Seit gut einem Monat bin ich nun auf WordPress aktiv und ich muß sagen, daß es mir hier wirklich gut gefällt! So viele liebe Leute, die sich über Bücher austauschen. So viele nette Gespräche und Diskussionen. So viele Besprechungen!
Vermutlich ist das das Einzige, was mich ein wenig nervös macht… Die unglaubliche Menge am Büchern, die manche von euch jeden Monat wegfetzen!
In meinem Freundeskreis bin ich diejenige, die mit Abstand am meisten liest. In der Buchhandlung bin ich totaler Durchschnitt; manche lesen mehr, manche weniger…
Aber hier auf WordPress schaue ich mir einige Blogs an und denke, daß ich das Leseniveau eines Grundschulkindes habe, so wenig lese ich im Vergleich mit manchen von euch! Da werden jeden Monat zehn bis zwanzig Bücher verschlungen!
An manchen Tagen schüchtert mich die schiere Menge ganz schön ein…
Also habe ich darüber nachgedacht, warum ich eigentlich relativ langsam lese.
Wir könnten mit den üblichen Ausreden anfangen:
Lüge Nummer 1: Ich habe Kinder! Ein großes Kind, mit dem ich für die Schule lernen muss und ein kleines Kind, daß noch nicht mal in den Kindergarten geht und den ganzen Tag bespaßt werden muss!
Hört sich logisch an, wäre da nicht mein kleines Büchlein in dem ich mir jedes Buch, das ich seit meiner Ausbildung gelesen habe, notiert habe. Das Ergebnis: Abgesehen von den Jahren in denen ich schwanger war blieb meine Bücherquote ziemlich konstant. Also daran liegt es nicht… Ich hab auch schon vorher langsam gelesen.
Lüge Nummer 2: Aber… Englisch! Das dauert länger!
Nein… tut es nicht. Nicht wirklich.
Ich lese zwar viel auf Englisch und ich weiß, daß einige Leser da mehr Zeit einplanen müssen. Bei mir macht es aber keinen großen Unterschied, ob ich nun auf Deutsch oder Englisch lese.
Warum lese ich also derart gemächlich, aber immerhin stetig vor mich hin?
Die Wahrheit hört sich vermutlich etwas seltsam an.
Der wahre Grund ist, daß ich den Buchcharakteren die Zeit geben muss, die sie brauchen.
Verwirrt? – Hier ein Beispiel: Nehmen wir mal an, ich lese einen Satz wie „Er lehnte sich gegen den Baum und glitt langsam am Stamm hinunter“. In diesem Fall macht mein Gehirn ein drei- bis fünfsekündige Lesepause um dem Protagonisten genug Zeit zum Lehnen und Hinabgleiten zu geben.
Es wird noch merkwürdiger:
Lese ich zum Beispiel: „“Ich finde nicht, daß du das tun solltest!“, sagte sie schmollend“, dann kann es sein, daß ich den Satz zweimal lesen muss, bis er sich richtig anhört.
Vielleicht habe ich mir „Ich finde nicht, daß du das tun solltest!“ zuerst mit einer schnippischen oder nervösen Stimme vorgestellt. Wenn ich also die Information „schmollend“ danach lese, muss ich das gegebenenfalls korregieren.
Auch in meine Gedankenorte stecke ich viel Arbeit:
Je mehr Informationen ich zu einem Ort bekomme, desto genauer stelle ich ihn mir vor. Das erfordert ganz schöne Umbauarbeiten, wenn mein erstes Bild falsch war.
Dann muss ich neue Bilder aufhängen, die Farbe der Vorhänge ändern, und so weiter…
Manchmal habe ich das Gefühl, während ich lese ist ein kleiner, verschwitzter Regisseur in meinem Hirn dabei mein Gedankenkino am Laufen zu halten. Ein ganzer Stab von Schauspielern, Requisiteuren, Kostümschneidern und Maskenbildernern ist da im Dauereinsatz.
Ich denke, das ist der Grund, warum ich nie zweihundert Bücher im Jahr schaffen werde.
Trotzdem mag ich diese Art zu lesen. Bei jedem Buch läuft ein so detaillierter Film in meinem Kopf ab, daß ich mir die wichtigsten Szenen jederzeit vor Augen rufen und meinen Kunden davon erzählen kann. Ich mag das. 🙂
Wie lest ihr so? Langsam oder schnell?
Werdet ihr manchmal auch nervös, wenn ihr seht wieviele Bücher andere Blogger verschlingen?
Wie sieht euer Kopfkino aus?
Alles Liebe,
Eure Andrea