Review: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Graphic Novel

Heute möchte ich euch einen Schatz aus meiner Graphic Novel Sammlung vorstellen: Stéphane Heuets wunderbare Interpretation von Marcel Prousts Klassiker „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.

Mit um die 7000 Seiten (je nach Ausgabe etwas mehr oder weniger) ist Prousts Opus Magnum natürlich kein Buch für zwischendurch.
Wer sich aber einen kleinen Eindruck von diesem Mammutwerk machen möchte, der sollte auf jeden Fall zu dieser Comic-Reihe greifen.

Stéphane Heuet zeichnet schon seit Jahren daran und bisher gibt es die ersten beiden Teile von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“; „Unterwegs zu Swann“ und „Im Schatten junger Mädchenblüte“ in sechs illustrierten Bänden.

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Dabei lernen wir den Ich-Erzähler kennen, der zunächst von seiner Kindheit in Paris und Combray Ende des 19. Jahrhunderts berichtet.
In eine wohlhabende Familie geboren, erlebt er alle Annehmlichkeiten und lauscht mit Begeisterung den Geschichten über die Skandale der Adeligen. Er berichtet von Swann, einem Bekannten seiner Eltern, und dessen Liebe zu der Femme fatale Odette. Später lernt er die Tochter der beiden kennen und verliebt sich zum ersten Mal.
In „Im Schatten junger Mädchenblüte“ ist der Erzähler bereits ein Jugendlicher, der mit seiner Großmutter in ein Grand Hotel am Meer fährt und dort die Reize junger Frauen zu schätzen lernt…

„Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ist eine Hymne auf eine vergangene Epoche und Heuet schafft es mit seinen Bildern, diese wieder zum Leben zu erwecken.
Die Illustrationen wirken auf den ersten Blick recht schlicht, doch sind sehr detailverliebt und schaffen es, den Leser in die wunderbare Atmosphäre eintauchen zu lassen.

Auch wenn der Text natürlich extrem zusammengestrichen wurde bekommt man eine Ahnung von Prousts einzigartigem Stil.
Es kommen sehr, sehr viele Figuren vor, weshalb ich die Graphic Novels mehrmals hintereinander las um die Beziehungen zwischen den Charakteren besser zu verstehen, aber gestört hat mich das nicht.

Mit 20€ pro Band ist diese Reihe natürlich kein Schnäppchen für zwischendurch, aber ich kann jedem empfehlen, die Augen danach offen zu halten, wenn man in der Bücherei oder bei Angeboten stöbert. Oder sie natürlich auf seine Wunschliste setzen. 😉

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Reihenfolge:

  1. Combray
  2. Eine Liebe Swanns I
  3. Eine Liebe Swanns II
  4. Namen und Orte: Namen
  5. Im Schatten junger Mädchenblüte I
  6. Im Schatten junger Mädchenblüte II

Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

8 Kommentare zu „Review: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Graphic Novel“

  1. Oh, wie schön. Du hast wieder einen Schatz „ausgegraben“, von dem ich noch nicht gehört habe. An Swanns Werk habe ich mich nie herangetraut, über den Comic könnte ich es mir aber vorstellen. Ganz toll, vielen Dank für diesen Beitrag!
    Liebe Grüße, Sandra

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  2. Huhu 🙂
    Auch wenn ich nicht unbedingt ein Fan von Graphic Novels bin, finde ich die Idee klasse, eine Geschichte wie die von Proust in einen Graphic Novel zu verwandeln. Am Umfang ändert das zwar am Ende sicher nichts, aber die Idee gefällt mir trotzdem gut 🙂
    Vielen Dank fürs Vorstellen.

    Liebe Grüße,
    Smarty

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    1. Gerne! Ich hab mich auch lange nicht wirklich für Graphic Novels interessiert, aber mit der Zeit bin ich dann doch über so viele schöne davon gestolpert, daß ich gar nicht mehr darauf verzichten möchte. 😉
      Ganz liebe Grüße zurück ins schöne Salzburg!
      Andrea

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