Review: Die zehn Lieben des Nishino

Letzten Sommer nahm ich mir Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß von Hiromi Kawakami mit in den Urlaub. Allerdings als Graphic Novel, weshalb ich zwar sehr gefangen von Kawakamis Geschichte war, zu ihrem Schreibstil allerdings wenig sagen konnte.
Höchste Zeit also, einmal einen „richtigen“ Roman von ihr zu lesen!

Yukihiko Nishino ist auf den ersten Blick ein Mann, der alles hat: er ist gutaussehend, erfolgreich und selbstbewusst. Die Frauen liegen ihm schnell zu Füssen und er behandelt sie immer zuvorkommend, ist aufmerksam und geht auf sie ein.
Doch schon bald wird seinen Geliebten auf die ein oder andere Weise klar, daß Nishino nicht wirklich lieben kann, daß das Zusammensein mit ihm eher von seiner Vorstellung davon, wie er sich eine ideale Beziehung vorstellt, bestimmt wird, als von seinen wahren Gefühlen.

Eine Frau nach der anderen trennt sich von ihm, ohne allzu großen Schmerz dabei zu empfinden und dennoch bleibt Nishino in ihren Erinnerungen stets präsent.
Zehn von Nishinos Freundinnen kommen in diesem Buch zu Wort; jede erzählt von ihrer Beziehung mit diesem Mann, der sich im Laufe der Jahre immer wieder ein Stück weit neu erfindet und dessen Beziehungen doch dem immergleichen Schema zu folgen scheinen.

Von seiner Jugend, bis zu seinem Tod und ein kleines Stück weit darüber hinaus tauchen wir in jeder Episode ein Stückchen tiefer in die Geschichte von Nishino ein. Das Ganze passiert aber nicht chronologisch, sondern springt von der Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurück, wobei der Leser immer wieder einen etwas anderen Mann kennenlernt, sei es, weil ihn die Zeit und seine Erfahrungen verändert haben, oder weil wir ihn nur durch die Augen seiner ehemaligen Geliebten sehen.

„Die zehn Lieben des Nishino“ ist eines dieser Bücher, die sich leicht lesen lassen und zwischen den Zeilen doch einen erfreulichen Tiefgang besitzen.
Hiromi Kawakamis Schreibstil hat mich sofort begeistert und an Banana Yoshimoto erinnert, die ich ja sehr liebe.

Ein wirklich schönes Büchlein mit leichten, aber auch gut durchdachten Erzählungen, die sich nach und nach zu der Lebensgeschichte eines Mannes zusammenfügen, der seinen einzelnen Freundinnen immer ein wenig fremd geblieben ist…

 

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Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

2 Kommentare zu „Review: Die zehn Lieben des Nishino“

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