Review: Der Dieb in der Nacht

Was für ein großartiges Buch!

Eines Tages verschwindet der 19jährige Felix spurlos.
Zehn Jahre später trifft sein damals bester Freund Paul in Prag auf einen jungen Mann, der sich Ira Blixen nennt und ihn stark an Felix erinnert.
Zwar sieht er ihm auf den ersten Blick nur entfernt ähnlich, doch die Art wie Blixen redet, sich bewegt und auch ein unverwechselbares Muttermal scheinen Pauls Verdacht zu bestätigen.
Ausserdem wurde Blixen zehn Jahre zuvor bewusstlos aus der Moldau gefischt und kann sich an nichts mehr aus der Zeit davor erinnern, nicht einmal seinen eigenen Namen…

Paul nimmt Blixen mit zurück nach Berlin und stellt ihn dort Felixs Schwester Louise vor. Diese kann ihren Bruder zwar nicht in dem Fremden erkennen, doch es geschehen immer mehr Zufälle, die Louise letztendlich davon überzeugen, ihren Bruder endlich wiedergefunden zu haben.

Nach anfänglicher Euphorie scheint sich die Geschichte jedoch in einen Alptraum zu verwandeln. Denn obwohl sich Blixen nach und nach an Ereignisse aus seiner Kindheit zu erinnern scheint, beginnt er Paul und Louise immer mehr zu manipulieren…

Das spannende an „Der Dieb in der Nacht“ ist vor allen Dingen, daß man auch als Leser ständig hin und her gerissen ist, ob Blixen wirklich Felix ist, der noch eine Rechnung mit seiner Familie offen hat, oder ob es sich um einen gerissenen Betrüger handelt.
Ja, manchmal dachte ich sogar, er wäre vielleicht ein Geist.

Katharina Hartwell hat mit „Der Dieb in der Nacht“ ein psychologisch irrsinnig spannendes Buch geschrieben, daß mich regelrecht verfolgt hat.
Eines Nachts bin ich sogar schweißgebadet aufgewacht, weil ich dachte, Blixen würde in meinem Zimmer stehen und mich beobachten.

Einerseits ist es natürlich schwierig, solche Bücher zu lesen, in denen die Protagonisten ein fast schon körperliches Unwohlsein erzeugen. Andererseits ist so eine starke Reaktion für mich auch ein Zeichen, daß es sich dabei um wirklich großartige Literatur handelt.

Bitte mehr von solchen Büchern!

Diese Besprechung habe ich schon vor etwa anderthalb Jahren auf meiner privaten Facebook-Seite gepostet. Warum ich sie jetzt wieder ausgegraben habe?
Weil ich gerade ein Buch gelesen habe, daß mich immer wieder an „Der Dieb in der Nacht“ hat denken lassen müssen. Nämlich Dunkelgrün fast schwarz von Mareike Fallwickl.
Wahnsinns Buch!

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Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

13 Kommentare zu „Review: Der Dieb in der Nacht“

  1. Oh gott, es hört sich zwar wirklich grandios an, doch die Aussicht darauf, schweißgebadet aufzuwachen ist dann doch nicht das, was mir persönlich zusagt😅
    Bin was sowas angeht dann doch etwas zu empfindlich für mein persönliches lese-Wohlbefinden 😉

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    1. Ich muss ganz ehrlich sagen, daß ich selber nicht verstanden habe, warum sich das Buch so in meine Träume geschlichen hat.
      Es ist kein blutiger Thriller, es ist eigentlich ziemlich ruhig und trotzdem hat mich die Geschichte irgendwie gegruselt.
      Offenbar gab es in Amerika tatsächlich mal den Fall, daß eine Familie jemanden aufgenommen hat, der sagte, er wäre der langverschwundene Sohn. Obwohl die Augenfarbe nicht mal gepasst hat!
      Das hat mich vermutlich sehr beschäftigt… Wie kaltblütig muss man sein, um sowas durchzuziehen und wie verzweifelt, um sowas mitzumachen…

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      1. Ich kenne das von mir aber auch, dass mir „harmlose“ Bücher so extrem nahe gehen, wenn sie extreme Themen behandel, die so aber durchaus passieren könnten oder sogar schon passiert sind…

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  2. Ich habe das Buch auch gelesen und geliebt. Aber ich muss auch sagen, dass ich am Ende etwas enttäuscht war, weil ich die Handlung glaube ich etwas lahm fand. Aber ich hatte es trotzdem immer weiter empfohlen, weil ich es so großartig geschrieben fand. 🙂

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