Review: The Handmaid’s Tale – Graphic Novel

Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ ist ja eins der Bücher, die mich mit am meisten beeindruckt haben. Nun erschien auf Englisch gerade eine Adaption des Romans als Graphic Novel; klarer Fall, daß ich die haben musste!

„The Handmaid’s Tale“ erzählt die Geschichte von Offred (auf Deutsch: Desfred).
In einer dystopischen Zukunft existieren die USA, so wie wir sie heute kennen, nicht mehr. Stattdessen gibt es nun die ultrakonservative Republik Gilead, in der Frauen wenige bis gar keine Rechte mehr haben und das Land nach verschiedenen Umweltkatastrophen in manchen Teilen unbewohnbar geworden ist.
Da die Geburtenrate unaufhaltsam sinkt werden den Kommandanten der Republik sogenannte Mägde zur Verfügung gestellt: fruchtbare Frauen, die den Nachwuchs der Elite zur Welt bringen sollen.

Offred ist eine dieser Mägde, doch sie erinnert sich noch gut an die Zeit vor dem Umsturz, als es Frauen noch nicht verboten war zu Lernen, zu Arbeiten, oder ihren Besitz selbst zu verwalten. Eine Zeit, wie die unsere…
Nun ist sie in einer Welt gefangen, in der es für sie keinen Ausweg gibt, außer sich zu beugen. Doch nach und nach bemerkt sie kleine Risse in dieser Welt. Ist es vielleicht doch möglich auszubrechen?

Wer den „Report der Magd“ noch nicht gelesen hat sollte das wirklich nachholen!
Ich selbst habe es richtig bereut, das Buch erst vor ein paar Jahren und nicht schon als Teenager gelesen zu haben. Vermutlich hat es mich abgeschreckt, daß das Buch in der „Zukunft“ spielt; das hörte sich für mich immer nach Science Fiction an.
Dabei könnte die Handlung genauso jetzt, oder vor zwanzig Jahren spielen, denn alles was passiert ist, um Offreds Welt entstehen zu lassen, ist nichts was sich Margaret Atwood ausgedacht hat.
Naturkatastrophen, die Kernkraftwerke zerstört und ganze Landstriche radioaktiv verseucht haben? Nationalisten, die Dank eines Putsches an die Macht gekommen sind, der anschließend einer religiösen Minderheit in die Schuhe geschoben wurde? Frauen, die der Regierungselite als Gebärmaschinen zur Verfügung gestellt wurden? – Das alles ist schon einmal passiert und es gibt keine Garantie, daß es nicht wieder geschehen könnte.

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Die Adaption der Geschichte als Graphic Novel ist unheimlich gut gelungen! Fast möchte ich sagen: es ist eine der besten zeichnerischen Umsetzungen eines Buches, die ich je gesehen habe.
Dabei verwendet die Illustratorin Renée Nault sehr reduzierte Federzeichnungen, die sie dann aber umso aufwändiger koloriert und jeder Szene damit eine einzigartige Atmosphäre gibt.

Auch die Umsetzung der Handlung funktioniert hervorragend, wobei man natürlich im Buch mehr Informationen bekommt, wie es zum Umsturz kam. Trotzdem funktioniert die Graphic Novel auch problemlos als eigenständiges Werk für alle, die den Roman noch nicht gelesen haben.

Auf Deutsch wird die Graphic Novel von „Der Report der Magd“ wohl Anfang September im Berlin Verlag erscheinen, kurz bevor mit „The Testaments“ („Die Zeuginnen“) endlich die lang erwartete Fortsetzung von „The Handmaid’s Tale“ auf den Markt kommt.
Ich bin schon wahnsinnig gespannt!

 

Meine ausführliche Besprechung von „Der Report der Magd“ findet Ihr hier:

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Review: Der Report der Magd

Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

23 Kommentare zu „Review: The Handmaid’s Tale – Graphic Novel“

  1. Oh mein Gott, wie cool! ‚The Handmaid’s Tale‘ habe ich erst im März gelesen und war absolut fasziniert und beeindruckt. Dass es jetzt auch noch eine Graphic-Novel-Version gibt, sehe ich jetzt einfach mal als Wink mit dem Zaunpfahl an. Schon die kleinen Ausschnitte davon in deinem Beitrag finde ich richtig ansprechend – das klingt nach einem Buch, das bei mir ein gutes Zuhause finden könnte. 🙂 Danke für den Tipp!

    Liebste Grüße,
    Ida

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  2. Der Report der Magd ist sicherlich ein sehr gutes Buch. Gut zu hören, dass die Graphic Novel dem Roman gerecht wird. Muss ich mir merken, denn ich warte wohl lieber auf die deutsche Übersetzung … obwohl die Graphic Novel vielleicht nicht so textlastig ist, so dass ich es mit dem englischen Original probiere?

    Viele Grüße
    Der Büchernarr Frank

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    1. Stimmt, die Graphic Novel ist natürlich nicht besonders textlastig… Es gibt in der Geschichte halt spezielle Ausdrücke für bestimmte Rituale, Institutionen, etc.
      Hast du den Roman denn gelesen? Wenn ja weißt du ja, was „Augen“ und „Engel“ sein sollen. Wenn nicht ist es vielleicht erstmal verwirrend und wenn du dich nicht so wohl mit fremdsprachigen Büchern fühlst kann es dann halt sein, daß du dich fragst, was das jetzt alles bedeuten soll. 😉
      Vielleicht hat eine Buchhandlung in deiner Nähe ja eine englische Ausgabe vorrätig? Dann könntest du einfach mal reinlesen. 😊
      Liebe Grüße zurück,
      Andrea

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      1. Ist schon was her, dass ich den Roman gelesen habe (irgendwann in den 90ern ;)). Wollt ihn vielleicht nochmal lesen, bevor der Nachfolger erscheint.
        Ich schwanke noch – habe ja noch was Zeit, bis die deutsche Übersetzung erscheint 😀

        Viele Grüße
        Frank

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  3. Oh, wie schön, ein Buch von Magaret Atwood als Graphic Novel! Die Zeichnungen sind ja toll!
    Ich bin Atwood-Fan und habe einige ihrer Bücher gelesen. Mein Favorit ist bisher immer noch „The Robber Bride“. Ich glaube wir hatten darüber sogar schon mal kommuniziert. „Alias Grace“ fand ich auch sehr beeindruckend.

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    1. Auf der Buchmesse habe ich ja gelernt, daß Margaret Atwood selber Superheldencomics schreibt: Angel Catbird.
      Ich bin mir nicht sicher, ob ich da mal rein schauen soll, das sieht nämlich schon ziemlich verrückt aus. 😂
      Ich freue mich schon wahnsinnig auf „Die Zeuginnen“.

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  4. Ja, als das Buch damals erschien, hat vor allen dieses mit den Frauen als Gebärmaschinen ganz viele abgeschreckt und verstört, (mich auch, muss ich gestehen)
    Die Bildausschnitte sehen absolut faszinierend aus. Merkliste!
    Danke und liebe Grüße
    Nina

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    1. Dachte ich mir doch, daß das wieder was für dich ist! 😉
      Ich weiß halt, daß dieses Buch meine ganze Kindheit und Teenagerzeit immer als Stapel in den Buchhandlungen lag. Das Cover mit diesen seltsamen Gestalten in den roten Mänteln mit den weißen Hauben war immer ein Hingucker für mich, aber ich wusste nie so recht, ob das was für mich wäre oder nicht…
      Ein Glück, daß ich es dann doch noch irgendwann mal gelesen habe. Schade nur, daß es nicht schon früher im Leben war. 😉
      Liebe Grüße zurück,
      Andrea

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  5. Wow, danke, liebe Andrea, für diese Vorstellung. Ich habe „Report der Magd“ ja tatsächlich erst dieses Jahr zum ersten Mal gelesen und war tief beeindruckt vom Text. Den Comic werde ich sofort auf meine Merkliste schreiben

    Liebe Grüße
    Sandra

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  6. Schande, schande. Hab das Buch noch nicht gelesen, werde aber wohl eher zum Buch als zur Graphic Novel greifen… Trotzdem cool, dass es jetzt schon so viele gute Graphic Novels gibt!

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