Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Diese Frage wird vielen frisch verliebten Paaren gestellt und alle haben dann eine ganz einzigartige Geschichte zu erzählen.
Auch Frank Berzbach, den man von seinen Sachbüchern „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ oder „Die Form der Schönheit“ kennt, fand die Geschichte wie er seine Freundin kennengelernt hat, wäre es wert aufgeschrieben zu werden. Ein Geburtstagsgeschenk für die Liebste sollte es sein; ganz privat und bestimmt nicht zur Veröffentlichung gedacht.
Also begann er, die Geschichte dieses Kennenlernens aufzuschreiben und merkte schnell, daß vielleicht mehr dahinter steckte, als eben nur dieser eine Moment.
Und so schrieb Frank Berzbach eine weitere Fassung. Und dann noch eine. Und noch eine…
Am Ende waren es ganze 32 Variationen, die er drucken und binden ließ und seiner Freundin schenkte. Ein sehr persönliches Geschenk, von dem die Verlegerin Julia Eisele Wind bekam und Frank Berzbach überreden konnte, das Ganze doch auch für ein größeres Publikum herauszugeben.
Dabei entstand dieser wirklich ganz wunderbare Band, in dem der Ich-Erzähler 32 mal von der ersten Begegnung mit seiner großen Liebe Linh erzählt.
Langweilig wird es für den Leser aber nie, denn auch wenn die Prämisse immer die gleiche bleibt, so unterscheiden sich die Orte und Umstände unter denen sich die Protagonisten begegnen, in jeder neuen Geschichte deutlich von der vorherigen.
Da kann das erste Treffen an so banalen Plätzen wie an einer Pommesbude oder in einem Café stattfinden, oder an so ausgefallenen Orten wie in einem Kloster bei christlichen Orientierungstagen oder in einem Fetischshop.
Auch die Art und Weise, wie sich die beiden Liebenden einander nähern variiert von Mal zu Mal. Ist es in einer Geschichte noch ein leidenschaftlicher Impuls, der Linh und den Erzähler gleich am ersten gemeinsamen Abend im Bett landen lässt, zieht es sich das Kennenlernen in der nächsten Episode vielleicht über Wochen oder Monate hin.
In einer Geschichte, die mir unheimlich gut gefallen hat, werden die beiden auch erst im hohen Alter ein Paar.
Jede dieser Variationen ist nur sehr kurz, gerade einmal fünf, sechs Seiten lang. Trotzdem fühlte ich mich nie unvermittelt aus einer Geschichte herausgerissen, wie es für mich bei Kurzgeschichten sonst oft der Fall ist. Denn auch wenn die Berufe und Orte ständig wechseln, gibt es verbindende Themen und Figuren, die in beinahe jeder Variation auftauchen, wie beispielsweise die Romane von Paul Auster und Haruki Murakami, die Beatles, die Liebe zu Tee und guter Musik oder die Tätowiererin Ada.
Als Leser fallen einem mehr und mehr Parallelen aber auch Unterschiede zwischen den Episoden auf und man beginnt zu rätseln, welches denn nun die wahre Geschichte sein könnte.
„Die Schönheit der Begegnung“ hat mir unheimlich viel Freude bereitet. Ich bin geradezu durch das Buch geflogen und konnte es kaum erwarten, gleich in die nächste Variation einzutauchen.
Frank Berzbachs neustes Buch garantiert kurzweilige Unterhaltung, die die Schönheit des Augenblicks und des Alltäglichen feiert. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!
Übrigens: Im Seite an Seite – Podcast sprechen mein Kollege Andi und ich auch nochmal ganz ausführlich über „Die Schönheit der Begegnung“.
Hört doch mal rein:
Folge #10 First Date im Fetischshop
Oder auf Spotify, Apple Podcasts und de Podcastanbieter eurer Wahl.
Ich könnte mir vorstellen, dass sie alle wahr sind. Dass er vielleicht gerade diese Momente genau so wahrgenommen hat, als wären sie eine erste Begegnung gewesen, von der Intensität her.
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Das ist aber auch eine schöne Idee! 🙂
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