Review: Happy End

Wenn ich nach meinen Lieblingsautoren gefragt werde landet Amélie Nothomb wohl immer in den Top 3. Wer diese aussergewöhnliche Schriftstellerin bisher noch nicht kennt, dem sei sie also hiermit wärmstens ans Herz gelegt.
Wobei man aber vielleicht einen Hang zu bösen Geschichten mit sehr überraschenden Wendungen mitbringen sollte, um ihr erzählerisches Ausnahmetalent voll schätzen zu können.

„Happy End“ ist gerade frisch erschienen und natürlich habe ich es sofort verschlungen.

Déodat in Trémière könnten unterschiedlicher nicht sein. Denn Déodat ist bereits seit frühster Kindheit so hässlich, daß sich die Menschen in seiner Nähe fast schon körperlich unwohl fühlen, dafür wurde er aber immerhin mit einem genialen Verstand gesegnet.
Trémière dagegen ist so hübsch, daß es fast schon weh tut, sie anzusehen, dafür verbringt sie die meiste Zeit aber damit, Dinge unentwegt anzustarren, was ihr den Ruf einhandelt, eine Idiotin zu sein.

Die Erfahrungen, die Déodat und Trémière allerdings machen, sind sich sehr ähnlich.
Beide werden von ihren Mitschülern ausgegrenzt und gequält, so daß sie sich in ihre eigenen Welten zurückziehen.

Déodat entwickelt enormes Interesse an Vögeln und wird später Ornithologe. Trémière hingegen ist fasziniert von der Schönheit der Dinge, ganz besonders von Schmuck und Edelsteinen und sichert sich einen Vertrag als Model für einen exklusiven Juwelier.

Klar, daß sich Gegensätze anziehen und so fiebert man als Leser gespannt einem Treffen dieser beiden ungewöhnlichen Charaktere entgegen…

Viele Geschichten von Amélie Nothomb sind ja nun wirklich sehr, sehr böse.
„Happy End“ ist dagegen trotz der Grausamkeiten, die Déodat und Trémière ertragen müssen, ein regelrechtes Feelgood-Buch, das mir wieder einmal großen Lesespaß bereitet hat.

Nothombs temporeiche Dialoge, unerwartete Wendungen und einzigartige Figuren sind aber auch immer wieder ein Garant für großartige Unterhaltung!

 

Mehr von Amélie Nothomb findet ihr hier:

2017-08-27_10.51.00

Review: Töte mich

Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

3 Kommentare zu „Review: Happy End“

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