Das Ferrante-Fieber ist ja komplett an mir vorbeigegangen, das einzige was ich bisher von ihr gelesen hatte, war Der Strand bei Nacht, eine kurze Geschichte, die letzten Herbst als illustrierte Ausgabe bei meiner heißgeliebten Insel-Bücherei erschienen ist.
Darin geht es um eine Puppe, die am Strand vergessen wird und eine gefahrvolle Nacht überstehen muss…
Stellt Euch vor, wie überrascht ich war, als ich bemerkte, daß eine Puppe am Strand auch in meinem ersten richtigen Ferrante-Roman „Frau im Dunkeln“ eine zentrale Rolle spielt! Kann ich hier mit einem wiederkehrenden Thema rechnen, wie John Irvings Bären?
Doch „Frau im Dunkeln“ war soviel mehr als diese kleine, nette Geschichte, die ich bisher von Elena Ferrante kannte und schnell war ich in ihren Bann gezogen…
Ledas Töchter sind mittlerweile fast schon erwachsen und vor Kurzem zu ihrem Vater nach Kanada gezogen. Ihre neugefundene Freiheit nutzt Leda, um einen entspannten Urlaub am Meer zu verbringen.
Eigentlich möchte sie nur am Strand liegen und lesen, doch schon bald wird sie auf eine laute neapolitanische Familie aufmerksam, die jeden Tag ihr Lager in der Nähe von Ledas Liege aufschlägt. Besonders die junge Nina und ihre kleine Tochter Elena ziehen immer wieder Ledas Blicke auf sich. Nach und nach verbringt sie immer mehr Zeit damit, die beiden zu beobachten, über ihre innige Mutter-Kind-Beziehung nachzudenken und zu versuchen, die innere Dynamik der Großfamilie zu verstehen.
Doch eines Tages verschwindet die kleine Elena plötzlich am Strand. Nina verfällt in Panik, die Familie sucht den Strand ab, nur Leda behält einen kühlen Kopf und findet Elena schnell wieder. Doch in dem Chaos hat Leda Elenas geliebte Babypuppe in ihre Tasche gesteckt. Eine impulsive Handlung, die sie sich selbst nicht so recht erklären kann, doch selbst als sie sieht, wie verzweifelt das Mädchen noch Tage später über den Verlust ihrer Puppe ist, gibt sie diese nicht zurück.
Nach Elenas kurzem Verschwinden beginnen Leda und Nina sich zaghaft anzufreunden, doch beide Frauen stecken voller dunkler Geheimnisse. Nina hat damit zu kämpfen, eine junge Mutter zu sein und ihr eigenes Leben hintenan zu stellen und Leda, die sich damals genauso gefühlt hat, ist einen radikalen Weg gegangen, der Nina zu erschrecken, aber auch zu faszinieren scheint…
Mich hat dieser Roman schwer beeindruckt. Nach der ersten kleinen Kurzgeschichte, die ich von Elena Ferrante kannte, hatte ich mir noch keine wirkliche Meinung gebildet und ich schlage ja immer weite Bögen um Bücher, die derart gehyped werden, wie die „Neapolitanische Saga“.
Mit einer so dichten Erzählkunst, die das Seelenleben einer Frau rasiermesserscharf seziert hätte ich wohl nie gerechnet!
Ständig schwankt man zwischen Verständnis und Ablehnung – verschiedene Leser vermutlich an verschiedenen Stellen – und so ist „Frau im Dunkeln“ ein Buch, das uns immer wieder fordert, aber dennoch spannend ist, wie ein Krimi.
Elena Ferrante ist super! Ich lese gerade den letzten Band der genialen Freundin (die Elena vom Strand könnte die Elena aus der Buchreihe sein, kann mich aber gerade nicht an den Namen ihrer Mutter erinnern). Eine tolle Autorin!
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Ich habe die „Geniale Freundin“ schon daheim und werde sie wohl im Juli lesen.
Immer spannend, wenn Autoren ihre eigenen Vornamen für Figuren benutzen, allerdings glaube ich nicht, daß die Elena aus diesem Buch die Elena aus der „Genialen Freundin“ ist.
Diese Geschichte spielt eindeutig in der heutigen Zeit, bzw als es geschrieben wurde, das war glaube ich 2006. Es gibt in der Geschichte schon Handys, die neapolitanische Saga spielt ja lange davor.
Wäre aber spannend zu wissen, welchen Zusammenhang die Autorin zu ihren Elena-Charakteren hat.
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Wow, klingt wirklich spannend!
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