Aus dem Leben: Ein eigenes Zimmer

Still ist es in den letzten zwei Wochen auf diesem Blog gewesen…
Der Grund dafür war ebenso anstrengend wie schön und davon möchte ich heute ein wenig erzählen.

Schon vor 90 Jahren schrieb Virignia Woolf in ihrem Essay „A Room of One’s Own“ darüber, wie wichtig es für Frauen ist, ihr eigenes Zimmer zu haben, um kreativ werden zu können.
Nun habe ich zwar nicht vor, plötzlich Weltliteratur aus diesen Tasten zu klopfen, aber schon allein mein kleiner Blog verlangt mir eine gewisse Konzentration ab, die oft schwierig zu erreichen ist. Denn wenn ich schreibe passiert es oft, daß meine Kinder um mich herumtanzen oder auf meinem Bett (der einzige Rückzugsort, den ich bisher innerhalb dieser Wohnung hatte) Trampolin springen.

Wenn mich irgendjemand fragte, was ich mir wünschen würde, wenn ich einen Wunsch frei hätte sagte ich nie: „Weltreise!“ oder „Eine Million Euro!“. Ich sagte immer und ohne zu zögern: „Ein eigenes Zimmer!“

Dabei brauchte ich noch nicht einmal viel Platz. Zwei Quadratmeter für mich, mehr hätte es nicht gebraucht zu meinem Glück!
Jedesmal, wenn ich an Neubausiedlungen vorbeikam, bei denen die Balkone verglast waren, stöhnte ich innerlich auf, wenn ich sah, daß dort in vielen Fällen nur ein Wäscheständer unmotiviert herumstand.
Was hätte ich alles mit diesem Platz machen können!

Dabei hätte ich eigentlich Raum genug gehabt; doch mein schöner großer Schreibtisch wurde von Mann und Sohn zum Computertisch umfunktioniert, was mich zwang, am Küchentisch oder eben im Bett zu arbeiten.
Auch das Elternschlafzimmer in dieser Wohnung ist weiß Gott groß genug, doch zuerst stand dort das Babybett, danach ein Heimtrainer, um den Babyspeck loszuwerden, oder meine Kleider daran aufzuhängen, das dürft ihr entscheiden… Später stapelten sich dann die Kisten mit den abgelegten Klamotten meines Sohnes (irgendwann sollte ja ein zweites Kind kommen, warum also alles weggeben), dann tatsächlich wieder das Babybett und weil sich der Große manchmal nachts alleine fühlte noch das Gästebett…
Ihr merkt schon: das Schlafzimmer, so groß es auch war, verwandelte sich im Lauf der Jahre in eine regelrechte Rumpelkammer in der kein Platz war, um mich irgendwie zurückzuziehen.

Dieses Jahr aber haben wir endlich das Großprojekt „Zimmertausch“ in Angriff genommen!
Die Jungs sollten in das große Schlafzimmer ziehen und für mich ergab sich endlich die Chance, mein neues Zimmer so zu gestalten, daß ich endlich ein wenig Platz für mich haben würde.

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Seit Anfang des Jahres war ich also dabei, auszusortieren und Möbel, Kleidung, Bücher und Spielzeug zu verkaufen, verschenken, zu spenden oder entsorgen.
Wenn man alles, was seit Januar die Wohnung verließ in einen Umzugslaster gepackt hätte, dann wäre er wohl bis zum Rand voll gewesen!
Marie Kondo dürfte begeistert sein.

Danach ging es ans abbauen, einlagern, streichen, einkaufen, aufbauen, einräumen und dekorieren…
Keine Zeit mehr zum Bloggen, kaum noch genug Zeit, den Haushalt halbwegs am Laufen zu halten und, ach ja, in die Arbeit musste ich ja auch noch gehen!
Aber nach zwei unglaublich anstrengenden Wochen liegt das Schlimmste hinter mir und ich freue mich unglaublich über meinen kleinen Raum für mich…

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In Zukunft werdet ihr also wieder regelmäßig von mir hören und hoffentlich komme ich jetzt auch wieder dazu, mehr zu lesen.
Meine neue Umgebung lädt nämlich wirklich sehr dazu ein.

Ab morgen bin ich dann für zwei Tage auf der Leipziger Buchmesse.
ich würde mich sehr freuen, dann ein paar von Euch auch mal persönlich kennen zu lernen.

Liebe Grüße und bis dahin,
Andrea

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Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

47 Kommentare zu „Aus dem Leben: Ein eigenes Zimmer“

      1. Ich war 2006 bereits einmal auf der Buchmesse in Leipzig, und vor drei Jahren zu einem Stadtlauf, meine Kenntnisse halten sich also auch in Grenzen. Wird aber sicher ganz toll!

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  1. Ja, was des Einen verglaster Wäscheständer-Abstellplatz ist, könnte des Anderen Refugium sein. 😉

    Dieses Refugium hier scheint auch ohne Vollverglasung und ohne außerhalb des eigentlichen Gebäudes zu liegen, sehr gut gelungen zu sein. Weltliteratur muss man dort ja auch nicht produzieren, vielleicht reicht es ja, ein dünnes Bändchen über die Zeit des Aussortierens, Verkaufens, Verschenkens und Spendens zu verfassen – die erwähnte Marie Kondo hat mit Vergleichbarem schließlich ein Schweinegeld verdient. 🙂

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    1. Haha… Na das ist ja mal eine gute Idee!
      Was mich sehr motiviert hat war, daß ein Kollege zeitgleich umgezogen ist und abends haben wir uns immer Fotos von unseren Fortschritten geschickt.
      Vielleicht wäre das ja eine Idee für eine App.
      Unzugsduell oder IKEA Heroes Saga! 😂

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  2. Liebe Andrea,

    deinen Wunsch nach einem eigenen Zimmer, der sogar die Weltreise schlägt, kann ich sehr gut nachfühlen! Ich freue mich total für dich, dass es jetzt geklappt hat und du es dir so schnuckelig einrichten konntest. 🙂 Ich habe auch ein eigenes Zimmer als Rückzugsort und möchte es nicht mehr missen.

    Liebe Grüße, Hannah

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  3. Wie gemütlich wirkt Dein Zimmer ! Es wird Dir sicher viel Freude machen ! Leider bin ich gerade dieses Jahr aus Krankheitsgründen NICHT in Leipzig ! Ich bedauere das sehr , kann es
    leider nicht ändern ! Ich wünsch Dir viel Freude , neue Lese-Impulse und schöne Begegnungen mit anderen * Buchverrückten*
    Angela

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    1. Oh, vielleicht sehen wir uns am Freitag ja zufällig!
      Am Freitag trage ich einen lila Desigualrock mit einem Mandalamuster. 😂
      Ich beschreibe einfach was ich trage, weil ich das verwechselbarste Gesicht der Welt habe!
      Ich bin sogar von Kunden ständig mit meiner koreanischen Kollegin verwechselt worden, so unscheinbar und austauschbar sehe ich aus! 😂 😂 😂

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  4. Das schaut doch wirklich wunderschön aus!
    Echt schön, so tolle Neuigkeiten zu hören^^
    Ich drücke die Daumen, dass alles weiter so ordentlich bleibt 😉

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  5. Sieht das schön aus bei Dir in DEINEM Refugium! Und noch ganz viel Platz für mehr MEHR Bücher 😉 Bin sehr gespannt, was Du uns dann aus L mitbringst.
    Ganz liebe Grüsse, gute Erholung nach der Umräumaktion und viel Spass in L.
    Nina

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  6. Herzlichen Glückwunsch zum eigenen kleinen Reich, das ist aber schön geworden!!! Gefällt mir richtig gut! Und deinen Wunsch danach kann ich auch sehr gut nachvollziehen, als hier noch „full house“ war, hab ich mir das auch immer gewünscht, ließ sich aber leider nicht verwirklichen, außer so einem kleinen Näh- und Arbeits/Basteleckchen im Schlafzimmer, heute hab ich die ganze Wohnung für mich alleine! So ändern sich die Zeiten.
    Mach es dir richtig fein in deinem Stübchen, ich wünsche dir ganz viel Freude dabei, und viel Spaß und Erfolg auf der Leipziger Buchmesse,
    Monika.

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  7. Wie schön! Du sprichst mir aus der Seele. Seit Baby Nummer 2 vor einem halben Jahr bei uns eingezogen ist und alles noch ein bisschen chaotischer ist, muss ich immer öfter an diesen Titel von Virginia Wolf denken.

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    1. Man unterschätzt aber auch wirklich, wie wichtig so ein Rückzugsort ist.
      Als Mutter nimmt man sich ja ohnehin immer selber zurück und hat dann gerne mal ein schlechtes Gewissen, wenn man sich etwas für sich gönnt, aber manchmal muss man das machen, dass man nicht total gaga wird. 😉 😅

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  8. ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass dieser spezielle raum für dich eine echte errungenschaft ist. ich kenne nämlich das räumlich improvisierte arbeiten sehr gut. wir zwei, zwar schonb jenseits der sechzig aber trotzdem als digitale und schreiben – manchmal auch musik machende – nomaden fast immer unterwegs, hocken meistens mit unseren recchnern in kneipen, hotelzimmern, winzigen gästewohungen oder im zelt herum. ein leben, das wir uns ausgesucht haben und das wir auch gut finden. aber wenn wir dann mal dort auftauchen, wo wir offiziell zu hause sind, genießen beide auch mal den rückzug ins eigene arbeitskabuff.
    viel spaß und viel erfolg in deinem creative room…

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