Als ich hörte, daß Maja Lunde nach ihrem Erfolgsroman Die Geschichte der Bienen ähnlich weiter machen wollte und sogar ein komplettes Klima-Quartett geplant ist, war ich zunächst recht skeptisch. Ich bin kein großer Fan davon, ein Thema das einmal funktioniert hat immer wieder aufzuwärmen.
Trotzdem wollte ich ihrem neuen Buch „Die Geschichte des Wassers“ doch eine Chance geben…
Norwegen, 2017:
Die in die Jahre gekommene Umweltaktivistin Signe kehrt in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um den Wahnsinn der dort stattfindet mit eigenen Augen zu sehen. – Der Gletscher wird abgetragen, das Eis vakuumverpackt und nach Saudi Arabien verschifft, wo es als Eiswürfel in den Drinks der Superreichen schmelzen darf.
(Kleine Bemerkung am Rande: Das passiert tatsächlich!)
Hinter der Ausbeutung des Gletschers steht ausgerechnet Signes Jugendliebe Magnus, der mittlerweile in Frankreich lebt.
In einer Nacht- und Nebelaktion versenkt Signe das Luxuseis im Fjord, doch nicht ohne vorher noch einige Kisten an Bord der Blau, ihres Segelschiffes zu holen. Diese will sie Magnus vor die Füsse kippen, um ihm zu zeigen, was er mit seiner Geldgier anrichtet.
Und so macht sich Signe auf den Weg…
Frankreich, 2041:
Schon seit Wochen sind David und seine Tochter Lou auf der Flucht vor der Dürre und dem Feuer. Als ihre Heimatstadt in Flammen aufging wurden die beiden von Anna und August, Davids Ehefrau und seinem kleinen Sohn, getrennt.
In einem Flüchtlingslager finden David und Lou endlich ein wenig Ruhe und versuchen Anna und August zu finden.
Doch das Leben im Lager ist hart. Nahrung und Wasser sind streng rationiert, immer wieder kommt es zu Spannungen und Schlägereien.
Um den Kopf frei zu bekommen erkunden Vater und Tochter die Gegend ausserhalb des Lagers und machen eines Tages eine seltsame Entdeckung: ein kleines blaues Schiff steht fest vertäut im Garten eines verlassenen Hauses.
David und Lou beginnen ihre Tage auf dem Schiff zu verbringen und davon zu träumen, daß es eines Tages wieder regnen wird und sie auf dem Canal du Midi in die Wasserländer im Norden entkommen können.
Doch ihre Reserven werden von Tag zu Tag knapper…
Wer „Die Geschichte der Bienen“ schon kennt, merkt daß Maja Lunde hier wieder verschiedene Zeitebenen miteinander verbindet. In „Die Geschichte des Wassers“ fehlt zwar eine Geschichte aus der Vergangenheit, doch von Signes Erzählungen aus ihrer Kindheit und Jugend erfahren wir hier einiges über die Umweltbewegung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre.
Auch wenn ich mit dieser Meinung vermutlich ziemlich alleine dastehe muss ich doch sagen, daß „Die Geschichte des Wassers“ für mich einen kleinen Tick besser war, als „Die Geschichte der Bienen“.
Natürlich hat Maja Lunde ihren neuen Roman nach einem bewährten Strickmuster geschrieben, was so gesehen nicht besonders kreativ ist, aber sie hat auch aus den Fehlern des Vorgängers gelernt.
Sich auf nur zwei Erzählstränge zu konzentrieren fand ich eine gute Entscheidung. So waren mir die Figuren wesentlich näher und die Geschichte aus der Vergangenheit war bei den „Bienen“ ohnehin der Teil des Buches, bei dem die wenigsten Leser mitfieberten.
Dadurch, daß der Zukunfts-Strang in absehbarer Zeit spielt und uns auch geografisch näher liegt, hat mich Davids Geschichte etwas mehr berührt als Taos, was vermutlich etwas damit zu tun hat, daß ich Taos Zeit nicht mehr erleben werde, Davids aber schon.
Und auch sprachlich fand ich „Die Geschichte des Wassers“ besser als die „Bienen“…
Ihr merkt schon: trotz meiner Skepsis war ich wirklich angenehm überrascht von diesem Buch und habe die letzten 200 Seiten praktisch am Stück gelesen, was bei mir wirklich selten vorkommt.
Schaut auf jeden Fall mal rein!
Meine Besprechung zu Teil eins des Klima-Quartetts findet ihr hier: