Vor ein paar Jahren las ich das Buch „Every Day“ („Letztendlich sind wir dem Universum egal“) von David Levithan.
Die Idee, die dahinter stand faszinierte mich ungemein:
Es geht um A, eine Person, die jeden Tag im Körper eines anderen Menschen erwacht.
Geschlecht oder Hautfarbe ändern sich ständig, die einzige Konstante sind das Alter und eine gewisse geografische Nähe.
A versucht die Leben seiner „Gastgeber“ an diesen Tagen nicht zu sehr durcheinander zu bringen, doch das ändert sich, als A sich in Rhiannon verliebt.
Von da an versucht A, sie jeden Tag zu sehen, was die Leben aller Beteiligten ordentlich durcheinander wirbelt.
Doch die Geschichte endet leider recht offen, so daß Fans des Buches sich nach einer Fortsetzung sehnten.
Zwar brachte Levithan dann „Another Day“ (“ Letztendlich geht es nur um dich“) auf den Markt, doch so gut wie jeder, der es gelesen hat, war eher enttäuscht.
Denn hier erfährt man nicht, wie die Geschichte weitergeht, sondern durchlebt die Handlung noch einmal, nur diesmal aus der Sicht von Rhiannon.
Nun hat David Levithan aber „Someday“ veröffentlicht, eine tatsächliche Fortsetzung des ersten Bandes, auf die ich wirklich gespannt war.
Am Ende von „Every Day“ – Achtung Spoiler! – zieht sich A aus Rhiannons Leben zurück, nachdem sie feststellen, daß es noch weitere „Körperwanderer“ gibt, von denen möglicherweise Gefahr ausgeht.
Die Handlung von „Someday“ schließt einige Monate später daran an. A und Rhiannon sind unglücklich, daß der Kontakt abgebrochen ist. Sie nehmen ihn wieder auf, doch letztendlich ist ihnen die Aussichtslosigkeit ihrer Situation bewusst.
Zur selben Zeit macht sich der Körperwanderer, den man im ersten Band als „Reverend Poole“ kennengelernt hat auf die Suche nach A und dabei ist ihm jedes Mittel recht.
A schreckt instinktiv davor zurück, Kontakt zu Poole aufzunehmen, doch gleichzeitig sieht A darin die womöglich einzige Chance, einen Menschen wie sich selbst kennenzulernen und Antworten auf seine Fragen zu finden…
Ich muss ganz ehrlich sagen, daß mich dieses Buch ein wenig zwiegespalten zurückgelassen hat.
Der erste Band wird allein aus der Sicht von A erzählt, was den Fokus auf die Umstellung zum neuen Körper legt. Übergewichtig oder mit Modelmaßen, drogenabhängig oder ein Musterschüler, depressiv oder ausgebeutet…
In „Every Day“ muss sich auch der Leser jeden Tag in einen neuen Körper denken, was das Buch für mich wirklich einzigartig gemacht hat.
Besonders für Teenager, die sich selbst für den Mittelpunkt des Universums halten, kann dies eine Lektüre sein, die sie ein wenig über den eigenen Tellerrand schauen lässt.
„Someday“ dagegen wird aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt. Da sind natürlich A, Rhiannon, ihr gemeinsamer Freund Nathan, Poole, der sich selbst X nennt, und noch viele mehr…
Da verlieren As Körperwechsel den Zauber, den sie noch in „Every Day“ hatten, und werden eher anstrengend.
Dazu kommt dann auch noch, daß die Geschichte zwischen A und Rhiannon mehr denn je auf der Stelle tritt.
Auf der positiven Seite steht, daß in diesem Band andere Körperwanderer zu Wort kommen, die zum Teil sehr ähnliche Leben wie A führen, während manche ganz andere Wege eingeschlagen haben.
Ausserdem werden auch in „Someday“ wieder viele moralische Fragen aufgeworfen, die ich als Denkanstösse sehr spannend finde.
Und so kann ich „Every Day“ weiterhin nur wärmstens empfehlen, „Another Day“ habe ich mir damals gespart, nachdem eine Kollegin von mir meinte, es wäre „so unnötig wie ein Kropf“ und „Someday“ liegt wohl irgendwo dazwischen.
Kann man lesen. Muss man aber nicht.
An dieser Stelle möchte ich allerdings allen, die es noch nicht gelesen haben, nochmal „Every Day“ („Letztendlich sind wir dem Universum egal“) ans Herz legen.
Meine Besprechung dazu findet ihr hier:
PS: Liebe Eltern von Teenagern, dies ist ein wunderbares Buch, für alle Jugendlichen ab etwa 14 Jahren, denen es vielleicht gut tut, sich auch mal in andere hineinzuversetzen. Empathietraining allererster Güte!
Und ja, es werden Homosexualität, Drogenabhängigkeit und Depression thematisiert. Kommt damit klar; das ist genau das Alter, in dem es wichtig ist, über all das zu sprechen.
2 Kommentare zu „Review: Someday“