Review: Kick-Ass Women

Seit „Good Night Stories for Rebel Girls“ vor zwei Jahren auf den Markt kam und seine Leser begeisterte, haben viele Verlage ganz ähnliche Titel herausgegeben. Einige davon habe ich hier besprochen, doch mit der Zeit stellte sich eine gewisse Ermüdung bei mir ein. Natürlich war jedes dieser Bücher durch seine Illustrationen und die Auswahl der Frauen einzigartig, aber vieles wiederholte sich…

Doch dann fiel mir „Kick-Ass Women – 52 wahre Heldinnen“ von Mackenzi Lee in die Hände und sofort war ich wieder begeistert!

Von den 52 Frauen, die in diesem Buch vorgestellt werden, konnte ich nur von einer einzigen behaupten, gut über ihr Leben informiert zu sein, und von weiteren zwei oder dreien hatte ich zumindest schon gehört. Der Rest waren absolut unbekannte Namen für mich und schnell wurde klar warum…
Während sich andere Titel zu diesem Thema hauptsächlich für Frauen mit gut dokumentierten Geschichten aus dem europäischen oder nordamerikanischen Raum beschäftigen, scheut Mackenzi Lee nicht davor zurück, so weit in der Geschichte zurückzugehen und so abgelegenen Plätze dieser Welt zu besuchen, daß gelegentlich nicht ganz klar ist, was nun wirklich Wahrheit und was Mythos ist.

Mackenzi Lee hat nicht den Anspruch, wissenschaftlich 100% korrekt zu sein und für Hausarbeiten zitierfähig zu schreiben. Nein, sie hat einen rotzfrechen Ton, wie er mir bisher noch nie untergekommen ist und wenn ihr das Ende einer Geschichte nicht gefällt, bietet sie auch schon mal eine fiktive Happy End-Alternative an.

Gestört hat mich das nicht… Ganz im Gegenteil!
Man merkt sofort, daß die Autorin hier mit Herzblut bei der Sache war, daß es ihr nicht wichtig ist zu gefallen, sondern die Geschichten dieser wahnsinns Frauen in die Welt hinauszubrüllen und man spürt ihre Wut über die Ungerechtigkeiten, die ihnen widerfahren sind.

Dabei geht es in diesem Buch nicht nur um Frauen mit Vorbildfunktion. Nein, wir erfahren auch von Piratinnen, Spioninnen und Gangsterinnen. Und manche Geschichten sind wirklich unglaublich, wie zum Beispiel die von Edith Garrud, die zur Zeit der Suffragettenbewegung eine Jiu-Jitsu-Schule für Frauen eröffnete und ihnen dort beibrachte, wie man übergriffige Polizisten verprügelt. Ist das nicht einfach fabelhaft?

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Illustriert wurde „Kick-Ass Women“ von Petra Eriksson, die alle Heldinnen mit sehr grafischen, aber dennoch ausdrucksstarken Portraits in Szene setzt.

Mich hat „Kick-Ass Women“ ausgezeichnet unterhalten und daß, obwohl ich ja nach der Lektüre von einigen ähnlichen Titeln bereits Ermüdungserscheinungen hatte.
Deshalb kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen!
Und für alle, die sich jetzt denken: „Oh toll, das möchte ich verschenken!“…
Aufgrund des wirklich verdammt frechen Stils würde ich es vielleicht für eine klein wenig ältere Zielgruppe als zum Beispiel die „Rebel Girls“ empfehlen, ich denke so ab etwa 16 Jahren ist es perfekt.

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Review: I’m every woman

In letzter Zeit bin ich immer wieder auf die Comics von Liv Strömquist gestossen, die sich mit Titeln wie „Der Ursprung der Welt“ den Feminismus auf die Fahnen geschrieben hat.
Also habe ich mir ihr neustes Buch „I’m every woman“ geschnappt, denn wie konnte ich bitte dieser frech grinsenden Madonna auf dem Cover widerstehen?

Bei einem Schwimmbadbesuch mit den Kindern begann ich mit dieser Graphic Novel und musste sie auch schon bald wieder zur Seite legen, weil ich so laut lachen musste, daß die Leute schon guckten…

In verschiedenen Episoden erzählt Liv Strömquist von starken Frauen und spannenden Ideen und nimmt dabei auch schon mal vermeintlich liberale Denkmuster etwas genauer unter die Lupe.

Im ersten Abschnitt werden beispielsweise „Die unsäglichsten Lover der Weltgeschichte“ gekürt. Ein Segment, das ich ebenso lustig wie lehrreich fand, denn daß einige berühmte Männer diverse Frauen nebenher hatten ist ja bekannt. Wie sich manche Herren dabei aber aufgeführt haben, war auch für mich neu…
Edvard Munch zum Beispiel schaffte es, sich bei einem Streit mit seiner Geliebten selbst in den Finger zu schießen, das ganze dann aber ihr in die Schuhe zu schieben (mit der Begründung, sie hätte ihn hypnotisiert) und anschließend blutrünstige Gemälde mit Titeln wie „Die Mörderin“ zu malen, um den Vorfall zu verarbeiten.
Darüber kann man wirklich nur lachen und den Kopf schütteln!

Liv Strömquists Zeichenstil ist sehr schlicht und reduziert. Manche finden ihn ja deshalb nicht besonders ansprechend, ich habe aber nichts daran auszusetzen.
Sie setzt auf sehr einfache Illustrationen, die dann zum Teil koloriert, zum Teil schwarz-weiß belassen sind und bedient sich hin und wieder auch gerne der Kollagetechnik.

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„I’m every woman“ ist kein Buch, das gefallen möchte. Man kann sich immer wieder an einigen Aussagen reiben und stoßen, sie gutheißen oder ablehnen… Liv Strömquist schreibt frei Schnauze, ohne auf political correctness zu achten, oder nach Bestätigung zu heischen. Durch ihre Unangepasstheit bekommt diese Graphic Novel das gewisse Etwas, das sie mir wahnsinnig sympathisch gemacht hat und der rotzfreche Humor hat mich vollends begeistert.
Bestimmt wird das nicht mein letztes Buch von Liv Strömquist gewesen sein!

Review: The Little Book of Feminist Saints

Ich mache ja nun wirklich kein Geheimnis daraus, daß man mich mit schön illustrierten Sachbüchern immer sehr begeistern kann… Und diesen Monat habe ich mir „The Little Book of Feminist Saints“ vorgenommen.

Vom Aufbau und der Gestaltung her erinnert es an „Good Night Stories for Rebel Girls“, wobei die Illustrationen in diesem Buch allerdings alle aus einer Feder kommen, nämlich der von Manjit Thapp.
Diese schafft es, alle hundert Frauen sehr individuell und farbenfroh zu porträtieren.

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Die Autorin Julia Pierpont hat sich dagegen entschieden, reine Kurzbiografien zu schreiben, sondern vermittelt einen Eindruck der Leistungen dieser Frauen anhand von spannenden Anekdoten.

Auch die Auswahl finde ich sehr gelungen. Von der Antike bis in unsere Gegenwart werden Frauen aus der ganzen Welt und aus allen möglichen Gebieten der Wissenschaft, Kunst, Politik, usw vorgestellt.

Den Titel fand ich anfangs etwas irritierend. Saints war mir ein zu großes Wort, zumal einige der Porträtierten ja immer noch unter uns weilen. 😉
Im Vorwort wird dazu erklärt, daß die Inspiration von katholischen Heiligenbüchern kam, bei denen man jeden Tag etwas zu einem Heiligen lesen kann.

Mir hat „The Little Book of Feminist Saints“ jedenfalls wahnsinnig gut gefallen und ich war wieder fleißig am Googlen, YouTube Videos schauen und Wikipedia Einträge lesen, um noch mehr über diese spannenden Frauen zu erfahren.

Falls ihr diese Art von Büchern liebt, schaut doch auch noch hier vorbei:

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Review: Little Leaders