Die letzte Woche haben meine Jungs und ich in Südtirol verbracht.
Mein Mann hatte vor kurzem eine neue Stelle angefangen und konnte deshalb nicht mit, also sprang mein Vater spontan ein.
Mir war schon klar, daß ich kaum zum Lesen kommen würde, denn die Kinderbetreuung lag nun fast komplett in meinen Händen, trotzdem möchte ich Euch erzählen, welche Bücher ich dabei hatte und was wir alles unternommen haben.
Das verbindende Element dieser Reise war wohl das Wasser, denn fast all unsere Aktivitäten drehten sich in der ein oder anderen Form um Wasser und wie es der Zufall so wollte, war das Buch das mich am meisten fesseln konnte auch The Water Cure von Sophie Mackintosh.
Am Tag nach unserer Ankunft beschlossen wir zunächst einmal, einen gemütlichen Tag im Erlebnisbad Naturns zu verbringen.
Dabei hatte ich Nobody is Ever Missing von Catherine Lacey.
Zum Lesen kam ich aber kaum, denn während der Große ja gut alleine klar kommt, lief der Kleine ständig von einem Bereich des Schwimmbads in den anderen und ich – notgedrungen – hinterher.
Denn das Bad hat einen großen Außenbereich (sogar mit hangverlegter Rutsche), aber auch einen schön gestalteten Innenbereich (ebenfalls mit Rutsche).
So kann man auch bei unbeständigem Wetter Spaß haben und die Kinder wollten gar nicht mehr gehen.
Aber ein bißchen Wandern wollten wir natürlich auch, also ging es in den nächsten Tagen zum Partschinser Wasserfall und auf den Rablander Waalweg.
Den Partschinser Wasserfall erreichten wir gut mit dem Bus. Ich war ganz froh, daß ich die engen Bergstraßen nicht selbst fahren musste.
Dort wanderten wir ein kleines Stückchen den Berg hinauf zur Aussichtsplattform und anschließend hinunter zum Fuß des Wasserfalls. Sogar der Kleinste kletterte den Weg ganz flink hinunter und hinauf.
Die ganze Familie war wirklich begeistert von der schönen Aussicht und diesem wunderbaren Fleckchen Erde.
Am Abend machten wir uns dann auch einmal auf, um einen der legendären Waalwege zu erkunden. Waale sind künstlich angelegte Bewässerungsgräben, an denen man zum Teil sehr schön entlangspazieren kann.
Diese schmalen Kanäle sind mit Steinen ausgekleidet und es entspannt wirklich sehr, an diesen kleinen Wasserwegen durch kühle Wäldchen entlangzuschlendern.
Wie es der Zufall so wollte, begann der Rablander Waalweg, der nicht besonders lang und dank weniger als 100 Höhenmetern auch kinderwagengeeignet ist, fast direkt hinter dem Haus und so verbrachten wir alle einen schönen Abend mit dieser kleinen Wanderung.
Wir haben wirklich viel unternommen (nächste Woche muss ich Euch noch von unserem Besuch beim Ötzi erzählen), also war kaum Zeit zum Lesen.
Mit Nobody is Ever Missing („Niemand verschwindet einfach so“) hatte ich ja ein bißchen im Schwimmbad angefangen, aber weit gekommen bin ich nicht.
Auch in Uncommon Type („Schräge Typen“) von Tom Hanks haben mein Dad und ich nur kurz hineingeblättert.
Abends, wenn die Kinder noch herumgeisterten las ich in der Graphic Novel Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß von Jiro Taniguchi nach dem gleichnamigen Roman von Hiromi Kawakami.
Das Buch, das mich allerdings am meisten in seinen Bann geschlagen hat war, wie anfangs erwähnt, The Water Cure von Sophie Mackintosh.
Das Buch steht ja auf der Longlist des Man Booker Prizes und es ist geheimnisvoll, düster und entwickelt eine ziemliche Sogwirkung.
Allerdings ist es kein Buch für nebenher. Deshalb kam ich eigentlich nur dazu, darin zu lesen, wenn ich morgens vor allen anderen wach war und im Dämmerlicht ein wenig Zeit für mich hatte, oder wenn die Kinder im Whirlpool im Garten spielten und ich im Schatten unter den Bäumen entspannen konnte.
Die Zeit verging so schnell, daß ich es gar nicht glauben konnte, als die sechs Tage schon wieder um waren. Aber auf dem Heimweg sollten wir noch ein weiteres Highlight erleben…
Als ich den Urlaub plante, drückte ich auch dem Großen den Reiseführer in die Hand. Er blätterte kurz darin, zeigte dann auf das Foto eines Kirchturmes in einem See und verkündete, daß er unbedingt dorthin wolle.
Der Reschensee, aus dem dieser Kirchturm ragt, lag nun aber mehr als eine Stunde von Rabland entfernt. Eigentlich fast zu weit für einen kurzen Ausflug.
Dann brachte ich das Buch Hundert – Was du im Leben lernen wirst von Heike Faller mit nach Hause und als der Große es las, entdeckte er schon wieder den Kirchturm im Reschensee und beschloß, daß das nun aber wirklich ein Zeichen wäre, und wir unbedingt dorthin müssten.
Als ich ein Foto des Buches auf Instagram postete, kam ich dann auch noch mit Heike Faller ins Gespräch, die sich ebenfalls ein Foto vom Reschensee wünschte… Wie soll man also gegen sein Kind und eine Autorin ankommen?
Ihr ahnt es schon; nämlich gar nicht!
Auf der Heimfahrt ließen wir also den Brenner rechts liegen und fuhren über den Reschenpass, der – das muss ich mal sagen – landschaftlich wesentlich schöner ist. Es kostete uns zwar einen Umweg von etwa einer dreiviertel Stunde, aber wir sparten uns auch gleich dreimal Maut!
Und der Kirchturm im Reschensee war wirklich wunderbar anzusehen!
Das Dorf wurde 1950 geflutet, nachdem ein Staudamm errichtet worden war. Der Kirchturm hat bis heute überdauert und gilt mittlerweile als ein Wahrzeichen des Vinschgaus.
Übrigens gibt es sogar einen Rundweg um den Turm, der durch den See führt! Bei Niedrigwasser kann man ihn trockenen Fußes umrunden, bei Hochwasser gar nicht.
Als wir da waren, lag der Weg etwa einen Meter unter Wasser. Also zogen der Große und ich unsere Hosen aus und wateten durch den See.
Ich fand diesen Weg wirklich spektakulär! Man sieht nur, was kurz vor einem liegt, rechts und links fällt der Damm steil ab ins dunkle Wasser. Ein bißchen unheimlich ist das schon, aber es war wirklich ein Erlebnis!
Nächste Woche erzähle ich Euch dann noch vom Südtiroler Archäologiemuseum und dem Ötzi.
Bis dahin alles Liebe,
Andrea
Den zweiten Teil meiner Reise findet Ihr hier:
Lesegrüße aus Südtirol – Teil 2: Mit dem Ötzi durch die Alpen