Wer meinem Blog nicht erst seit gestern folgt, dürfte mittlerweile mitbekommen haben, wie sehr ich für die Illustrationen von Kat Menschik schwärme.
Nun hat der Galiani Verlag den georgischen Nationalepos „Der Held im Pardelfell“ von Schota Rustaweli aufgelegt, der von Tilman Spreckelsen zeitgemäß nacherzählt und von Menschik ganz wunderbar bebildert wurde.
Nachdem ich mich bisher noch nicht groß mit georgischer Literatur beschäftigt habe, wurde es also definitiv Zeit, mir das diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse etwas genauer anzuschauen und dies schien mir die perfekte Lektüre dafür zu sein.
„Der Held im Pardelfell“ wurde bereits im 12. Jahrhundert geschrieben und handelt von Awtandil, dem Ziehsohn des Königs Rostewan, der jedoch beschließt, daß seine Tochter Tinatin das Land nach seinem Tod regieren soll.
Awtandil ist zunächst frustriert, daß er den Thron nicht erben soll, doch dann werden er und Rostewan auf einem Jagdausflug Zeugen einer seltsamen Begegnung.
Denn die Wachen entdecken einen Ritter auf einem schwarzen Pferd, der ein Leopardenfell trägt und traurig vor sich hinzustarren scheint, doch als sie in ansprechen geht er wie wild auf die Wachen los.
Als Awtandil und Rostewan daraufhin nach dem geheimnisvollen Ritter suchen, entdecken sie ihn zwar, doch er ergreift die Flucht und verschwindet spurlos.
Dieses Ereignis legt bald einen Schatten auf das Königreich, denn die Leute halten es für ein schlechtes Omen und Rostewan grübelt immer wieder darüber nach, was es mit dem Ritter wohl auf sich haben könnte.
Also läßt Tinatin nach Awtandil rufen und bittet ihn, den Mann im Pardelfell zu finden und dem Spuk ein Ende zu machen.
Awtandil ist so von Tinatin bezaubert, daß sich auf eine lange und abenteuerliche Reise macht, um den Ritter zu finden, hinter sein Geheimnis zu kommen und damit Tinatins Liebe zu gewinnen…
Ich hatte zuvor noch nie von dieser Geschichte gehört, die in Georgien wohl denselben Stellenwert besitzt, wie das Nibelungenlied hierzulande.
Ursprünglich wurde es als Versepos geschrieben, aber für diese Ausgabe in einer zeitgemäßen Form nacherzählt, weshalb man eigentlich nie das Gefühl hat, einen angestaubten Klassiker, sondern eher ein modernes Märchen zu lesen.
Überhaupt ist die ganze Geschichte wesentlich progressiver, als ich es von anderen mittelalterlichen Texten her kenne.
Die Frauen sind hier keine Prinzessinnen in Nöten, sondern starke Persönlichkeiten, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Herrscherinnen, die wissen, was sie im Leben wollen und sogar die Dienerin in dieser Geschichte verdient sich durch ihre Loyalität und ihren Mut am Ende ein besseres Leben.
Ausserdem wird kein Nationalstolz zementiert. Die Helden dieser Erzählung stammen aus Georgien, Indien und Persien und verbinden durch ihre Freundschaft viele Kulturen und Völker.
Die Illustrationen von Kat Menschik wurden diesmal in dunklen Rot- und Blautönen gehalten und greifen viele orientalische Elemente auf. Ein absoluter Augenschmaus!
Damit ist „Der Held im Pardelfell“ nicht nur ein Buch, das man sich gönnen sollte, wenn man mehr zu Georgien erfahren möchte, sondern auch Buchkunst vom Feinsten!
Mehr von Kat Menschik findet ihr übrigens hier:
Wunderschön! Oh, ich liebe alte Sagen, ich sollte wirklich aufhören hier zu schauen – hab ich das ein um s andere Mal schon geschrieben – die Wünsche werden immer mehr
Kennst Du die Künstlerin Helga Gebert, die Bei Beltz & Gelberg ihre Märchenbücher veröffentlicht hat? bestimmt 😉 Nur das sie ja mehr mit Aquarell arbeitet, daran erinnern mich die Bilder
Liebe Grüsse
Nina
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Wehe, du verlässt mich Nina! 😅😉
Bald kann man eh schon wieder die Wunschliste für Weihnachten schreiben, dann kannst du ja vielleicht ein paar Wünsche abhaken. 😉
Hmmm… Die Bilder von Helga Gebert haben ähnlich gedeckte Farben und klare Linien.
Wer mich aber vom Stil her sehr an Kat Menschik erinnert ist Burkhard Neie, der für die Insel Bücherei grandios gute Sagen- und Balladenbücher illustriert hat.
Also wenn du die noch nicht kennst… 😉 Ach, ich hör ja schon auf! 😂
Liebe Grüße zurück,
Andrea
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Ja klar kenn ich den 😉 Nein, ich bleibe selbstverständlich, wird eine lange Buchliste dieses Jahr und ich fange da jetzt schon mit an, nicht erst in der Hektik im Advent.
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Ein richtiger Leckerbissen!
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