Neue Herausforderungen im Mai

Meine Leseliste und Leseplanung sind derzeit komplett aus dem Tritt geraten… Während manch andere dank des Lockdowns dutzende von Büchern pro Monat verschlingen, habe ich gerade mal ein einziges im April beendet. – Zwei, wenn man „Das kleine Gespenst“ mitzählt, das ich meinem Kleinen vorgelesen habe.
Wieder einmal war es das Pendeln, das mir fehlte, während in der Buchhandlung nur Notbetrieb herrschte und ich zu Hause saß, um dort wenigstens online zu beraten.
Es stellt sich eine ziemliche Lethargie ein, die immer wieder auf Aktionismus trifft, der aber noch darauf wartet, richtig durchstarten zu können; denn im Mai steht einiges an:
Nach einem halben Jahr Winterschlaf wird es bald wieder mit dem „Seite an Seite“-Podcast weitergehen! In dieser Staffel mit einem ganz neuen Konzept, das ziemlich ambitioniert ist und dafür sorgen wird, daß ich mich sehr auf den Lesegeschmack anderer Leute einstellen und auch außerhalb meiner üblichen Genres lesen muss. Trotzdem bin ich schon sehr gespannt darauf, was mich alles in der neuen Staffel erwartet. Sobald es einen fixen Starttermin gibt, werde ich es euch wissen lassen. 🙂
Das zweite Projekt, daß in den Startlöchern steht, ist die Renovierung meiner neuen Wohnung. Meine Eltern überlassen mir ihre alte Eigentumswohnung, was ich selber kaum fassen kann, mich aber auch einiges an Arbeitszeit und Geld kosten wird. Die Wohnung wurde Anfang der 1980er Jahre gebaut und ist seitdem nie wirklich renoviert worden, was sie zu einem (Alp-)Traum in dunkelbraun macht.
Da ich mir eine ordentliche Sanierung nicht leisten kann, werde ich also selbst Hand anlegen und auf das Beste hoffen!
Statt zu lesen habe ich mir deshalb in den letzten Wochen unzählige Video-Tutorials über Bad- und Küchensanierung angesehen und hoffe, ich bin auf dieses Abenteuer gut vorbereitet. Immerhin: Endlich kann ich meinem Vater beweisen, daß es sich doch gelohnt hat, damals in der Schule Werken als Hauptfach zu nehmen! 😉
Womit wir auch schon bei Projekt Nummer drei wären, denn die Renovierung würde ich wirklich gerne zum Anlass nehmen, um einen YouTube-Kanal zu starten. Dort könnte ich ein wenig darüber zu vloggen, was alles so bei mir passiert und natürlich auch von den Büchern zu erzählen, die ich gerade lese.
Ich hoffe, ich schaffe das alles gut unter einen Hut zu bringen, denn die Kinder, das Homeschooling und der Job haben natürlich die höchste Priorität.

Nachdem diesen Monat also wirklich viel auf mich zukommt und die Bücher, die ich für den Podcast lesen darf, noch auf dem Weg zu mir sind, habe ich mir für den Mai nicht besonders viel zusätzlich auf den Lesestapel gepackt.

Den Anfang macht „Aufregende Zeiten“ von Naoise Dolan, das ich aktuell als Hörbuch höre und das auf der Longlist des Women’s Prize for Fiction stand.
Darin geht es um Ava, eine junge Irin, die nach dem Studium nach Hongkong geht, um dort als Sprachlehrerin zu arbeiten.
Bisher erinnert mich die Geschichte sehr an „Normale Menschen“ von Sally Rooney, allerdings bringt die Szene der in Hongkong lebenden britischen Geschäftsleute und Banker einen wirklich spannenden Kosmos mit ins Spiel.

Ganz neu ist auch „Der Tod des Vivek Oji“ von Akwaeke Emezi, das wohl ebenfalls für den Women’s Prize for Fiction nominiert gewesen wäre, hätte es nicht eine Regeländerung gegeben, die inzwischen die Teilnehmerinnen dazu verpflichtet, Dokumente vorzulegen, die sie vor dem Gesetz als Frauen identifizieren. Das ermöglichte zwar die Teilnahme der Transfrau Torrey Peters, schließt die nicht-binären Autor:innen Akwaeke Emezi dieses Jahr allerdings aus (ja, ich habe das englische Pronomen they an dieser Stelle gnadenlos eingedeutscht), die 2019 noch für ihren Debütroman „Süßwasser“ nominiert gewesen waren.
Über das Buch selbst habe ich von englischsprachigen BookTubern nur Gutes gehört, auch wenn die Geschichte sehr traurig sein soll.

Ein weiteres neues Buch, auf das ich schon unheimlich gespannt bin, ist „Geisterwand“ von Sarah Moss. Bisher habe ich von der Autorin nur „Gezeitenwechsel“ gelesen, was mich sprachlich sehr beeindruckt hat, aber dessen Handlung mich nicht wirklich mitreißen konnte.
In dem recht dünnen Band „Geisterwand“ geht es um eine Gruppe Archäologen, die einen Sommer lang in einer nachgebauten Eisenzeit Siedlung leben wollen, um die damaligen Lebensbedingungen nachzustellen.
Sofort musste ich an die mehrteilige Doku „Das Steinzeit Experiment“ denken, in der sich zwei Familien mit einer handvoll Freunden auf eben genau so ein Abenteuer begeben, und die ich wirklich faszinierend fand.

Zu guter Letzt gibt es wieder ein neues Buch meiner absoluten Lieblingsillustratorin Kat Menschik: „Durch den wilden Kaukasus“.
Auf einem Wanderurlaub durch das georgische Swanetien hatte sie die Idee, die schönen Eindrücke zu bewahren und wählte für den zehnten Band ihrer Lieblingsbücher-Reihe klassische und moderne Texte aus, die von dieser Region erzählen. Das alles hat sie mit ganz wunderbaren Blumenbildern illustriert.
Große Liebe für dieses Projekt!

Wie sich meine eigenen Projekte diesen Monat entwickeln, darüber halte ich euch natürlich gerne auf dem Laufenden.
Drückt mir die Daumen, daß ich mich nicht komplett übernehme. 😉

Eure Andrea

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Neuer Lesestoff im März

Ich bin wirklich gespannt, wie sich dieser Monat entwickelt.
Der Kleinste darf ja schon wieder in den Kindergarten, während der Große weiterhin Distanzunterricht hat und ich in den letzten Wochen wieder zum Mathe-Ass werden musste, um Extremwertbestimmungen bei Termen korrigieren zu können. 😉
Vielleicht kann ich diesen Monat auch wieder anfangen, zu arbeiten. – Nachdem ich nun seit Anfang Dezember nicht mehr im Laden war, wäre das auch einmal wieder schön.

Während ich den Novitäten-Frühling 2020 ja eher mau fand, bietet dieses Jahr eine ganze Reihe an Highlights auf, auf die ich mich schon sehr freue.

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Beginnen wir mit zwei Titeln, an denen man derzeit auf Instagram gar nicht vorbeikommt und die ich auf BookBeat bereits gehört habe oder gerade höre: „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo und „Ministerium der Träume“ von Hengameh Yaghoobifarah.

„Kim Jiyoung“ war ein Sensationserfolg in Südkorea und hat sich inzwischen zum weltweiten Phänomen entwickelt. Warum das so ist, versteht man schnell, wenn sich mit dem Stoff beschäftigt; denn auch wenn der Schreibstil sehr schnörkellos und an manchen Stellen fast schon sachbuchhaft daher kommt, ist die Erzählung vom Leben einer typischen südkoreanischen Frau, deren Alltag von misogynen Mikroaggressionen geprägt ist, extrem bedrückend und doch gar nicht einmal so weit von der Lebensrealität westlicher Frauen entfernt, auch wenn vieles, das Kim Jiyoung in diesem Roman auf den Kopf zu gesagt wird hierzulande vielleicht eher hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird.

Hengameh Yaghoobifarah haben ja letztes Jahr mit ihrem umstrittenen Artikel „All cops are berufsunfähig“ eine ziemliche Kontroverse ausgelöst. Mich persönlich hat die Kolumne – wenn man sie aufs rein stilistische runterbricht – nicht besonders angesprochen und vermutlich hätte ich ihren Debütroman nicht wirklich auf dem Schirm gehabt, wäre nicht der irgendwie fast schon verträumt wirkende Titel für mich im starken Kontrast zu der rotzfrechen Schreibe des taz-Artikels gestanden.
So war ich dann aber doch recht neugierig und höre „Ministerium der Träume“ derzeit auf meinen Spaziergängen.
Die Geschichte erzählt von Nasrin, deren Schwester bei einem Verkehrsunglück ums Leben kommt. Ein Unfall oder doch Selbstmord?
Während Nasrins Gedanken immer wieder darum kreisen, was wohl mit ihrer Schwester passiert ist, muss sie sich nun auch um deren 14-jährige Tochter kümmern…

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Weiter geht es mit zwei Büchern von Autorinnen, die mich bereits mit ihren Debütromanen begeistert haben.

Raphaela Edelbauer war 2019 für ihr Debüt „Das flüssige Land“ für den Deutschen Buchpreis nominiert. Darin geht es um eine Stadt, die nach und nach von einem riesigen Loch verschluckt wird: Kafka meets Schildbürger.
In „Dave“ geht es nun um künstliche Intelligenz, was mich sofort an Ian McEwans „Maschinen wie ich“ denken lässt.

Megan Hunter hat mich bereits mit ihrem äußerst lyrischem Buch „The End We Start From“ („Vom Ende an“) in ihren Bann geschlagen.
In „Die Harpyie“ erfährt die Protagonistin Lucy, daß sie von ihrem Mann betrogen wird. Um die Beziehung zu retten, trifft man die Entscheidung, daß Lucy ihren Mann dreimal bestrafen darf…
„Die Harpyie“ hört sich für mich beinahe wie ein bitterböses Märchen an. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf!

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Zu guter Letzt liegen noch zwei spannungsgeladene Titel auf meinem Märzstapel: „Das Geheimnis von Zimmer 622“ und „Die Neue“.

Joël Dickers Bücher waren für mich bisher immer die perfekte Mischung aus Krimi und literarischem Genuß; in seinem vierten Roman hat er sich nun selbst zum Protagonisten gemacht.
Hier macht Joël Dicker Urlaub in einem Schweizer Hotel, in dem es zwar einen Raum 621a, aber keinen mit der Nummer 622 gibt. Was steckt wohl dahinter, fragen sich er und seine Zimmernachbarin schon bald und beginnen zu recherchieren…

„Die Neue“ von Harriet Walker ist dagegen ein waschechter Thriller, in dem nichts so ist, wie es scheint.
Ich habe bereits letztes Jahr das englische Manuskript gelesen, da „Die Neue“ mein bold-Patenbuch ist und ich euch im Lauf des Monats – und besonders zum Erscheinen am 18. März – ausführlich davon berichten werde.
Nur soviel sei schonmal verraten: An sich greife ich ja eher selten zu Thrillern, weil mir die Charaktere oft zu eindimensional sind. In „Die Neue“ haben wir es aber mit unheimlich ausgefeilten Charakteren und wechselnden Blickwinkeln zu tun, die den Leser ständig seine Vermutungen ändern lassen müssen.

Kennt ihr schon den ein oder anderen Roman auf meinem Märzstapel und auf welche Titel freut ihr euch in diesem Monat?
Ich wünsche euch eine gute Zeit.

Bleibt alle gesund,
eure Andrea

Herbststimmung im Oktober

Die letzten Tage hält sich der Nebel vor meinem Fenster meist bis Mittag und sorgt dafür, daß ich mich lieber mit einem guten Buch und einer Kuscheldecke zusammenrolle, als das Haus zu verlassen.
Auch diesen Monat gibt es wieder ein buntes Sammelsurium an noch un-, halb- und schon ausgelesenen Büchern, die ich euch heute gerne vorstellen möchte.

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Zwei Romane, die auf den ersten Blick scheinbar wenig miteinander zu tun haben, sind „Was ich im Wasser sah“ von Katharina Köller und „Queenie“ von Candice Carty-Williams. Doch bei beiden stehen Frauen im Mittelpunkt, die auf die eine oder andere Weise mit ihrer Gesundheit zu kämpfen haben.

In „Was ich im Wasser sah“ (von mir bisher erst angelesen) geht es um Klarissa, die als Brustkrebs-Überlebende auf die Insel zurückkehrt, auf der sie aufgewachsen ist.
Katharina Köller hat einen sehr eindringlichen Erzählton, der mich fasziniert. Bald also mehr darüber!

Um die seelische Gesundheit einer jungen Frau geht es in „Queenie“, welches ich bereits gelesen habe.
Was zunächst als 08/15 RomCom über eine ebenso charmante wie naive Protagonistin beginnt, entwickelt sich im Lauf des Buches zu einem unheimlich relevanten Buch über psychische Probleme, deren Stigmatisierung, über Alltagsrassismus und Mikroaggressionen, und einem Plädoyer für Selbstliebe.
Darüber werde ich schon ganz bald mehr berichten!

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Zwei Titel, die man nicht wirklich in die Kategorie „Romane“ einsortieren kann, sind „Aus der Zuckerfabrik“ und „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“.

„Aus der Zuckerfabrik“ von Dorothee Elmiger steht derzeit auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und lässt sich nur schwer in eine Kategorie einordnen. Roman? Tagebuch? Recherche? Reportage? – Dorothee Elmiger versucht in diesem Buch einer Spur aus Zuckerkrümeln zu folgen.

Mit „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“ hat der Satiriker Jan Böhmermann sein Twitter-Tagebuch von 2009-2020 vorgelegt, in dem der Autor zunächst recht banale Sachen von sich gibt, oder seinen damaligen Chef Harald Schmidt trollt, aber nach und nach eine immer politischere Stimme findet.

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Mit gleich zwei Büchern über William Shakespeare geht es weiter!

Letzten Monat stellte ich euch doch die schöne Reihe  Weltklassiker: Kurz & Gut aus dem Bohem Verlag vor, die unter anderem von Becca Stadtlander illustriert wurde. Nachdem mir ihre Bilder so gut gefallen haben, habe ich ein wenig recherchiert und dabei „Bold and Brave Women from Shakespeare“ entdeckt. Klar, daß ich mir das sofort gönnen musste!

Das zweite Shakespeare Buch diesen Monat ist „Judith und Hamnet“, mit dem Maggie O’Farrell vor Kurzem den Women’s Prize for Fiction gewonnen hat.
Ihre Autobiografie „Ich bin, ich bin, ich bin“ hat mich vor etwa anderthalb Jahren schwer beeindruckt und ich liebe ihren unaufgeregten und trotzdem bildgewaltigen Schreibstil sehr.
In „Judith und Hamnet“ geht es um Shakespeares Familie; besonders seinen kleinen Sohn Hamnet, der früh starb und darüber, wie sein Tod die Familie beeinflusste.
Aktuell lese ich dieses Buch sehr langsam, weil ich mich gar nicht traue, es in den Zug mitzunehmen, aus Angst, daß ich dann vielleicht in der Öffentlichkeit weinen muss.

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Die letzten beiden Bücher drehen sich um faszinierende Künstlerinnen.
Mit „Frida“ legt Maren Gottschalk einen Roman über das Leben von Frida Kahlo vor und „Kusama“ von Elisa Macellari ist eine Graphic Novel über die berühmte japanische Künstlerin Yayoi Kusama. Zwei Bücher also, die mich schon brennend interessieren!

Kennt ihr den ein oder anderen Titel von meinem Oktober-Stapel schon?
Was lest ihr gerade?

Ich wünsche euch ein gemütliches Herbstwochenende!
Eure Andrea

 

Sommerloch im Juni

In meiner Stadt eröffnet nächste Woche das Freibad, was wohl bedeutet, daß der Sommer dieses verrückten Jahres begonnen hat.

Meine Leselisten sind ordentlich durcheinander geraten. Die Kinder sind ja immer noch zu Hause und so bleibt meine Lese- und Blogzeit weiter begrenzt.
Dafür habe ich jetzt damit begonnen, Hörbücher zu hören. In dem knappen Monat, seit ich eine Hörbuch-Flatrate spendiert bekommen habe, hab ich schon 30 Hörbücher gehört, also jeden Tag eines!

Mit dem Podcast geht es fröhlich weiter, auch wenn wir gerade in einer Art Sommerloch stecken, bei dem wir über die meisten Titel des Frühjahrs, die uns interessiert haben schon geredet haben und alles, worauf wir uns jetzt freuen noch nicht erschienen ist.

In meinem Juni-Stapel gibt es deshalb auch Titel, die noch nicht erschienen sind, die ich aber unbedingt schon lesen, bzw. anlesen wollte.

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Beginnen wir aber mit den Romanen, die schon auf dem Markt sind:
„Der Hund“, „Das Holländerhaus“ und „Was wir voneinander wissen“.

„Der Hund“ von Akiz ist das tatsächlich der einzige Titel auf diesem Stapel, den ich noch nicht angelesen habe. Es geht darin um einen Waisenjungen, der ein ganz besonderes kulinarisches Talent hat.

In „Das Holländerhaus“ von Ann Patchett geht es um zwei Geschwister, die in einem riesigen und luxuriösen Zuhause aufwachsen, bis sie von ihrer Stiefmutter auf die Straße gesetzt werden…
Mit diesem Roman habe ich schon angefangen und den Stil und die Charaktere bisher sehr einnehmend gefunden.

Auch „Was wir voneinander wissen“ von Jessie Greengrass habe ich bereits angelesen, allerdings konnte mich die Geschichte um eine Frau, die über die Beziehung zu ihrer Mutter und dem eigenen Verhältnis zur Mutterschaft nachdenkt, noch nicht so wirklich fesseln.
Trotzdem möchte ich diesem Titel auf jeden Fall eine Chance geben, wenn ich vielleicht Ende des Monats wieder etwas mehr Zeit habe, um konzentrierter zu lesen.

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Der Titel, der mich im Augenblick am meisten bei der Stange hält, ist „Writers & Lovers“ von Lily King. Ihren Roman „Euphoria“ habe ich vor ein paar Jahren recht begeistert gelesen und auch hier überzeugt mich Kings leichter aber vielschichtiger Schreibstil.
Dieser Titel wird am 16. Juli erscheinen. Dann erzähle ich euch mehr darüber!

Das einzige Buch, das ich von diesem Stapel schon komplett gelesen habe, ist ironischerweise auch das, das noch am längsten auf sich warten lässt. „Turbulenzen“ von David Szalay erscheint nämlich erst am 17. August, aber soviel kann ich vielleicht schon verraten: Das Warten lohnt sich!

Neben meinem Schreibtisch stapeln sich die Titel, die noch rezensiert werden wollen; im Regal warten schon Vorabexemplare, die teilweise erst im September erscheinen werden.  Meine Kinder werden noch mindestens drei Wochen zu Hause bleiben und es fällt in dieser Situation weiterhin schwer, Zeit zum Lesen oder Bloggen zu finden, aber immerhin ist der Podcast eine feste Größe.
Inzwischen habe ich die „Seite an Seite“-Rubrik hier auf der Website auf den neusten Stand gebracht und auch einen Link zum direkten Anhören für alle eingefügt, die keine Podcast-App benutzen. Hört mal rein!

Ich wünsche euch allen einen schönen Juni!
Bleibt gesund!

Eure Andrea

Abschiede und Neuanfänge im Januar

Das neue Jahr ist angebrochen und so wie es aussieht, steht mir ein turbulentes Jahr bevor…
Vieles ist noch nicht spruchreif und deshalb kann ich nicht viel darüber sagen, allerdings habe ich das Gefühl, das neue Jahr türmt sich mit seinen Möglichkeiten, Projekten und Veränderungen geradezu gewaltig vor mir auf.

Ähnlich sieht es auch auf meinem Nachtkästchen aus, auf dem noch einiges von den letzten Monatsstapeln liegen geblieben ist und das noch dringend gelesen und rezensiert werden will.

Damit ich also nicht völlig überwältigt werde, habe ich mich – trotz all der Novitäten, die gerade nach und nach eintrudeln – dafür entschieden, es im Januar nochmal ruhig angehen zu lassen und mir nur wenig Neues vorzunehmen.

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Ein Roman abseits des Mainstreams, auf den ich schon gespannt bin, ist „Zeppelinpost“ von Florian Scherzer aus dem kleinen, feinen Hirschkäfer Verlag.
Darin geht es um eine Brieffreundschaft zwischen München und Brasilien, Anfang der 1930er Jahre.
Ähnlich wie manche Menschen sich heutzutage eine Art alternatives Leben auf Instagram oder Facebook aufbauen, in dem es mehr um Schein als Sein geht, erfindet sich hier ein Mann in Briefen neu.
Eine fesselnde Idee, die sich wohl im Laufe der Geschichte zu einem Kriminalfall entwickelt… Ich bin schon gespannt und werde berichten!

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Ein Titel, der irgendwo zwischen Roman und Sachbuch liegt, ist „Three Women – Drei Frauen“ von Lisa Taddeo, der am 13.01. erscheinen wird.
Taddeo hat drei Frauen über einen Zeitraum von acht Jahren begleitet und die Geschichten ihrer Wünsche und Ängste in eine literarische Form gebracht.
In den USA stieg „Three Women“ sofort auf Platz 1 der New York Times Bestseller Liste ein und war dort eines der meistdiskutiertesten Bücher des letzten Jahres.
Vor ein paar Wochen hatte ich die schöne Gelegenheit, Lisa Taddeo persönlich kennenzulernen und ich bin schon sehr gespannt, ob dieser Titel für ähnliche Furore in Deutschland sorgen wird, wie in den USA.

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Ein Sachbuch, das vielleicht die wenigsten von Euch auf den Leselisten haben werden, das mich aber mit den ersten Kapiteln schon sehr begeistern konnte, ist „Das Evangelium der Aale“ von Patrik Svensson, das am 27. 01. erscheinen wird.
Ja, es geht darin tatsächlich um Aale und eigentlich finde ich diese Tiere doch ein wenig eklig, aber Svensson schreibt so poetisch und interessant, daß ich schon seit Tagen meine Familie mit Aal-Fakten nerve.

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Ein ganz wunderbares Bilderbuch für Groß und Klein habe ich vor kurzem mit meinem Kleinen gelesen und möchte es Euch auch ganz bald vorstellen: „Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough“ von Rébecca Dautremer.
Darin geht es um das Leben eines kleinen Hasen von der Wiege bis zur Biege…
Das Ganze ist wirklich unheimlich schön illustriert und geht sehr ans Herz. – Bald also mehr davon!

Und recht viel mehr gibt es in diesem Monat schon gar nicht mehr…
Jetzt wird es also erstmal Zeit, den SUB in Angriff zu nehmen.

Habt Ihr irgendwelche spannenden Pläne für 2020?

Liebe Grüße,
Eure Andrea

 

 

Auf Achse im Oktober!

Es wird nun aber wirklich Herbst…
Die Stürme wehen, die Novitätenstapel erreichen Höhen, die mich ins Schwitzen bringen und neben dem Lesen steht einiges an im Oktober!

Mitte des Monats geht es mit den weltbesten Kollegen auf die Frankfurter Buchmesse. Mein Notizbuch platzt schon aus allen Nähten, so viele Termine hab ich mir eingetragen, und ich bin wirklich sehr gespannt, was wir dort alles erleben werden.

Ende des Monats sollte es dann hoffentlich einmal wieder Zeit für eine neue Folge von „In vollen Zügen nach…“ werden. Diesmal soll es nach Wien gehen, allerdings mit beiden Kindern und die haben schon sehr eigene Pläne, was sie dort anstellen wollen!
Ich hoffe aber trotzdem, daß vielleicht ein, zwei Buchhandlungen auf dem Weg liegen werden, über die ich dann berichten kann. Also, liebe Wiener: Welche Buchhandlungen sollte ich unbedingt gesehen haben?

Wie schon erwähnt wird der Novitätenstapel nicht kleiner und ich bin schon wahnsinnig gespannt auf die Titel, die ich mir diesen Monat ausgesucht habe:

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Beginnen wir einmal mit ganz viel Liebe für den Diogenes Verlag, der einen Löwenanteil zu meinem Oktoberstapel beigetragen hat.

Wie eigentlich jedes Jahr gibt es etwas Neues von meiner Lieblingsautorin Amélie Nothomb, von der ich seit meiner Ausbildung jedes Buch verschlinge. „Klopf an dein Herz“ kam schon Anfang des Jahres auf Englisch auf den Markt und so hatte ich bereits im englischsprachigen BookTube sehr begeisterte Besprechungen dazu gesehen. Nun hat das Warten endlich ein Ende!

Ein weiterer Autor, von dem jede Neuerscheinung sofort auf meiner Wunschliste landet, ist Martin Suter. Mit „Allmen und der Koi“ legt er den mittlerweile sechsten Band der Allmen-Reihe vor und auch, wenn nicht jeder Suter-Fan automatisch zum Allmen-Fan wird, mag ich die Charaktere einfach unheimlich gern.

In meinem Sommerurlaub hatte ich „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer gelesen, nun erschien der zweite Teil „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“.
In den letzten Monaten habe ich ja langsam wieder angefangen, Hörbücher zu hören und gerade beim ersten Wolkenbruch-Roman bedauerte ich sehr, kein Hörbuch davon zu haben, denn auch wenn man jiddisch wohl ausspricht, wie es geschrieben wird, hatte ich oft keine Ahnung, wie betont wird.
Gestern habe ich dann schon mal ins Hörbuch reingehört und war sofort begeistert von Thomas Meyers Stimme. Jiddisch und ein Schweizer Akzent! – Das freut das Ohr!

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Weiter geht es mit einer ganzen handvoll Romanen:

„Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney hatte mein Kollege Andi ja schon im letzten Podcast vorgestellt und er war nicht wirklich überzeugt davon, allerdings lese ich ausschließlich absolut begeisterte oder komplett enttäuschte Rezensionen. Love it or hate it? Da bilde ich mir immer gern meine eigene Meinung.

Margaret Atwoods neustes Buch „Die Zeuginnen“ habe ich schon gelesen, da es allerdings im September erst auf den Markt kam, nachdem ich meinen Monatsstapel vorgestellt hatte und ich weiß, daß sich einige Leser an den Bildern in meiner Rubrik „Mit Büchern durch das Jahr“ orientieren, um bestimmte Titel wiederzufinden, von denen sie sich nur noch an das Cover erinnern, wird dieser Titel sozusagen nochmal optisch nachgereicht. Die Besprechung könnt ihr allerdings jetzt schon lesen.

Während alle über die Shortlist des Deutschen Buchpreises diskutieren, ist heimlich still und leise die Auswahlliste des Bayerischen Buchpreises erschienen. Mit dabei: „Levi“ von Carmen Buttjer.
Auch so ein Titel, auf den ich mich diesen Monat schon sehr freue!

Ein weiteres „Love it or hate it“-Buch ist wohl „Es ist Sarah“ von Pauline Delabroy-Allard. Wie gesagt; da bilde ich mir gern eine eigene Meinung.

Worauf ich mich aber schon wirklich lange freue, ist „Melmoth“ von Sarah Perry. Ihr Roman „Die Schlange von Essex“ hat mich vor zwei Jahren nach anfänglichen Startschwierigkeiten absolut begeistert, weshalb ich auch große Erwartungen an ihr neues Buch habe.

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Wer meinen Blog nicht erst seit gestern verfolgt, dürfte inzwischen wissen, wie sehr ich die Illustrationen von Kat Menschik liebe, weshalb ihr neustes Buch „Die Puppe im Grase – Norwegische Märchen“ natürlich auf meinem Lesestapel gelandet ist.
Und was für eine schöne Einstimmung auf das diesjährige Gastland der Frankfurter Buchmesse!

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Weil ich nicht nur gerne Bücher, sondern auch Bücher über Bücher lese, freue ich mich diesen Monat sehr über „Leseglück“ von Mareike Fallwickl und Florian Valerius und „Nervenkitzel“ von Miriam Semrau. Nachdem ich so gut wie nie Krimis lese, ist besonders letzteres eine tolle Möglichkeit für mich, mein Krimi-Wissen für den Laden etwas aufzupolieren ohne mich zu Tode fürchten zu müssen.

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Ich sage ja immer: „Es ist kein guter Monat, wenn keine Graphic Novel dabei ist!“, dieser Monat sollte demnach großartig werden!
Mit dabei sind nämlich „Hawking“, die neue Graphic Novel-Biografie von Ottaviani & Myrick, von denen ich auch schon den Band über Richard Feynman sehr begeistert gelesen habe. Dann noch „Natürliche Schönheit“ von Nanna Johansson, die sich feministische Themen im Stil ihrer Landsfrau Liv Strömquist vornimmt und „West, West Texas“ von Tillie Walden. Von ihr wollte ich ja immer „Pirouetten“ lesen, aber irgendwie hat es sich nicht ergeben, dann fang ich eben einfach mit ihrem neusten Buch an.

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Zu guter Letzt noch zwei Bücher aus der Rubrik „In der Kinderbuchabteilung gefunden, lassen aber auch die Herzen der Großen höher schlagen“:
„Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ von Rebecca Green ist eines meiner liebsten Bilderbücher, das ich seit längerem auf Englisch besitze. Nun habe ich es mir nochmal auf Deutsch besorgt, um nicht immer simultan übersetzen zu müssen, wenn ich es dem Kleinen vorlesen will und um es Euch allen nochmal vorzustellen.
Es ist nämlich unheimlich entzückend!
Ein großartiges illustriertes Sachbuch hingegen ist „Verlorene Arten“ von Jess French und Daniel Long. Hier geht es eben nicht nur um Mammuts und Dinosaurier, sondern auch um Tiere, die erst in den letzten Jahren ausgerottet wurden.
Sehr spannend und informativ und ich kann jetzt schon sagen, daß dieses Buch sowohl mich, als auch meinen Kleinsten ungemein fasziniert.

So… Seid Ihr noch da oder schon von meinem Oktoberstapel erschlagen worden?

Kennt ihr einige der Titel und wie haben sie Euch gefallen?
Sehen wir uns auf der Buchmesse?
Und was sollte ich in Wien auf keinen Fall verpassen, selbst wenn ich alle Hände voll zu tun habe, weil ein Kind verlangt, die Krokodile im Haus des Meeres zu befreien, während sich das andere einen Panzer im Heeresgeschichtlichen Museum klauen will?

Liebe Grüße,
Andrea

Review: Das Verschwinden der Stephanie Mailer

Ein Bekenntnis: der Kundensatz, den man als Buchhändler irgendwann nicht mehr hören kann ist: „Das müssen Sie lesen!!!“
Gerne glaube ich, daß der Kunde einen ausgezeichneten Geschmack hat und dieses Buch mein Leben verändern wird, aber dann denke ich an all die anderen Kunden, die mir heute schon den selben Satz gesagt haben, an den Stapel ungelesener Bücher, der mittlerweile schon ein halbes Zimmer eingenommen hat und all die Ankündigungen der fabelhaften Titel, die in den nächsten Wochen und Monaten erscheinen werden.
Dann nicke ich nur und sage: „Ich merks mir!“, was ich auch tue, aber von all den Empfehlungen, die mir Kunden aussprechen, lese ich tatsächlich nur einen Bruchteil.

Doch eines Tages betrat eine Kundin den Laden praktisch im Laufschritt und mit einem unheilsschwangerem Feuer in den Augen. Sie packte mich fast schon unsanft und verlangte, sofort ein drittes Buch von Joel Dicker ausgehändigt zu bekommen.
Damals war gerade erst „Die Geschichte der Baltimores“ erschienen und ich versicherte der Kundin, daß ich ihrem Wunsch zwar gerne nachkommen würde, daß es aber ausser „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und eben „Die Geschichte der Baltimores“ noch kein weiteres Buch auf Deutsch gäbe…
Es fehlte nicht viel, und die Kundin hätte sich auf den Boden geworfen und mit ihren Fäusten getrommelt!

Einen so schlimmen Fall von Buchausweh (wie Heimweh, nur nach Büchern) habe ich in meinen zwanzig Jahren Berufserfahrung bis dahin noch nicht und danach nicht wieder erlebt.
Ich versuchte sie abzulenken und ihr meine liebsten Bücher zu empfehlen, aber es war zwecklos. Bei jedem neuen Buch seufzte sie nur gequält auf, griff nach „Harry Quebert“ oder den „Baltimores“ und las mir Abschnitte daraus vor.
Meine Diagnose: nichts half… Joel Dicker hatte diese Frau auf absehbare Zeit für andere Literatur komplett verdorben!

Nachdem die Kundin seufzend und mit hängenden Schultern aus der Buchhandlung geschlurft war (und ja, ich bin mir bewusst, daß sich diese Geschichte etwas überspitzt anhören muss, ist sie aber nicht) machte ich es mir im Pausenraum gemütlich und sah dort im Regal mit den Leseexemplaren doch tatsächlich eine schon etwas zerlesene Ausgabe der „Geschichte der Baltimores“.
Ich zuckte die Achseln, dachte daß dies wohl mein heutiges Schicksal sein müsste und begann wenig überzeugt darin zu lesen…

Ein paar Tage später hatte ich sowohl „Die Geschichte der Baltimores“ als auch „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ verschlungen und war kurz davor mich neben die Kundin auf den Boden zu werfen und mit den Fäusten zu trommeln, wenn es uns nur ein drittes Buch von Joel Dicker gebracht hätte.

Und nun, ein paar Jahre später, hatte das Warten endlich ein Ende und nachdem der Kollege, der einfach viel zu schnell liest, einige Todesdrohungen von mir erhalten hatte, für den Fall daß er mir irgendetwas aus diesem Buch spoilern würde, konnte ich es mir endlich mit „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ gemütlich machen…

Captain Jesse Rosenberg schließt seine Karriere mit einem Ergebnis ab, von dem viele Polizisten nur träumen können: einer hundertprozentigen Aufklärungsquote.
Doch ausgerechnet am Abend seiner Abschiedsfeier taucht die junge Journalistin Stephanie Mailer auf, die Jesse damit konfrontiert, daß er beim ersten großen Fall seiner Laufbahn auf der falschen Spur war.
Zwar gab es nie ein Geständnis zum Vierfachmord an dem Bürgermeister der Stadt, seiner Familie und einer Joggerin, die sich zur Tatzeit vor dem Haus befand, doch alle Indizien sprachen gegen den Unternehmer Ted Tennenbaum, der sich dann auch noch eine Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferte, bei der er verunglückte.

Eigentlich ein klarer Fall, trotzdem ist Stephanie überzeugt davon, daß die Ermittler etwas Wichtiges übersehen haben; etwas das offensichtlich gewesen wäre.
Mehr will sie Jesse nicht verraten, bevor sie zu einem Treffen mit ihrem Informanten fährt, von dem Stephanie aber nicht mehr zurückkehrt.

Und sofort befällt Jesse ein ungutes Gefühl: Wo ist Stephanie Mailer? Hatte sie wirklich brisante Informationen? Und kann es sein, daß Ted Tennenbaum damals unschuldig war und der wahre Täter seit zwanzig Jahren frei herumläuft?
Jesse beschließt, seine anstehende Pensionierung zu verschieben und macht sich mit seinem damaligen Partner Derek und der jungen Polizistin Anna daran, Stephanie Mailer zu finden und den alten Fall neu aufzurollen…

Joel Dicker schafft es in „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“, wie auch schon in seinen beiden ersten Romanen, den Leser sofort ganz und gar gefangen zu nehmen.
Die Handlung rast geradezu dahin, immer wieder gibt es unerwartete Wendungen, überraschende Erkenntnisse und unvorhersehbare Ereignisse.

Ein bißchen traurig war ich zwar, daß Marcus Goldman, der Held aus „Harry Quebert“ und den „Baltimores“ dieses mal nicht mit von der Partie war, aber die Dynamik des Ermittlertrios konnte mich schnell für sich einnehmen.

Woran ich aber ein bißchen zu kritteln habe ist, daß einige der Figuren doch sehr stark überzeichnet waren.
Da ist beispielsweise die junge Geliebte eines verheirateten Mannes, die ihn finanziell ausbluten lässt, das depressive Teenagermädchen, das sich nur mit Drogen durch den Tag rettet, oder der Regisseur eines sonderbaren Theaterstücks, der sich selbst für ein Genie hält und von einem Tobsuchtsanfall in nächsten verfällt.
Einige der Charaktere in „Stephanie Mailer“ glichen fast schon Karikaturen und strapazierten meine Geduld gelegentlich, trotzdem waren der Fall, das Setting und der spannungsgeladene Erzählstil wieder so on point, daß ich dieses Manko gerne verzeihe.

„Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist definitiv eines meiner Lesehighlights des Frühjahrs und eine perfekte Lektüre für alle, die spannungsgeladene Romane oder literarische Thriller lieben.

Abenteuerliches im April

Morgen ist schon der erste April und bevor ihr denkt, daß der riesige Stapel, der sich diesen Monat bei mir angesammelt hat nur ein Aprilscherz ist, erzähle ich Euch lieber jetzt schnell, was im nächsten Monat alles auf meiner Leseliste steht.
Denn es ist eine ganze Menge zusammen gekommen!

Leider hänge ich noch ein wenig mit meinem Märzstapel hinterher, denn wie viele von Euch ja vielleicht mitbekommen haben, war ich schwer beschäftigt damit, die Wohnung zu renovieren, aber wenigstens habe ich nun endlich ein eigenes Zimmer.
Deshalb setze ich für den April vermehrt auf illustrierte Bücher und Graphic Novels. Hach… ich freue mich, denn es ist viel Spannendes und Abenteuerliches mit dabei.

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Aber beginnen wir mit den Romanen:

Das Buch, auf das ich mich wohl am meisten freue ist Das Verschwinden der Stephanie Mailer von Joel Dicker.
Bereits mit seinen ersten beiden Romanen „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ hat mich Dicker restlos begeistert. Hoffentlich kann „Stephanie Mailer“ daran anschließen.

Spannend hört sich auch Katherine Dions Debütroman Die Angehörigen an.
Es geht um einen Mann, der nach dem Tod seiner Frau feststellt, daß sie wohl Zeit Lebens Geheimnisse vor ihm hatte…

Auf der Buchmesse wurde mir am Stand von weissbooks von Luna Al-Mouslis Roman Als Oma, Gott und Britney sich im Wohnzimmer trafen oder Der Islam und ich vorgeschwärmt.
Ende letzten Jahres haben ja viele Blogger sich die Mühe gemacht, um durchzuzählen, wie hoch die Frauenquote bei ihrer Lektüre war. Ich nahm das zum Anlass, um zu sehen, wie divers ich lese. Das Ergebnis: Während ich ganz gut bei den Persons of Color lag (vorausgesetzt man zählt Asiaten mit) und noch recht okay im Bereich LGBTQ+, war lediglich eine einzige Autorin mit Behinderung dabei und gar keine muslimischen Autoren! Daran wollte ich also ohnehin arbeiten, Luna Al-Mousli scheint da schon mal ein guter Einstieg zu sein.

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Natürlich darf auch der neue Moers nicht fehlen!
In Der Bücherdrache legt Walter Moers zwar nicht den lang erwarteten dritten Teil der „Stadt der träumenden Bücher“-Saga vor, dennoch geht es endlich wieder in die Katakomben von Buchhaim, diesmal allerdings mit dem kleinen Buchling Hildegunst von Mythenmetz.

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Weiter geht es mit den Sachbüchern.
Bei meinem neuen Lieblingsreisebuchverlag, dem Reisedepeschen Verlag ist vor Kurzem Vom Glück zu Reisen erschienen.
Darin setzt sich Philipp Laage wohl ebenso kritisch wie humorvoll mit den Auswüchsen der heutigen Reise-Industrie auseinander; von Selbstfindungstrips über Pauschal-Abenteuerurlaube.

Ein Titel auf den ich schon sehr gespannt bin ist Einfach Mensch sein – Von Tieren lernen von Sy Montgomery. Ihr erstes Buch „Rendezvous mit einem Oktopus“ wurde ja zum Bestseller und mir schon lange von Kollegen ans Herz gelegt. Allerdings habe ich mich nun doch für „Einfach Mensch sein“ entschieden, immerhin wurde es von Rebecca Green illustriert, die zwar in Deutschland weitestgehend unbekannt ist, deren entzückendes Bilderbuch „How to Make Friends with a Ghost“ aber zu meinen Favoriten in diesem Bereich zählt.

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Mit Tieren und Menschen geht es weiter und zwar in zwei Graphic Novels, die von den Forschungsreisen zwei der berühmtesten Naturwissenschaftler ihrer Zeit berichten:
Darwin – An Exceptional Voyage von Fabien Grolleau und Jérémie Royer erzählt von der berühmten Reise auf der Beagle, während Die Abenteuer des Alexander von Humboldt von Humboldt-Expertin und Biografin Andrea Wulf und Illustratorin Lillian Melcher sich mit den Amerika-Reisen des Forschers beschäftigt.
So ähnlich sich die beiden Titel auch vom Thema her sind, so unterschiedlich sind sie in der Umsetzung und den Illustrationen.
Ich freue mich wirklich schon sehr darauf, Euch die Titel diesen Monat noch genauer vorzustellen!

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Bleiben wir bei illustriertem Sachbuch und widmen wir uns den Frauen…
Die Graphic Novel I’m every woman von Liv Strömquist setzt sich auf absolut humorvolle Weise mit Feminismus und Themen, die Frauen bewegen auseinander.

Kickass Women – 52 wahre Heldinnen von Mackenzi Lee dagegen ist im Stil von Büchern wie „Good Night Stories for Rebel Girls“ aufgemacht, wartet aber mit wesentlich unbekannteren Frauen auf, von denen ich zum Großteil noch nie gehört habe, und das obwohl ich im letzten Jahr bereits einige solcher Titel gelesen habe!

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Zu guter letzt bleiben wir bei Geschichten um Frauen und deren grafischer Umsetzung.

The Handmaid’s Tale von Margaret Atwood liegt nun endlich auf Englisch als Graphic Novel vor und wurde wirklich verdammt gut umgesetzt!
Mary Who Wrote Frankenstein ist dagegen ein Bilderbuch, das zwar im englischsprachigen Raum zig Preise gewonnen hat, in Deutschland aber noch weitestgehend unbekannt ist.
Darin geht es um die Geschichte von Mary Shelley… Spannend!

Das ist er also, mein viel zu hoher Aprilstapel und wenn ich mir anschaue, was da alles noch vom März liegt könnte man ein bißchen an meinen Plänen zweifeln…
Allerdings ist nun tatsächlich wieder ein bißchen Ruhe in die Wohnung eingekehrt und ich merke, daß ich wieder Zeit finde, mehr zu lesen.
Der Maistapel wird dann aber garantiert wieder kleiner… Bestimmt!

Welche Titel liegen auf Euren Lesestapeln?
Worauf freut Ihr Euch am meisten und kennt Ihr einige der Titel, die ich heute vorgestellt habe vielleicht schon?
Ich wünsche Euch einen wunderbaren Frühling!

Eure Andrea

Review: Ich bin, ich bin, ich bin

In der letzten Woche fiel es mir schwer „Ich bin, ich bin, ich bin“ aus der Hand zu legen, so sehr hat mich Maggie O’Farrells Autobiografie gepackt.

Nun muss ich zugeben, daß ich die Autorin bisher nicht kannte und ich hätte wohl zu keinem ihrer Romane gegriffen, weil die Cover der deutschen Ausgaben wahnsinnig kitschig wirken.
Über ihre Autobiografie habe ich aber nur Gutes gehört und auch bei Jen Campbell, deren YouTube-Kanal ich nur empfehlen kann, stand „I am, I am, I am“ auf der Liste ihrer Favoriten 2018.

Die Grundidee, die diesem Buch zugrunde liegt ist aber auch wirklich verdammt spannend! „Siebzehn Berührungen mit dem Tod“ lautet der Untertitel und so erfahren wir von Maggie O’Farrells Leben, indem sie von Ereignissen erzählt, bei denen sie es fast verloren hätte.

Bereits die erste Geschichte hat bei mir für Gänsehaut gesorgt:
Maggie ist gerade achtzehn Jahre alt und hat ihr Elternhaus verlassen, um in einem kleinen Hotel irgendwo in den Wäldern zu arbeiten.
In ihrer Mittagspause unternimmt sie gerne kleine Wanderungen zu einem nahegelegenen Berg, doch eines Tages stellt sich ihr ein Fremder in den Weg.
Sofort fühlt sich Maggie in dessen Gegenwart ausgesprochen unwohl.
Hatte sie ihn nicht schon im Tal getroffen, wo er ihr entgegen gekommen war?
Hat ihr dieser Mann den Weg abgeschnitten um ihr aufzulauern?

Maggie versucht ihn abzuwimmeln und nimmt die Beine in die Hand, doch das Gefühl einer Katastrophe entgangen zu sein lässt sie nicht los.
Zwei Tage später geht sie zur Polizei, um den Vorfall zu melden, doch hier amüsiert man sich nur über sie. Schließlich hat ihr der Mann ja nichts getan.
Doch kurz darauf wird in der Nähe eine andere junge Wanderin ermordet aufgefunden und Maggie begreift, wie nahe sie dem Tod wirklich war…

Nicht alle Geschichten in diesem Buch sind so haarsträubend wie diese erste.
In manchen ist die Bedrohung nicht wirklich greifbar, oder betrifft nicht Maggie direkt, in anderen wiederum kommt sie nur knapp mit dem Leben davon.

Ich selbst hatte nur ein Erlebnis, bei dem ich wirklich auf der Kippe stand: einen Notkaiserschnitt, als das Herz meines Sohnes aufgehört hatte zu schlagen und ich dabei war, innerlich zu verbluten.
Diese eine Begegnung mit dem Sensenmann hat mir gereicht. Mir vorzustellen, daß man in seinem Leben siebzehn solcher Ereignisse verarbeiten muss lässt mich schaudern.
Doch eine Sache ist unbestreitbar: wer einmal an dieser Schwelle stand, dem wird bewusst, wie zerbrechlich unser Leben ist und der geht mit einer neuen Wertschätzung dafür weiter.

Und so ist „Ich bin, ich bin, ich bin“ keine Aneinanderreihung schrecklicher Momente, sondern die Geschichte einer starken Frau, die immer wieder aufsteht und versucht, das beste aus der Situation zu machen.

Mich haben Maggie O’Farrells Geschichten jedenfalls schwer beeindruckt und ich kann „Ich bin, ich bin, ich bin“ nur empfehlen!

PS: Auch wenn mein Sohn sein Leben mit einem Herzstillstand begonnen hat kann ich sagen, daß er trotz diesem dramatischen Auftritt sehr lieb und pflegeleicht ist.
Nächste Woche wird er vier Jahre alt.

Review: Sieh mich an

Dieses Buch war nicht, was ich erwartet hatte…
In vielen Blogs wurde es ja als „amüsant“ bezeichnet, deshalb war ich nicht darauf gefasst, daß es mich persönlich so berühren würde.
Ich hatte es auf dem Weg zur Krebsvorsorge noch schnell in meine Tasche gesteckt, weil ich ein wenig Unterhaltung für das Wartezimmer brauchte, was im Nachhinein betrachtet natürlich vielleicht nicht die beste Wahl war…

Aber fangen wir an:

Ein Tag im Leben der Katharina Theodoroulakis. Von ihrem Ziel, endlich ihre Doktorarbeit in Musikwissenschaften fertig zu schreiben, hat sie sich innerlich schon lange verabschiedet und arbeitet als Musiklehrerin im Kindergarten. Ihr Sohn ist mittlerweile siebzehn und geht seine eigenen Wege, die elfjährige Tochter hat ADHS und strapaziert Katharinas Nerven. Ihre Ehe ist im Lauf der Zeit zu einer Wochenendbeziehung verkümmert und für ihre Schwester, die Nachbarn und die Kindergartenmamas ist sie nur der Kummerkasten…
Doch während sie plant, organisiert, wäscht, kocht, beruhigt, sucht und findet ist Katharina schon gar nicht mehr ganz da. In ihrer Brust hat sie einen Knoten ertastet und nachdem schon ihre Mutter, Großmutter, Tante und Cousine den Kampf gegen den Krebs verloren haben, ist Katharina einfach nur resigniert.
Sie steuert durch den Tag, hält ihre Familie am Laufen und denkt sich bei fast jedem Handgriff mir einer gehörigen Portion Galgenhumor: „Bald muss ich das nicht mehr machen…“

Ihr seht schon… „Sieh mich an“ war das schlimmste Buch, das ich da auf der Wartebank vor meinem Arzttermin lesen konnte (alles in Ordnung bei mir, übrigens), aber ich fühlte mich an so vielen Stellen mit Katharina verbunden.

Natürlich war die Handlung etwas überspitzt. – So viel Drama passiert nicht nur an einem Tag… Trotzdem kenne ich als Mutter das Gefühl, daß man sich aufarbeitet, um das Leben der Kinder zu organisieren, ohne ein Wort des Dankes. Und auch ich kenne es, mich nach tausend Sachen zu bücken und mich manchmal dabei zu fragen: „Wie, zur Hölle, würde es hier nur aussehen, wenn ich nicht mehr da wäre?“.

Ich habe mich von „Sieh mich an“ sehr verstanden gefühlt.
Ich weiß nicht, wie das Buch auf Leute wirkt, die keine Kinder haben und dieses Gefühl nicht kennen, einen Teil von sich selbst irgendwann aus den Augen verloren zu haben…
Es zu hassen, daß Kinder dein Leben so durcheinander bringen und es zu lieben, daß Kinder dein Leben so durcheinander bringen…
Es ist für Mütter nicht leicht, diese widersprüchlichen Gefühle in Worte zu fassen.
Mareike Krügel schafft es in diesem Buch.