Review: Die Puppe im Grase

Sollte sich die schöne Tradition entwickeln, daß Kat Menschik die Gastländer der Frankfurter Buchmesse in Zukunft jedes Jahr so schön in Szene setzt, dann wäre ich schwer begeistert.
Letztes Jahr illustrierte sie bereits den georgischen Nationalepos „Der Held im Pardelfell“, dieses Jahr hat sie sich die norwegischen Märchen von Peter Christian Asbjørn und Jørgen Moe, die sozusagen die Brüder Grimm Norwegens sind, vorgenommen.

In „Die Puppe im Grase“ sind zwölf klassische norwegische Märchen versammelt. Einige davon nur ein, zwei Seiten lang, andere ein wenig umfangreicher. Manche erzählen von sprechenden Tieren, andere von verzauberten Prinzessinnen und gewitzten Helden.

Was sofort auffällt, ist wie ähnlich die Geschichten unseren deutschen Märchen oft sind.
Auch hier kommen immer wieder drei Wünsche, drei Aufgaben oder drei Brüder vor, außerdem treffen wir auf bekannte Namen, wie zum Beispiel „Schneeweiß und Rosenrot“, was hier allerdings der Name einer Person ist, und der Name „Aschenbrödel“ scheint der Name schlechthin für männliche Helden zu sein, denn so heißt der Protagonist in vier der zwölf Märchen.
Am auffälligsten aber fand ich die Parallelen von „Die zwölf wilden Enten“ zu „Die sechs Schwäne“ der Brüder Grimm. – Spannend, wie man die gleichen Geschichten in verschiedenen Länder erzählt und welche Details sich dabei verändern!

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Für jeden Band ihrer „Lieblingsbücher“-Reihe beim Galiani Verlag, lässt sich Kat Menschik ja immer etwas Neues einfallen. Dieser Titel wurde in Blau, Weiß und Rot illustriert. – Eine Anspielung auf die norwegische Flagge?

Wer die Reihe bisher übrigens noch nicht kennt, dem sei sie hiermit sehr ans Herz gelegt. Hier darf sich Kat Menschik nämlich ziemlich frei austoben, was Illustrationsstil und Cover-Materialien angeht und auch inhaltlich finden wir hier allerhand unterschiedliches; von „Essen essen“, einem Kochbuch mit Lieblingsrezepten, über Klassiker wie Poes „Unheimliche Geschichten“ und aktuelle Krimis wie „Moabit“ von Volker Kutscher ist alles dabei. Einheitlich ist immer das Format und ein knalliger Farbschnitt. Das freut das bibliophile Herz!

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„Die Puppe im Grase“ ist eine ganz wunderbare Einstimmung auf Norwegen als Gastland der Frankfurter Buchmesse und auch ein wunderbares Bändchen, wenn man es sich mit spannenden Märchen und wunderschönen Illustrationen gemütlich machen möchte.

Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

4 Kommentare zu „Review: Die Puppe im Grase“

  1. Oh, dass ich das wieder wunderbar finden könnte, hast Du Dir sicher gedacht! Das Buch von DER georgischen Sage war schon wunderschön, habe ich (ganz uneigennützig) meinem Mann geschenkt, der kurz vorher begeistert aus der georgischen Hauptstadt zurück kam. Dies Märchenbuch ist definitiv etwas für mich, ich mag Märchen sehr (Diedrichs Vlg natürlich) und die Künstlerin gefällt mir sehr! Ich würde auch die ganze Reihe sammeln, wenn… ich im Lotto gewinne, es gibt so viele! Bücher! Aber einzelne Titel… Und Märchen nehmen eine noch Mal ganz anders in Welten mit, liegt vielleicht daran, dass es oftmals das Erste war, was vorgelesen würde?
    Danke und liebe Grüße
    Nina

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