Nebeliger November

Willkommen im November!
Der Monat begrüßt mich mit nassgrauem Wetter und in den Isarauen, die ich von meinem Fenster aus überblicken kann, hängt noch immer der Nebel…
Zeit, es sich mit einem dicken Stapel Romane und einer Tasse Tee unter der Kuscheldecke gemütlich zu machen!

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Meine ersten beiden Bücher kommen dann auch gleich sehr herbstlich daher, was Titel und Cover betrifft, nämlich „Herbst“ von Ali Smith und „Fuchs 8“ von George Saunders.

Auf „Herbst“ bin ich schon sehr gespannt, schließlich schwärmt Jen Campbell auf ihrem YouTube-Kanal ständig von Smiths „Jahreszeiten-Quartett“.
Während der letzte Band der Reihe, „Summer“, nach „Winter“ und „Spring“ bald auf Englisch erscheinen wird, wurde nun mit „Herbst“ der erste Band, der auch für den Booker Prize nominiert war, auf Deutsch vorgelegt.

Ein ganz schmales Bändchen ist dagegen „Fuchs 8“ von George Saunders.
Saunders war lustigerweise im gleichen Jahr wie Ali Smith für den Booker Prize nominiert, hat diesen aber dann auch gewonnen und zwar für seinen einzigartigen Roman „Lincoln im Bardo“.
„Fuchs 8“ dagegen ist eine Kurzgeschichte, die illustriert und als kleine Einzelausgabe herausgebracht wurde.
Da mir Saunders innovativer und außergewöhnlicher Stil in „Lincoln im Bardo“ sehr imponiert hat, bin ich nun gespannt auf diese Geschichte, die aus der Sicht eines Fuches erzählt wird.

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Die nächsten beiden Bücher scheinen auf den ersten Blick nichts gemein zu haben, außer daß sie schmale Bändchen von jeweils deutlich unter 200 Seiten sind, für mich sind sie jedoch stark mit meinen Erinnerungen an die Frankfurter Buchmesse verknüpft.

Mona Høvring war ja als Vertreterin des Gastlandes Norwegen auf die Messe gekommen, wo Isa von it’s Vonk ein tolles Interview mit ihr geführt hat, das ihr hier sehen könnt.
Auf Isas Empfehlung hin hatte ich deshalb auch noch vor der Messe ihren Roman „Was helfen könnte“ gelesen und war einfach begeistert, wie diese Autorin es schafft, große Panoramen mit wenigen Sätzen zu zeichnen.
Deshalb musste ihr neustes Buch „Weil Venus bei meiner Geburt ein Alpenveilchen streifte“ dann auch unbedingt auf meinen Novemberstapel.

Darin geht es übrigens um zwei Schwestern, genauso wie im nächsten Buch, das ich mit der Buchmesse verbinde: „Die langen Arme“ von Sebastian Guhr.
Guhr war der Gewinner der zweiten Staffel des Blogbuster-Preises, von dem nun auf der Messe der Startschuss zur dritten Staffel gegeben wurde.
Und dieses Mal bin ich mit dabei in der Blogger-Jury!
Wer also ein fertiges Romanmanuskript zu Hause hat, der sollte auf die Website des Blogbuster Awards gehen und überlegen, ob er sich nicht bewerben möchte.
Dabei lesen zehn Blogger die Manuskripte und wählen jeweils einen Favoriten aus. Diese Longlist geht dann an die Fachjury und der Gewinnertitel wird in dieser Staffel bei Eichborn verlegt.
Doch auch viele Autoren, die nicht den ersten Preis gewonnen haben, schafften es in vergangenen Staffeln, durch die Aufmerksamkeit, einen Verlagsvertrag zu ergattern, wie zum Beispiel Gunnar Kaiser mit seinem Roman „Unter der Haut“.
Ein wirklich spannendes Projekt, auf das ich mich schon ungemein freue!

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Auf der Buchmesse traf ich beim KiWi-Verlag dann auch die Autorin eines meiner nächsten Titel: Dana von Suffrin stellte dort nämlich ihren Debütroman „Otto“ vor und brachte die ganze Runde sehr zum Lachen…

Wer mich auch immer wieder zum Schmunzeln bringt, ist ja Philipp Tingler, von dem ich bisher tatsächlich noch nichts gelesen habe, dessen Videos mit Nicola Steiner ich aber gerne mal in Dauerschleife sehe. Schaut einfach mal unter „Steiner/Tingler“ bei YouTube! Die Dynamik der beiden macht einfach unheimlich Spaß, da bin ich schon gespannt, auf Tinglers neusten Roman „Rate, wer zum Essen bleibt“.

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Gleich drei Titel, die sich mit Frauen und ihren Lebensentscheidungen beschäftigen, liegen diesen Monat auf meinem Lesestapel:
In „Drei Wünsche“ von Laura Karasek geht es um drei Frauen um die dreißig, die wichtige Lebensentscheidungen treffen müssen…
Etwas weiter im Leben sind wir dann bei „Die Zehnjahrespause“ von Meg Wolitzer. Hier geht es um vier Frauen Anfang vierzig, die alle feststellen, daß es eben nicht einfach ist, Kinder und Karriere gut miteinander zu vereinbaren und die nun die Weichen für ihr zukünftiges Leben stellen müssen.
Wolitzers letzter Roman „Das weibliche Prinzip“ hatte es ja recht schwer, weil es als feministisches Buch vermarktet wurde, obwohl der Fokus der Geschichte eigentlich woanders lag. Trotzdem hatten mich ihre starken, sehr lebensnahen Charaktere beeindruckt, weshalb ich ihrem neuen Buch gerne nochmal eine Chance geben wollte.
In „Tage des Verlassenwerdens“ von Elena Ferrante geht es dann, wie man sich schon denken kann, um das Ende einer Ehe…
Während ich die Neapolitanische Saga zwar ganz nett, aber nicht unbedingt beeindruckend fand, gehörte ihr früher Roman „Frau im Dunkel“, das im Frühling erstmal auf Deutsch erschien zu meinen Lesehighlights des Jahres.
„Tage des Verlassenwerdens“ soll ähnlich sein, also habe ich sehr hohe Erwartungen an dieses Buch!

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Zum Schluß werden wir noch ein bißchen klassisch…
„Der unsichtbare Roman“ von Christoph Poschenrieder handelt von Gustav Meyrink, dem Autor des „Golem“. Der soll hier gegen Honorar ein Buch schreiben, das den Freimaurern die Schuld am Ersten Weltkrieg gibt. Das hört sich für mich nach einem unheimlich spannenden Roman an!

Und weil mittlerweile nun wirklich jeder mitbekommen haben dürfte, wie sehr ich gut illustrierte Bücher liebe, freue ich mich diesen Monat sehr auf „Die Nibelungen“ aus der Insel-Bücherei, die von Burkhard Neie illustriert wurden. Ich bin ja ein großer Fan von Neies Illustrationsstil und freue mich schon sehr auf diesen Augenschmaus…
In der Insel-Bücherei gibt es von Neie übrigens bereits zwei Bände mit deutschen Sagen und zwei mit Balladen, die ich wirklich nur jedem ans Herz legen kann!

Das ist er also, mein November-Stapel…
Unglaublich, wie schnell das Jahr vergeht!
Kommt gut und ohne Schnupfen durch den Monat!

Verfrorene Grüße,
Eure Andrea

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Review: Das weibliche Prinzip

Seit Monaten findet man dieses Buch ja auf sämtlichen englischsprachigen Blogs, nun ist Meg Wolitzers Roman „Das weibliche Prinzip“ endlich auf Deutsch erschienen und wird als das Buch zur #metoo-Debatte verkauft.
Zeit, mal einen Blick hineinzuwagen…

Der schüchternen Greer passiert, was leider viele Frauen erleben müssen; auf einer Studentenparty wird sie von einem Kommilitonen angegrapscht und verbal gedemütigt.
Greer versucht, das Geschehene zu vergessen, doch als immer mehr Frauen am Campus von eben jenem Studenten belästigt werden kommt es zu einer Anhörung, bei der auch Greer aussagt. Das Ergebnis ernüchtert: denn der Täter kommt ohne nennenswerte Strafe davon.
Frustriert überlegt Greer, was man tun könnte und als ihre beste Freundin Zee sie mit zur Rede der bekannten Feministin Faith Frank nimmt, fragt sie diese kurzerhand um Rat.
Auch Faith hat keine Lösung parat, drückt ihr aber ihre Karte in die Hand und so kommt es, daß Greer nach dem Studium einen Job in Faiths Organisation bekommt.
Zunächst ist Greer absolut begeistert davon, mit Faith zusammen zu arbeiten. Sie ist ihr großes Vorbild und in Greers Vorstellung fast schon so etwas wie ein Mutterersatz.
Doch die Gute Sache rückt mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund. Statt Frauen in Not zu helfen geht es bald nur noch um Benefizveranstaltungen mit der reichen Elite.
Als Greer dann auch noch feststellt, daß Gelder für missbrauchte Frauen veruntreut wurden, kommt es zum Bruch…

Doch an dieser Stelle könnte ich auch eine völlig andere Inhaltsangabe schreiben:

Greer und ihr Freund Cory sind seit der Highschool ein Paar. Obwohl sie in unterschiedliche Colleges gehen und Cory später beruflich nach Manila versetzt wird, schaffen sie es irgendwie, ihre Beziehung aufrecht zu erhalten.
Doch dann kommt es zu einem schrecklichen Schicksalsschlag und Cory, der immer so zielstrebig und ehrgeizig war, wird komplett aus der Bahn geworfen.
Und während Greer Karriere macht, versucht er die Scherben seines Lebens wieder zusammen zu setzen…

Das hört sich nach zwei völlig verschiedenen Geschichten an, trotzdem stimmen beide Inhaltsangaben.
Und da sind wir auch schon bei dem Kritikpunkt, den ich zu diesem Buch habe. Es kommt mir schrecklich überladen vor.
Da haben wir die #metoo-Debatte mit Greer, Faith die ein absolutes Idol für Greer ist und die ihren Prinzipien nicht so treu ist, wie es scheint (an sich schon Stoff genug für ein eigenes Buch), Greers Freundin Zee, die aktiv etwas verändern möchte, feststellt daß Aktivismus alleine keine Mieten bezahlt und die eher zufällig in einen Beruf stolpert, der sie erfüllt und Cory, dem fast schon klischeehaften Millennial; gut ausgebildet, zielstrebig und erfolgreich, der sein Leben so durchgeplant hat, daß er in Zeiten der Krise alles hinwirft (eigentlich auch ein Buch für sich).

Meg Wolitzer schafft wirklich wunderbare Charaktere, die mir sofort nahe waren, aber dadurch, daß sie in diesem Buch so viele Themen aufgreift, kam mir keines wirklich ausgereift vor.

Auch, daß dieser Roman so wichtig zum Thema sexuelle Belästigung und Feminismus sein soll kann ich nicht nachvollziehen. Denn alles wird nur oberflächlich angeschnitten, nichts wirklich in die Tiefe gedacht.
Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, daß dieser Handlungsstrang ein wenig gezwungen wirkte.
Vielleicht war es anfangs eine einfache Geschichte von zwei Menschen, die sich immer weiter auseinander entwickeln und darüber, daß die junge Generation so damit beschäftigt ist, ihr Leben zu planen, daß sie mit Krisen nicht mehr umzugehen weiß…

So gesehen ist es ein gutes Buch. Es lässt sich leicht lesen, hat dreidimensionale Charaktere und greift einige Themen auf, über die man sich weitere Gedanken machen kann.
Wer allerdings auf den Roman zur Feminismus-Debatte hofft, der wird wohl hier eher enttäuscht werden.

In langen Julinächten…

…wird gelesen, gelesen, gelesen…

Der Juni ist so schnell vergangen und leider bin ich kaum zum Lesen gekommen, weil ich seit zwei Wochen kränkle und einschlafe, sobald ich ein Buch in die Hand nehme.
Deshalb müssen ein paar Bücher von meinem Junistapel mit in den Juli.

Ein Glück also, daß diesen Monat nur ein einziges dickes Buch auf dem Programm steht: Das weibliche Prinzip von Meg Wolitzer nämlich.
Auf den englischsprachigen Blogs führt ja dieser Tage kein Weg daran vorbei… Ich bin jedenfalls gespannt, da ich bisher noch gar nichts von der Autorin gelesen habe.

Worauf ich mich schon länger freue ist der neue Erzählungsband von Banana Yoshimoto. Yoshimoto ist eine der wenigen Autoren, von denen ich tatsächlich alles gelesen habe.
Erinnerungen aus der Sackgasse war leider zunächst in der Post verschollen, jetzt ist es aber endlich da und bereit gelesen zu werden.

Noch mehr Kurzgeschichten gibt es in Jen Campbells Buch The Beginning of the World in the Middle of the Night. Dieser Band wurde auch schon auf mehreren Blogs ziemlich euphorisch besprochen.
Die erste Geschichte habe ich schon gelesen und war ziemlich überrascht… Sehr märchenhaft und fast schon gruselig. Ich bin gespannt, was mich noch erwartet.

Zwei weitere englischsprachige Bücher, die auf anderen Blogs immer wieder empfohlen werden, sind Piecing Me Together von Renée Watson und Midnight at the Electric von Jodi Lynn Anderson.
Bei beiden Büchern weiß ich noch gar nicht, worum es geht. Manchmal muss man sich auch überraschen lassen!

Ein Buch, das sich sehr von den anderen abhebt ist Die Tagesordnung von Éric Vuillard. Es basiert auf tatsächlichen Treffen, die Hitler nach der Machtübernahme mit hochrangigen Vertretern der Industrie hatte und bei denen die Weichen für seine Politik gestellt wurden.
Das Buch ist allerdings kein geschichtlicher Tatsachenbericht, sondern Literatur erster Güte, was schnell klar wird, wenn man die ersten Seiten anliest.

Ein kleiner Schatz ist auch die illustrierte Frida Kahlo Biografie von María Hesse aus dem Insel Verlag. Verschiedene Schrifttypen und Illustrationen im Stil von Kahlo auf jeder Seite… Was will der bibliophile Kunstliebhaber mehr?

Zu guter Letzt durfte noch Nightlights von Lorena Alvarez als Graphic Novel mit auf den Julistapel.

Das ist also meine Auswahl für den Monat.
Was liegt auf euren Julistapeln?

Ich hoffe, ich bin gesundheitlich bald wieder auf dem Damm und komme mit den ganzen Büchern hinterher. 😉

Einen wunderschönen Juli euch allen!

Eure Andrea