Review: Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet

Morgen ist Halloween und leider bin ich ein zu großer Angsthase, um irgendwelche Horrorstories für diejenigen zu empfehlen, die sich gerne gruseln.
Trotzdem wollte ich Euch eine kleine Gespenstergeschichte vorstellen, die ganz nebenbei auch das meiner Meinung nach entzückendste Buch des Jahres ist: „Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ von Rebecca Green.

Vor einiger Zeit hatte ich dieses Bilderbuch auf Englisch entdeckt und mich sofort darin verliebt. Immer wieder versuchte ich es meinem Kleinsten gleich beim Vorlesen zu übersetzen, was aber manchmal ein bißchen holprig wirkte und weshalb ich mich unheimlich darüber freute, als ich sah, daß es nun die deutsche Übersetzung beim Diogenes Verlag gibt.

Die Geschichte ist eine ganz wunderbare Anleitung darüber, wie man ein Gespenst fängt, sich mit ihm anfreundet, was man ihm zu Essen geben kann und welche Dinge man besser nicht tun sollte.
Das ganze Buch über kommt man aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus und am Ende wird man trotzdem Tränen in den Augen haben.

Wer Sy Montgomerys Autobiografie „Einfach Mensch sein“ gelesen hat, der kennt auch schon Rebecca Greens Zeichenstil, denn die Illustrationen in diesem Buch stammen ebenfalls  aus ihrer Feder.
In gedeckten Grau- und Brauntönen und mit roten Farbakzenten setzt sie die herbstlich-düstere Stimmung perfekt in Szene und schafft es trotzdem, daß die Geschichte insgesamt unheimlich farbenfroh wirkt.

„Wie man sich mit einem Gespenst anfreundet“ ist ein wirklich wunderbares Bilderbuch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen bezaubern dürfte.
Empfohlen ist es ab vier Jahren und auch für all die geeignet, die sich sonst eigentlich vor Geistern fürchten. Denn am Ende der Geschichte wird niemand mehr Angst haben, sondern eher darüber nachdenken, wie er sich selbst ein kleines Gespenst fangen kann.

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Review: Mary Who Wrote Frankenstein

Heute ist so ein düsterer, ungemütlicher Tag… wie wäre es da wohl, den regnerischen Sommer mit seinen Freunden in einer Villa am Genfersee zu verbringen und Gewitter und Sturm auszusitzen, während man sich Geistergeschichten erzählt?

Genau das taten Mary Shelly und ihre Freunde vor zweihundert Jahren, und während die berühmten Poeten Percy Bysshe Shelley und Lord Byron lediglich Fragmente ihrer Geschichten ablieferten, schufen der Arzt John Polidori und die erst achtzehnjährige Mary (damals noch Godwin) zwei Werke, die die Literaturgeschichte nachhaltig beeinflussen sollten.

Polidori schrieb „Der Vampyr“, ein Buch das viele Schriftsteller zu weiteren Vampirgeschichten inspirieren sollte; nicht zuletzt Bram Stoker zu seinem Klassiker „Dracula“.
Und Mary schrieb „Frankenstein“, ein Name der auch heute noch in aller Munde ist…

„Mary Who Wrote Frankenstein“ von Linda Bailey ist eines dieser wunderbaren Bilderbücher, die man auch – oder vielleicht besonders – als Erwachsener einfach gesehen haben muss!

Es erzählt die Geschichte der jungen Mary, die ihre Mutter viel zu früh verlor, ein rebellischer Teenager wurde, mit den bekanntesten Poeten ihrer Zeit davonlief und beinahe aus dem Nichts heraus einen der großen Klassiker der Literaturgeschichte schrieb.

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Stimmungsvoll düster illustriert von Júlia Sardá, passen die Bilder hervorragend zum Text und verwandeln die Geschichte in ein Gesamtkunstwerk.

Empfohlen wird das Buch vom Verlag bereits ab fünf Jahren. Ich halte das fast für ein wenig früh, vermutlich dürften sich eher Erwachsene von dem Thema und den schaurig-schönen Illustrationen angesprochen fühlen, es spricht aber nichts dagegen, diese Geschichte auch schon mit Kindern zu lesen, die sich gerne gruseln.

Eine deutsche Übersetzung ist derzeit leider noch nicht geplant.

 

Review: Mit Opa ist alles anders

Heute möchte ich Euch ein Bilderbuch vorstellen, das mich sehr berührt hat: „Mit Opa ist alles anders“ von Clare Helen Welsh und Ashling Lindsay.

Ein wirklich schönes Gespräch auf der Leipziger Buchmesse hatte ich ja mit Harald Kiesel, dem Verleger des 360 Grad Verlags, dessen wunderbar illustrierten Sachbücher mich ja immer wieder begeistern.
TigerStern ist das Bilderbuch-Imprint des Verlags und widmet sich auch gerne mal schwierigen Themen, die trotzdem unheimlich liebevoll und kindgerecht aufgearbeitet werden.

In „Mit Opa ist alles anders“ geht es um so ein schwieriges Thema, nämlich Demenz.
Ein kleines Mädchen erzählt von einem Tag am Meer, den sie mit ihrem geliebten Opa verbringt, doch immer wieder tut Opa seltsame Dinge, wie die Brote im Sand zu vergraben.
Ihre Mama versucht dem Mädchen zu erklären, was mit Opa los ist, doch das macht dem Mädchen Angst: was, wenn er eines Tages sie vergisst?

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Dieses Buch hat bei mir alle Schleusen geöffnet und ich musste mich schwer beherrschen um am Stand nicht loszuheulen. Schließlich habe ich die Alzheimererkrankung meines eigenen Opas von den ersten kleinen Irritationen bis hin zum bitteren Ende, an dem er gar nicht mehr da war, miterlebt.
Mein Großer war zu diesem Zeitpunkt etwa vier (also in genau dem richtigen Alter für dieses Buch, hätte es das damals schon gegeben) und fand die Anwandlungen seines Uropas anfangs noch lustig, bis ich mich schweren Herzens dazu entscheiden musste, ihn nicht mehr mit ins Pflegeheim zu nehmen um ihn zu beschützen.

Nein, Demenz und Alzheimer ist wirklich kein Spaß, wie jeder bestätigen wird, der damit seine Erfahrungen gemacht hat. Schon für Erwachsene ist es schwer, damit umzugehen, schließlich ist man selbst oft überfordert. Wie soll man also die richtigen Worte finden, um es den Kindern zu erklären?

Ein Glück also, daß es Verlage gibt, die auch nicht vor diesen schwierigen Themen zurückschrecken und die das Ganze dann auch noch wirklich liebevoll umsetzen.
Jeder Familie, in der jemand von Demenz betroffen ist und in der es kleine Kinder gibt, kann ich deshalb „Mit Opa ist alles anders“ nur ans Herz legen!

Little People, Big Dreams

Heute möchte ich Euch eine ganz wunderbare Buchreihe vorstellen, mit der ich schon seit Längerem auf Englisch geliebäugelt habe und die nun endlich auf Deutsch erschienen ist.

Von „Little People, Big Dreams“ hatte ich davor schon gehört, doch zum ersten Mal hielt ich sie in Amsterdam in Händen, wo ich mir kurzentschlossen „Anne Frank“ mitnahm.
Kurz darauf entdeckte ich in der Vorschau des Insel Verlags, daß die Reihe nun auch auf Deutsch herausgegeben würde. Wunderbar! Denn Ihr wisst ja, wie sehr ich illustrierte Sachbücher liebe…

Besonders gefreut hat mich deshalb ein kleines Überraschungspaket vom Verlag, durch das meine Anne Frank Gesellschaft von Marie Curie, Rosa Parks und Amelia Earhart bekam.
Auf Deutsch sind ausserdem noch die Geschichten von Frida Kahlo und Coco Chanel erschienen, und auf Englisch ist die Reihe schon wesentlich umfangreicher, da sind dann beispielsweise auch Agatha Christie, Audrey Hepburn oder Josephine Baker neben vielen anderen inspirierenden Frauen aus Kunst, Politik oder Wissenschaft mit von der Partie.

Jeder Band widmet sich dem Leben einer starken Frau, die die Welt veränderte und erzählt ihr Leben kurz und kindgerecht, weshalb die Reihe bereits ab vier Jahren empfohlen wird.
Am Ende jedes Buches findet man ein knappes Kapitel mit Fotos, in dem die Geschichte für Erwachsene nochmal ein wenig ausführlicher behandelt wird.

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Was ich besonders schön finde: so einzigartig wie die Frauen und ihre Geschichten sind auch die Bücher der „Little People, Big Dreams“-Reihe gestaltet. Jeder Band wurde nämlich von einer anderen Künstlerin in ihrem ganz persönlichen Stil illustriert.
Manche Bücher der Reihe sprechen den Leser dadurch vielleicht mehr an als andere, immerhin müssen die Illustrationen ja auch immer den Geschmack der Kunden treffen, allerdings finde ich, daß es die Reihe nur bereichert und umso mehr dazu einlädt, verschiedene Bücher zu sammeln.

Ich kann Euch jedenfalls nur raten, mal einen Blick in „Little People, Big Dreams“ zu werfen, wenn Ihr das nächste mal in einer Buchhandlung seid.
Die Bücher sind ein ganz wunderbares Geschenk für junge Leser, die sich für wahre Heldinnen interessieren, aber auch für ältere, die sich – wie ich – einfach an liebevoll gestalteten Büchern erfreuen!

Review: Edison

Heute wollte ich euch ein Bilderbuch vorstellen, das nun aber wirklich ein Augenschmaus für jung und alt ist.

Vor zwei Jahren konnte mich Torben Kuhlmann schon mit „Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond“ begeistern. Davor war bereits „Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ erschienen.
Nun also liegt der dritte Band der Reihe „Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes“ vor und wieder einmal machen sich mutige Mäuschen auf, Abenteuer und Wissenschaft miteinander zu verbinden.

In „Edison“ geht es um den kleinen Mäuserich Pete, dessen Vorfahre ein geheimnisvolles Schriftstück hinterlassen hat, in dem die Rede von einem Schatz ist.
Gemeinsam mit dem Professor, einer älteren weisen Maus, findet er heraus, daß das Schiff, mit dem Petes Vorfahr damals nach Amerika übersiedeln wollte, gesunken ist.
Der Schatz muss nun also auf dem Grund des Ozeans liegen!
Doch das entmutigt Pete noch lange nicht und zusammen mit dem Professor macht er sich auf, in die Tiefen der Meere…

Wie auch schon in den vorherigen Bänden widmet sich Torben Kuhlmann in „Edison“ einem Kapitel der Wissenschaft und Forschung.
Dabei müssen die kleinen Mäuse selbst herausfinden, wie es möglich ist, auf den Grund des Meeres zu gelangen. So wird Wissen kindgerecht vermittelt und auch die Erwachsenen haben Spaß beim Vorlesen.

Kuhlmanns Illustrationen sind einfach wunderbar und viele Doppelseiten kommen ganz ohne Text aus, was Raum für eigene Beobachtungen und Erklärungen lässt.

„Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes“ ist ein Bilderbuch für jung und alt, dessen kleine Protagonisten sofort die Herzen der Leser erobern werden.

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