Review: Holding

Kennt ihr Graham Norton? 😉
Ich muss ganz ehrlich zugeben, daß ich mir seinen Roman „Holding“ („Ein irischer Dorfpolizist“) nur besorgt habe, weil ich mir Clips von seiner Show regelmäßig auf YouTube anschaue und dabei immer Spaß habe.

Für alle, die die Graham Norton Show nicht kennen; die Idee dahinter ist so einfach wie erfolgreich… Während die Hollywood-Größen in den amerikanischen Talkshows alleine mit dem Moderator sprechen und sich dabei an einer Tasse voll Wasser festhalten, lümmeln sich in der Graham Norton Show immer mehrere Stars auf seinem roten Sofa, trinken dabei einen Cocktail nach dem anderen und werden immer redseliger, während Graham ihnen ein Geheimnis nach dem anderen entlockt. 😉

Als ich sah, daß er nun seinen ersten Roman geschrieben hat war ich überzeugt davon, ein Buch wie eine seiner Shows präsentiert zu bekommen: humorvoll, ein bißchen bissig und mit einem leichten Hang zur Frivolität.
Doch hier wurde ich wirklich überrascht. „Holding“ ist einer dieser klassischen Kleinstadt-Krimis, bei denen kein blutiger Mord im Mittelpunkt steht, sondern das Drama des Alltags, das sich oft im Verborgenen abspielt.

In dem Dörfchen Duneen gibt es genau einen Polizisten: Sergeant PJ Collins, der nie etwas anderes getan hat als Strafzettel zu verteilen und den Grundschülern die Verkehrsregeln zu erklären.
Doch das ändert sich schlagartig, als beim Abriss einer alten Farm menschliche Überreste gefunden werden. Fünfundzwanzig Jahre zuvor verschwand Tommy Burke, der Erbe der Farm, spurlos und es hielt sich das Gerücht, er wäre nach London gezogen. Doch nun stellt sich die Frage, ob Tommy die Farm nie verlassen hat und ob ein Mörder inmitten der Dorfgemeinschaft lebt…

Ich denke, wenn ich nicht gewusst hätte, daß das Buch von Graham Norton ist, wäre ich nie darauf gekommen. „Holding“ ist ein sehr ruhiges Buch, das in starkem Kontrast zu Nortons Fernsehpersönlichkeit zu stehen scheint.
Seine Charaktere sind klassische Versager: der pummelige Polizist, die einsamen, alten Jungfern, das hässliche Entlein, das nur wegen ihres Vermögens geheiratet wurde…
Trotzdem macht Norton keinen einzigen Witz über sie, verkneift sich jegliche Bissigkeit und beschreibt seine Figuren sehr authentisch und sanft.

Zugegeben… Mit allzu dramatischen Wendungen darf man in diesem Buch nicht rechnen. Die Handlung war für mich relativ vorhersehbar und etwa ab der Hälfte hatte ich schon den richtigen Riecher, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird.
Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen.

„Holding“ ist wohl eher nichts für hartgesottene Thriller-Fans, aber durchaus etwas für alle, die Wert auf dreidimensionale Charaktere in ihren Krimis legen.
Und Fans von Graham Norton werden eine völlig neue Seite an ihm kennen lernen, die ich ihm so gar nicht zugetraut hätte.

Deutscher Titel: Ein irischer Dorfpolizist