe, daß ich wirklich jedes Buch von ihr besitzen möchte.
Bisher sieht meine Sammlung so aus:

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Aufmerksam wurde ich auf sie durch die Kurzgeschichten von Haruki Murakami.
Murakami ist einer der wenigen Autoren von denen ich alles gelesen habe. – Sogar das Buch über das Laufen, obwohl ich nach 200 Metern Sprint meine Seele aushusten würde und sogar die Interviews mit dem Dirigenten Seiji Ozawa, obwohl ich absolut unmusikalisch bin!
Als ich „Schlaf“ zum ersten Mal in meinen Händen hielt war ich sofort verliebt in Kat Menschiks Vierfarbdrucke in blau, weiß, grau und silber.
Seitdem kann ich an keinem Buch vorbeigehen, das sie bebildert hat, ohne es sofort haben zu wollen.
Als der Galiani Verlag dann begann, sie eine eigene Reihe gestalten zu lassen, in der jedes Buch ein kleines Gesamtkunstwerk ist, war es um mich geschehen…

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Aus dieser Reihe stammt auch mein Lieblingsbuch von ihr, nämlich E.T.A. Hoffmanns „Die Bergwerke zu Falun“. Die Illustrationen sind einfach umwerfend und der Titel leuchtet sogar im Dunkeln!

Zu Weihnachten gönne ich mir ja immer einen kleinen Luxus und letztes Jahr habe ich mir dann tatsächlich selbst einen limitierten und signierten Druck von Kat Menschik geschenkt.
Der Kontakt mir ihr war wirklich sehr nett und unkompliziert und „My Lovely Pangolin“ ist mittlerweile das Herzstück meiner Leseecke:

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Sollte es mich in absehbarer Zeit doch mal wieder auf eine Buchmesse verschlagen, werde ich wohl alle Autoren links liegen lassen (sogar Haruki Murakami) und Kat Menschik auflauern wie ein gruseliger Stalker. 😉

Wer also wunderschön gestaltete Bücher liebt, der möge doch bei seinem nächsten Besuch in der Buchhandlung die Augen nach Illustrationen von Kat Menschik offen halten. 🙂

 

Noch mehr über Kat Menschik schwärme ich zum Beispiel hier:

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Review: Moabit

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Review: Unheimliche Geschichten

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Review: Der Held im Pardelfell

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Review: Die Puppe im Grase

Review: Wiener Straße

Die „Herr Lehmann“-Trilogie habe ich vor zig Jahren an einem Stück durchgelesen.
Deshalb war ich auch sehr gespannt, als ich gesehen habe, daß Sven Regener ein neues Buch über Frank Lehmann geschrieben hat.

Auf den ersten paar Seiten musste ich mich aber erst mal wieder zurechtfinden… Einige Namen kannte ich, klar. Andere kamen mir bekannt vor, aber so richtig zuordnen konnte ich sie nicht. – Das typische Problem wenn zwischen Büchern einer Reihe so viele Jahre liegen.
Doch recht schnell war ich so in der Geschichte drin, daß ich nicht mehr groß darüber nachdachte, wer eventuell schon einmal erwähnt worden war und wer nicht.

Die Handlung von „Wiener Straße“ setzt kurz nach „Der kleine Bruder“ ein.
Frank Lehmann und der Rest der WG müssen umziehen und finden eine neue Bleibe in der Wiener Straße, direkt über dem Café Einfall, in dem alle einen Job ergattern wollen.
Es geht um Cafébesitzer, Hausbesetzer und schräge Kunstausstellungen…
Viel passiert eigentlich nicht, trotzdem habe ich mich köstlich unterhalten gefühlt und in der S-Bahn immer wieder loskichern müssen.
Das Buch lebt vor allem von seinen herrlich skurrilen Charakteren und den aberwitzigen Dialogen, die sich zwischen ihnen entwickeln.

Das ist vermutlich nicht jedermanns Humor, aber ich hatte großen Spaß mit diesem Buch. 🙂

Review: Moabit

Jedes mal, wenn ein neues, von Kat Menschik illustriertes Buch auf den Markt kommt, möchte ich rufen: „Shut up and take my money already!“
Ganz ehrlich, wenn sie das Telefonbuch von Paderborn bebildern würde, würde ich es haben wollen. 😀

In ihrer schönen „Lieblingsbücher“-Reihe im Galiani Verlag ist nun Band 4 erschienen und besonders spannend: Dieses mal handelt es sich um keinen Klassiker sondern eine brandneue Geschichte von Krimiautor Volker Kutscher.
Ich habe seine Gereon Rath Bücher bisher noch nicht gelesen, aber offenbar ist „Moabit“ als kurze Vorgeschichte zu der Reihe gedacht.

Berlin, 1927: Adolf Winkler hat nur noch eine Woche bis zu seiner Entlassung aus dem Gefängnis Moabit, da versucht ein anderer Häftling ihn umzubringen. Aufseher Ritter geht dazwischen und trifft den Angreifer so heftig, daß dieser ins Koma fällt und kurz darauf verstirbt.
Beide, Winkler und Ritter, können sich keinen rechten Reim auf diesen Angriff machen und versuchen herauszubekommen, was dahinter steckt…

Mit nur knapp 80 Seiten und den vielen Illustrationen darf man natürlich keine Geschichte erwarten, in der alle Fragen geklärt werden, trotzdem war ich schwer begeistert von Volker Kutschers Stil.
Was ich bisher so noch nie gesehen habe: Der Anfang ist in der zweiten Person geschrieben. Ich habe lange überlegt, aber mir will beim besten Willen kein anderes Buch einfallen, das in der zweiten Person geschrieben wurde.
Später wechselt das noch… Die drei Kapitel sind tatsächlich in der zweiten, ersten und schließlich dritten Person verfasst. – Das fand ich stilistisch ziemlich spannend und ich muss meine Kollegen, von denen es genug Kutscher-Fans gibt dringend fragen, ob er das auch in seinen anderen Büchern so macht und ob die offenen Fragen aus „Moabit“ in den Gereon Rath Romanen geklärt werden.
Oder weiß da jemand von euch Bescheid? 😉

Kat Menschik überlegt sich ja für jedes Buch aus ihrer Reihe etwas Neues.
Für „Moabit“ hat sie knallige, kontrastreiche Farben gewählt und den Text immer wieder mit passenden Werbeanzeigen aus den 1920ern aufgepeppt.

Ich bin schon ganz gespannt auf die nächsten Teile der Reihe! 🙂