Das vermutlich ungewöhnlichste Buch des letzten Jahres schrieb meiner Meinung nach George Saunders mit „Lincoln im Bardo“. Ungewöhnlich deshalb, weil es sich – als kleiner Hinweis für alle, die es noch nicht gelesen haben – aus fiktiven Quellenangaben und den Stimmen von Geistern zusammensetzt. Ein wirklich außergewöhnliche Schreibstil, der einigen Lesern zu schaffen machte, der sich aber, sobald man einfach aufhörte darüber nachzudenken, wer da nun sprach, doch recht flüssig und unheimlich poetisch lesen ließ.
Nun erschien seine neuste Geschichte „Fuchs 8“, die in einem Büchlein von nur etwa sechzig Seiten mit Illustrationen aufgelegt wurde. Doch wie schon sein Vorgänger ist „Fuchs 8“ wiedereinmal eine höchst außergewöhnliche Geschichte mit einem sehr eigenen Stil.
Fuchs 8 lebt mit seiner Gruppe im Wald, doch abends zieht es ihn immer hin zu den Häusern der Menschen, denn dort gibt es im Schutz der Dunkelheit viel zu lernen.
Zum Beispiel, wenn sie ihren Kindern eine Gutenachtgeschichte vorlesen. Dann passt Fuchs 8 ganz genau auf und lernt so mit der Zeit nicht nur die Sprache der Menschen, sondern sogar ihre geheimnisvollen Buchstaben richtig zu deuten.
Doch schon bald wird das friedliche Leben im Wald bedroht, als ein riesiger Teil abgeholzt wird, um Platz für ein neues Einkaufszentrum zu machen.
Als die Tiere immer weniger zu fressen finden und zu verhungern drohen, fasst Fuchs 8 einen kühnen Plan; denn er hat gehört, daß die Menschen von einer „Fressmeile“ gesprochen haben. Könnten die Füchse hier eine neue Existenz aufbauen und mit den Menschen friedlich zusammenleben?
Wie Anfangs schon erwähnt ist der Stil von „Fuchs 8“ recht ungewöhnlich. Denn der kleine Fuchs redet nicht nur in einer frechen Jugendsprache; da er die Menschensprache alleine durch Zuhören gelernt hat, ist der komplette Text auch phonetisch geschrieben.
Zwar stolpert man anfangs ein wenig über die ungewohnten Wörter, aber mich hat dieser Stil dann recht schnell begeistern können.
Ein Beispiel gefällig?
Mit Hünern haben wir einen super fären Dil, der get so: Si machen di Aja, wir nemen di Aja, si machen noie Aja. Und manchma essen wir sogar ein leemdes Hun, falls dises Hun seine Zustimmung zeigt, von uns gegessen zu werden, indem es nich wekloift, wenn wir neer komm…
Gewöhnungsbedürftig, aber absolut kreativ und humorvoll!
Wer jetzt aber denkt, „Fuchs 8“ wäre ein nettes Buch für Kinder, der irrt, denn hier wird der Eingriff in die Natur stark kritisiert und für den ein oder anderen Fuchs geht die Begegnung mit den Menschen nicht gut aus.
„Fuchs 8“ ist ein wirklich unterhaltsames, aber auch kritisches Büchlein, das durch seinen einzigartigen Stil besticht.
Die Illustrationen von Chelsea Cardinal sind schlicht, fangen die Stimmung der Geschichte aber unheimlich gut ein.
Mehr von George Saunders findet ihr hier:
Lincoln fand ich ja sehr beeindruckend, wenn auch sehr anstrengend.
Anstrengend ist hier sicher auch das Lesen wieder, erinnert es mich doch an die Zeiten der ersten Klasse meiner Kinder. Vielleicht muss man das dann auch einfach laut lesen, damit geht es flüssiger.
Liebe Grüsse
Nina
LikeGefällt 1 Person