In vielen Bundesländern beginnen ja nächste Woche schon die Sommerferien, also wäre jetzt doch eine gute Gelegenheit, einige meiner liebsten Urlaubstitel aus dem Regal zu ziehen und allen, die noch nach der perfekten Sommerlektüre suchen ein paar Inspirationen mit auf den Weg zu geben.
Die Titel sind nicht immer die neusten, dafür aber alle als Taschenbuch erhältlich und somit für das Reisegepäck bestens geeignet!
Für Daheimgebliebene
Ihr macht dieses Jahr Urlaub auf Balkonien oder nicht allzu fern der Heimat?
Dann empfehle ich:
Vea Kaiser: Blasmusikpop oder wie die Wissenschaft in die Berge kam
In einem kleinen Dorf in den Alpen scheint die Zeit stillzustehen. Über Generationen hinweg geht jeder Bewohner von St. Peter den Weg, den ihm das Schicksal vorherbestimmt hat, doch dann hält die Neuzeit Einzug in dem kleinen Bergdorf und wirbelt alles gewaltig durcheinander…
Als ich „Blasmusikpop“ gelesen habe, hatte ich das große Glück, gerade Urlaub bei meiner besten Freundin zu machen. Ihre Familie hat ein kleines Ferienhäuschen im Blauen Land und es war ein wirklich wunderbares Leseerlebnis, die Geschichte über das kleine charmante Bergdorf mit Blick auf die Zugspitze zu lesen, während Kühe an mir vorbeiweideten und die Ruhe nur gelegentlich gestört wurde, wenn ein Traktor durchs Dorf tuckerte…
„Blasmusikpop“ vereint eine mehrere Generationen umspannende Geschichte mit absolut liebenswerten Charakteren und viel Witz und Biss.
Meine Empfehlung für alle, die gute Geschichten lieben, bei denen man auch mal herzlich lachen kann!
Katharina Hagena: Der Geschmack von Apfelkernen
Verabschieden wir uns von den Bergen und begeben wir uns mit „Der Geschmack von Apfelkernen“ in Richtung Norddeutschland.
Überraschenderweise erbt Iris das Haus ihrer Großmutter und weiß zunächst nicht, was sie damit anfangen soll. Doch schon bald werden die Erinnerungen an die Sommer in diesem Haus wach und damit verbunden all die Familiengeheimnisse, die Iris lange Zeit von sich weg geschoben hatte…
Auch wenn sich diese Inhaltsangabe vielleicht ein bißchen unheilvoll anhört ist „Der Geschmack von Apfelkernen“ ein durchaus leichtes Buch, in dem die Unbeschwertheit des Sommers ganz wunderbar eingefangen wird
Für den Strand
Juli Zeh: Nullzeit
Juli Zeh hat ja die letzten Jahre besonders mit „Unterleuten“ von sich reden gemacht, mein Favorit von ihr ist und bleibt aber „Nullzeit“. Dieses Buch habe ich an einem Tag verschlungen, meiner besten Freundin hatte ich es im anfangs erwähnten Kurzurlaub im Blauen Land in die Hände gedrückt und sie las es an nur einem Nachmittag komplett durch.
Seit Jahren arbeitet Sven als Tauchlehrer auf Lanzarote, nun soll er ein VIP-Pärchen betreuen. Jola ist eine junge, bildhübsche Schauspielerin, ihr Lebensgefährte Theo ein einst gefeierter, schon etwas in die Jahre gekommener Schriftsteller.
Ständig kriselt es in ihrer Beziehung und Sven hat alle Hände voll damit zu tun, die beiden davon abzuhalten, sich selbst noch unter Wasser an die Gurgel zu gehen. Doch schon bald entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte, die für alle Beteiligten immer gefährlicher wird…
„Nullzeit“ liest sich spannend wie ein Thriller, in dem man nie ganz sicher sein kann, wer die Wahrheit sagt.
Ganz großes Kino!
Mercé Rodoreda: Der Garten über dem Meer
Zu guter Letzt wollte ich euch noch diesen katalanischen Klassiker vorstellen, der erst vor wenigen Jahren in Deutschland wiederentdeckt wurde und vielleicht immer noch ein kleiner Geheimtipp ist.
„Der Garten über dem Meer“ spielt im Spanien der 1920er Jahre. In Verlauf von sechs Sommern erzählt der Gärtner des Herrenhauses auf den Klippen am Meer von den Bewohnern, ihren Besuchern und den Festen, die sie feiern.
Als Außenstehender erlebt er die verschiedenen Charaktere nur in den Sommern, was in den Wintern geschehen ist muss er sich selbst zusammenreimen.
Dadurch fallen ihm die Veränderungen der Beziehungen besonders auf und so entwickelt sich manches Drama nicht direkt, sondern im Verborgenen.
Diese Geschichte ist keine typische „Hirn aus“-Lektüre für den Sommer und trotzdem leicht und sanft.
Man ist als Leser gefordert, da die Handlung hier hauptsächlich zwischen den Zeilen spielt, aber dennoch finde ich, daß sich „Der Garten über dem Meer“ als anspruchsvolle Urlaubslektüre wirklich lohnt, denn Mercé Rodoreda fängt die Atmosphäre dieser Sommer so wunderbar ein, daß ich es wirklich sehr bedauert habe, dieses Buch nicht am Meer gelesen zu haben.
Wenn ich das nächste mal die Chance habe, einen Urlaub an einer stillen Bucht abseits des Trubels verbringen zu dürfen, dann nehme ich dieses Buch sicher wieder mit!
Ferne Welten…
Andy Weir: Artemis
Als kleinen Empfehlungs-Bonus gibt es hier noch ein ziemlich aktuelles Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich im Urlaub so richtig weit weg lesen möchte.
Meine ausführliche Besprechung zu Artemis könnt ihr gerne nochmal hier nachlesen:
Review: Artemis
Und um das gleich mal vorneweg zu sagen: nein, an den „Marsianer“ reicht es nicht ran. Das ist mir bewusst…
Warum ich „Artemis“ trotzdem aus vollem Herzen als Urlaubslektüre empfehlen kann?
Es ist ein wirklich spannendes und witziges Buch, daß sich schnell durchlesen lässt und unheimlich dankbar ist, weil es eine so breite Zielgruppe anspricht, daß man es getrost weiterreichen kann.
Der Teenager, der Technik und Spannung liebt, die junge Frau, die sich eine starke und coole Protagonistin wünscht, die Männer, die ihre Tom Clancy-Bücher daheim vergessen haben oder der Wenig-Leser, der einfach nur unterhalten werden möchte…
Für jeden ist was dabei und so kann dieses Buch bei einem Familienurlaub auch gerne durch alle Hände gehen.
Das spart Platz, Geld und man hat ein gemeinsames Thema.
Perfekt, oder? 😉
Welche Bücher nehmt Ihr dieses Jahr mit in den Urlaub?
Und wo geht’s hin?
Liebe Grüße,
Andrea