„Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer ist ein Roman, der mir immer wieder von begeisterten Kunden empfohlen wurde, die sich gerne eine Fortsetzung der Geschichte wünschten.
Nachdem ihnen dieser Wunsch nun endlich im Oktober mit „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“ erfüllt wird und der erste Band schön illustriert bei der Büchergilde Gutenberg aufgelegt wurde, war es nun für mich wirklich höchste Zeit, mir dieses Buch einmal vorzunehmen!
Mordechai Wolkenbruch – genannt Motti – lebt ein sehr entspanntes Leben im Schoß seiner jüdisch-orthodoxen Familie. Zumindest bis seine Mutter beschließt, daß es höchste Zeit wird, ihren Jüngsten unter die Haube zu bringen.
Bald schon kann sich Motti gar nicht mehr retten, vor Abendessen mit jungen Frauen, die ihm seine Mutter schmackhaft machen will, dabei hat er a) noch gar keine Lust schon zu heiraten und ist b) in seine hübsche Studienkollegin Laura verliebt, die allerdings eine Schickse, also nicht jüdisch ist.
Je stärker seine Mutter ihre Hochzeitspläne vorantreibt, desto unwilliger wird Motti und umso mehr beginnt er, die strengen Ansichten seiner Familie zu hinterfragen.
Nach und nach fängt Motti an, sich abzukapseln und die Welt außerhalb seiner Gemeinde zu erkunden. Daß das dann aber auch schon bald für Ärger mit seiner Mutter sorgt, kann man sich lebhaft vorstellen…
„Wolkenbruchs wunderliche Reise…“ ist ein sehr humorvoller Roman, der einen bittersüßen Einblick in die jüdisch-orthodoxe Welt bietet.
Das Buch ist in weiten Teil auf Jiddisch verfasst, weshalb ich ein wenig Anlauf brauchte, bis ich voll im Lesefluss war, dann konnte ich mich aber sehr an Ausdrücken wie zum Beispiel „blizbrif“ (für E-Mail) erfreuen.
Bei der Gestaltung hat sich die Büchergilde Gutenberg wirklich mächtig ins Zeug gelegt und ein richtiges Gesamtkunstwerk herausgebracht.
Die Illustrationen von Samuel Glättli sind in rostrot und graublau gehalten und mit Fäden in diesen Farben wurde das Buch geheftet; ein kleines, aber wirklich schönes Detail.
Schade fand ich es deshalb besonders, daß eine Seite des Buches nicht gedruckt wurde.
Ich vermute, daß man wohl in letzter Minute noch eine Illustration eingefügt und den Text dabei verschlampt hat. Das kann passieren, ist aber natürlich gerade bei einem so hochwertigen Buch wirklich schade.
Unglücklich fand ich auch, daß dieser Umstand dann nicht ausreichend kommuniziert wurde.
Ich las nachts im Bett und ahnte nichts Böses, als ich plötzlich das Gefühl hatte, daß ich den Faden verloren hatte. War ich zu müde zum Lesen?
Ich blätterte vor und zurück, aber der Satz machte keinen Sinn.
Zum Glück war die fabelhafte Isa von it’s Vonk noch wach. Von ihr wusste ich, daß sie die Originalausgabe aus dem Diogenes Verlag hatte und bat sie, mir doch zu sagen, wie der Satz bei ihr weiterging. Isa war mir allerdings schon zwei Schritte voraus: sie machte nämlich gerade einen Beitrag zur neuen Büchergilde Abo Box, in der in diesem Quartal „Wolkenbruchs wunderliche Reise…“ verschickt wird und war bei ihrer Recherche über einen Vermerk in der Produktbeschreibung gestoßen, in dem es hieß, daß eben tatsächlich vergessen wurde, eine Seite zu drucken und ein Link zum Download des fehlenden Textes hinterlegt war.
Ein Glück, wenn man so schlaue Leute kennt! In der Titelbeschreibung hätte ich nämlich vermutlich nie nachgesehen…
In den Ausgaben, die mittlerweile ausgeliefert werden, sind übrigens Errata-Zettel beigefügt. Alle die sich das Buch aber gekauft haben, bevor der Fehler bemerkt wurde, so wie ich, schauen dann erstmal ein bißchen blöd, wenn sie niemanden haben, der Bescheid weiß.
Ich war ja schon ein bißchen motzig, daß man nicht einfach eine E-Mail (oder gerne auch einen blizbrif) geschrieben und über den Fehler informiert hat. Da ich das Buch online bestellt habe, hätte das ja nicht besonders schwer sein dürfen. Die Büchergilde antwortete allerdings auf Instagram, daß es nicht möglich wäre, Einzelkunden zu informieren.
Eine Followerin, die das Buch ebenfalls in der Erscheinungswoche gekauft hatte und die fehlende Seite nirgendwo finden konnte, merkte daraufhin an, daß man so etwas doch bitte offener kommunizieren könnte, zum Beispiel auf den Social Media Kanälen oder in einem Newsletter.
Die Büchergilde antwortete zwar darauf, daß man nicht vorhätte, die Kunden damit allein zu lassen, eine entsprechende Meldung habe ich aber bisher nirgendwo entdecken können.
Ich möchte aber auch gar nicht zu viel schimpfen, denn abgesehen von der fehlenden Seite, ist dieses Buch wirklich absolut lesenswert und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung. Die würde ich dann am liebsten parallel mit dem Hörbuch lesen, beziehungsweise vorgelesen bekommen. Bei den jiddischen Begriffen kann man so nämlich bestimmt noch einiges dazulernen.
Meine Rezension von „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“ findet ihr hier:
Review: Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin
Danke für diesen reizenden Lesehinweis. Ebenso für das Engagement auf der Suche nach der verlorenen Seite. Mir scheint, wenn Wolkenbruch reist in die Arme einer Schickse, darf auch mal eine Seite oder ein Satz ausfallen. Gar nicht so selten, dass ich beim Bloggen oder anderem Schreiben eine Seite, einen Abschnitt oder einen Satz einfach rauslasse. Während des Schreibens fällt mir auf, wie doppeldeutig „rauslassen“ gelesen werden kann.
Beste Grüße, Bernd
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Oh, dieses Aufeinander Treffen der Kulturen klingt gut. Das mit der Seite allerdings nicht. Und bei so einem hochwertigen Buch finde ich es zwar nett, dass man zumindest online erfährt, wie es weiter geht, aber die Schönheit des Buches leidet. (Versteckter Mängel)
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Nina
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Die Geschichte kann ich wirklich sehr empfehlen. So schade, daß diese tolle Ausgabe nicht vollständig ist.
Na, ich freu mich jetzt auch schon auf das Hörbuch von Teil zwei!
Liebe Grüße zurück,
Andrea
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