Der Podcast im Juni

Armer kleiner Blog! Die letzten Monate wurdest du wirklich stiefkindlich behandelt. Schuld daran war dein großer Bruder, der Podcast, der mehr von meiner Zeit in Anspruch genommen hat, als ich es mir hätte träumen lassen…

Hier also ein kurzes Lebenszeichen, um all denen, die den Podcast (noch) nicht abonniert haben zu erzählen, was in den vergangenen Monaten passiert ist.

„Seite an Seite“ startete ja 2019 als kleines, dilettantisches Wohnzimmerprojekt von mir und meinem lieben Freund Andi. 2020 kaufte uns Hugendubel den Podcast ab und wir produzierten von da an zwei Folgen pro Monat in einem schicken Studio.
Als Andi dann ausstieg, um seiner neuen Berufung zu folgen, übernahmen zuerst ein paar Kollegen und später dann der Comedian Max Osswald (sein erster Roman erscheint im Frühjahr bei DTV – Ich bin so stolz!) die Moderation mit mir. 
Ende des Jahres verabschiedeten wir uns in eine lange Winterpause, in der einige personelle Veränderungen stattfanden und der Podcast ein völlig neues Konzept bekam.

Die neue Idee: In Zukunft würde ich alle zwei Wochen mit prominenten Gästen aus Literatur, Film & Fernsehen, Musik und allen möglichen walks of life über die Bücher sprechen, die sie bewegt haben und in den Wochen dazwischen auch nochmal kurze, knackige Buchtipps zu bestimmten Themen geben oder über tolle Neuerscheinungen reden.

Was ich nicht bedachte: Als inzwischen einziger Host bedeutet das, daß ich bis zu 14 Bücher im Monat vorbereiten und mich in Themen einlesen muss, von denen ich davor zum Teil noch gar keine Ahnung hatte.
Zur Vorbereitung lese ich Interviews meiner Gäste, schaue mir ihre Filme an, höre ihre Lieder und Podcasts, gucke Dokumentationen über die Themen, über die sie schreiben, texte Skripte für die Folgen und lese, lese, lese…
Das ist natürlich unheimlich viel Arbeit, aber ich lerne gerade so unglaublich viel, arbeite mit ganz wunderbaren Menschen zusammen und habe die Chance, mich mit Leuten zu unterhalten, die ich sonst nur aus den Medien kenne.
Wie surreal ist das eigentlich?!

Ihr versteht also bestimmt, warum ihr in den letzten Monaten auf diesem Kanal nichts von mir gehört habt. Besonders während der Vorproduktion habe ich manchmal ganze Nächte lang durchgelesen.
Außerdem war ich eine Zeitlang ein wenig ratlos, wie ich die Formate, die ich sonst hier gepflegt habe, so umsetzen kann, daß ich die Folgen nicht spoilere.

Aus meinen Want to Read-Stapeln werden jetzt also Monatsrückblicke für den Podcast und in Zukunft wird es auch nicht von allen Büchern Bilder geben, weil ich mir angewöhnen musste, Titel auch mal online zu lesen oder als Hörbuch zu hören.

Ich hoffe aber, ihr freut euch über meine kurzen Zusammenfassungen und bekommt dabei Lust, euch die entsprechenden Folgen anzuhören.

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Sebastian Fitzek

Mein erster Podcast Gast sollte natürlich jemand sein, der jedem Leser ein Begriff ist. Dabei muss ich ganz ehrlich sagen, daß ich bis dahin noch kein Buch von Sebastian Fitzek gelesen hatte; ich bin einfach ein zu großer Angsthase, wenn es um Thriller geht. – Zum Glück hat er gerade seinen ersten Roman geschrieben!
„Der erste letzte Tag“ erzählt die Geschichte eines ziemlich verrückten Roadtrips, bei dem ich tatsächlich sehr oft lachen musste und am Ende doch ein paar Tränen in den Augen hatte.

Die Bücher, die Sebastian Fitzek am meisten beeinflusst haben waren „Die unendliche Geschichte“ (das Buch, das auch mich zur Leserin gemacht hat), „Das Schweigen der Lämmer“ und „Die Odyssee der Drehbuchschreiber“.
Außerdem erzählt Sebastian eine sehr persönliche und emotionale Geschichte über die Geburt seines Sohnes und warum er sich seitdem für einen Verein zum Thema „Frühgeburt“ einsetzt… Und als Bonus gibt er auch noch richtig gute Tipps für angehende Schriftsteller!

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Die besten Bücher zum Pride Month

Im Juni war ja Pride Month uns es war mir ein großes Anliegen, in meiner ersten Short Folge Bücher zu diesem Thema zu empfehlen.
Bei den Shorts achte ich immer darauf, daß wirklich für jeden etwas dabei ist, ganz egal, ob man anspruchsvolle Titel sucht oder einfach etwas Unterhaltsames für zwischendurch.

Die Titel, die ich ausgewählt habe, sind:
„Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski, eine sehr literarische schwule Liebesgeschichte, die im Polen der 1980er Jahre spielt.
„Und ich leuchte mit den Wolken“ von Sophie Bichon, eine wirklich süße Lovestory, die das Thema Pansexualität aufgreift und einem sofort Lust darauf macht, in den nächsten Zug nach Paris zu steigen.
Und zu guter letzt „Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ von T.J. Klune, ein fantastischer Roman, der mir die ganze Zeit ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat und der eine wirklich wunderbares Feelgood Buch ist.
Alle drei Romane sind übrigens own voices Geschichten.

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Julia Schnetzer

Mein zweiter Gast war die Meeresbiologin und Sciene Slammerin Dr. Julia Schnetzer, die mit ihrem sehr lehrreichen und unterhaltsamen Sachbuch „Wenn Haie leuchten – Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“ durch alle möglichen Talkshows tingelt und so begeistert von Haien, Delfinen und Mikroorganismen spricht, daß man sich sofort selbst eine Taucherflasche umschnallen und in einem Korallenriff tauchen will.
Dank ihres Buches habe ich wirklich erstaunliche Dinge über das Meer gelernt. Im Podcast unterhalten wir uns außerdem über den Schutz der Meere, wie man Menschen von Wissenschaft begeistern kann, wie wir mit Delfinen sprechen können und welcher Hai der niedlichste ist.

Julias Buchtipps waren (wenig überraschend) „Die letzten ihrer Art“ von Douglas Adams und Mark Carwardine und „Rendezvous mit einem Oktopus“ Sy Montgomery, aber sie liebt auch Fantasy-Romane und hatte „Die Flüsse von London“ von Ben Aaronovitch im Gepäck.

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Nur noch kurz die Welt retten!

John Green, den wohl jeder von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ kennt, hat sein erstes Sachbuch veröffentlicht, nämlich „Wie hat ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“, in dem er sich alle möglichen zum Teil recht willkürlichen Errungenschaften der Menschheit nach einem 5-Sterne-System bewertet.
Grund genug, uns auch anzuschauen, wohin unsere Erde gerade steuert, nämlich mit „Wir sind das Klima!“ von Jonathan Safran Foer (gerade als Taschenbuch erschienen) und „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ von Frank Schätzing.
Beide Titel sind sehr anschaulich und zugänglich und beleuchten die Klimakrise aus ganz unterschiedlichen Winkeln.

Alle Folgen findet ihr übrigens auf Spotify, Apple Podcasts und überall dort, wo es Podcasts gibt und zum Nachhören ohne App auch noch einmal hier.

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Alles auf Neuanfang: „Meine“ Buchhandlung der Zukunft

Anfang des Monats hatte ich ja schon erwähnt, daß ich mich beruflich ein klein wenig verändern werde und seit heute kann ich endlich von dem Projekt schwärmen, an dem ich nun teilnehmen darf.
Denn heute wird die Hugendubel Filiale am Münchner Stachus neu eröffnet und das mit einem Konzept, das man so noch nicht gesehen hat.

Doch zuerst wollte ich erzählen, wie ich eigentlich im Buchhandel gelandet bin, bevor ich verrate, wohin die Reise nun gehen wird…

Ich bin ja in einer Zeit aufgewachsen, als es das Internet noch nicht gab. Das heißt gegeben hat es das wohl schon, aber niemand hatte es.
Wenn meine Eltern also etwas kaufen wollten, was das überschaubare Ladenangebot unserer Kleinstadt nicht hergab, dann setzten sie es auf eine Liste und fuhren etwa einmal im Monat nach München, um dort ihre Besorgungen zu erledigen.

Mich konnten diese Ausflüge als Kind nie so recht begeistern. Deshalb wurde es zur Gewohnheit, mich in der Hugendubelfiliale am Marienplatz in eine Leseinsel zu setzen, mir ein Buch in die Hand zu drücken und mich nach ein paar Stunden wieder abzuholen.
Ich mochte den Trubel, der in dieser großen Filiale herrschte und irgendwann holten mich meine Eltern gar nicht mehr ab und ich begann meine Ausbildung zur Buchhändlerin in eben dieser Filiale, die mir eine zweite Heimat geworden war.

Mein halbes Leben, von 17 bis 34 blieb ich bei Hugendubel am Marienplatz und ich wäre auch bis zur Rente dort geblieben, wäre nicht der Mietvertrag ausgelaufen und hätte nicht ein großes Telekomunikationsunternehmen eine fantastilliaren Euro in die Hand genommen, um den zweihundertsten Handyladen in der Innenstadt zu eröffnen.
(Mittlerweile gibt es aber wieder eine kleine Filiale über dem Handyladen, schaut mal rein, sie ist wirklich sehr gemütlich!)

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Ein ganzes halbes Leben: mein letzter Tag in der alten Filiale am Marienplatz, bevor sie umgebaut wurde

Ich wurde in die Filiale in den Fünf Höfen versetzt, die – das kann man nicht anders sagen – die wohl schönste Decke hat, die eine Buchhandlung in München zu bieten hat und nachdem ich mich von dem Trubel einer sechsgeschossigen Buchhandlung an die Vielfalt einer kleinen Filiale gewöhnt hatte, wäre ich auch hier nicht mehr weg gegangen…

Doch dann begann man im Sommer von einem Projekt zu flüstern, das endlich die Innovationen bringen sollte, nach der die Branche nun schon seit Jahren schreit.
Arbeitstitel: „Buchshop der Zukunft“.
Und sofort sprachen mich meine Chefs an: „Das wäre doch was für Sie!“

Also bewarb ich mich und je mehr ich von diesem Projekt hörte, desto begeisterter wurde ich.
Richtig begriffen, wie anders diese Buchhandlung werden würde habe ich allerdings erst, als Nina Hugendubel auf einer Veranstaltung Bilder der alten Filiale neben die Konzeptblätter der neuen legte. Der einzige Gedanke, den ich in diesem Moment hatte war: „Okay, das ist radikal anders.“

Als Nina Hugendubels Vater Heinrich 1979 meine geliebte Filiale am Marienplatz eröffnete, war es damals auch ein radikal neues Konzept gewesen.
Bis dahin kannte man in Deutschland keine Buchkaufhäuser. Mehrere Stockwerke, verbunden durch Rolltreppen und mit Leseinseln, in denen man den ganzen Tag lang sitzen konnte, um jedes Buch aus den Regalen zu ziehen und darin zu lesen?
Sowas hatte man vorher noch nie gesehen und viele Kritiker schüttelten nur den Kopf.
Nach ein paar Tagen war die Filiale praktisch leer… Die Kunden hatten einfach alle Bücher gekauft.

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Radikal anders: die erste Großbuchhandlung Deutschlands (und mein zweites Kinderzimmer)

Doch der Handel hat sich in den letzten Jahren massiv verändert.
Millionen von Lesern sind weggebrochen, die Läden in den Innenstädten werden immer seltener besucht (mag es etwa daran liegen, daß jedes zweite Geschäft mittlerweile ein Handyladen ist?), niemand fährt mehr eine dreiviertel Stunde mit der S-Bahn, wie es meine Eltern getan haben, wenn alles, was man braucht, nur einen Mausklick entfernt ist.

Seit Jahren heißt es, die Branche soll umdenken.
Und hier ist, was dabei herausgekommen ist…

Zunächst einmal haben wir uns weitestgehend von klassischen Regalen und Büchertischen verabschiedet. Stattdessen arbeiten wir jetzt mit frei kombinierbaren Elementen, die wir je nach Lust, Laune und Bedarf mühelos umbauen und im Belagerungsfall eine Festung daraus errichten können.
Das hat den ungeheuren Vorteil, daß man Thementische oder neue Trends sofort aufgreifen und in den Laden integrieren kann ohne alles umräumen zu müssen.

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Frei kombinierbare Elemente: Ich bau mir die Welt wie sie mir gefällt

Das nächste, das verschwunden ist, ist die Regalbeschriftung.
Anstelle dessen arbeiten wir im neuen Laden mit Visualisierungen, die den Kunden sofort in den Bereich ziehen sollen, der ihn interessiert.
Ihr mögt Fantasy? – Dann haltet einfach Ausschau nach unserem Drachen!
Ihr sucht einen Reiseführer? – Dank riesiger Weltkarte und Wegweisern werdet ihr sicher nicht daran vorbei laufen!
Und so findet man leicht seinen Weg durch die verschiedenen Themenwelten…
Anne Frank lächelt auf Biografienleser herab, die Kinderbücher findet man in einer bunten Spielewelt und ein riesiges Manga-Graffito weißt den Weg zu… ach, da kommt Ihr selber drauf!

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Auch ohne Regalbeschriftungen machen wir kein Geheimnis daraus, wo was zu finden ist.

Als nächstes haben wir die klassische Einteilung nach Warengruppen über Bord geworfen. Dieses System existiert seit Jahrzehnten, ohne daß es groß modernisiert wurde und so kann heutzutage kein Kunde verstehen, warum man Colleen Hoover bei den Jugendbüchern und Mona Kasten bei den Romanen für Erwachsene findet.
Also wurden die alten Strukturen aufgebrochen, was uns Buchhändler zwar anfangs vielleicht etwas mehr Zeit kostet, das Buch zu finden; für den Kunden ist die neue Einteilung aber wesentlich logischer.
Und bei dieser Gelegenheit haben wir uns auch entschieden, die Medien nicht mehr zu trennen. So stehen die passenden Hörbücher, DVDs und englischsprachigen Titel direkt neben dem entsprechenden Buch.
Besonders in unserer großen Comic-Abteilung fiel mir auf, wie sinnvoll diese neue Einteilung doch ist.

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Marvel oder DC? Buch oder DVD? – Alles auf einen Griff!

Einen digitalen Service, den wir zunächst nur in der Filiale am Stachus anbieten werden und von dem ich mir wirklich viel verspreche, nennt sich efree.
Hierbei hat man die Möglichkeit alle verfügbaren ebooks als Vollversion in der Filiale auf dem Tablet oder dem eigenen Smartphone zu lesen. (Dafür braucht man nur einen QR-Code-Scanner.)
Da es müßig ist, Bücher aus obskuren Themenbereichen vorrätig zu haben, die sich nur alle heiligen Zeiten verkaufen, kann der Kunde diese speziellen Titel im Laden nicht nur anlesen, wie es im Internet bei der „Klick ins Buch“-Funktion möglich ist, sondern jedes Kapitel genau unter die Lupe nehmen, bevor er sich entscheidet, ob wir das Buch bestellen sollen.
Beim Verlassen der Filiale verschwindet der Titel dann wieder vom Handy.

So… ganz schön viel Neues, oder?
Naja… wir hätten dann noch eine Bühne mit Beamer und Leinwand, auf der regelmäßig neue Bücher präsentiert werden, einen Co-Working-Space, bei dem man seinen Laptop einstecken und fröhlich drauf los arbeiten kann (Münchner Studenten mit Euren handtuchgroßen Zimmern: eure Lerngruppen sind uns willkommen!), wer eine Auszeit von dem Trubel in der Innenstadt braucht, kann sich in unseren Raum der Stille zurückziehen, Kochbuchpräsentationen finden in Zukunft in unserer Showküche statt, die lieben Kleinen dürfen in unserer Spielewelt basteln und die riesigen Tafeln bemalen, wer coole und witzige Fotomotive sucht, kann sich bei unserer Instagram-Bühne austoben und natürlich gibt es ein Café.

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Unsere Showküche… Hoffentlich stellt hier bald jemand ein Plätzchen-Backbuch vor!

Ihr merkt schon: die neue Filiale am Stachus soll ein Ort sein, an dem man nicht nur ein Buch aus dem Regal zieht und wieder verschwindet; sie soll Euer zweites Wohnzimmer werden. Ein Ort, an dem sich Menschen, die Bücher lieben, treffen und gemeinsam immer wieder Neues erleben können.

So… und bald schlüpfe ich in meine schicke neue Arbeitskleidung, um die Kollegen in der Spätschicht zu unterstützen. Denn ab heute bin ich:

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Was haltet Ihr von dem neuen Konzept?
Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Meinungen und freue mich, wenn Ihr vorbei schaut!

Liebe Grüße,
Andrea

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Kleiner Disclaimer Nr.1: Ich werde dafür bezahlt, Bücher zu verkaufen und für gute Stimmung im Laden zu sorgen. Von diesem Blog weiß in der Geschäftsleitung niemand.
(Sollte also Frau Hugendubel googeln, wer was über ihre neue Filiale geschrieben hat und zufällig hier landen: Huhu! Überraschung!)
Was ich damit sagen will: niemand hat mich darum gebeten oder dafür bezahlt diesen Beitrag zu schreiben.
Ich wollte Euch einfach von „meiner“ neuen Filiale erzählen, weil ich wahnsinnig aufgeregt bin und ich mich unheimlich freue, an diesem Projekt teilzunehmen.

Kleiner Disclaimer Nr.2: Die Fotos der alten Filiale am Marienplatz habe ich frech von meiner Kollegin Ursel Roth geklaut, natürlich nachdem ich sie vorher lieb gefragt habe.
Danke nochmal, Ursel!