Herbststimmung im Oktober

Die letzten Tage hält sich der Nebel vor meinem Fenster meist bis Mittag und sorgt dafür, daß ich mich lieber mit einem guten Buch und einer Kuscheldecke zusammenrolle, als das Haus zu verlassen.
Auch diesen Monat gibt es wieder ein buntes Sammelsurium an noch un-, halb- und schon ausgelesenen Büchern, die ich euch heute gerne vorstellen möchte.

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Zwei Romane, die auf den ersten Blick scheinbar wenig miteinander zu tun haben, sind „Was ich im Wasser sah“ von Katharina Köller und „Queenie“ von Candice Carty-Williams. Doch bei beiden stehen Frauen im Mittelpunkt, die auf die eine oder andere Weise mit ihrer Gesundheit zu kämpfen haben.

In „Was ich im Wasser sah“ (von mir bisher erst angelesen) geht es um Klarissa, die als Brustkrebs-Überlebende auf die Insel zurückkehrt, auf der sie aufgewachsen ist.
Katharina Köller hat einen sehr eindringlichen Erzählton, der mich fasziniert. Bald also mehr darüber!

Um die seelische Gesundheit einer jungen Frau geht es in „Queenie“, welches ich bereits gelesen habe.
Was zunächst als 08/15 RomCom über eine ebenso charmante wie naive Protagonistin beginnt, entwickelt sich im Lauf des Buches zu einem unheimlich relevanten Buch über psychische Probleme, deren Stigmatisierung, über Alltagsrassismus und Mikroaggressionen, und einem Plädoyer für Selbstliebe.
Darüber werde ich schon ganz bald mehr berichten!

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Zwei Titel, die man nicht wirklich in die Kategorie „Romane“ einsortieren kann, sind „Aus der Zuckerfabrik“ und „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“.

„Aus der Zuckerfabrik“ von Dorothee Elmiger steht derzeit auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und lässt sich nur schwer in eine Kategorie einordnen. Roman? Tagebuch? Recherche? Reportage? – Dorothee Elmiger versucht in diesem Buch einer Spur aus Zuckerkrümeln zu folgen.

Mit „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“ hat der Satiriker Jan Böhmermann sein Twitter-Tagebuch von 2009-2020 vorgelegt, in dem der Autor zunächst recht banale Sachen von sich gibt, oder seinen damaligen Chef Harald Schmidt trollt, aber nach und nach eine immer politischere Stimme findet.

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Mit gleich zwei Büchern über William Shakespeare geht es weiter!

Letzten Monat stellte ich euch doch die schöne Reihe  Weltklassiker: Kurz & Gut aus dem Bohem Verlag vor, die unter anderem von Becca Stadtlander illustriert wurde. Nachdem mir ihre Bilder so gut gefallen haben, habe ich ein wenig recherchiert und dabei „Bold and Brave Women from Shakespeare“ entdeckt. Klar, daß ich mir das sofort gönnen musste!

Das zweite Shakespeare Buch diesen Monat ist „Judith und Hamnet“, mit dem Maggie O’Farrell vor Kurzem den Women’s Prize for Fiction gewonnen hat.
Ihre Autobiografie „Ich bin, ich bin, ich bin“ hat mich vor etwa anderthalb Jahren schwer beeindruckt und ich liebe ihren unaufgeregten und trotzdem bildgewaltigen Schreibstil sehr.
In „Judith und Hamnet“ geht es um Shakespeares Familie; besonders seinen kleinen Sohn Hamnet, der früh starb und darüber, wie sein Tod die Familie beeinflusste.
Aktuell lese ich dieses Buch sehr langsam, weil ich mich gar nicht traue, es in den Zug mitzunehmen, aus Angst, daß ich dann vielleicht in der Öffentlichkeit weinen muss.

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Die letzten beiden Bücher drehen sich um faszinierende Künstlerinnen.
Mit „Frida“ legt Maren Gottschalk einen Roman über das Leben von Frida Kahlo vor und „Kusama“ von Elisa Macellari ist eine Graphic Novel über die berühmte japanische Künstlerin Yayoi Kusama. Zwei Bücher also, die mich schon brennend interessieren!

Kennt ihr den ein oder anderen Titel von meinem Oktober-Stapel schon?
Was lest ihr gerade?

Ich wünsche euch ein gemütliches Herbstwochenende!
Eure Andrea

 

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Review: Frida Kahlo – Eine Biografie

Heute möchte ich euch einen kleinen Schatz vorstellen, auf den ich eher zufällig aufmerksam geworden bin.

In dieser dünnen, aber wahnsinnig schön aufgemachten Biografie aus dem Insel Verlag erzählt María Hesse aus dem Leben der berühmten mexikanischen Künstlerin. Dabei verwendet Hesse die Ich-Perspektive, was nun eher ungewöhnlich ist, aber dafür sorgt, daß sich dieses Buch spannend wie ein Roman liest.

Ganz besonders hochwertig und liebevoll gemacht ist die Ausstattung des Buches, denn die komplette Geschichte wurde durchgehend im Stil von Frida Kahlo bebildert.
Dazu kommen unterschiedliche Schrifttypen (ein Teil des Textes wurde in Schreibschrift gedruckt), durch die uns Fridas Geschichte und Gedanken auch nochmal visuell ganz eindringlich nahegebracht werden.

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Es ist also keine Biografie im klassischen Sinne, sondern eher ein biografischer Roman, in dem Frida Kahlo von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod erzählt.
Mit etwa 140 Seiten, auf denen sich dann eben noch unzählige Illustrationen tummeln, liest man das Buch wirklich schnell durch und einige Themen werden nur angeschnitten, trotzdem bin ich absolut begeistert von dieser Biografie und würde mir wünschen, daß wir noch mehr in diesem Stil zu sehen bekommen.

Von meinen Kollegen wurde ich schon gefragt, ob ich das Buch auch für Kinder empfehlen würde… Vermutlich aufgrund des bunten Covers oder des einfachen Schreibstils.
Dabei sollte man sich immer vor Augen führen, daß Frida Kahlos Leben durchaus dramatisch war. Und so thematisiert dieses Buch eben auch Ehebruch, Bisexualität, Abtreibungen, Fehlgeburten und Medikamentenabhängigkeit.
Ich denke aber, daß man María Hesses Buch Jugendlichen ab 14 Jahren durchaus in die Hand drücken kann.

Darüber hinaus ist es wirklich eine ganz wunderbare Lektüre für Kunstliebhaber, die sich gerne von einem spannenden Leben und aussergewöhnlichen Illustrationen inspirieren lassen wollen, anstatt einen wissenschaftlichen Wälzer durchzuarbeiten.

María Hesses Frida Kahlo Biografie ist für mich auf jeden Fall schon eines meiner Highlights des Jahres!

 

PS: Letztes Jahr erschien ja auch schon eine Graphic Novel über das Leben von Frida Kahlo. Ich muss sagen, daß mir persönlich die Biografie von María Hesse wesentlich besser gefallen hat, obwohl ihre Bilder vielleicht etwas kindlicher wirken.
Zum direkten Vergleich verlinke ich euch auch nochmal die Graphic Novel von Vanna Vinci.

Review: Frida

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Review: Frida

Heute möchte ich etwas tun, das ich bisher noch nie gemacht habe; nämlich zwei Bücher in eine Review packen.
Beide Bücher waren aber in den letzten Wochen untrennbar für mich, weil sie sich so wunderbar ergänzt haben, da möchte ich sie auch in der Besprechung nicht auseinander reissen.

Vor einiger Zeit hatte ich ja schon erwähnt, daß ich mir die Graphic Novel „Frida – Ein Leben zwischen Kunst und Liebe“ von Vanna Vinci besorgt habe.
Ein wenig wusste ich schon über das Leben von Frida Kahlo, aber noch lange nicht genug und dieses Buch schien mir ein guter Einstieg zu sein.

Darin erzählt Frida Kahlo ihr Leben von der Geburt bis zum Tod. Besonders spannend ist dabei, daß Fridas Gesprächspartner(in) der Tod selbst ist. Die beiden plaudern miteinander wie alte Freunde, die noch eine Rechnung offen haben.
Sehr gelungen, finde ich…

Doch bald schon merkte ich, daß Vanna Vinci sich nicht damit begnügt hat, einfach das Leben von Frida Kahlo in eine Graphic Novel zu packen, sie greift auch deren Malstil auf und bezieht sich auf ihre Bilder.
Ich suchte in meinem Regal nach einem Bildband über Frida Kahlo aber es war einfach nichts zu finden… Da musste schnell einer her!

Aufmerksam geworden bin ich dann auf „Frida Kahlo – Verschollene, zerstörte und kaum gezeigte Bilder“ von Helga Prignitz-Poda, was sich als richtiger Glücksgriff erwies!
Zuerst hatte ich ein bißchen bedenken, daß nur obskure Skizzen darin gezeigt werden könnten, aber erstaunlicherweise sind die meisten Bilder von Frida Kahlo in Privatbesitz.

Und tatsächlich werden in der Graphic Novel immer wieder Bilder zitiert, die Frida an Freunde oder Liebhaber verschenkte und die in eben diesem schönen Bildband zu finden sind!

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Deshalb hatte ich immer beide Bücher beim Lesen auf dem Schoß und verglich die Gemälde mit den Zeichnungen der Graphic Novel.
Viele Bilder wurden spannender, weil ich sie in eine Geschichte einordnen konnte und wenn mir etwas in Vanna Vincis Buch zu kurz abgehandelt wurde, konnte ich es im Bildband nochmal genau nachlesen.
Für mich war das ein doppelter Genuss!

Zum Schluss noch eine kleine Warnung: In der Graphic Novel werden Unfälle, Operationen und Abtreibungen zum Teil recht grafisch dargestellt.
Es ist eine wirklich gelungenes Buch, aber manchmal tat es ein bißchen weh, so genau hinschauen zu müssen.

 

Eine weitere, ganz wunderbare Biografie von Frida Kahlo stelle ich hier vor:

Frida Kahlo – Eine Biografie

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