Vor drei Jahren landete Dörte Hansen mit ihrem Debütroman „Altes Land“ einen absoluten Überraschungserfolg, der seitdem aus den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken ist.
Zunächst war ich von dem Hype um das Buch abgeschreckt und las es erst, kurz bevor es als Taschenbuch auf den Markt kam, aber dann war auch ich begeistert.
Nach einem solch erfolgreichen Debüt ist es immer schwierig, den zweiten Roman abzuliefern, der sich dann unweigerlich mit seinem Vorgänger messen lassen muss. Trotzdem war es mir wichtig, daß ich unvoreingenommen an „Mittagsstunde“ herangehe.
Ingwer Feddersen ist schon beinahe fünfzig Jahre alt, doch er hat nicht das Gefühl, viel im Leben erreicht zu haben.
Schon sein halbes Leben wohnt er in einer Wohngemeinschaft, die er mit den Worten „zwei Männer, eine Frau, nichts Halbes und nichts Ganzes“ beschreibt. Und auch beruflich tut er sich schwer damit, sich als vollwertiger Universitäts-Professor zu fühlen, denn eigentlich, so denkt Ingwer, hätte er in dem kleinen Ort Brinkebüll bleiben müssen, aus dem er stammt, die Dorfwirtschaft des Großvaters übernehmen und vielleicht auch seine Landwirtschaft ein Stück weit weiterführen sollen.
Doch nun kehrt Ingwer zurück in das Dorf seiner Kindheit, um sich um seine pflegebedürftigen Großeltern zu kümmern, die Ingwer seinerzeit großgezogen haben…
In Rückblenden erzählt Dörte Hansen von Ingwers Familie, deren Geschichte eng mit der von Brinkebüll verbunden ist. Besonders die Flurbereinigung Ende der sechziger Jahre verändert nicht nur das Aussehen des Dorfes, sondern beschert der Familie Feddersen auch den kleinen Ingwer, den ein Landvermesser auf der Durchreise mit der siebzehnjährigen, geistig verwirrten Marret zeugt.
Bei seiner Rückkehr nach Brinkebüll muss Ingwer feststellen, daß das Dorf seiner Kindheit beinahe nur noch in der Erinnerung seiner Bewohner existiert.
„Mittagsstunde“ ist ein Buch, das mich ganz persönlich tief angesprochen hat.
Als ich noch Kind war, fuhren meine Eltern und ich jedes zweite Wochenende zu meinen Großeltern aufs Land, wo wir von Freitag bis Sonntag zusammen in ihrem großen Haus wohnten.
Eigentlich hatten meine Großeltern dieses Haus für unsere ganze Familie gebaut, doch meine Eltern zogen es vor, sechzig Kilometer entfernt in der Stadt zu wohnen, wo man nicht für jede Besorgung zwangsläufig ins Auto steigen musste, oder nie sicher war, ob der Kindergarten und die Dorfschule nicht im kommenden Schuljahr geschlossen werden mussten.
Ich liebte diese Wochenenden auf dem Land, doch als meine Großeltern das Haus altersbedingt aufgeben mussten, wollten auch mein Mann und ich nicht dort einziehen. So schön das Landleben auch ist, praktisch ist es nicht.
Vielleicht konnte ich mich deshalb so gut in Ingwer Feddersen hineinversetzen. Deswegen und auch, weil ich weiß wie es ist, demenzkranke Großeltern zu haben.
Im direkten Vergleich ist „Altes Land“ ein Buch, das es dem Leser leichter macht. Hier geht es um Neuanfänge und die Versöhnung mit der Vergangenheit. In „Mittagsstunde“ hingegen geht es um Abschiede; von den Großeltern, der Kindheit und den Orten, die uns geprägt haben und die nach und nach verschwinden, um Neuem Platz zu machen.
Deshalb wird es „Mittagsstunde“ vermutlich schwerer haben, eine so breite Leserschaft zu begeistern, wie sein Vorgänger.
Trotzdem hat mich die Geschichte auf ihre ruhige und etwas nostalgische Art sehr angesprochen.
Mir ist es etwas schwergefallen, diesem Buch einen Anfang zu geben. Aber als ich dann drin war, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die Figuren haben von Seite zu Seite mehr Charakter bekommen. Sehr schön das Buch.
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Stimmt, irgendwie beginnt es ziemlich unvermittelt.
Je mehr man dann von den Charakteren mitbekommt, desto besser wird es.
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Dagegen endet ihr Buch „Altes Land“ unvermittelt. Ich hatte es als eBook und dachte zuerst, die Datei sei nicht vollständig. Aber vielleicht lag das auch daran, dass ich gerne noch weiter gelesen hätte, ich fand den Roman sehr schön. „Mittagsstunde“ muß ich bald auch lesen.
Schöne Feiertage wünsch ich dir 🤶🙋
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Stimmt ja, das hatte ich so schon gar nicht mehr präsent.
Dir auch schöne Feiertage! 🌠
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Habe den Titel, gerade wg seinem Inhalt auf dem Stapel. Bin auch Landkind und wohne jetzt städtisch. Das ist so anders, aber es muss halt in s Leben passen. Und diese Generationengeschichte hat mich auch gereizt.
Liebe Grüße
Nina
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Ich bin sicher, du wirst es mögen!
Liebe Grüße und frohe Weihnachten!
Andrea
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Liebe Andrea,
danke schön für diese und Deine vielfältigen Anregungen übers Jahr. Frohe Feiertage und guten Jahreswechsel wünscht
Bernd
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Ganz vielen lieben Dank!
Ich wünsch dir auch ein frohes Fest und einen guten Rutsch!
Andrea
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Ich habe das Buch schon zweimal abgebrochen. Ich bin halt Stadtkind durch und durch, obwohl ich berufsbedingt auch eine Zeit lang in Norddeutschland am Land gelebt habe. Werde es die Tage nochmal versuchen und hoffe, dass ich dann dranbleibe.
Bisher habe ich so viele gute Rezensionen gelesen, aber mich konnte das Buch nicht fesseln.
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Es ist halt schon ein sehr ruhiges Buch, da kann ich schon nachvollziehen, wenn es einen nicht gleich so packt.
Manchmal muss halt erst die richtige Zeit für ein Buch kommen… Das ging mir selber schon oft so… Tausend Bücher angefangen, tausend Bücher abgebrochen und dann bei der letzten Chance war ich begeistert. 😉
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