Seit 14 Jahren war ich nicht mehr in Venedig, dabei ist sie mir eine der liebsten Städte auf der Welt.
In vierzehn Jahren ist soviel passiert… Mittlerweile gibt es dort die angeblich schönste Buchhandlung der Welt, das „Acqua Alta“ und inzwischen ist mein großer Sohn auch schon elf Jahre alt. Eigentlich ein gutes Alter, um eine Städtereise zu unternehmen und ein bißchen Kulturprogramm zu machen. 😉
Am Samstag Abend ging es also zum Münchner Hauptbahnhof und von da aus mit dem ÖBB Nightjet weiter.
Die Deutsche Bahn hat ja ihre Nachtzüge mittlerweile aufgegeben, deshalb gönnten wir uns einen Triple-Schlafwagen bei der ÖBB.
Als der große Sohn, Freund und ich unser Abteil betraten mussten wir alle erstmal herzlich lachen. Denn es war wirklich unglaublich winzig! Zu dritt hatten wir kaum Platz, aber wir hatten ja auch nicht vor, bis Venedig zu stehen. Nachdem wir uns ein bißchen sortiert und unsere Rucksäcke verstaut hatten war es dann doch plötzlich ziemlich wohnlich.
Die Betten (drei übereinander) waren ausreichend breit und ich konnte mich mit meinen 165 cm bequem ausstrecken. Der Freund rollte sich zusammen, konnte aber auch nicht wirklich klagen.
Das Bettzeug war weich und kuschelig, kein Vergleich zu den dünnen Plastikdecken der DB damals.
Die ganze Kabine wirkte tatsächlich wie ein Miniaturhotelzimmer… Es gab eine Chipkarte für die Tür, eine kleine Wascheinheit, so daß man sich dort bequem bettfertig machen konnte und die Zugbegleiter teilten uns vor der Abfahrt noch die Menükarten für das Frühstück aus, das man individuell zusammenstellen konnte.
Ausserdem gab es goody bags mit Hausschuhen, Schlafmasken, Ohrenstöpseln (die ich aber gar nicht brauchte), Wasser, Wein und Snacks!
Nein, da kann man nicht meckern!
In Nachtzügen erwarte ich nicht, daß ich ununterbrochen durchschlafe. Ich bin froh, wenn ich ein bißchen dösen kann, aber tatsächlich konnte ich mich einige Stunden gut ausruhen… Irgendwie ist es immer ein seltsames, abenteuerliches Gefühl, entspannt in einem Bett zu liegen, während man im Schlaf in ein anderes Land gebracht wird…
Gegen halb sieben wurde ich als erste wach und schob den Rolladen soweit hoch, daß ich die Landschaft betrachten und im Dämmerlicht ein bißchen lesen konnte.
Um sieben klingelte dann der Wecker im Abteil und kurz darauf wurde uns das Frühstück ans Bett gebracht.
Mein Großer war absolut begeistert davon, im Bett in einem Zug zu Frühstücken und hat gleich angefangen zu fragen, wann wir das nächste mal mit dem Nachtzug fahren können. 😉
Um halb neun erreichten wir den Bahnhof von Venedig und fuhren mit dem Vaporetto weiter auf die Giudecca, eine vorgelagerte Insel, auf der unser Hotel stand.
Das Hotel hat einen Shuttle Service zum Markusplatz, also fuhren wir gleich, nachdem wir uns frisch gemacht hatten, weiter.
Aber, oh weh…
Wir hatten bei der Planung in erster Linie darauf geachtet, wann wir alle frei hatten und das Hotel am günstigsten war. Erst später fiel uns auf, daß zu dem Zeitpunkt ja noch Karneval in Venedig war!
Gut, daran ließ sich nichts mehr ändern und wir waren entschlossen, daß Beste daraus zu machen, aber schon am ersten Tag wurden wir auf eine harte Probe gestellt…
Das Shuttleboot spuckte uns also in der größten Menschenmenge aus und es war sehr schwierig, weg von dem bunten Treiben zu kommen. Die Brücken bildeten Nadelöhre, die alles verstopften. Und natürlich dachten dutzende Touristen, daß es doch eine ganz tolle Idee wäre, gerade jetzt stehen zu bleiben und ein Foto von einer Gondel zu machen.
Die Polizisten brüllten ständig, daß man doch bitte, in Gottes Namen weitergehen sollte… Es war wirklich unglaublich anstrengend.
Also ergriffen wir die Flucht. Nachdem wir es aus dem größten Trubel herausgeschafft hatten, versorgten wir uns mit Eis und Canolli und schlugen uns zu den Parks in Richtung des Arsenals durch.
Dort saßen wir in der Sonne, entspannten uns und statteten den Schildkröten, die um das Garibaldi-Denkmal herum leben, einen Besuch ab.
Der Große war ganz hingerissen von den kleinen Schildkröten und bald darauf packten wir unsere Sachen, holten uns noch eine Pizza und fielen ins Bett…
Und nein, an dieser Stelle muss ich es ganz deutlich sagen: weder habe ich im Lotto gewonnen, noch bin ich eine der Bloggerinnen, die Hotels anschreiben um ein gratis Zimmer abzustauben.
Wir hatten nur wirklich verdammt viel Glück bei der Buchung.
Das Hilton war mit seinen fünf Sternen tatsächlich günstiger als drei Sterne Hotels in der Innenstadt. Wir vermuten, daß das Hotel Probleme damit hat, all die vielen Zimmer voll zu bekommen und deshalb immer mal wieder Schnäppchenangebote macht, um die Kosten zumindest einigermaßen zu decken.
Und so lag an diesem Abend eine kleine, arme Buchhändlerin in einem riesigen Luxusbett und schlief zwölf Stunden lang durch… 😉
An Tag 2 nehme ich euch dann mit in die legendäre Buchhandlung Acqua Alta.
Ich freu mich schon! 🙂
Hier könnt ihr lesen, wie alles angefangen hat:
Woher es kommt… und wohin es geht
Und hier erfahrt ihr, wie es weiter ging:
In vollen Zügen nach… Venedig Tag 2: Acqua Alta