So tapfer, wie sich Douglas Preston durch den Dschungel von Honduras gekämpft hat, habe ich mich durch dieses Buch gekämpft…
Doch fangen wir von vorne an:
Ich liebe Dokus. Es vergeht kaum ein Tag, an dem bei uns nicht die ein oder andere Dokumentation läuft und ganz besonders spannend finde ich alles über verschollene Kulturen und archäologische Ausgrabungen.
Warum das Ganze also nicht einmal als Buch versuchen?
In „Die Stadt des Affengottes“ schreibt der Bestsellerautor Douglas Preston über eine Expedition in den Dschungel von Honduras, an der er selbst teilgenommen hat.
Seit vielen Jahrhunderten hielt sich unter der Bevölkerung die Legende von einer geheimnisvollen weißen Stadt im Urwald, die von den Göttern verflucht wurde.
Mithilfe von hochmodernen Lidar-Aufnahmen (eine Art Super-Radar) finden die Forscher tatsächlich Ruinen und machen sich auf, ihre Funde vor Ort zu untersuchen.
Doch dazu müssen sie an einen der unwirtlichsten Orte der Erde vordringen…
Hört sich doch eigentlich ganz spannend an, und ich habe auch einige vier oder sogar fünf Sterne Bewertungen gelesen. Doch für mich hat das Buch leider einfach nicht funktioniert.
Ich habe mir tatsächlich mehrfach überlegt, ob ich es einfach abbrechen soll, aber das mache ich eigentlich nie. Irgendwie hoffe ich immer, daß solche Bücher mich dann doch noch positiv überraschen können.
Zunächst einmal hat es ganze 150 Seiten gedauert, bis der Autor den Dschungel tatsächlich betritt. Davor geht es hauptsächlich um die Hintergrundgeschichte, die Auswertung der Lidar-Aufnahmen und die Vorbereitung der Expedition.
Und ja… mir ist natürlich klar, daß diese Planungsphase ein gutes Stück länger dauert, als die eigentliche Expedition, aber es wirkte irgendwie künstlich in die Länge gezogen.
Jeder, der auch nur irgendwie an der Mission beteiligt war, wird namentlich erwähnt, zum Teil sogar mit einer kurzen Geschichte, wie sich seine Eltern kennen gelernt haben (kein Witz!), nur um zwei Seiten später wieder komplett von der Bildfläche zu verschwinden. Für alle, die an der Expedition beteiligt waren ist das bestimmt schön zu lesen, für mich war es einfach zuviel.
Nach sechzig Seiten sind sie auch schon wieder raus aus dem Dschungel und die letzten 150 Seiten handeln dann hauptsächlich davon, wie die Mission von anderen Archäologen kritisiert wird und wie fast alle an Leishmaniose (auch „weiße Lepra“ genannt) erkranken und überlegen, welche Behandlung wohl am besten wäre.
Insgesamt war ich leider recht enttäuscht von diesem Buch.
Nachdem es aber einige wirklich begeisterte Besprechungen davon gibt, liegt es vielleicht einfach an mir. 😉
dann hätte ich wohl nach 100 Seiten aufgehört…das ist meine Zahl als Chance für den Autor…
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Bei 100 Seiten hab ich immer das Gefühl, ich hätte schon soviel Arbeit rein gesteckt. Da hoffe ich, immer noch daß dann endlich bald die Belohnung kommt. 😂
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Das klingt tatsächlich mehr, als hätte jemand versucht sein Expeditionstagebuch zu vermarkten. Vielleicht hat Preston selbst vorher gehofft, mit einer spannenden Story nach Hause zu kommen und musste dann feststellen, dass die Expedition eben nicht den Stoff hergibt, den er seinem Verlag versprochen hatte. Passiert denn bei den Ruinen irgendwas, was erwähnenswert wäre?
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Sie finden ein paar schöne Gefäße, die sie aber nicht ausgraben, weil die Rechtslage unsicher ist.
Und einem brennt der Handyakku durch, weil er in der Schutzhülle feucht geworden ist und die ganzen Fotos, die er gemacht hat sind verloren… Das ist so etwa das Niveau der Spannung.
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Wenn du Dokus magst oder Romane mit Wissensanteil, dann kann ich dir WÄRMSTENS „Die Abenteuer von Aguila und Jaguar“ von Isabell Allende empfehlen! Eigentlich ist das glaube ich ein Kinder/Jugendbuch, aber ich habe dieses Buch schon so oft trotz oder gerade wegen seiner vielen vielen Seiten verschlungen 🙂
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Hat jetzt zwar nur im Entfernten Sinne damit zutun, aber das kam mir gerade in den Sinn …
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Danke! Das kann ich mir mal merken. Ich lese zwar selten Sachbücher, aber wenn dann ich mache oft so positive Erfahrungen… „Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks“ war so ein Buch, daß ich nicht aus der Hand legen konnte, obwohl mich die Reproduktion von Krebszellen bis dahin nicht interessiert hatte. 😉
Ich denke einfach, daß es bei „Die Stadt des Affengottes“ nicht genug zu erzählen gab und Preston irgendwas abliefern musste, weil er einen Vertrag hatte… So kam es mir jedenfalls vor.
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Ja, das geht mir genauso, eigentlich bin ich auch eher Team Roman, aber manche haben es mir total angetan 🙂 Dann schreibe ich doch „Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks“ auch gleich mal auf meine Bücherliste…
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Kannst ja mal auf YouTube nach „The Immortal Life of Henrietta Lacks“ suchen und den Trailer anschauen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Das ist vor kurzem mit Oprah Winfrey verfilmt worden. Eine sehr bewegende Geschichte über eine sterbende Frau, deren Zellen die gesamte medizinische Forschung der letzten 60 Jahre dominiert haben und über ihre Familie, die darüber im Dunklen gelassen wurde und die in bitterer Armut gelebt hat, während Pharmaunternehmen Milliarden mit den Medikamenten verdienen, die ohne ihre Mutter nie möglich gewesen wären. Dabei ist das Buch aber tatsächlich sehr differenziert geschrieben obwohl es wahnsinnig persönlich ist.
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Ok, spannend! Das werde ich mal tun, danke für den Tipp!
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