Lesegrüße aus der Ferne

Ein kleiner Disclaimer am Anfang: Die Frage, ob man derzeit überhaupt in den Urlaub fahren sollte oder nicht, beschäftigt viele.
Der Lockdown und andere persönliche Ereignisse waren in den letzten Monaten eine ziemliche emotionale Herausforderung für mich, also habe ich mich dafür entschieden, einen kleinen Roadtrip mit meinen Jungs zu machen, um uns alle auf andere Gedanken zu bringen.
Mir ist klar, daß diese Entscheidung für viele Leute, die sich aktuell noch im Shielding befinden, ziemlich leichtsinnig wirken wird.
Ich kann an dieser Stelle nur sagen, daß ich mir im Vorfeld meine Gedanken gemacht habe und da ich von vielen gefragt wurde, wie meine Erfahrungen in den Freizeitparks und Hotels war und wie dort auf die Sicherheit der Besucher geachtet wurde, habe ich mich entschlossen, euch von meiner Reise zu erzählen.

Die wenigsten von euch wissen vielleicht, daß ich ein großer Freizeitpark-Fan bin und jedes Jahr bestimmt drei oder vier verschiedene Parks mit meinen Söhnen besuche.
Dieses Jahr wollten wir unbedingt einmal wieder nach Tripsdrill (in der Nähe von Stuttgart) fahren, weil hier gerade neue Achterbahnen fertiggestellt wurden und nachdem wir dann ohnehin schon so weit würden fahren mussten und wir auch noch Europapark Tickets hatten, entschlossen wir uns, das ganze zu einer großen Tour zu verbinden.

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Den Anfang machte also der Erlebnispark Tripsdrill, in dem den Besucher eine durchgängig schwäbischen Thematisierung und einige spektakuläre Achterbahnen erwarten.
Hier war es nicht so voll, daß ich mich unwohl gefühlt hätte, in den Wartebereichen herrschte Maskenpflicht und die Griffe der Achterbahnen und anderen Fahrgeschäfte wurden in regelmäßigen Abständen desinfiziert. Auf den Wegen nahmen dann zwar die meisten ihre Masken ab, allerdings gab es dort so viel Abstand, daß ich mich zu keiner Zeit unwohl fühlte.
Eine besonders schöne Überraschung, die uns bei diesem Besuch erwartete, waren auf den Boden gemalte 3D-Bilder. Diese Bilder hatte ich schon des Öfteren im Internet gesehen und mir immer gewünscht, einmal selbst in so einem Bild zu stehen. Nun hatte ich endlich die Gelegenheit dazu.

Für die Übernachtung hatten wir etwas ganz besonderes geplant: Einmal in einem Baumhaus wohnen!
Neben dem Erlebnispark liegt der Wildpark, an dem es eine Reihe von Baumhäusern und Schäferwagen gibt, in denen man sich einquartieren kann.

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Unser Baumhaus war auch wirklich unheimlich gemütlich. Es gab bequeme Betten, eine schöne Sitzecke, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Fernsehen und WLAN. Und natürlich auch ein schönes kleines Bad mit Toilette und Dusche.
Alle Annehmlichkeiten eines Hotelzimmers also, aber in unschlagbarer Lage.
Nach dem Tag im Freizeitpark spazierten wir durch den Wald zu einem kleinen Schäferwagen, in dem man Abendessen holen konnte. Gleich daneben liegt ein idyllischer Löschteich, in dem riesige Kois leben, die die Kinder richtig fasziniert haben. Gegessen wurde dann bei Sonnenuntergang auf der Terrasse vor dem Baumhaus. – Sehr idyllisch!

Das Frühstück wird wohl normalerweise in einem kleinen Lokal im Wildpark serviert. Weil die Sicherheitsabstände dort aber aktuell nicht eingehalten werden könnten, brachten die Mitarbeiter stattdessen einen riesigen Picknickkorb vorbei, in dem ein so reichhaltiges Frühstück steckte, daß wir uns damit auch gleich noch Proviant für die weitere Reise packen konnten.

Viele haben mir unterwegs geschrieben, weil sie meine Baumhaus-Fotos auf Instagram gesehen hatten und die häufigste Frage war: Wie teuer ist das?
Meine Antwort: Günstig ist leider etwas anderes! Definitiv liegt es nicht im Budget einer Teilzeitbuchhändlerin, aber wir hatten Glück und einen Reisegutschein.
Außerdem muss gesagt sein, daß vor allem die erste Nacht recht teuer ist. Danach relativiert sich der Preis wieder und auch in der Nebensaison ist es nochmal deutlich günstiger.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, im Winter in so einem Baumhaus zu wohnen, denn sie verfügen tatsächlich über Fußbodenheizung!
Ein Mitarbeiter erzählte sogar, daß Leute aus der direkten Umgebung die Baumhäuser hin und wieder mieten würden. Anstatt in 5 Kilometer Entfernung im eigenen Bett zu schlafen, erfüllen sich wohl viele den Wunsch, einmal in einem so schicken und komfortablen Baumhaus zu übernachten.
Ich wäre jedenfalls sofort wieder mit dabei!

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Als Reiselektüre hatte ich mir übrigens „Zeit der Wildschweine“ von Kai Wieland eingepackt. Denn wo sollte man dieses Buch denn besser lesen können, als in Schwaben in unmittelbarer Nähe eines Wildschweingeheges?
Besagte Wildschweine ließen sich dann aber am nächsten Tag, als wir der Wildpark besuchten gar nicht blicken.
Dafür waren die Kinder begeistert davon, Hirsche zu füttern und den Schildkröten am Teich zuzuschauen.
Außerdem gibt es hier auch einen sagenhaft schönen Abenteuerspielplatz, von dem selbst ich mich schwer lösen konnte, doch wir hatten an diesem Tag noch eine weite Reise vor uns.

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Von Stuttgart aus ging es dann weiter in Richtung französische Grenze, zum Europapark Rust. Auch hier sind wir etwa alle zwei Jahre, zuletzt kurz vor dem spektakulären Brand, bei dem die „Piraten in Batavia“ vollständig zerstört wurden. Nun wurde die Attraktion wieder neu eröffnet und wir waren unheimlich gespannt darauf, die „neuen Piraten“ zu sehen.

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Diesmal hatten wir uns im Hotel El Andaluz eingemietet, in das ich auch schon immer einmal wollte. Immerhin lese ich ja gerade noch „Die Wahnsinnige“ von Alexa Hennig von Lange, in dem es um Johanna von Kastilien geht. Die perfekte Kulisse also!

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Am Abend nutzten wir dann die Möglichkeit, als Hotelgäste in der letzten Stunde vor Schließung kostenlos in den Park zu gehen und fuhren schon einmal eine Runde „Piraten in Batavia“ und den Favoriten meines Jüngsten: „Madame Freudenreich Curiosités“.
Nach dem Abendessen nutzten wir noch den Poolbereich des Nachbarhotels Santa Isabella und fielen dann recht erschöpft in die Betten. Schließlich erwartete uns noch ein weiterer Hotelwechsel.

Den ganzen nächsten Tag verbrachten wir dann im Europapark und ich muss ganz ehrlich sagen, daß ich hier des Öfteren an die Grenzen meiner Komfortzone kam. Ich bin nun wirklich einiges gewöhnt, immerhin arbeite ich in der Münchner Innenstadt, aber so viele Leute auf so engem Raum habe ich wirklich schon lange nicht mehr gesehen!
Dabei waren die Warteschlangen überraschenderweise nicht das Problem. Zunächst einmal sehen die zwar wirklich endlos aus, was daran liegt, daß sie extrem auseinandergezogen werden. Viele Wartebereiche liegen ja in den Gebäuden und hier wurde alles was ging nach draußen verlagert.
Alle trugen ihren Nase-Mundschutz und das nicht nur in der Warteschlange, sondern auch in den Achterbahnen und die meisten hielten sich an den Sicherheitsabstand.
Wer trotzdem nicht so lange in einer Warteschlange stehen möchte, der kann auch an einigen Achterbahnen den Single-Rider-Eingang nehmen, solange er keinen großen Wert darauf legt, mit einer Gruppe zusammen zu fahren und in der Europapark-App gibt es eine Virtual Line, in der man sich für Zeitslots bei den großen Attraktionen anmelden und dann ohne Wartezeit einsteigen kann. Allerdings muss man immer wieder schauen, ob und wann etwas frei wird und man kann sich auch nur für eine Attraktion anmelden und den nächsten Slot erst dann buchen, wenn man seinen Termin entweder wahrgenommen oder storniert hat. Realistisch gesehen kann man so vielleicht zwei bis vier Warteschlangen vermeiden, aber ein, zwei Stunden Zeitersparnis bringt das Ganze auf jeden Fall.
Was aber definitiv außerhalb meiner Komfortzone lag, waren die Menschenmengen auf den großen Plätzen, wie zum Beispiel im französischen Parkteil. Dabei muss man sagen, daß zwar fast jeder seine Maske trug, wenn es zu solchen Massenansammlungen kam, aber richtig wohlgefühlt habe ich mich dabei nicht.

Immerhin konnten wir aber all unsere Favoriten, wie das Voletarium, die Silver Star und die Blue Fire abhaken und uns dann dort verstecken, wo eigentlich nie jemand ist. Beim Abenteuer Atlantis habe ich zum Beispiel noch nie warten müssen. Warum eigentlich nicht? Ich finde diesen interaktiven Darkride wirklich lustig.

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Abends ging es dann in das nächste Hotel, das Krønasår, das direkt neben dem neuen Wasserpark Rulantica liegt und somit auch das neuste der Europapark-Hotels ist.
Die Thematisierung hier ist wirklich traumhaft!
Das Krønasår ist ein Museum Hotel im skandinavischen Stil, in dem jede Menge Schaukästen, Exponate und wissenschaftliche Illustrationen für ein Ambiente sorgen, das genau meinen Geschmack trifft.
Auch in den Zimmern gibt er Schaukästen und eine Bücherwand und nein, leider kann man die Bücher nicht herausziehen und darin lesen, trotzdem habe ich das Ambiente geliebt.

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Besonders schön konnte man hier auch Frühstücken, denn es gibt eine große Terrasse, die an ein künstliches Meer mit kleinem Hafen und Schiffchen gebaut ist.
Dazu gibt es ein wirklich reichhaltiges Buffet mit Zimtschnecken, die die Kinder und ich sehr lieben.
Für das Frühstück musste man übrigens auch schon im Vorfeld einen Zeitslot buchen. Das Buffet wurde stark entzerrt und Wurst, Käse und Brötchen gibt es nun hinter Plexiglasscheiben. Dort sagt man den Mitarbeitern einfach, was man gerne möchte und sie stellen es dann zusammen. Das hat wirklich gut geklappt und im Krønasår musste ich auch nie warten.

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Zum Abschluss der Reise ging es dann in den neuen Wasserpark Rulantica.
Auch der ist skandinavisch thematisiert, mit einem Tannenwald, einem nordischen Fischerdorf und einem Eispalast.
Es gibt viele Rutschen, einen wirklich wunderschönen Wasserspielplatz für Kinder, ein Wellenbad und Entspannungsbecken.
Hier herrscht natürlich keine Maskenpflicht und deshalb gibt es auch Beschränkungen an den Becken. Ich musste zwar nie besonders lange warten und ich hatte auch nie das Gefühl, komplett auserhalb meiner Komfortzone zu sein, trotzdem habe ich Rückzugsorte vermisst.

Besonders groß ist Rulantica nämlich nicht und auch wenn es wirklich zum Niederknien schön thematisiert ist – besonders für Kinder – finde ich den Preis dann doch etwas überzogen.
Mein 13-Jähriger zählt natürlich schon als Erwachsener, schlägt also mit 38,50 € zu buche und auch für den 5-Jährigen muss bereits 35,50 € bezahlen. Auch Abendtickets sind nur 3 € günstiger.
Meine Meinung: Da muss noch einiges kommen, um die Preise zu rechtfertigen oder es sollten auch Stundentarife angeboten werden, wie in anderen Bädern oder Thermen.

Später an diesem Tag machten wir uns dann wieder auf den Heimweg.
Es war ein wirklich schöner, aber auch anstrengender Roadtrip mit den Kindern, bei dem ich zwar hin und wieder außerhalb meiner Komfortzone, insgesamt aber recht zufrieden damit war, wie die aktuellen Herausforderungen gelöst wurden.

Ich hoffe, ich habe all die Fragen beantwortet, die mir viele von euch während der Reise geschickt haben und kann euch mit diesem Beitrag ein wenig mit der Entscheidung helfen, ob so ein Urlaub für euch infrage kommt oder nicht.

Alles Liebe,
Andrea

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Ausflüge im August?

Ein Sprichwort, an das ich dieses Jahr oft denken muss, ist: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen“.
Ich denke, jeder von uns hat dieses Jahr Pläne gemacht, die dann spektakulär ins Wasser gefallen sind, deshalb traue ich mich fast gar nicht mehr, darüber zu schreiben… Allerdings habe ich die nächsten drei Wochen Urlaub und natürlich habe ich ein paar vorsichtige Pläne gemacht. Drückt mir die Daumen, daß etwas daraus wird!

Ich habe die leise Hoffnung, daß ich bald das Meer sehen darf. Hoffen wir mal, daß uns die aktuelle Situation dem keinen Strich durch die Rechnung macht.
Dafür habe ich mir diese drei Titel ausgesucht, die zwar alle noch nicht regulär erschienen sind, die ich aber unbedingt in Wassernähe lesen möchte.

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„Unter uns das Meer“ von Amity Gaige erscheint erst Ende September, aber die Geschichte schreit geradezu danach, am Meer gelesen zu werden. Immerhin geht es um eine Familie, die sich auf einen Segeltörn in die Karibik aufmacht. Da wäre es doch schade, dieses Buch erst im Herbst in der S-Bahn zu lesen.

Ein dünner Kurzgeschichtenband, der Sommer und Meer verspricht ist „Nach der Sonne“ von Jonas Eika. Ich stelle mir vor, Abends mit Blick aufs Meer darin zu lesen, aber besser nicht zu sehr, sonst bin ich am Ende nur zu enttäuscht, wenn doch wieder nichts daraus wird. „Nach der Sonne“ erscheint am 17. August.

„Untertauchen“ von Daisy Johnson spielt zwar nicht am Meer, sondern auf einem Hausboot, trotzdem darf es mit in den Urlaub, denn auf diesen Titel bin ich schon gespannt, seit er vor zwei Jahren für den Booker Prize nominiert war.
Auf Deutsch erscheint „Untertauchen“ am 14. September.

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Drei Romane, die ich bereits im Juli gelesen oder zumindest angelesen habe, sind „Zeit der Wildschweine“, „Schwarzpulver“ und „Die Wahnsinnige“.

„Zeit der Wildschweine“ ist ein Titel, den mir bereits mehrere Kollegen ans Herz gelegt haben und da Kai Wieland im Herbst wohl in unserer Filiale zur Langen Nacht des Lesens zu Gast sein wird, möchte ich den Roman vorher auf jeden Fall noch lesen.

Ein Debütroman, der mich komplett geplättet hat, ist „Schwarzpulver“ von Laura Lichtblau.
Darin geht es um drei Protagonisten, die in Berlin – wenige Jahre in der Zukunft – leben. Der einzige Unterschied zu unserer Zeit ist, daß mittlerweile eine rechtspopulistische Partei an der Macht ist, die ihre streng konservativen Werte mit einer solchen Macht durchsetzt, daß sich die Geschichte fast schon wie eine Dystopie liest.
Bald hört ihr mehr darüber!

Ein Buch, auf das ich schon gewartet habe, seit ich ein Teenager war, ist „Die Wahnsinnige“ von Alexa Hennig von Lange. Mit etwa 13 Jahren hörte ich zum ersten mal von Johanna von Kastilien, die eigentlich eine der mächtigsten Königinnen ihrer Zeit hätte sein sollen, die aber von ihrer Familie weggesperrt wurde.
Die Geschichte hat mich schon damals unheimlich fasziniert, als mir eine Biografie von Johanna in die Hände fiel. Daß es jetzt endlich einen Roman über diese spannende Frau gibt, freut mich ungemein!
„Die Wahnsinnige“ erscheint am 18. August.

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Obwohl ich mir eigentlich schon wieder viel zu viel vorgenommen habe, haben es aber diesen Monat dann noch zwei richtig dicke Wälzer auf meinen Lesestapel geschafft.

„Brüste und Eier“ von Mieko Kawakami kommt mit einer solch begeisterten Empfehlung von meinem Lieblingsautor Haruki Murakami daher, daß ich nicht anders konnte, als es mir vorzunehmen.
Der Titel erscheint am 18. August.

Und dann musste ich mir noch „A Beautifully Foolish Endeavor“, die Fortsetzung von „An Absolutely Remarkable Thing“ („Ein wirklich erstaunliches Ding“) von Hank Green gönnen.
Der erste Teil hat mir wirklich gut gefallen, nur das Ende hat mich ziemlich ratlos zurückgelassen. Hoffentlich werden all die Fragen, die nach dem ersten Teil noch offen waren, endlich geklärt.

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Als wäre mein Auguststapel damit noch nicht hoch genug, habe ich mir auch zwei ganz dünne Bändchen ausgesucht. So habe ich immer noch etwas leichtes (aber gehaltvolles) zur Hand, wenn ich die Wälzer nicht mitschleppen möchte:

„Sh*tshow“ von Richard Russo ist eine politische Parabel auf die Präsidentschaft von Donald Trump, „Frausein“ von Mely Kiyak ist ein Essay, der sich auf sehr persönliche Weise mit dem Thema Weiblichkeit auseinandersetzt.
„Frausein“ erscheint am 17. August.

Wie sieht es bei euch aus?
Habt ihr für dieses Jahr Urlaubspläne gemacht, oder bleibt ihr daheim?
Und wenn ihr Urlaub macht: Welche Bücher nehmt ihr mit?

Sonnige Grüße,
Andrea

Kurz und knapp: Empfehlungen aus dem Podcast #1

In den letzten Monaten war ich ja auf diesem Blog nur recht sporadisch aktiv.
Der Grund dafür war in erster Linie der Lockdown, durch den ich drei Monate lang keine freie Minute für mich hatte.
Ich kann mich wirklich nur vor den Laptop setzen und konzentriert schreiben, wenn kein Kind um mich herumspringt und meine Aufmerksamkeit fordert. Ach ja, und natürlich wäre es dazu auch hilfreich, tatsächlich vor einem Laptop sitzen zu können. Wenn der aber vom großen Sohn beansprucht wird, um seine Schulaufgaben machen zu können, dann wird schnell klar, daß für das Bloggen kaum Zeit bleibt.

Ein weiterer Grund, der zu der Corona-Krise dazu kam, war daß der Seite an Seite – Podcast meines Kollegen Andi und mir Anfang März seinen Relaunch erlebte und seitdem ganz professionell von Hugendubel produziert wird.
Während Andi und ich also früher in unseren „Wohnzimmerfolgen“ einfach losredeten und uns keinerlei Gedanken über Form und Gliederung machten, werden die neuen Episoden natürlich wesentlich intensiver vorbereitet. Dazu gehört auch, daß wir ein Skript schreiben, um unserer Redakteurin eine Art Fahrplan für die Folge zu geben und auch um uns abzustimmen, über welche Themen wir diskutieren wollen.
Nun ist es so, daß sich die Skripte, die wir schreiben, einfach nicht auf den Blog übertragen lassen. Dazu sind sie viel zu stichpunktartig und zu unvollständig.
Wenn ich dann aber bereits ein Skript zu einem Buch angefertigt und auch schon im Podcast ausführlich davon erzählt habe, stelle ich inzwischen fest, daß ich bei den meisten Titeln wenig hinzufügen kann. Es fühlt sich dann für mich fast so ein, als würde ich nur noch vom Podcast abschreiben.
Deshalb dachte ich, daß es doch schön wäre, die Titel an dieser Stelle noch einmal kurz und knapp vorzustellen und wenn ihr Lust bekommen habt, mehr zu erfahren, dann könnt ihr das ganz einfach in der entsprechenden Podcast-Folge tun.

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Jasmin Schreiber – Marianengraben

In unserer ersten professionellen Folge, die ihr als Folge #5 hören könnt (immerhin hatten wir vier Episoden bereits mit liebevollem Dilettantismus und wenig Ahnung von Schnittprogrammen in Andis Wohnzimmer aufgenommen) stellte ich Jasmin Schreibers Debütroman „Marianengraben“ vor.

Darin wird die Geschichte von Paula erzählt, die nicht über den Tod ihres kleinen Bruders Tim hinwegkommen kann. Als sie aber eines Nachts auf dem Friedhof einbricht, macht sie eine Begegnung, die ihrem Leben eine völlig neue Richtung geben und sie auf einen unerwarteten Roadtrip schicken wird.

In „Marianengraben“ gelingt Jasmin Schreiber der Spagat zwischen Humor und Traurigkeit perfekt. Ich habe gelacht, ich habe geweint, ich habe die schönsten Sätze daraus auswendig gelernt… Was will man mehr?

Nachzuhören in Folge #5 Nackt im Hotel Corona

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Katya Apekina – Je tiefer das Wasser

Kaum tauchen wir aus dem Marianengraben auf, erwarten uns schon die nächsten Abgründe mit Katya Apekinas literarischen Erfolgsdebüt „Je tiefer das Wasser“.

Als sich ihre Mutter versucht, das Leben zu nehmen, werden die Schwestern Edie und Mae von Louisiana nach New York geschickt, wo sie von nun an bei ihrem Vater, einem berühmten Schriftsteller, leben sollen. Zu dem hatten die beiden zwar keinerlei Kontakt seit er die Familie kurz nach Maes Geburt verließ, trotzdem kümmert er sich sofort rührend um seine Töchter. Es scheint, als wolle er die verlorenen Jahre wieder gutmachen, doch seine immer besitzergreifendere Art bereitet Edie schnell Kopfzerbrechen. Sie sieht ihre Loyalitäten klar bei der Mutter und bricht auf, um sie aus der Nervenklinik zu befreien. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem die Schwestern voneinander getrennt sind, entwickelt sich zwischen den Mädchen und dem jeweiligen Elternteil eine immer verstörender werdende Dynamik.

„Je tiefer das Wasser“ ist ein Roman, der dem Leser die volle Dramatik der Geschichte nur nach und nach preisgibt. Erzählerisch macht das Katya Apekina mit verschiedenen Erzählebenen und Perspektiven so gekonnt, daß ich fast gar nicht glauben kann, daß dies ihr erster Roman ist.
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf, was wir von dieser Autorin noch alles in Zukunft erwarten dürfen.

Nachzuhören in Folge #6 Germanys next Lovestory

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Angie Kim – Miracle Creek

Ein Gesellschaftsroman, der auch ein Thriller sein könnte, ist „Miracle Creek“ von Angie Kim. Darin geht es um die Bewohner der Kleinstadt Miracle Creek, in der ein schreckliches Unglück passiert ist: bei einer Explosion starben zwei Menschen, darunter der achtjährige Henry. Nun ist ausgerechnet seine Mutter Elizabeth wegen Mordes angeklagt; doch ist der Fall wirklich so klar, wie es zunächst den Anschein hat?

Als die Betroffenen ihre Aussagen machen, begreift man als Leser schnell, daß jeder etwas zu verheimlichen hat und das der Fall nur gelöst werden kann, wenn man die Widersprüche in den Aussagen aufdeckt und so der Wahrheit auf die Spur kommt.
Ein wirklich spannender und überraschend vielschichtiger Roman, der mich ein wenig an „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ von Joël Dicker erinnert hat.

Nachzuhören in Folge #8 Üble Überraschung

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James Baldwin – Giovannis Zimmer

Einen modernen Klassiker haben sich Andi und ich in Folge #9 mit „Giovannis Zimmer“ von James Baldwin vorgenommen.

„Giovannis Zimmer“ zählt als einer der Klassiker der schwulen Literatur und wäre in den 1950er Jahren beinahe nicht erschienen; immerhin riet Baldwins Verleger ihm, das Manuskript zu verbrennen. Nun werden Baldwins Werke seit zwei Jahren in einer großartigen Neuübersetzung von Miriam Mandelkow bei dtv neu aufgelegt.

David ist ein amerikanischer Auswanderer, der gemeinsam mit seiner Verlobten in Paris lebt. Als die aber alleine Urlaub in Spanien macht, verliebt sich David in Giovanni, bei dem er auch eine Zeitlang unterkommt.
Es ist nicht die erste homosexuelle Erfahrung für David, doch in den USA, wo Beziehungen zwischen Männern bei Strafe verboten sind, hat er einen regelrechten Hass auf sich und seine Gefühle entwickelt. Im liberalen Paris sieht er zum ersten Mal die Möglichkeit zu leben, ohne einen Teil seiner selbst verleugnen zu müssen. Trotzdem fühlt er, daß die Zeit mit Giovanni schon bald ein Ende finden wird.

„Giovannis Zimmer“ liest sich – trotz seiner mittlerweile siebzig Jahre – immer noch unheimlich modern, was man wohl der wirklich großartigen Neuübersetzung zuschreiben muss. Doch der innere Kampf, den David mit sich ausfechten muss, lässt einen die Unterdrückung, die queere Menschen noch vor einigen Jahrzehnten erfahren mussten, auf eine fast schon beklemmende Weise miterleben.
Baldwins berühmtestes Buch ist daher keine leichte Lektüre, aber eine absolut lohnende!

Nachzuhören in Folge #9 Fast untergegangene Bücher

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Franziska Hauser – Die Glasschwestern

Dunja und Saphie sind Zwillinge, doch sie haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Dann aber sterben die Männer der beiden am selben Tag völlig überraschend; ein Ereignis, das die Schwestern völlig aus der Bahn wirft.
Saphie, die ein Hotel in der Kleinstadt im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet leitet, in der die Zwillinge aufgewachsen sind, stürzt sich in die Arbeit, während Dunja zunächst einmal gar nicht mehr weiß, was sie nun tun soll. Ihre Kinder sind fast erwachsen und behandeln die Mutter wie eine unliebsame Mitbewohnerin, auf die Arbeit als DaF-Lehrerin kann sie sich nicht wirklich konzentrieren und plötzlich steht die Frage im Raum, ob es nicht Zeit ist, noch einmal neu anzufangen.
Und so zieht Dunja in das Hotel ihrer Schwester, um sich neu zu orientieren, doch nach und nach scheint es, als müssten die Zwillinge das Leben der jeweils anderen übernehmen, um wieder glücklich werden zu können.

„Die Glasschwestern“ ist ein Roman, der viele Themen anschneidet: Tod, Trauer, Depression und die Abnabelung der Kinder, der aber auch auf die deutsche Geschichte kurz vor der Wende eingeht und sich mit Flucht und Verrat beschäftigt. Lauter schwierige Themen, so könnte man meinen, trotzdem liest sich dieses Buch mit einer regelrechten Leichtigkeit und unbeschwertem Humor. Denn – das wird schnell klar – die beiden Schwester und ihre Familie lieben sich trotz all des Dramas und als Leser kann man nicht anders, als sich zu wünschen, Teil dieser Familie zu sein.

Nachzuhören in Folge #9 Fast untergegangene Bücher

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Mariam Kühsel-Hussaini – Tschudi

Ende des 19. Jahrhunderts hat der Leiter der Nationalgalerie in Berlin, Hugo von Tschudi, den ehrgeizigen Plan, die besten Vertreter des neuen französischen Impressionismus in sein Museum zu holen. Er ist begeistert von Monet, Manet, Renoir und Degas und erkennt als einer der Ersten, wie revolutionär diese neue Kunstform ist. Doch das ruft auch viele Neider auf den Plan. Schon bald entwickelt sich die Frage, ob diese Gemälde ausgestellt werden sollen, zu einem Politikum, das sich bis in die höchsten Kreise um Kaiser Wilhelm II. zieht.

Auch als begeisterter Kunst- und Museumsfan muss ich zugeben, daß ich zuvor noch nie von Hugo von Tschudi gehört hatte. Und das, obwohl die Bilder von van Gogh oder Degas, die ich schon oft in der Neuen Pinakothek in München gesehen hatte, dank der Tschudi-Spende nach München kamen, wo er Museumsleiter wurde, nachdem er in Berlin in Ungnade gefallen war.
Dabei war Hugo von Tschudi ein absolut faszinierender Charakter: zwar war er mit allen bedeutenden Künstlern der damaligen Zeit befreundet oder zumindest bekannt, trotzdem gibt es kein Porträt von ihm, da sein Gesicht von Lupus völlig entstellt war.

Mariam Kühsel-Hussaini schreibt über diesen faszinierenden Mann in einem Stil, der wie mit dem Pinsel eines Impressionisten aufgetragen scheint; sie erschafft neue Worte und spielt begeistert mit den Möglichkeiten der Sprache.
Es würde mich wirklich wundern, wenn dieser Titel nicht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises auftauchen würde.

Nachzuhören in Folge #10 First Date im Fetischshop

 

Review: Die Schönheit der Begegnung

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Diese Frage wird vielen frisch verliebten Paaren gestellt und alle haben dann eine ganz einzigartige Geschichte zu erzählen.

Auch Frank Berzbach, den man von seinen Sachbüchern „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ oder „Die Form der Schönheit“ kennt, fand die Geschichte wie er seine Freundin kennengelernt hat, wäre es wert aufgeschrieben zu werden. Ein Geburtstagsgeschenk für die Liebste sollte es sein; ganz privat und bestimmt nicht zur Veröffentlichung gedacht.
Also begann er, die Geschichte dieses Kennenlernens aufzuschreiben und merkte schnell, daß vielleicht mehr dahinter steckte, als eben nur dieser eine Moment.
Und so schrieb Frank Berzbach eine weitere Fassung. Und dann noch eine. Und noch eine…
Am Ende waren es ganze 32 Variationen, die er drucken und binden ließ und seiner Freundin schenkte. Ein sehr persönliches Geschenk, von dem die Verlegerin Julia Eisele Wind bekam und Frank Berzbach überreden konnte, das Ganze doch auch für ein größeres Publikum herauszugeben.

Dabei entstand dieser wirklich ganz wunderbare Band, in dem der Ich-Erzähler 32 mal von der ersten Begegnung mit seiner großen Liebe Linh erzählt.
Langweilig wird es für den Leser aber nie, denn auch wenn die Prämisse immer die gleiche bleibt, so unterscheiden sich die Orte und Umstände unter denen sich die Protagonisten begegnen, in jeder neuen Geschichte deutlich von der vorherigen.
Da kann das erste Treffen an so banalen Plätzen wie an einer Pommesbude oder in einem Café stattfinden, oder an so ausgefallenen Orten wie in einem Kloster bei christlichen Orientierungstagen oder in einem Fetischshop.
Auch die Art und Weise, wie sich die beiden Liebenden einander nähern variiert von Mal zu Mal. Ist es in einer Geschichte noch ein leidenschaftlicher Impuls, der Linh und den Erzähler gleich am ersten gemeinsamen Abend im Bett landen lässt, zieht es sich das Kennenlernen in der nächsten Episode vielleicht über Wochen oder Monate hin.
In einer Geschichte, die mir unheimlich gut gefallen hat, werden die beiden auch erst im hohen Alter ein Paar.

Jede dieser Variationen ist nur sehr kurz, gerade einmal fünf, sechs Seiten lang. Trotzdem fühlte ich mich nie unvermittelt aus einer Geschichte herausgerissen, wie es für mich bei Kurzgeschichten sonst oft der Fall ist. Denn auch wenn die Berufe und Orte ständig wechseln, gibt es verbindende Themen und Figuren, die in beinahe jeder Variation auftauchen, wie beispielsweise die Romane von Paul Auster und Haruki Murakami, die Beatles, die Liebe zu Tee und guter Musik oder die Tätowiererin Ada.
Als Leser fallen einem mehr und mehr Parallelen aber auch Unterschiede zwischen den Episoden auf und man beginnt zu rätseln, welches denn nun die wahre Geschichte sein könnte.

„Die Schönheit der Begegnung“ hat mir unheimlich viel Freude bereitet.  Ich bin geradezu durch das Buch geflogen und konnte es kaum erwarten, gleich in die nächste Variation einzutauchen.
Frank Berzbachs neustes Buch garantiert kurzweilige Unterhaltung, die die Schönheit des Augenblicks und des Alltäglichen feiert. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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Übrigens: Im Seite an Seite – Podcast sprechen mein Kollege Andi und ich auch nochmal ganz ausführlich über „Die Schönheit der Begegnung“.
Hört doch mal rein:
Folge #10 First Date im Fetischshop
Oder auf Spotify, Apple Podcasts und de Podcastanbieter eurer Wahl.

Sommerlaune im Juli

In den letzten Tagen ist es richtig heiß geworden, und ich verbringe die Tage mit meinen Kindern am See. Gelegentlich komme ich sogar dazu, ein bißchen zu Lesen und man könnte fast meinen, das Jahr würde endlich in halbwegs normale Bahnen geraten. Trotzdem stelle ich fest, daß ich immer noch aus dem Tritt bin, was meine Blogbeiträge angeht, deshalb gibt es heute (etwas verspätet) meinen Juli-Stapel.

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Einen  Titel, über den ich sogar schon in unserer neusten Podcast-Folge spreche, ist „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano.
Vor zwei Jahren war ich ja mit meinen Söhnen im Urlaub in Südtirol, wo wir auch am Reschensee mit dem berühmten Kirchturm vorbeikamen.
Balzanos Buch hat für mich nochmal ein ganz neues Licht auf dieses Erlebnis geworfen. In „Ich bleibe hier“ wird die Geschichte des Dorfes Graun in Südtirol erzählt, das zunächst zwischen die Fronten der Faschisten während des Zweiten Weltkriegs gerät und später einem Staudammprojekt zum Opfer fällt.

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Ein Buch, das ich nun auch schon länger auf meinem SUB hatte, und mit dem ich nun endlich angefangen habe, ist „The Confession“ („Die Geheimnisse meiner Mutter“) von Jessie Burton. Von ihr habe ich schon „The Miniaturist“ und „The Restless Girls“ gelesen und war von beiden sehr angetan.
Auch Burtons neuer Roman über eine junge Frau, die ohne Mutter aufwächst und nach und nach beginnt, deren Geheimnisse zu lüften, fängt schon mal sehr spannend an!

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Ein weiterer Titel, den ich schon gelesen habe und über den ihr bald mehr hören werdet, ist „Paradise City“ von Zoë Beck.
In diesem beinahe schon dystopischen Roman tauchen wir in ein Deutschland etwa hundert Jahre in der Zukunft ein. Die Küstenstädte sind überschwemmt, viele Landstriche regelrecht entvölkert, nachdem nun der Großteil der Bevölkerung in riesigen Megacities lebt.
Dank Rund-um-die Uhr-Überwachung durch eine Gesundheitsapp sind auch so gut wie alle Krankheiten ausradiert, doch die Journalistin Liina stößt auf immer mehr Ungereimtheiten…
„Paradise City“ liest sich jetzt in Zeiten von Corona an einigen Stellen ja geradezu prophetisch . Dabei hat Zoë Beck bereits vor zwei Jahren mit der Arbeit an diesem Roman begonnen. Welche Entwicklungen es nun bis zum Erscheinen dieses Thrillers gegeben hat, damit hätte Beck vermutlich nicht gerechnet!

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Eine Neuheit, die ich schon mal angelesen habe, ist „Die Sommer“ von Ronya Othmann.
Darin geht es um Leyla, die als Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden in München aufwächst und die Sommer bei der Familie des Vaters in Syrien, nahe der türkischen Grenze verbringt.
Bisher eine wirklich schöne Lektüre, mit einem mitreißenden Schreibstil.
(„Die Sommer“ erscheint am 17.08.)

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Ihr wisst ja, wie sehr ich Graphic Novels liebe und deshalb freue ich mich diesen Monat ganz besonders über „Unfollow“ von Lukas Jüliger, der eine wirklich spannende Geschichte erzählt: Was, wenn die Natur zum Influencer werden würde? – Mit Instagram Account und eigenem YouTube-Kanal?
Ein wirklich einzigartiges Gedankenexperiment, dessen Bilder die Handlung perfekt in Szene setzen.

Das sind die Bücher, die ich im Juli lese/gelesen habe/lesen werde…
Kennt ihr vielleicht das ein oder andere davon?

Liebe Grüße und bleibt gesund,
Andrea

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Sommerloch im Juni

In meiner Stadt eröffnet nächste Woche das Freibad, was wohl bedeutet, daß der Sommer dieses verrückten Jahres begonnen hat.

Meine Leselisten sind ordentlich durcheinander geraten. Die Kinder sind ja immer noch zu Hause und so bleibt meine Lese- und Blogzeit weiter begrenzt.
Dafür habe ich jetzt damit begonnen, Hörbücher zu hören. In dem knappen Monat, seit ich eine Hörbuch-Flatrate spendiert bekommen habe, hab ich schon 30 Hörbücher gehört, also jeden Tag eines!

Mit dem Podcast geht es fröhlich weiter, auch wenn wir gerade in einer Art Sommerloch stecken, bei dem wir über die meisten Titel des Frühjahrs, die uns interessiert haben schon geredet haben und alles, worauf wir uns jetzt freuen noch nicht erschienen ist.

In meinem Juni-Stapel gibt es deshalb auch Titel, die noch nicht erschienen sind, die ich aber unbedingt schon lesen, bzw. anlesen wollte.

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Beginnen wir aber mit den Romanen, die schon auf dem Markt sind:
„Der Hund“, „Das Holländerhaus“ und „Was wir voneinander wissen“.

„Der Hund“ von Akiz ist das tatsächlich der einzige Titel auf diesem Stapel, den ich noch nicht angelesen habe. Es geht darin um einen Waisenjungen, der ein ganz besonderes kulinarisches Talent hat.

In „Das Holländerhaus“ von Ann Patchett geht es um zwei Geschwister, die in einem riesigen und luxuriösen Zuhause aufwachsen, bis sie von ihrer Stiefmutter auf die Straße gesetzt werden…
Mit diesem Roman habe ich schon angefangen und den Stil und die Charaktere bisher sehr einnehmend gefunden.

Auch „Was wir voneinander wissen“ von Jessie Greengrass habe ich bereits angelesen, allerdings konnte mich die Geschichte um eine Frau, die über die Beziehung zu ihrer Mutter und dem eigenen Verhältnis zur Mutterschaft nachdenkt, noch nicht so wirklich fesseln.
Trotzdem möchte ich diesem Titel auf jeden Fall eine Chance geben, wenn ich vielleicht Ende des Monats wieder etwas mehr Zeit habe, um konzentrierter zu lesen.

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Der Titel, der mich im Augenblick am meisten bei der Stange hält, ist „Writers & Lovers“ von Lily King. Ihren Roman „Euphoria“ habe ich vor ein paar Jahren recht begeistert gelesen und auch hier überzeugt mich Kings leichter aber vielschichtiger Schreibstil.
Dieser Titel wird am 16. Juli erscheinen. Dann erzähle ich euch mehr darüber!

Das einzige Buch, das ich von diesem Stapel schon komplett gelesen habe, ist ironischerweise auch das, das noch am längsten auf sich warten lässt. „Turbulenzen“ von David Szalay erscheint nämlich erst am 17. August, aber soviel kann ich vielleicht schon verraten: Das Warten lohnt sich!

Neben meinem Schreibtisch stapeln sich die Titel, die noch rezensiert werden wollen; im Regal warten schon Vorabexemplare, die teilweise erst im September erscheinen werden.  Meine Kinder werden noch mindestens drei Wochen zu Hause bleiben und es fällt in dieser Situation weiterhin schwer, Zeit zum Lesen oder Bloggen zu finden, aber immerhin ist der Podcast eine feste Größe.
Inzwischen habe ich die „Seite an Seite“-Rubrik hier auf der Website auf den neusten Stand gebracht und auch einen Link zum direkten Anhören für alle eingefügt, die keine Podcast-App benutzen. Hört mal rein!

Ich wünsche euch allen einen schönen Juni!
Bleibt gesund!

Eure Andrea

Review: Das wirkliche Leben

Die letzten Wochen habe ich ja Corona-bedingt kaum noch Rezensionen geschrieben. Dafür war es hier mit den Kindern zu chaotisch und auch der Relaunch des Podcasts hat viel Zeit in Anspruch genommen. Schön langsam aber – man glaubt es kaum – kehrt wieder ein wenig Ruhe ein und ich hoffe, daß ich den Stapel der Titel, die endlich rezensiert werden wollen, nach und nach in Angriff nehmen kann.

Ein Buch, von dem ich schon im Podcast geschwärmt habe und das ich hier auch nochmal vorstellen wollte, ist Adeline Dieudonnés Debütroman „Das wirkliche Leben“, welcher mich wirklich geplättet hat.

Es beginnt an einem Sommerabend in der Kleinstadt. Die zehnjährige Ich-Erzählerin und ihr sechsjähriger Bruder Gilles wollen sich nur schnell ein Eis holen, als sie Zeugen eines schrecklichen Unfalls werden; ein Mann stirbt direkt vor den Augen der Kinder.
Beide sind völlig traumatisiert, doch die Eltern sprechen nicht darüber, was passiert ist und bieten ihren Kindern auch keinerlei Trost. Allein die Erzählerin bemerkt, wie sich ihr kleiner Bruder mehr und mehr zurückzieht.
Als der ohnehin schon aggressive Vater der Mutter gegenüber immer handgreiflicher wird, scheint etwas in Gilles zu zerbrechen. Doch was kann eine Zehnjährige tun, um ihren Bruder vor all dem zu schützen?
Bald ist sie überzeugt davon, daß das Unglück am Abend des Unfalls seinen Anfang nahm und daß man in der Zeit zurückreisen müsste, um alles wieder ins Lot zu bringen und zurück in das „wirkliche“ Leben zu finden.
Wie eine Besessene beginnt sich die Ich-Erzählerin dem Ziel zu widmen, eine Zeitmaschine zu bauen, um den Unfall zu verhindern. Die ganzen Sommerferien über schraubt sie auf einem Schrottplatz an Autowracks und kaputten Mikrowellen herum und beginnt, Bücher über Physik zu verschlingen. Doch am Ende des Sommers muss sie enttäuscht feststellen, daß es nicht so einfach ist, die Zeit zurückzudrehen, wie es in den Filmen den Anschein hat.
Was ihr nach diesem Sommer bleibt, ist die Liebe zu den Naturwissenschaften und das unbedingte Bedürfnis, die Seele ihres Bruders doch noch irgendwie zu retten.

In den folgenden fünf Jahren wächst die Ich-Erzählerin heran, sie beschäftigt sich weiter mit Physik und bekommt sogar Privatunterricht von einem ehemaligen Uni-Professor, sie wird selbstständiger und reift zu einer jungen Frau heran, doch sie weiß, daß sie all das vor ihrem Vater geheim halten muss. Der wird immer aggressiver und beginnt nun auch seiner Tochter gegenüber handgreiflich zu werden. Doch die möchte sich nicht zm Opfer machen lassen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und dabei auch ihren Bruder retten, der selbst immer grausamer und gefühlskälter wird.
Diese explosive Mischung steuert auf einen Höhepunkt zu, der es wirklich in sich hat und mich komplett zerstört zurückgelassen hat.

„Das wirkliche Leben“ ist ein Buch, das eine absolute Sogwirkung auf mich hatte. Auch wenn es stellenweise wirklich harte Kost ist, war ich von Anfang an voll in die Protagonistin investiert und musste einfach weiterlesen, um die Geschichte mit ihr zusammen durchzustehen.
Manche mögen diesem Buch handwerkliche Schwächen ankreiden, die ich zwar zum Teil nachvollziehen kann – immerhin haben wir es hier mit einem Debütroman zu tun – aber die ich jederzeit verzeihe, weil die Geschichte mich mit ihrer Intensität voll überzeugt hat.

Für mich ist „Das wirkliche Leben“ jedenfalls einer der Titel dieses Frühjahrs, den ich nur empfehlen kann, der aber auch nichts für schwache Nerven ist.

Alles neu im Mai?

Der April war ein unheimlich anstrengender, aber auch ereignisreicher Monat, in dem ich leider so gut wie gar nicht zum Bloggen gekommen bin.
Das liegt einfach daran, daß ich mit den Kindern zu Hause keine Zeit mehr habe, um die Ruhe zu finden, die ich brauche, um meine Gedanken zu formulieren. Wenn ich mir aber etwas Zeit freischaufeln kann, dann geht es an die Planung für die nächsten Podcast-Folgen, ans Skripte und Artikel schreiben.
Für „Mit Vergnügen“ haben Andi und ich zum Beispiel eine ganze Liste mit Buch-Tipps zusammengetragen, die ihr hier finden könnt.
Überhaupt waren die ersten Wochen, seit „Seite an Seite“ von Hugendubel übernommen wurde richtig arbeitsintensiv. Langsam finden Andi und ich aber in einen Rhythmus, mit dem wir ganz gut klar kommen und die Planung, Unterstützung und die Zusammenarbeit mit dem ganzen Team zahlt sich wirklich aus, denn was als kleines Wohnzimmerprojekt angefangen hat, schafft es mittlerweile in die Podcasts Charts.
Für Andi und mich ist das alles immer noch absolut surreal, aber wir haben extrem viel Spaß an der Sache und freuen uns über die Möglichkeiten, die sich uns durch dieses Projekt plötzlich bieten.

Ich habe mir die letzten Wochen überlegt, ob ich dieses Format hier weiterhin beibehalten soll, denn mein Leseverhalten hat sich durch den Podcast extrem verändert. Statt meiner durchgeplanten Monatsstapel, herrscht mittlerweile das kreative Chaos.
Immerhin müssen Andi und ich unsere Leseinteressen jetzt deutlich besser koordinieren, da rutscht dann immer mal wieder etwas rein oder raus, womit wir vielleicht vorher gar nicht gerechnet haben.
Also hatte ich überlegt, statt meiner Monatsstapel zu Monatsrückblicken zu wechseln. Da wir aber immer die Podcast-Folgen eines ganzen Monats im Vorfeld aufnehmen, wäre es vermutlich arg spoilerig, welche Titel ich dann alle gelesen habe.
Letztendlich bleibe ich nun doch bei meinem gewohnten Format und was es dann in die „Seite an Seite“-Episoden schafft ist weiterhin eine Überraschung.

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Beginnen wir den Monat gleich mit zwei Titeln, die euch vielleicht verwundern dürften: „Krokodilwächter“ und „Blutmond“ von Katrine Engberg.
Den dritten Teil ihrer Kopenhagen-Krimis – „Glasflügel“ – hatte ich zuletzt gelesen, warum jetzt aber so schnell noch die beiden Vorgänger, wenn ich doch aktuell damit beschäftigt bin, für den Podcast zu lesen?
Der Grund dafür freut mich sehr, denn am nächsten Dienstag, also am 05.05. werden Katrine und ich einen Livestream auf dem Instagram-Kanal von Hugendubel und Seite an Seite machen. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, diese unheimlich nette und spannende Autorin zu interviewen und will mich da vorher natürlich noch ein bißchen mehr in ihre Bücher einlesen.

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Zwei Titel, die ich dann auch noch im April gelesen habe, sind „Giovannis Zimmer“ von James Baldwin und „Die Schönheit der Begegnung“ von Frank Berzbach.

„Giovannis Zimmer“ erschien bereits in den 1950er Jahren und wurde jetzt – wie die anderen Werke von James Baldwin – neu übersetzt.
Soviel kann ich schon mal verraten: Selten habe ich so viele Post-it’s gebraucht, um großartige Stelle zu markieren, wie in diesem Buch.

Frank Berzbach habe ich im Februar kennengelernt, als der Eisele Verlag zu einem unheimlich schönen Verlagsabend eingeladen hatte, an dem ich mit lieben Kollegen und Buchhändlern aus ganz Bayern zusammen saß, aß und trank und nicht ahnte, daß ich schon bald darauf auf all das verzichten würde müssen…

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Ein weiterer Titel, der es noch in den April geschafft hat, ist „Tschudi“ von Mariam Kühsel-Hossaini.
In dieser literarischen Romanbiografie habe ich den Namen Hugo von Tschudi zum ersten Mal gelesen. – Dabei bin ich doch sonst ein echter Kunst-Nerd!
Der damalige Leiter der Nationalgalerie in Berlin war es, der Anfang des 20. Jahrhunderts die bekanntesten impressionistischen Werke nach Deutschland holte und der eine ganz persönliche Tragödie erleben musste…
Eine unheimlich spannende Figur und ein wahnsinnig schöner und literarischer Text!

Mitte Juni erscheint „Das Seidenraupenzimmer“ von Sayaka Murata, die mit „Die Ladenhüterin“ bekannt geworden ist.
Dieses Buch steht schon lange auf der Liste der Bücher, die ich unbedingt noch lesen wollte; nachdem nun aber schon das Leseexemplar ihres neusten Romans hereinschneite, habe ich mir jetzt wirklich vorgenommen, endlich etwas von Murata zu lesen.

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Zwei französische Titel, die sich ganz wunderbar draußen in der Sonne lesen lassen dürften (vielleicht sogar an einem See, der Balkon ist aber notfalls auch wieder gemütlich hergerichtet), sind „Hitze“ von Victor Jestin und „Du wirst mein Herz verwüsten“ von Morgane Ortin. Beide habe ich schon angelesen und beide machen unheimlich viel Lust auf mehr.

In „Hitze“ wird ein 17-jähriger Junge Zeuge eines Selbstmordes, doch anstatt zu helfen oder jemanden zu alarmieren, lässt er die Leiche verschwinden. Eine unheimlich intensive Ausgangssituation!

„Du wirst mein Herz verwüsten“ ist ein extrem spannendes Projekt, von dem ich hoffe, daß es auch wirklich konstant gut bleibt.
Morgane Ortin hat für dieses Buch nämlich reale Chatverläufe und SMS von anonymen Teilnehmern gesammelt und sie so arrangiert, daß sie eine durchgängige Geschichte bilden.
Ich liebe es ja sehr, wenn sich Autoren trauen, gängige Erzählstrukturen aufzubrechen und sich Neues trauen. Hoffentlich geht dieses Konzept auf!

Das ist also das Kuddelmuddel aus gelesenen, angelesenen und noch ungelesenen Titeln, mit denen ich mich auf jeden Fall noch im Mai beschäftigen werde.
Kennt ihr vielleicht den ein oder anderen davon?

Bis bald und bleibt gesund!
Eure Andrea.

Review: Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough

Frohe Ostern, Ihr Lieben!

Gibt es denn ein schöneres Buch, das man an den Feiertagen lesen könnte, als dieses entzückende Bilderbuch: „Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough“ von Rébecca Dautremer.

In diesem unheimlich liebevoll gestalteten, großformatigen Buch begleiten wir den kleinen Hasen Jacominus von der Wiege bis zur Biege und durch alle Abenteuer, die das Leben in der Zwischenzeit für ihn bereithält.
Dabei hat er das Glück stets von seiner Familie und vielen lieben Freunden begleitet zu werden; auch durch den ein oder anderen Schicksalsschlag.

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In sehr stimmungsvollen Illustrationen erzählt Rébecca Dautremer die Höhen und Tiefen eines Hasenlebens, dabei verwendet sie großformatige Bilder in einem gewissen Retro-Look, die man auch ganz wunderbar als Wimmel- und Suchbilder betrachten kann. Immerhin sind Jacominus Freunde Polikarp, Cäsar, Agathon, Byron, Leon und Napoleon nie weit weg, so kann man von einer Seite zur anderen blättern, nach Jacominus Freunden Ausschau halten und vergleichen, wie er und sie sich im Lauf der Zeit verändern.

Vom Verlag wird „Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough“ von 6 bis 99 Jahren empfohlen. Für ganz kleine Kinder ist die Grundstimmung des Buches auch zugegebenermaßen ein wenig wehmütig.  Doch trotz dieser Wehmut ist „Jacominus Gainsborough“ ein absolut entzückendes Buch, daß ich Fans von schön illustrierten Titeln unbedingt ans Herz legen möchte.

Seite an Seite: Etwas ist passiert…

Als mein Kollege Andi und ich letzten Sommer beschlossen, einen Podcast zu starten, hätten wir uns nie vorstellen können, was sich daraus entwickeln würde…
Andi war ja schon lange ein großer Podcast-Fan, für mich war das ganze Thema seinerzeit noch ziemliches Neuland. Vielleicht brauchte es aber eben genau diese Mischung: jemanden, der Lust auf dieses Projekt hatte und jemanden, der mit geradezu naiver Unbefangenheit an die Sache heranging.
Wir borgten ein Mikro, ließen uns die allernötigsten Grundlagen beibringen und legten einfach los.

Was wir uns erwarteten? – Keine Ahnung…
Wir waren schon begeistert, als Freunde und Kollegen sich die erste Folge anhörten. Als Friedemann Karig uns dann aber bei Instagram verlinkte und plötzlich ein paar hundert Leute unseren Podcast hörten, waren wir absolut verblüfft. Damit hatten wir nicht gerechnet!
Und so trafen wir uns hin und wieder nach der Arbeit, schenkten uns ein Gläschen Wein ein und begannen, über die Titel zu sprechen, die wir gerade gelesen hatten.
Es machte Spaß, gelegentlich bekamen wir gutes Feedback oder wurden von Autoren verlinkt, aber es blieb ein schönes Hobby, dem wir uns gerne widmeten, wenn es unsere Zeit zuließ.

Ende Oktober bekamen wir dann aber eine Nachricht, die uns überraschte: Man war in der Hugendubel Marketing Abteilung auf uns aufmerksam geworden.
Offenbar hatte es in unserer Firma schon länger Pläne gegeben, einen Podcast auf die Beine zu stellen, aber eine richtig zündende Idee hatte noch gefehlt. – Bis man unseren Podcast hörte.
Die Defizite, die wir hatten, lagen klar auf der Hand: schlechtes Equipment und wenig Know-how, auf der Plusseite standen aber die Begeisterung, mit der wir über Bücher sprachen und die entspannte Dynamik zwischen Andi und mir. Tatsächlich streiten wir uns nämlich in den Folgen nicht über die Bücher, sondern sind meist einer Meinung. Allerdings kommen wir aus sehr unterschiedlichen Richtungen beim selben Ergebnis an.

Also begannen wir über die Weihnachtszeit und das Frühjahr – während Andi auch noch sein Staatsexamen schrieb – damit, neue Folgen von „Seite an Seite“ als offizieller Literaturpodcast von Hugendubel zu planen.
Was Andi und mir von Anfang an wichtig war, war es weiterhin zu entscheiden, über welche Titel wir reden wollten. Es stellte sich aber schnell heraus, daß wir uns darüber keine Sorgen machen mussten. Immerhin wollte man bei Hugendubel ja genau die Begeisterung, die wir für die Titel, die uns gefielen, zeigten und niemanden, der emotionslos Klappentexte ablas.
Es kostete uns dann aber noch einige Monate, das ganze wirklich spruchreif zu machen. Zunächst musste noch eine Produktionsfirma gefunden werden, die gut zu uns und unserem Projekt passte, Andi und ich musste viel Papierkram erledigen und dann war da ja noch Andis Staatsexamen.

Als wir dann gestern endlich mit der ersten neuen Folge an den Start gehen konnten, war wirklich viel passiert. Wir hatten ein unheimlich tolles Team gefunden, von denen wir großartig unterstützt wurden, wir hatten viele kleinere und größere Hindernisse aus dem Weg geräumt und dann kam ja auch noch die Corona-Krise…

Aktuell sehen Andi und ich es als große Chance, mit den neuen Folgen ausgerechnet jetzt zu starten. Wie unsere Kollegen sitzen wir gerade zu Hause, während die Läden vorerst weiter geschlossen bleiben. Aber wenigstens sind wir nicht zum Nichtstun verdammt, sondern haben durch unseren Podcast die Möglichkeit, weiter das zu tun, was wir am liebsten machen, nämlich Bücher zu empfehlen.

Es ist immer noch ein wirklich surreales Gefühl, plötzlich in einem Tonstudio statt am Wohnzimmertisch mit einem Gläschen Wein zu sitzen. Es macht aber auch unheimlich viel Spaß, jetzt deutlich mehr Möglichkeiten zu haben und mit Leuten zusammenzuarbeiten, von denen man wahnsinnig viel lernen kann.

Was sich jetzt ändert: Ab sofort gibt es alle zwei Wochen eine neue Folge, jedesmal mit drei Titeln, die wir vorstellen. Es wird auch mehr Tipps von Zuhörern geben und ganz wichtig: Die Soundqualität ist jetzt wirklich verdammt gut!
Ich hoffe, Ihr habt Freude an den neuen Folgen und hört weiterhin fleißig zu.

Ihr findet uns auf Instagram unter @seiteanseite.podcast
Die neue Folge gibt es hier bei Spotify: Seite an Seite #5 Nackt im Hotel Corona
hier bei Apple Podcasts:  Seite an Seite #5 Nackt im Hotel Corona
und hier zum anhören im Browser: Seite an Seite #5 Nackt im Hotel Corona

Bleibt alle gesund!
Eure Andrea

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