Die Welt in der Charlie Friend lebt, ist der unseren sehr ähnlich, abgesehen davon, daß man hier in den 1980er Jahren, in denen diese Geschichte spielt, technologisch schon wesentlich weiter ist, als wir heute.
Grund dafür ist wohl, daß sich Alan Turing, der Anfang der 50er Jahre wegen seiner Homosexualität angeklagt wurde, nicht zur chemischen Kastration entschied und dann kurz darauf Selbstmord beginn, sondern stattdessen für ein paar Jahre ins Gefängnis ging, wo er forschte, neues erfand und es dann frei zugänglich machte, was den wissenschaftlichen Fortschritt um Jahrzehnte nach vorne katapultierte.
Und so gibt es in dieser Version der 80er Jahre bereits schon lange Handys, selbstfahrende Autos und – ganz neu – Androiden.
Charlie ist fasziniert von dieser technischen Entwicklung und beschließt sich – ganz impulsiv – einen dieser Roboter, genannt „Adam“ zu kaufen, die uns Menschen wirklich zum Verwechseln ähneln.
Kurz zuvor ist er mit seiner Nachbarin, der jungen und hübschen Miranda zusammengekommen. Charlie sieht Adam als ein gemeinsames Projekt, daß ihm Miranda näher bringen soll und so überlässt er ihr die Auswahl der Hälfte von Adams Persönlichkeitsparametern, die die Besitzer frei bestimmen können.
Kurz darauf öffnet Adam die Augen und beginnt schon bald, ein Eigenleben zu entwickeln, das Charlie mehr und mehr irritiert.
So warnt Adam ihn zunächst vor Miranda, nur um sich schon bald darauf in sie zu verlieben. Kein Wunder, immerhin hat ihn Miranda darauf programmiert!
Was ist Mirandas Geheimnis, das sie vor Charlie zu verbergen versucht?
Kann sich eine Maschine wirklich verlieben?
Und stimmen die Gerüchte, daß immer mehr Androiden „Selbstmord“ begehen?
Mit „Maschinen wie ich (und Menschen wie ihr)“ lädt uns Ian McEwan zu einem spannenden Gedankenexperiment ein: Was bedeutet Leben?
Ist eine künstliche Intelligenz dazu fähig, ein eigenes Bewusstsein zu entwickeln und Gefühle zu empfinden?
Und was passiert, wenn man diese logikbasierten Geschöpfe auf die Menschen loslässt, die sich selbst nicht einmal verstehen?
Charlie Friend steht der Entwicklung, die sich da vollzieht, beinahe schon naiv gegenüber. Die philosophischen Fragen, die diese Technologie mit sich bringt, scheinen ihn nicht zu interessieren. Auch, wie er seinen Adam effektiv zur Arbeit einsetzen könnte, fällt ihm reichlich spät ein. Es ist nur eine weitere technische Spielerei, die sich am Ende selbst überleben könnte, so wie die Faxgeräte in unserer Zeit; oder die selbstfahrenden Autos in Charlies, weil sie sich – nachdem sich Ingenieure und Ethiker jahrelang damit beschäftigt haben, wie das Fahrzeug reagieren soll, wenn es zu einem Zusammenstoß mit Personen kommen würde: die Passanten oder den Fahrer opfern? – als zu anfällig gegenüber Hackerangriffen erwiesen haben.
Es ist wirklich interessant, über all die moralischen Probleme nachzudenken, die Ian McEwan da in „Maschinen wie ich“ aufgeworfen hat, denn auch wenn man über Charlies Desinteresse an diesen Themen manchmal nur den Kopf schütteln kann, so lässt es dem Leser Raum, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
An dieser Stelle sollte vielleicht noch gesagt sein: auch wenn ich gerade viel über die ethischen Probleme, die in „Maschinen wie ich“ aufgeworfen werden geschrieben habe, ist es absolut kein langweiliges, rein philosophisches Buch!
Es ist genauso eine Liebesgeschichte, eine über Freundschaft und Verrat, über Rache und Schuld…
Mich hat „Maschinen wie ich“ jedenfalls glänzend unterhalten, mich immer wieder überrascht und viel zum Nachdenken angeregt.
Ich bin schon so gespannt auf das Buch, es ist vorgemerkt in der Bücherei, wird aber von ganz vielen gelesen, so dass ich noch warten muss.
Ich finde das Thema KI sehr interessant und die Idee, es in unseren ganz normalen Alltag einzusetzen, ohne Not der notwendigen Hilfe oder Unterstützung, schon brilliant. Wenn ich sehe, wer alles schon so kleine, lernende Alleskönner Maschinen zu Hause hat!
Hoffentlich kann ich es im Urlaub lesen. (Tut mir leid, da gerade kein Platz mehr im Bücherregal, wird nur noch „Besonderes“ gekauft und wenn die Bücherei was hat, darauf zurückgegriffen.)
Liebe Grüße und schönen Sonntag
Nina
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Haha… Du musst dich doch wirklich nicht entschuldigen, wenn du nicht jedes Buch kaufst!
Ich hab ja selber 18 Jahre lang ehrenamtlich in unsrer kleinen Stadtteilbücherei gearbeitet.
Büchereien sind schon was schönes, auch wenn man leider manchmal auf das Buch warten muss, das einen gerade so brennend interessiert. 😅
Ich erinnere mich noch, daß wir damals in der Bücherei drei Leute hatten, die sich Donnerstags immer die Köpfe eingeschlagen, wenn die neuen Zeitschriften kamen. Das hat sich so hochgeschaukelt, daß wir die neuste Ausgabe in der ersten Woche nicht mehr verliehen haben und sie nur in der Bücherei gelesen werden konnte. 😂
Dir auch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße,
Andrea
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Ich habe die Buchvorstellung im Fernsehen gesehen und ich habe mir das Buch, ebenfalls in der Bücherei, vorbestellt. Nun bin ich gespannt, ob mir das Buch gefallen wird.
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Bin gespannt. Es ist auf jeden Fall mal was anderes! 🙂
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