In vollen Zügen nach… Wien

In den Herbstferien wollte ich noch einmal reisen…
Dank Sprachschule und den Sommerferien, in denen mein Großer ja mit den Cousins in Griechenland war, hatte ich dieses Jahr noch gar keinen Urlaub mit beiden Kindern gemacht und dank Überstundenabbau hatte ich ohnehin in der Ferienwoche frei.
Doch die Planung gestaltete sich als schwierig. Urlaub in einem Familienhotel? – So kurzfristig unbezahlbar! Und alles andere, was ein paar halbwegs entspannte Tage versprochen hätte, lag zu weit weg…
Als ein paar Freunde erzählten, daß sie zu dieser Zeit nach Wien fahren würden, beschloss ich also kurzerhand die Jungs einzupacken und mitzufahren.

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Unsere erste Station lag dann schon auf dem Weg, nämlich der Fantasiana Erlebnispark Straßwalchen in der Nähe von Salzburg.
Ich mag diesen kleinen, inhabergeführten Freizeitpark wirklich gerne und versuche, immer wieder vorbeizukommen, wenn es sich ergibt.
Er war ursprünglich ein Märchenpark, doch im Laufe der Zeit entstanden immer mehr Attraktionen um die Märchen- und Wichtelwelt herum, sodass man inzwischen wirklich viel für jede Altersgruppe geboten bekommt.
Ein Highlight für mich ist immer Sindbads Abenteuerreise, ein Dark Ride, der uns in die Welt von tausendundeiner Nacht entführt, aber für kleine Kinder noch recht gruselig daherkommt.
Der Große liebt die Achterbahn, die (kein Witz!) von den Herstellern der MIR-Raumstation gebaut wurde. Offenbar ist der Markt für Weltraumstationen recht überschaubar, da macht ein zweites Standbein wohl Sinn.
Und mein Kleiner konnte vom Flyrosaurus gar nicht genug bekommen, einem Kettenkarussell, mit dem es 35 Meter nach oben geht. Bei Sonnenuntergang war die Aussicht wirklich spektakulär!
Abends war es überhaupt sehr schön im Park; viele Besucher hatten sich zu Halloween verkleidet und alles war sehr gruselig-stimmungsvoll geschmückt. Die Kinder rösteten Marshmallows über einer Feuerschale und waren rundum glücklich und entspannt. Das hat man tatsächlich in den wenigsten Freizeitparks, wobei ich wirklich betonen muss, wie unheimlich freundlich und engagiert die Mitarbeiter von Fantasiana sind, weshalb auch die ganze Atmosphäre sehr gelassen ist.
Schaut auf jeden Fall mal vorbei, wenn ihr in der Gegend seid!

Danach ging es weiter nach Wien. Die Kinder und ich schlummerten auf der Fahrt schon ein wenig und im Hotel fielen wir nur noch ins Bett und schliefen sofort ein.

Der nächste Tag begann dann erstmal mit einem sehr ausgiebigen, sehr reichhaltigem Frühstücksbuffet mit Livemusik. – Man gönnt sich ja sonst nichts!

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Danach ging es eigentlich weiter wie am Tag davor, nämlich mit Achterbahnen und Karussells am Wiener Prater.
Obwohl ich schön öfter in Wien war, hatte ich es noch nie hierher geschafft. Schade eigentlich, denn die Atmosphäre hat mir wirklich gut gefallen. Eigentlich ist es wie die Wiesn nur mit wesentlich weniger Alkohol. Da macht es auch mal Spaß über so ein großes Volksfest zu laufen.
Die Fahrgeschäfte hatten zum Teil sehr unterschiedliche Qualität; was mich allerdings schwer begeisterte war, daß die Attraktionen für die Kleinsten immer auch irgendwelche aberwitzigen Elemente hatten, die die Kinder gar nicht wirklich wahrgenommen, dafür aber bei den Erwachsenen für ungläubiges Staunen oder hochrote Köpfe gesorgt haben.
Hach, ich liebe diesen österreichischen Humor!

Der Favorit am Prater war aber wohl „Fluch der Piraten“, denn auch wenn diese Geisterbahn von außen vielleicht ein wenig unscheinbar daherkommt, lohnt es sich auf jeden Fall hineinzugehen!
Die Effekte, die dort benutzt werden, haben selbst die erfahrensten Freizeitparkgänger unter uns so noch nicht gesehen und für große Begeisterung gesorgt.

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Danach trafen wir uns noch mit einer Wiener Freundin, die uns mit auf eine kleine Stadtführung nahm.
Ich mag Sightseeing zwar sehr, aber mit Kindern im Schlepptau sind Städtereisen natürlich immer ganz schön anstrengend. Also kürzten wir hier ab, denn auch für den nächsten Tag hatten wir schon große Pläne.

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47 Meter große Pläne, um genau zu sein…
So hoch ist nämlich der alte Flakturm am Esterházypark, der das Haus des Meeres beherbergt.
Die Wiener Flaktürme abzureißen gestaltet sich als ziemlich schwierig, so dick sind die Mauern und mitten im Stadtgebiet zu sprengen ist wohl auch keine gute Idee, also hat man einfach ein riesiges Aquarium und Tropenhaus daraus gemacht, für das man sich gut und gerne den ganzen Tag freihalten kann.

Auf zehn Stockwerken kann man hier Meeresbewohner aus aller Welt bestaunen, aber auch allerhand Reptilien, Amphibien, Spinnen und sogar eine Kolonie Blattschneiderameisen, die sich in einem Röhrensystem über mehrere Stockwerke bewegen.

Im Tropenhaus, eine Art riesigem Wintergarten, kann man zwischen echten Bäumen auf Hängebrücken laufen und dabei Vögel und kleine Affen beobachten und auf der gegenüberliegenden Seite liegt ein weiterer verglaster Außenbereich: der Krokipark, in dem man Krokodile und Schildkröten von oben, oder (im Eingangsbereich) sogar von unten beobachten kann. Der Kleine war ganz hin und weg…

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Damit der Große am letzten Tag aber auch noch auf seine Kosten kam, schauten wir beim Heeresgeschichtlichen Museum vorbei, wo er unbedingt die Panzer im Garten sehen wollte. Ich erspare Euch das mal, aber das Gebäude ist wirklich unheimlich hübsch.

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Zum Schluß ging es dann endlich zu einer Station, die ich schon lange auf meiner Liste hatte, und die ich – nachdem die Wünsche der Kinder alle erfüllt waren – endlich ansteuern konnte.
Von Hartliebs Buchhandlung in der Währinger Straße hatte ich ja schon in Petra Hartliebs Büchern gelesen, nun wollte ich sie auch einmal im richtigen Leben sehen.
Zugegeben, ich hatte irgendwie angenommen, daß Petra Hartlieb ein bißchen übertreibt, wenn sie beschreibt wie voll und eng es im Weihnachtsgeschäft im Laden wird. Man kann auch in der größten Buchhandlung von München arbeiten und trotzdem hat man im Weihnachtsgeschäft oft das Gefühl in deiner Sardinendose zu leben, doch „Hartliebs Bücher“ ist wirklich so klein, wie in den Büchern beschrieben.

Trotzdem hat man hier auf engem Raum ein unheimlich großes Sortiment, was möglich ist, weil die Regale bis ganz unter die hohen Decken gehen. Selbst über Tür und Fenstern gibt es noch Bücherregale!
Und wie schaffen die Buchhändler*innen es, an all die Bücher heranzukommen? Indem sie auf deckenhohe Leitern klettern und das so schnell und behände, daß ich einerseites absolut begeistert und andererseits ziemlich nervös war.
Diese Leitern sind übrigens in Schienen an der Decke verankert, die dann zur passenden Stelle am Regal gezogen werden können. Das verlangt dann ein Tänzchen von Buchhändler, Kunde und Leiter, das ein wenig an eine Partie Tetris erinnert, bei dem alle aber gerne mitmachen, um an das gewünschte Buch zu kommen.
Überhaupt waren die Buchhändlerinnen, die an diesem Tag im Laden waren alle unheimlich nett und besonders gelungen finde ich auch das hartliebsche Werbemagazin. Dort empfehlen nämlich auf der Rückseite alle Kollegen Bücher zu verschiedenen Themen. So sieht man gleich, wer welchen Geschmack hat und kann dann gezielt mit den Buchhändlern ins Gespräch kommen, um sich noch weitere Tipps in diese Richtung geben zu lassen.
Was für eine schöne Art der Kundenbindung!

„Hartliebs Bücher“ hat mich sehr begeistert. Es muss wirklich schön sein, hier zu arbeiten, auch wenn es mir meine Angst zu fallen vermutlich schwer machen würde, für die Kunden in solche Höhen zu klettern.

Anschließend ging es auch schon wieder zurück nach Hause. Schade eigentlich, denn es gäbe noch so viel mehr zu erleben in Wien…
Vielleicht das nächste Mal dann wieder ohne Kinder und mit mehr Zeit, auch ein paar von Euch zu treffen.

Bis ganz bald,
Eure Andrea

Review: Vom Glück zu Reisen

Der kleine aber feine Reisedepeschen Verlag hat sich innerhalb kürzester Zeit einen Platz in meinem Herzen erobert, weil man hier ausnehmend liebevoll gestaltete Titel mit zum Teil wirklich einzigartigen Themen findet, wie zum Beispiel Deutschland im Winter, ein Reisehandbuch, das uns mit tollen Tipps und Ausflugsideen durch die kalte Jahreszeit bringt.

Doch an den Winter will man gerade gar nicht denken! Denn endlich scheint die Sonne, gestern war ich zum ersten Mal in diesem Jahr im See baden, der Sommerurlaub ist bereits gebucht und die Vorfreude steigt mit jedem Tag!

Doch Reisen ist nicht gleich Reisen.
In der Reisebuchabteilung im Laden beraten wir derzeit auf Hochtouren, denn jeder Kunde hat eigene Pläne, Ziele und Vorstellungen, für die wir den passenden Reiseführer finden müssen.
Da gibt es die Backpacker, die dicke Individualreiseführer brauchen, kulturbegeisterte Städtereisende, für die wir Führer mit umfangreichem Kunst- und Kulturteil empfehlen oder die Pauschalurlauber, die sich zwei Wochen am Strand sonnen und am Hotelbuffet verwöhnen lassen wollen, aber doch gerne ein paar Informationen zu Land und Leuten mitnehmen möchten.

Ein Titel, der allerdings alle Reisenden ansprechen dürfte, egal welcher Urlaubstyp man letztendlich ist, ist „Vom Glück zu Reisen“ von Philipp Laage.

Zwar hört sich der Titel zunächst ein wenig wie der eines dieser stimmungsvollen Geschenkbücher an, doch dahinter verbirgt sich ein Buch, das das Reisen sehr differenziert und reflektiert beschreibt und mitunter auch zum Nachdenken anregt, wie wir reisen wollen.

Philipp Laage selbst ist meist als Individualreisender in Teilen der Welt unterwegs, in die es mich wohl vermutlich nie verschlagen wird, und trotzdem hat mich sein Buch sofort fasziniert; nicht weil ich nun plötzlich selbst nach Kamerun wollte, sondern weil er wirklich viele Erfahrungen von seinen Reisen mitgebracht hat. Nicht nur über Land und Leute, sondern besonders zum Reisen selbst.
Und so beobachtet er bestimmte Entwicklungen kritisch und räumt mit romantischen Vorstellungen auf, die wohl eher auf perfekt inszenierten Instagram-Fotos existieren, als in der Realität.

Es war wirklich erfrischend, ein Buch zu lesen, das derart ausgewogen über ein Thema berichtet. Denn der Autor schreibt über die großartigen Augenblicke, die das Reisen bietet, ohne sie zu verklären und weißt auf die Probleme des Massentourismus hin, ohne den Moralapostel zu spielen.

Am Ende nimmt man neue Blickwinkel wahr und hinterfragt das eigene Reiseverhalten vielleicht ein wenig kritischer.
Wieviele Flugreisen im Jahr will man sich angesichts der erschreckenden CO2-Bilanz gönnen? Wie authentisch ist das, was mir im Gastland geboten wird? Kann man sich auf Reisen neu erfinden? Und kann uns das Reisen wirklich glücklich machen?

„Vom Glück zu Reisen“ ist keines dieser typischen Fernweh-Bücher, sondern ein Titel mit spannenden Geschichten, interessanten Denkansätzen und zum Teil überraschenden Erkenntnissen.
Eine Empfehlung für alle, die nach dem Glück der Ferne suchen.

Review: Deutschland im Winter

Vor ein paar Wochen wurde ich auf das wunderschöne Reisehandbuch „Deutschland im Winter“ des kleinen aber feinen Reisedepeschen Verlags aufmerksam.
Schon die Covergestaltung und die spannende Zusammenstellung waren sehr vielversprechend, doch dann öffnete ich das Buch um den Klappentext zu lesen und schon war ich diesem Verlag verfallen, denn sie verstehen es wie kein anderer, sich beim potentiellen Käufer beliebt zu machen.

Nicht nur wird man hier ob seines ungewöhnlich guten Geschmacks gelobt, nein; man bekommt im selben Atemzug noch den seltsamen Schuppentier-Orden verliehen. Das nenne ich mal Kundenbindung!

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Und meine Begeisterung stieg gleich darauf noch weiter, denn bevor wir zu den Winteraktivitäten kommen, gibt es erst noch ein paar Tipps zum Thema „Nachhaltiges Reisen“.
Sehr gut!

Danach durchstreifen wir Deutschland von Nord nach Süd, Ost nach West.
Aus allen Regionen wurden die besten Tipps zusammengetragen, die den Leser für die kalte Jahreszeit begeistern sollen, sei es mit Indoor oder Outdoor Aktivitäten, Wellness-Oasen, Museen, Wanderungen, Wintermärkten, undundund…

Wolltet Ihr das neue Jahr schon immer mit einem unvergesslichen Erlebnis starten? Wie wäre es dann mit dem traditionellen „Anbaden“ in Büsum.
Wollt Ihr Schnee und Eis so richtig genießen und habt nicht das Geld, Euch eine Reise nach Grönland zu leisten? Auch im Allgäu kann man Iglus bauen und darin übernachten!
Oder zieht es Euch eher hin zu fremden Kulturen? Dann schaut doch mal im Hinduistischen Tempel von Hamm vorbei!

Für die großen Städte gibt es gesonderte Karten, auf man neben Schlittenhügeln, Hamams und Eislaufdiskotheken auch die besten Adressen für heiße Schokolade oder frische Waffeln finden kann.

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Die Tipps in diesem Buch sprechen jeden an: sei es für Alt oder Jung, Gemütliche oder Aktive und für größere oder kleinere Geldbeutel…

„Deutschland im Winter“ ist deshalb so vielseitig, weil es aus Beiträgen von verschiedenen Reisebloggern und Journalisten zusammengestellt wurde.
Jeder erzählt in seinem ganz eigenen Stil; manchmal fast ein bißchen poetisch, dann wieder humorvoll oder mit einer persönlichen Geschichte verbunden.
So macht das Buch seinem Untertitel „Geheimtipps von Freunden“ alle Ehre.

Ich kann „Deutschland im Winter“ wirklich nur empfehlen, sei es als Geschenk, als kleinen Anreiz, den Hintern im Winter ein bißchen hoch zu bekommen, oder für alle, die die undankbare Aufgabe haben, Firmenausflüge im Winter zu planen.

Und haltet die Augen offen nach diesem wunderbarem, kleinen Verlag, der seinen Leser schon auf der ersten Seite das Gefühl gibt, etwas ganz besonderes zu sein!

In vollen Zügen nach… Amsterdam: Buchhandlungen im Regen

Endlich führte mich mein Weg auch mal nach Amsterdam!
Schon lange wollte ich hierher, doch leider präsentierte sich die Stadt in der kurzen Zeit, in der ich zu Besuch war, nicht gerade von ihrer besten Seite.
Es regnete ununterbrochen und alle Fotos, die ich gemacht habe sind nichts als grau, grauer, am grausten…

Aber auch das Sightseeing gestaltete sich als schwierig, da vieles geschlossen hatte oder überfüllt war.
Also konnte ich das tun, was ich ohnehin vorhatte und musste nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben: ich verbrachte die ganze verregnete Zeit in den schönsten Buchhandlungen Amsterdams!

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Zunächst einmal führte mich mein Weg zu Scheltema, der größten Buchhandlung Amsterdams.
Auf fünf Stockwerken findet mal alles, was das Herz begehrt und die Einrichtung des Ladens ist sagenhaft gut!
Denn man hat hier nicht das Gefühl, in einem Warenhaus zu sein, sondern in einem sehr behaglichen Heim, in dem zufällig verdammt viele Bücher herumstehen.
Am liebsten wäre ich gleich eingezogen!

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Die Themenbereiche sind dekoriert, als könnte man hier tatsächlich wohnen…
Die Kochbücher sind beispielsweise um eine Küchenzeile platziert, stilecht mit Knoblauchknollen, Obstkörben, Töpfen und Pfannen!
In der Jugendbuchabteilung können sich die Leser dafür in knallbunte Kissen kuscheln und lesend auf der Fensterbank lümmeln, während von draußen der Regen an die Scheibe prasselt.
Kinderbücher findet man in einer bunten Spielewelt, mit deckenhohem Leuchtturm, Segelboot und Körben voller Spielzeug. Da sind die lieben Kleinen beschäftigt während Mama und Papa stöbern!
Im Sachbuchbereich gibt es dann gemütliche Ledersessel und Spieletische, an denen man eine Partie Schach oder Go mit Freunden oder Fremden spielen kann und in der Fachbuchabteilung findet man Konferenztische, an denen sich Studenten nach der Uni zum gemeinsamen Lernen treffen können.

Die Auswahl hier ist auch für Leser, die des Holländischen nicht mächtig sind groß.
Es gibt eine umfangreiche Abteilung mit fremdsprachigen Titeln, in der man viele englische, aber auch eine überraschend breite Auswahl an deutschen Titeln findet.

Natürlich findet man hier auch ein Café und sogar eine Second Hand Abteilung im obersten Stockwerk.

Scheltema wirkt wirklich eher wie ein Ort, an dem sich Menschen treffen um gemeinsam Zeit zu verbringen, statt wie ein klassischer Buchladen.
Mich hat dieses Konzept sehr angesprochen!

Weiter ging es dann durch den Regen in einen viel kleineren Laden, nämlich den Athenaeum Boekhandel.
Hier findet man ein hauptsächlich holländischsprachiges Sortiment, bei dem sich die fremdsprachigen Titel einfach dazwischenmogeln.
So habe ich das vorher auch noch nicht gesehen.

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Athenaeum hat vielleicht keine so große Auswahl wie Scheltema, ist aber definitiv einen Besuch wert, einfach schon, weil der Laden sehr hübsch und unfassbar verwinkelt ist.
Manchmal steigt man eine Treppe wie in einen Schacht hinunter, nur um dort um die Ecke zu biegen, ein paar Stufen nach oben zu finden und ganz plötzlich wieder im Hauptraum zu stehen.
Von außen fallen die hellen Jugenstilfenster auf und aus dem angeschlossenen Zeitschriftenladen nebenan dringen Jazzklänge in einige Teile der Buchhandlung.
Sehr schön!

Gleich neben Athenaeum liegt das American Book Center (kurz ABC).
Von Außen kam es schon mal sehr sympathisch daher, weil die aktuelle Schaufenstergestaltung die Lieblingsbücher von Barack Obama präsentiert:

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Eyecatcher im ABC ist der große Baumstamm, der in der Mitte des Ladens in die Höhe ragt und die geschwungene, hohe Bücherwand, die über drei Stockwerke hinweg das Herzstück des Ladens bildet.

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Der Schwerpunkt sind ganz klar Romane, wobei man hier eher die typischen amerikanischen Paperback-Ausgaben findet, aber auch im Bereich Kinderbuch und Non-Fiction kann man sich austoben und es gibt eine wirklich große Auswahl an Comics und Graphic Novels.
Ich habe die Vermutung, daß es hier den ein oder anderen Fantasy-Fan im Team gibt, denn die Auswahl in diesem Bereich ist wirklich beachtlich und es gibt sogar eine Ecke mit Magic Karten, D&D und anderen Rollenspielbüchern und Würfeln!

Ein Bereich, dessen beachtlicher Umfang mich ein wenig verwundert hat, vermutlich auch, weil er sich architektonisch vom Rest des Ladens absetzt ist „Spiritualität“.
Während die Buchhandlung von Backsteinmauern und alten Holzpfeilern dominiert wird, strahlt dieser Bereich durch seine hohen Glasfenster und weißen Wände.

Im ersten Stock findet man außerdem eine kleines Café mit ein paar Klappstühlen, ansonsten halten sich die Sitzgelegenheiten im ABC in Grenzen.

Die letzte Buchhandlung, die ebenfalls gleich in der Nähe liegt ist Waterstones.

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Mit edlen, dunklen Holzregalen und rotem, gemustertem Teppichboden, hat man sofort das Gefühl, daß man hier keine einzige Niete aus dem Regal ziehen wird.
Überall stecken Empfehlungskärtchen der Buchhändler und während bei ABC ja die amerikanischen Paperback-Ausgaben überwiegten, findet ihr hier all die wunderschönen gebundenen Klassikerausgaben, die man auf den englischen Bookstagram-Seiten immer seufzend betrachtet.
Dabei ist es hier nicht einmal teurer als im ABC!

Neben großartigen Literaturempfehlungen und einer Lyrikabteilung, die ihresgleichen sucht, gibt es hier auch eine schöne Kinder- und Jugenbuchabteilung, bei der mir das große Regal für LGBTQ+ sofort sehr positiv ins Auge gesprungen ist.
Jeder Teenager, der sich für diesen Bereich interessiert, dürfte hier in einem schweren Kaufrausch verfallen.

Im dritten Stock findet man außerdem eine große Auswahl an Sachbüchern und kann seinen Blick über die Dächer Amsterdams schweifen lassen, während man es sich auf einem Fensterplatz in der Erkernische bequem macht.

Und auch alle, die vielleicht weniger auf Englisch lesen, sollten einfach mal vorbeischauen, denn es gibt hier auch viele Spiele, Taschen und Kleinkram, sowie Fanartikel, wie zum Beispiel zu Doctor Who.

Nach meinem Besuch in all diesen wunderbaren Buchhandlungen war dann aber doch noch ein bißchen Sightseeing angesagt. Ein Glück, daß die Tram 2 einmal quer durch die Stadt fährt und dabei viele Sehenswürdigkeiten abklappert, sonst wären mir an diesem Tag noch Schwimmhäute gewachsen!

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Einen ganz kurzen Abstecher machte ich dann noch zu der Bank, die im The Fault in our Stars-Film eine Nebenrolle spielt.
Ich hatte das Buch noch in letzter Sekunde in den Rucksack geworfen, weil es schon seit Jahren auf meinem SUB liegt und auch, wenn ich im Zug wirklich viel gelesen habe, sind Hazel und Gus bei mir noch gar nicht in Amsterdam gelandet.

Trotzdem war es schön zu sehen, wieviele Fans sich hier mit „Okay? Okay.“ verewigt haben.

Alles in allem war es dann doch ein toller Ausflug und Amsterdam wirkte (zumindest von der Tram aus) wie eine wunderschöne Stadt.
Ich muss definitiv nochmal herkommen, wenn die Sonne scheint!

Liebe Grüße,
Andrea

PS: Und falls Ihr Euch jetzt fragt, was alles mitdurfte…

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In vollen Zügen nach… Hamburg | Tag 1: Die drei ??? und die weinende Frau

Letztes Wochenende war es endlich mal wieder Zeit für eine kleine Reise in der Rubrik In vollen Zügen nach…
Hamburg hatte ich dieses Jahr zwar nicht wirklich eingeplant, aber nachdem ich zu einer Hochzeit eingeladen wurde und es dank Bahn-Bonus-Card ein Gratis-Ticket für den ICE gab, gab es auch keine Gründe, nicht hin zu fahren.

Für die Zugfahrt hatte ich mir Nutshell von Ian McEwan, Die Herrenausstatterin von Mariana Leky und Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe von Benjamin Alire Sáenz mitgenommen, aber enttäuschenderweise kam ich gar nicht so viel zum Lesen, wie ich mir gewünscht hätte.
Ich habe wohl zu viele Schläfchen gemacht, aber nachdem es an diesem Wochenende doch noch gut 300 Seiten wurden, werde meinen Blog-Namen nicht ändern müssen. 😉

Der öffentliche Nahverkehr von Hamburg hat dann auch gleich noch Pluspunkte bei mir gesammelt, mit einer sehr schönen Aktion, bei der in den Bussen kleine Bücherschränke mitfahren dürfen. Bitte mehr davon!

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Am Abend trafen wir uns dann mit Freunden auf der Reeperbahn, wo ich mein persönliches Highlight der Reise erlebte.

Normalerweise stelle ich ja bei In vollen Zügen nach… hauptsächlich schöne Buchhandlungen und andere Bookish Places vor, und die werden im nächsten Beitrag nicht zu kurz kommen, aber mein Favorit war etwas, bei dem auch alle Krimileser, Hörbuch-Liebhaber und ganz besonders Fans der „drei ???“ auf ihre Kosten kommen.

Denn wir hatten ein Escape Game bei Skurrilum gebucht, dem angeblich besten Anbieter in Hamburg, und die Erwartungshaltung war entsprechend hoch.

Für alle, die mit Escape Games noch keine Erfahrungen gemacht haben, eine kurze Erklärung:
Die Idee ist denkbar einfach. – Ihr werdet zusammen mit Freunden oder Kollegen in einen Raum gesperrt und habt eine Stunde Zeit, wieder zu entkommen.
Dazu müssen Codes geknackt, Rätsel gelöst und als Team zusammengearbeitet werden.
In der Anfangszeit bestanden die meisten Escape Games nur aus einem Raum mit billigem IKEA Mobiliar und Zahlenschlössern, heute kann man bei vielen Anbietern in die spannendsten Welten abtauchen… Ich habe mich beispielsweise schon aus Burgverliesen und Pharaonengräbern befreien müssen.

Das Skurrilum in St. Pauli geht sogar noch einen Schritt weiter und hat Escape Räume konzipiert, in denen die Geschichte so im Vordergrund steht, daß man zunächst mit einem Hörspiel startet und dann beginnt, die Handlung selbst zu beeinflussen.

Ursprünglich war das Ganze wohl als „Die drei ???“- Abenteuer geplant, aber es war offenbar problematisch, eine Lizenz dafür zu bekommen.
Deshalb wurde Geisterjäger Ernie Hudson (bekannt von den Ghostbusters) ins Leben gerufen, von dem es jetzt auf St. Pauli bereits zwei Spiele gibt.

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Wir hatten uns für „Geisterjäger Ernie Hudson und die weinende Frau“ entschieden und waren davon absolut begeistert!

Das Escape Game beginnt tatsächlich mit einem Hörspiel. Eine verzweifelte Frau bittet Ernie Hudson um Hilfe, weil es in ihrer Villa spukt. Immer wieder wird sie nachts von dem Schluchzen einer Frau geweckt.
Da der Geisterjäger selbst verhindert ist, liegt es nun an seinen Praktikanten (also den Spielern), Licht ins Dunkel zu bringen.

Das Hörspiel erinnert schon wirklich stark an „Die drei ???“, was vermutlich auch daran liegt, daß der Sprecher Jens Wawrczeck (bekannt als die Stimme von Peter Shaw) mit von der Partie war.
Nach der kurzen Einleitung beginnen die Spieler, die Geschichte selbst in die Hand zu nehmen, doch der Erzähler schaltet sich immer wieder ein, gibt kleine Hinweise, oder erlaubt sich auch den ein oder anderen Spaß.
Für jeden Fan der drei Detektive ist es, als hätte man plötzlich selbst ihre Rollen übernommen.

Mehr will ich gar nicht verraten, nur so viel…
Ich habe noch nie ein Escape-Game gespielt, in dem es eine so gut durchdachte Geschichte gab, war noch nie beeindruckter von der Gestaltung der Räume und war absolut hingerissen von den Effekten.
Obwohl wir alle schon „alte Hasen“ waren, haben wir an drei Stellen Szenenapplaus gegeben und sogar gejauchzt vor Freude.

„Geisterjäger Ernie Hudson…“ ist wirklich ein Spiel, daß man gespielt haben sollte, wenn man Escape Games mag. Aber auch für alle, die schon immer mal in ein Hörbuch oder eine Geistergeschichte eintauchen wollten, ist es ein kleines Highlight.

Kleine Kritik (auf ganz hohem Niveau): von den Anbietern wurde „Ernie Hudson und die weinende Frau“ für vier bis acht Spieler empfohlen.
Ich würde aber raten, es nur mit einer kleinen Gruppe zu spielen.
Die meisten Rätsel lassen sich von ein bis zwei Personen lösen und da man nur eines nach dem anderen machen kann, würden sich bei einer Gruppe von acht Personen die meisten nur die Füsse in den Bauch stehen.

Abgesehen davon gibt es von mir eine unbedingte Empfehlung!

Wie sieht es bei euch aus?
Habt ihr schon Erfahrungen mit Escape Games gemacht?
Wie findet ihr die Idee, auf diese Art selbst in eine Buch- oder Abenteuerreihe einzutauchen?

Ich freue mich auf eure Kommentare.

Und im nächsten Beitrag stelle ich euch ganz wunderbare Buchhandlungen in Hamburg vor. Versprochen! 😉

Liebe Grüße,
Andrea

Hier könnt ihr lesen, wie es weiter ging:

In vollen Zügen nach… Hamburg | Tag 2: Hamburg, meine Bücherperle

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 3: Im Licht der Lagune

Nachdem mich die legendäre Buchhandlung Acqua Alta ja nicht besonders begeistern konnte, wollte ich den letzten Tag meines Venedigberichts dazu nutzen, euch zwei wirklich schöne Buchhandlungen vorzustellen, die ich selbst gar nicht auf meiner Liste hatte.

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Beginnen wir mit kleinen Buchhandlung La Toletta im Stadtteil Dorsoduro.
Sie scheint das komplette Gegenteil der Libreria Acqua Alta zu sein: hell, freundlich, mit genug Platz, schönen und gepflegten Büchern und einem fast schon preußisch-gründlichem Ordnungssystem. 😉

Einfach eine kleine gemütliche Vorstadtbuchhandlung, in der man auch einige deutsche, englische und französische Bücher sowie buchige Mitbringsel finden kann.

Ein Besuch bei La Toletta lohnt sich schon allein dann, wenn man dem Trubel entfliehen möchte, denn Dorsoduro ist ein recht ruhiger Stadtteil. Bei meinen früheren Besuchen habe ich mich hier kaum aufgehalten, denn ich war damals noch schwer beschäftigt damit, alle Touristenattraktionen abzuklappern.
Hier kann man zu vernünftigen Preisen essen, es gibt Läden, die mehr als nur Touristennepp anbieten und man hat hier das Gefühl, raus aus einer Metropole und in einer entspannten Kleinstadt gelandet zu sein.
Eine wahre Wohltat, nach dem Karnevals-Chaos!

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Mein liebste Buchhandlung war aber die Libreria Studium in der Nähe des Markusplatzes. Hier geht es zwar deutlich touristischer zu als im La Toletta, aber ich war sofort begeistert vom Sortiment und den schönen Regalen.

Die Auswahl an fremdsprachigen Titeln ist groß und man hat hier klar einen Schwerpunkt auf Literatur über Venedig gesetzt, aber die meisten Bücher in diesem Laden sind Titel, die ich selbst nach 18 Jahren Berufserfahrung einfach nur als wirklich schöne Bücher bezeichnen kann.

Hier geht es nicht ganz so streng geordnet zu, wie im La Toletta, aber man findet sich sofort zurecht und möchte einfach die nächste Stunde nichts anderes tun, als in den Büchern zu blättern.
So müssen Buchhandlungen sein!

Zum Abschluss meiner Reise gibt es nicht mehr viel zu sagen, außer, daß ich Zugreisen wirklich sehr genieße.
Ich liebe den Prozess des Reisens, die Veränderung der Landschaft und des Klimas, die Sprachen und Dialekte, die die Mitreisenden sprechen…

Zwei Abteils weiter saß eine Gruppe deutscher Damen, die es beim Karneval offenbar etwas übertrieben hatten und die ersten Stunden die typischen Gassenhauer grölten.
Doch die Berge schienen eine beruhigende Wirkung auf sie zu haben, denn als wir an verschneiten Dörfern und Wäldchen vorbei fuhren, begannen sie die schönsten Gstanzel zu singen… Natürlich immer noch hackedicht, denn jedem Lied folgte das obligatorische „Whooo!!!“, aber es war trotzdem ein wunderbares Erlebnis. 🙂

Danke, daß ihr mich auf dieser Reise begleitet und mir so viele Kommentare und Tipps da gelassen habt!
Es hat mir wirklich Spaß gemacht und ich hoffe, daß die nächste Reise in vollen Zügen nicht lange auf sich warten lassen muss.

Alles Liebe,
Andrea

Hier könnt ihr nachlesen was bisher geschah:

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 1: Wilde Reise durch die Nacht

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 2: Acqua Alta

In vollen Zügen nach… Venedig Tag 2: Acqua Alta

Nach unserem ersten Tag in Venedig an dem es ja sehr… sehr voll war, hatten wir an Tag zwei etwas mehr Glück, denn es regnete in Strömen.
So konnten wir die Stadt endlich erkunden, ohne in einem Strom von Menschen durch die Gassen geschoben zu werden.

Natürlich standen San Marco und der Campanille ganz oben auf unserer Liste. Die Mosaiken in der Basilika sollte man wirklich einmal im Leben gesehen haben und mein Großer war sichtlich beeindruckt.
Wir investierten die 5€ (2,50€ für Kinder) um das Museum oben im Dom zu besuchen.
Hier sieht man die berühmten Pferdestatuen, kann von den Galerien aus die Mosaiken besser betrachten, von aussen auf den Markusplatz schauen und es gibt eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Basilika. Dort werden auch Mosaikfragmente ausgestellt, die im Laufe der Zeit ausgebessert und ersetzt wurden.
Es war unglaublich zu sehen, wie die Künstler minimale Farbunterschiede der einzelnen winzigen Steinchen genutzt haben, um Gesichter absolut perfekt zu schattieren.

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Danach machten wir uns zum Stadtteil Dorsoduro auf, um die Da-Vinci-Ausstellung in der Kirche San Barnaba zu besuchen.
Mit 8€ (5€ für Kinder) ist die Ausstellung wirklich nicht günstig, aber ich hatte sie noch in guter Erinnerung von damals, als ich das letzte Mal in Venedig war.
Hier gibt es nämlich Modelle zu da Vincis technischen Skizzen und man kann Hebevorrichtungen, Seilzüge und vieles mehr selbst bedienen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie einfach und gleichzeitig genial diese Modelle sind.
Meinem Großen hat es auf jeden Fall Spaß gemacht.

Seit meinem letzten Besuch in Venedig hat sich einiges verändert…
Die Fondaco dei Tedeschi, die damals noch die etwas heruntergekommene Postzentrale war, ist mittlerweile ein Luxuskaufhaus. Und auch von den kleinen, gemütlichen Tramezzini-Läden, von denen es zwischen San Marco und Rialto an jeder Ecke einen gab ist mittlerweile nichts mehr zu sehen.
Hinter dem Markusplatz in Richtung des La Fenice und auf Dorsoduro kann man aber immer noch die kleinen Imbissläden finden, in denen man die komplette Familie für unter 15€ versorgen kann.

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Nun kommen wir aber zum vermeintlichen Höhepunkt meiner Reise; der legendären Buchhandlung Acqua Alta…

Die Fotos dieser Buchhandlung, die sich selbst als „die schönste Buchhandlung der Welt“ bezeichnet geistern ja seit Jahren durchs Internet und lassen Leserherzen höher schlagen.

Ich hatte mich wirklich sehr darauf gefreut, sie endlich selbst zu sehen, aber sehr schnell setzte eine gewisse Enttäuschung ein.

Zunächst einmal… Das Acqua Alta ist sehr, sehr voll…
Nicht nur mit Büchern, sondern eben auch mit Touristen. Die Gänge sind so eng, daß man sich kaum an den Leuten vorbeidrücken kann, sondern daß man sich eigentlich gegenseitig immer weiterschiebt. Es ist also fast unmöglich, kurz in einem Buch zu blättern.
Die berühmte Büchertreppe habe ich auch nur durch die Tür gesehen, denn es standen so viele Leute darauf, daß ich schon dachte, bald würde alles zusammen brechen.

Natürlich habe ich auch versucht, ein paar gute Fotos für euch zu machen, trotzdem hätte ich mich den Büchern gerne ein bißchen mehr gewidmet. Allerdings wurde ich dann schon wieder von der nächsten Gruppe Touristen fast aus dem Laden geschoben, die nur genervt meinten: „Okay, I think I have enough cute pictures! Now, let’s get the hell out of here!“

Zeitweise musste der Zugang zur Buchhandlung sogar begrenzt werden, viel gekauft wurde nicht.
Wir haben uns ein paar Postkarten mitgenommen und der Sohnemann hat einen netten Comic gefunden, aber ein erhoffter Schatzfund blieb aus.
Das lag wohl nicht nur daran, daß man ständig weitergeschoben wurde, denn auch die Bücher waren nicht wirklich das Gelbe vom Ei…
Hier wird eindeutig auf billige Masse gesetzt. Die Bücher, die ich in die Hand nahm, fühlten sich schmutzig und schmierig an… Ich hatte kein „Friedhof der vergessenen Bücher“-Erlebnis, bei dem ich das Gefühl gehabt hätte, ich könnte einem alten Buch ein neues Leben schenken… Die Bücher des Acqua Alta haben es zum Großteil schon hinter sich gebracht und liegen auf dem Grund einer Badewanne oder im Hinterhof im Regen und warten darauf, daß das nächste Hochwasser sie mitnimmt

Traurig eigentlich, wenn Bücherträume nicht mit der Realität mithalten können, doch die Buchhändler von Venedig haben mich nicht im Stich gelassen und deshalb möchte ich euch im nächsten Beitrag zwei meiner Favoriten vorstellen, von denen noch keine millionen Bilder durchs Internet geistern.
Ich hoffe, ihr schaut auch dann wieder vorbei. 🙂

Wie sieht das bei euch aus?
Wart ihr schon mal im „Acqua Alta“ und habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, oder wart ihr im siebten Bücherhimmel?
Ich bin gespannt auf eure Berichte.

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Hier könnt ihr lesen, wie alles begann:

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 1: Wilde Reise durch die Nacht

Und hier, wie es weitergeht:

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 3: Im Licht der Lagune

In vollen Zügen nach… Venedig Tag 1: Wilde Reise durch die Nacht

Seit 14 Jahren war ich nicht mehr in Venedig, dabei ist sie mir eine der liebsten Städte auf der Welt.
In vierzehn Jahren ist soviel passiert… Mittlerweile gibt es dort die angeblich schönste Buchhandlung der Welt, das „Acqua Alta“ und inzwischen ist mein großer Sohn auch schon elf Jahre alt. Eigentlich ein gutes Alter, um eine Städtereise zu unternehmen und ein bißchen Kulturprogramm zu machen. 😉

Am Samstag Abend ging es also zum Münchner Hauptbahnhof und von da aus mit dem ÖBB Nightjet weiter.
Die Deutsche Bahn hat ja ihre Nachtzüge mittlerweile aufgegeben, deshalb gönnten wir uns einen Triple-Schlafwagen bei der ÖBB.

Als der große Sohn, Freund und ich unser Abteil betraten mussten wir alle erstmal herzlich lachen. Denn es war wirklich unglaublich winzig! Zu dritt hatten wir kaum Platz, aber wir hatten ja auch nicht vor, bis Venedig zu stehen. Nachdem wir uns ein bißchen sortiert und unsere Rucksäcke verstaut hatten war es dann doch plötzlich ziemlich wohnlich.
Die Betten (drei übereinander) waren ausreichend breit und ich konnte mich mit meinen 165 cm bequem ausstrecken. Der Freund rollte sich zusammen, konnte aber auch nicht wirklich klagen.
Das Bettzeug war weich und kuschelig, kein Vergleich zu den dünnen Plastikdecken der DB damals.
Die ganze Kabine wirkte tatsächlich wie ein Miniaturhotelzimmer… Es gab eine Chipkarte für die Tür, eine kleine Wascheinheit, so daß man sich dort bequem bettfertig machen konnte und die Zugbegleiter teilten uns vor der Abfahrt noch die Menükarten für das Frühstück aus, das man individuell zusammenstellen konnte.
Ausserdem gab es goody bags mit Hausschuhen, Schlafmasken, Ohrenstöpseln (die ich aber gar nicht brauchte), Wasser, Wein und Snacks!
Nein, da kann man nicht meckern!

In Nachtzügen erwarte ich nicht, daß ich ununterbrochen durchschlafe. Ich bin froh, wenn ich ein bißchen dösen kann, aber tatsächlich konnte ich mich einige Stunden gut ausruhen… Irgendwie ist es immer ein seltsames, abenteuerliches Gefühl, entspannt in einem Bett zu liegen, während man im Schlaf in ein anderes Land gebracht wird…
Gegen halb sieben wurde ich als erste wach und schob den Rolladen soweit hoch, daß ich die Landschaft betrachten und im Dämmerlicht ein bißchen lesen konnte.

Um sieben klingelte dann der Wecker im Abteil und kurz darauf wurde uns das Frühstück ans Bett gebracht.
Mein Großer war absolut begeistert davon, im Bett in einem Zug zu Frühstücken und hat gleich angefangen zu fragen, wann wir das nächste mal mit dem Nachtzug fahren können. 😉

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Um halb neun erreichten wir den Bahnhof von Venedig und fuhren mit dem Vaporetto weiter auf die Giudecca, eine vorgelagerte Insel, auf der unser Hotel stand.
Das Hotel hat einen Shuttle Service zum Markusplatz, also fuhren wir gleich, nachdem wir uns frisch gemacht hatten, weiter.

Aber, oh weh…
Wir hatten bei der Planung in erster Linie darauf geachtet, wann wir alle frei hatten und das Hotel am günstigsten war. Erst später fiel uns auf, daß zu dem Zeitpunkt ja noch Karneval in Venedig war!
Gut, daran ließ sich nichts mehr ändern und wir waren entschlossen, daß Beste daraus zu machen, aber schon am ersten Tag wurden wir auf eine harte Probe gestellt…

Das Shuttleboot spuckte uns also in der größten Menschenmenge aus und es war sehr schwierig, weg von dem bunten Treiben zu kommen. Die Brücken bildeten Nadelöhre, die alles verstopften. Und natürlich dachten dutzende Touristen, daß es doch eine ganz tolle Idee wäre, gerade jetzt stehen zu bleiben und ein Foto von einer Gondel zu machen.
Die Polizisten brüllten ständig, daß man doch bitte, in Gottes Namen weitergehen sollte… Es war wirklich unglaublich anstrengend.

Also ergriffen wir die Flucht. Nachdem wir es aus dem größten Trubel herausgeschafft hatten, versorgten wir uns mit Eis und Canolli und schlugen uns zu den Parks in Richtung des Arsenals durch.
Dort saßen wir in der Sonne, entspannten uns und statteten den Schildkröten, die um das Garibaldi-Denkmal herum leben, einen Besuch ab.
Der Große war ganz hingerissen von den kleinen Schildkröten und bald darauf packten wir unsere Sachen, holten uns noch eine Pizza und fielen ins Bett…

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Und nein, an dieser Stelle muss ich es ganz deutlich sagen: weder habe ich im Lotto gewonnen, noch bin ich eine der Bloggerinnen, die Hotels anschreiben um ein gratis Zimmer abzustauben.
Wir hatten nur wirklich verdammt viel Glück bei der Buchung.
Das Hilton war mit seinen fünf Sternen tatsächlich günstiger als drei Sterne Hotels in der Innenstadt. Wir vermuten, daß das Hotel Probleme damit hat, all die vielen Zimmer voll zu bekommen und deshalb immer mal wieder Schnäppchenangebote macht, um die Kosten zumindest einigermaßen zu decken.

Und so lag an diesem Abend eine kleine, arme Buchhändlerin in einem riesigen Luxusbett und schlief zwölf Stunden lang durch… 😉

An Tag 2 nehme ich euch dann mit in die legendäre Buchhandlung Acqua Alta.
Ich freu mich schon! 🙂

Hier könnt ihr lesen, wie alles angefangen hat:

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Woher es kommt… und wohin es geht

Und hier erfahrt ihr, wie es weiter ging:

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 2: Acqua Alta

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In vollen Zügen nach… Venedig Tag 3: Im Licht der Lagune

Woher es kommt… und wohin es geht

Auf diesen Blogbeitrag freue ich mich schon seit Langem! 🙂

Immer wieder werde ich gefragt, ob es denn Absicht war, daß man meinen Blognamen auf zwei Arten verstehen kann… und deshalb wollte ich euch einmal erzählen was es mit dem Namen auf sich hat.

Vor ein paar Jahren standen mein Kollege Stefan und ich am Münchner Hauptbahnhof und warteten auf unseren Zug. Wir plauderten ein bißchen, ich muss wohl eine meiner Anekdoten zum besten gegeben haben, denn irgendwann sagte Stefan: „Du könntest auch mal ein Buch schreiben!“
Darauf antwortete ich, was ich in solchen Situationen immer sage (frei nach Marcel Reich-Ranicki): „Es gibt Leser und es gibt Schreiber… ich bin Ersteres.“
Doch während wir weiter auf unseren Zug warteten, dachte ich ein wenig nach und sagte: „Aber wenn, wenn ich jemals ein Buch schreiben sollte, dann wäre es eine Art Reiseführer. Ich würde einfach mit der Bahn in alle europäischen Metropolen fahren und dabei lesen. Und dann würde ich darüber schreiben, was ich gelesen habe, was ich auf der Zugfahrt und in der Stadt erlebt habe und welche schönen Buchhandlungen es dort gibt… Und nennen würde ich es… Lesen… in vollen Zügen!“
Stefan lachte ein bißchen, schüttelte den Kopf und meinte: „Na, dann brauchst du nur noch einen Verlag und ganz viel Urlaub.“
Und das war das Ende der Geschichte…

Aber dieser Titel Lesen… in vollen Zügen wollte mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war eine ganz spontane Eingebung am Bahnhof gewesen, aber ich mochte die Idee…
Als mich mein Freund dann überredete, aus meinen Buchbesprechungen, die ich nur auf meinem privaten Facebook Account gepostet hatte einen Blog zu machen kam deshalb auch nur dieser Name für mich in Frage.

Seit ich mit dem Bloggen angefangen habe bin ich leider nicht wirklich viel zum Reisen gekommen… doch dieses Jahr wird das anders!

Ich habe einige Zugreisen schon gebucht und andere bereits in Planung.
Natürlich möchte ich dann all das machen, was ich Stefan damals erzählt habe… und euch möchte ich natürlich mitnehmen! (Zumindest virtuell.) 😉

Beginnen werden wir mit… Venedig!
Hach, ich liebe diese Stadt und war schon viel zu lange nicht mehr dort.
Im Februar geht es mit dem Nachtzug dorthin und dann möchte ich auch endlich in die sagenhafte Buchhandlung Acqua Alta gehen.

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Vielleicht habt ihr ja auch noch ein paar Tipps für mich?

Ich freu mich jedenfalls wahnsinnig auf meine Reisen dieses Jahr, auf die Zugfahrten, die Lektüre, die Buchhandlungen und all die Abenteuer.
Ich hoffe, ihr seid dabei!

Eure Andrea