Review: Die Ermordung des Commendatore II – Eine Metapher wandelt sich

Vom ersten Teil habe ich ja schon geschwärmt. Heute wollte ich euch nun endlich den zweiten Teil der „Ermordung des Commendatore“ vorstellen.

Im Vorfeld habe ich, ehrlich gesagt, nicht viele gute Kritiken zu „Eine Metapher wandelt sich“ gelesen.
Nach der Euphorie um Band eins schien Katerstimmung zu herrschen.
Eine Kollegin war nach den negativen Besprechungen sogar zu demotiviert, um Band zwei zu lesen… Schade!

Doch worum geht es in diesem Teil?

„Eine Metapher wandelt sich“ schließt unmittelbar an den ersten Teil an.
Der namenlose Ich-Erzähler und Maler hat den Auftrag bekommen, seine Zeichen-Schülerin Marie Akikawa zu porträtieren.
Nebenbei beginnt er ein weiteres Bild; nämlich ein Gemälde, das die geheimnisvolle Grube im Wald darstellt, die im ersten Teil freigelegt wurde.
Auf unerklärliche Art und Weise scheint es einen Bezug zwischen den beiden Bildern zu geben, den sich der Künstler nicht erklären kann.
Doch dann verschwindet Marie plötzlich spurlos. Hat die Grube etwas damit zu tun?
Auf der Suche nach Marie begibt sich der Maler auf eine abenteuerliche Reise…

Wer schon viel von Haruki Murakami gelesen hat weiß, daß sich seine Bücher grob in zwei Kategorien einteilen lassen können.
Da gibt es Bücher, die sehr nah an der Realität sind, wie zum Beispiel „Naokos Lächeln“ und dann gibt es auch wieder andere, in denen der magische Realismus die Oberhand gewinnt und die Geschichte in die Welt des Fantastischen abgleitet.
Persönlich mag ich beides, aber ich kenne genug Leser, die schon bei den Worten Magischer Realismus schaudern.

Während „Eine Idee erscheint“ nun ein recht realitätsnaher Murakami war, natürlich auch mit mysteriösen Elementen, fast wie eine Geistergeschichte, gehört „Eine Metapher wandelt sich“ zu der Kategorie in der sich die Grenzen von Raum und Zeit aufheben.
Auf viele Erklärungen darf der Leser dabei nicht hoffen.
Vielleicht wandelt sich die Reise zu sehr in metaphorische, vielleicht stören sich auch viele Leser daran, daß letztendlich wenige Rätsel gelöst werden.

Meiner Meinung nach hat es Teil zwei der „Ermordung des Commendatore“ schwerer, weil er nicht so alltagstauglich, einsteigerfreundlich und zugänglich ist, wie der erste Band.

Trotzdem kann ich die Katerstimmung einiger Rezensenten nicht nachvollziehen.
„Eine Metapher wandelt sich“ war für mich zwar ein schwer greifbares Buch, bei dem viele Fragen offen bleiben, trotzdem empfand ich es als verdammt spannende Lektüre über die ich noch länger nachdenken werde.

Für Murakami-Einsteiger eignet sich Band Eins der „Ermordung des Commendatore“ wirklich gut, Band zwei ist dagegen vielleicht eher für Murakami-Kenner geeignet.

Und zum Abschluß nochmal ein riesen Dankeschön an den Dumont Verlag, der beide Bücher einfach wahnsinnig schön gestaltet hat!
Das freut das Herz der Bibliophilen!

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Meine Beprechung zum ersten Teil findet ihr hier:

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Review: Die Ermordung des Commendatore I – Eine Idee erscheint

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Review: Die Ermordung des Commendatore I – Eine Idee erscheint

Zuerst einmal ein Geständnis:
Ja, ich bin eine dieser Buchhändlerinnen Mitte dreißig, die auf die Frage nach ihrem Lieblingsautor sofort und ohne nachzudenken mit „Murakami!“ antworten… Es ist schon fast ein Klischee… 😉
Haruki Murakami begleitet mich nun schon mein halbes Leben lang, seit mir eine Kollegin vor 18 Jahren „Wilde Schafsjagd“ in die Hand drückte und nur „Lesen!“ sagte.
Und gelesen habe ich… und zwar alles, wirklich alles von Murakami. Selbst obskurere Werke wie „Untergrundkrieg“ oder „Absolutely on Music“… – Wenn Murakami drauf steht, landet es sofort auf meiner Leseliste.

Trotzdem ist mir klar, daß es bessere und schlechtere Bücher von ihm gibt und ich werde kein Buch in den Himmel loben, wenn es mich nicht überzeugt hat.
Mir ist klar, daß nicht jeder etwas mit magischem Realismus oder Murakamis fast schon technisch anmutenden Sexszenen anfangen kann…
Trotzdem muss ich sagen, daß „Die Ermordung des Commendatore“ für mich eines seiner besten Bücher ist und ein absolutes Lesehighlight des Jahres!

In diesem ersten Teil der Geschichte lernen wir den namenlosen Ich-Erzähler kennen; einen halbwegs erfolgreichen Porträtmaler, der seit der Trennung von seiner Frau den Boden unter den Füßen verloren hat. Er gibt das Porträtieren auf und reist ziellos durch das Land, bis sich ein alter Studienfreund bei ihm meldet.
Dieser bietet ihm an, ihm das Haus seines Vaters gegen einen geringen Betrag zu vermieten. Der Vater, Tomohiko Amada, war selbst ein gefeierter Maler und lebte zurückgezogen in den Bergen, bis er kürzlich in ein Pflegeheim übersiedelte.
Kaum zieht der Erzähler in das abgelegene Haus, beginnen seltsame Ereignisse ihren Lauf zu nehmen…
Es beginnt damit, daß er ein unbekanntes Meisterwerk von Tomohiko Amada auf dem Dachboden findet. Das Bild trägt den Titel „Die Ermordung des Commendatore“ und scheint eine verborgene Botschaft zu beinhalten.
Kurz darauf meldet sich der mysteriöse Herr Menshiki, der auf der anderen Seite des Tales lebt, bei ihm. Menshiki hat erfahren, daß der Erzähler Porträtmaler war und bietet ihm einen erstaunlich hohen Betrag, wenn er eine Ausnahme für ihn machen und sein Porträt malen würde.
Eines Nachts wird er dann auch noch vom Klang einer Glocke geweckt. Neugierig geworden verfolgt er das Geräusch und entdeckt einen alten, moosüberwucherten Steinhaufen, unter dem jemand zu läuten scheint.
Was hat es damit auf sich und hängen all diese Ereignisse irgendwie zusammen?

Ich bin schon selbst sehr gespannt auf die Antwort, denn Teil zwei „Eine Metapher wandelt sich“ erscheint im April.

Bis dahin kann ich es kaum erwarten und ich möchte an dieser Stelle noch kurz dem Dumont Verlag danken, der sich immer wieder etwas einfallen lässt, um die Bücher von Haruki Murakami zu einem kleinen Gesamtkunstwerk zu machen.
Denn schaut euch mal bitte dieses wunderschöne Buch an!

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Meine Besprechung des zweiten Teils findet ihr hier:

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Review: Die Ermordung des Commendatore II – Eine Metapher wandelt sich

Fernweh im Februar

Auf den Februar habe ich schon seit Monaten hingefiebert, denn in anderthalb Wochen ist es schon soweit und ich fahre endlich In vollen Zügen nach… Venedig!
In meinem Beitrag Woher es kommt… und wohin es geht habe ich ja schon ein bißchen davon erzählt und ich freue mich wahnsinnig, euch mit in die legendäre Buchhandlung Acqua Alta nehmen zu können.

Dementsprechend wundert es wohl auch nicht, daß viele Reiseführer auf meinem Februarstapel liegen. Als Zuglektüre habe ich mich für Ein Winter in Venedig von Claudie Gallay entschieden. Mal abgesehen davon, daß Ort und Jahreszeit perfekt passen und ein Buchhändler eine wichtige Rolle spielen soll war dieses Buch eine Empfehlung von einer lieben Kollegin, also war die Entscheidung schnell getroffen.

Ebenfalls mit in den Zug darf Alles über Heather von Matthew Weiner. Zwar hat es nichts mit Venedig zu tun, aber der Gedanke mit nur einem Buch zu verreisen macht mich nervös (selbst wenn es nur ein paar Tage sind) und dieses Büchlein nimmt nicht viel Platz weg, soll es aber in sich haben. Ich bin gespannt!

Worauf ich mich natürlich schon sehr freue ist das neuste Buch von Haruki Murakami, der einer meiner absoluten Lieblingsautoren ist.
Die Ermordung des Commendatore I – Eine Idee erscheint ist von aussen zumindest schon mal ein richtiges Juwel und ich kann es kaum erwarten, es zu lesen!

Als Graphic Novel durfte diesen Monat Louis Undercover von Fanny Britt und Isabelle Arsenault mit. Ihr erstes Buch Jane, the Fox & Me hatte mich ja im Januar tief berührt, da freue ich mich schon auf das neue.

Und natürlich hatte ich schon angekündigt, daß ich diesen Monat beim Black History Month mitmachen möchte. In den USA wird der BHM im Februar gefeiert und deshalb will ich mich mal ganz bewusst mit afroamerikanischen Autoren beschäftigen.
Mit dabei sind Heimkehren von Yaa Gyasi, das ich eigentlich schon im November lesen wollte, aber dann leider nicht dazu gekommen bin und Sing, Unburied, Sing („Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt“) von Jesmyn Ward. Dieses Buch hat letztes Jahr viele Leser begeistert; unter anderem Barack Obama… Ich weiß noch gar nicht, worum es geht, lasse mich aber gerne überraschen.

Eigentlich hatte ich mir noch drei andere Bücher zum Black History Month bestellt, aber der Importeur hat es wohl nicht ganz so eilig wie ich… 😉
Ich hoffe mal, daß die Titel dann doch im Laufe des Monats eintrudeln und wir zusammen darüber reden können.

Bis dahin wünsche ich euch einen erlebnisreichen Februar!

Andrea

Lieblingsillustratoren: Kat Menschik

Die letzten Wochen habe ich hier ja viele eurer Erlebnisberichte von der Frankfurter Buchmesse gelesen. Das Highlight der meisten war wohl ein Treffen mit ihrem Lieblingsautor.
Dabei bin ich ein wenig ins Grübeln gekommen… Wie ich ja schon im Mystery Blogger Award verraten habe sind Autoren für mich nicht besonders wichtig.
Durch meine Arbeit in der Buchhandlung habe ich über die Jahre hinweg einige Autoren kennenlernen dürfen, aber für mich sind die Geschichten immer wesentlich spannender als die Personen, die sie geschrieben haben.
Also dachte ich nach… Bei wem würde ich weiche Knie bekommen…? Und schlagartig wurde mir bewusst, daß ich nicht für Autoren sondern für Illustratoren schwärme wie ein verliebter Teenager. 😉

Deshalb dachte ich, ich beginne an dieser Stelle eine kleine Reihe, in der ich euch meine liebsten Illustratoren und ihre schönsten Bücher vorstelle.

Den Anfang macht natürlich Kat Menschik, deren Drucke ich so liebe, daß ich wirklich jedes Buch von ihr besitzen möchte.
Bisher sieht meine Sammlung so aus:

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Aufmerksam wurde ich auf sie durch die Kurzgeschichten von Haruki Murakami.
Murakami ist einer der wenigen Autoren von denen ich alles gelesen habe. – Sogar das Buch über das Laufen, obwohl ich nach 200 Metern Sprint meine Seele aushusten würde und sogar die Interviews mit dem Dirigenten Seiji Ozawa, obwohl ich absolut unmusikalisch bin!
Als ich „Schlaf“ zum ersten Mal in meinen Händen hielt war ich sofort verliebt in Kat Menschiks Vierfarbdrucke in blau, weiß, grau und silber.
Seitdem kann ich an keinem Buch vorbeigehen, das sie bebildert hat, ohne es sofort haben zu wollen.
Als der Galiani Verlag dann begann, sie eine eigene Reihe gestalten zu lassen, in der jedes Buch ein kleines Gesamtkunstwerk ist, war es um mich geschehen…

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Aus dieser Reihe stammt auch mein Lieblingsbuch von ihr, nämlich E.T.A. Hoffmanns „Die Bergwerke zu Falun“. Die Illustrationen sind einfach umwerfend und der Titel leuchtet sogar im Dunkeln!

Zu Weihnachten gönne ich mir ja immer einen kleinen Luxus und letztes Jahr habe ich mir dann tatsächlich selbst einen limitierten und signierten Druck von Kat Menschik geschenkt.
Der Kontakt mir ihr war wirklich sehr nett und unkompliziert und „My Lovely Pangolin“ ist mittlerweile das Herzstück meiner Leseecke:

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Sollte es mich in absehbarer Zeit doch mal wieder auf eine Buchmesse verschlagen, werde ich wohl alle Autoren links liegen lassen (sogar Haruki Murakami) und Kat Menschik auflauern wie ein gruseliger Stalker. 😉

Wer also wunderschön gestaltete Bücher liebt, der möge doch bei seinem nächsten Besuch in der Buchhandlung die Augen nach Illustrationen von Kat Menschik offen halten. 🙂

 

Noch mehr über Kat Menschik schwärme ich zum Beispiel hier:

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Review: Moabit

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Review: Unheimliche Geschichten

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Review: Der Held im Pardelfell

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Review: Die Puppe im Grase