Ach ja… an meinen siebzehnten Sommer erinnere ich mich noch gut.
Ich hatte gerade die Schule beendet, meinen zukünftigen Mann kennengelernt, angefangen Fahrstunden zu nehmen und freute mich darauf, mit der Ausbildung zu beginnen und endlich erwachsen und unabhängig zu werden…
Auch für Angie Morrow ist ihr siebzehnter Sommer eine Zeit des Neubeginns: sie hat ebenfalls die Schule abgeschlossen und freut sich darauf, bald ans College nach Chicago zu gehen. Bis dahin war sie ein eher unscheinbares Mädchen und ist noch nie wirklich ausgegangen, doch dann spricht sie der gutaussehende Jack Duluth an und lädt sie zu einer Bootstour am See ein.
Von da an treffen sich Angie und Jack regelmäßig und so öffnet sich ihr eine völlig neue Welt. Plötzlich ist sie keine Beobachterin mehr, sondern mittendrin im Geschehen; auf Partys, in Bars und bei romantischen Pärchenabenden.
Und doch ist für Angie klar, daß dieses Glück ein Ablaufdatum hat, denn bald werden Jack und sie ihre Heimatstadt in unterschiedliche Richtungen verlassen…
Was sich anhört, wie die Inhaltsangabe von so ziemlich jeden Teeniefilm, ist tatsächlich ein amerikanischer Klassiker, der 1942 den Grundstein für die Young Adult Literatur legte und durchaus kontrovers diskutiert wurde.
Dabei wirkt „Siebzehnter Sommer“ von Maureen Daly inzwischen an einigen Stellen eher unbeabsichtigt komisch. Denn während man der ersten Liebe in heutigen Jugendromanen die Strichervergangenheit, Drogenhandel und sogar eine Vergewaltigung verzeihen kann (Antonia Michaelis „Der Märchenerzähler“), hat Angie ganz klare Grenzen, was sie tolerieren kann und was nicht.
Und so droht das junge Glück in einem denkenswerten Kapitel fast an dem Umstand zu zerbrechen, daß Jack beim gemeinsamen Eis essen nicht einmal, sondern unerträgliche zweimal mit der Gabel gegen seine Zähne stößt!
Hach, das waren wirklich andere Zeiten damals…
Während mir die Geschichte trotz ihrer leichten Angestaubtheit doch gefallen konnte – denn die Atmosphäre und die zwischenmenschlichen Spannungen werden wirklich treffend beschrieben – bin ich mit der Protagonistin Angie nie wirklich warm geworden.
Zwar ist sie die Erzählerin, doch gibt sie praktisch keine Einblicke in ihr eigenes Seelenleben. Außer natürlich in der Szene mit dem Eis… soviel Verzweiflung wurde wohl in der Literaturgeschichte selten so eindrucksvoll geschildert.
Zu keiner Zeit gesteht sie sich selbst ihre Gefühle zu Jack wirklich ein. Das wirkt dann irgendwann seltsam und blutleer. Ist das nun den Umständen der Zeit anzurechnen, in denen dieser Roman geschrieben wurde? Ich denke nein, denn in mehr als einer Szene äußert sich eine Freundin von Angie über deren vorgebliche Gefühlsarmut genauso frustriert wie es der Leser irgendwann ist.
„Siebzehnter Sommer“ ist aber trotz allem ein recht charmantes Buch.
Kann man gelesen haben, muss man aber nicht.
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