Dieses Buch war nicht, was ich erwartet hatte…
In vielen Blogs wurde es ja als „amüsant“ bezeichnet, deshalb war ich nicht darauf gefasst, daß es mich persönlich so berühren würde.
Ich hatte es auf dem Weg zur Krebsvorsorge noch schnell in meine Tasche gesteckt, weil ich ein wenig Unterhaltung für das Wartezimmer brauchte, was im Nachhinein betrachtet natürlich vielleicht nicht die beste Wahl war…
Aber fangen wir an:
Ein Tag im Leben der Katharina Theodoroulakis. Von ihrem Ziel, endlich ihre Doktorarbeit in Musikwissenschaften fertig zu schreiben, hat sie sich innerlich schon lange verabschiedet und arbeitet als Musiklehrerin im Kindergarten. Ihr Sohn ist mittlerweile siebzehn und geht seine eigenen Wege, die elfjährige Tochter hat ADHS und strapaziert Katharinas Nerven. Ihre Ehe ist im Lauf der Zeit zu einer Wochenendbeziehung verkümmert und für ihre Schwester, die Nachbarn und die Kindergartenmamas ist sie nur der Kummerkasten…
Doch während sie plant, organisiert, wäscht, kocht, beruhigt, sucht und findet ist Katharina schon gar nicht mehr ganz da. In ihrer Brust hat sie einen Knoten ertastet und nachdem schon ihre Mutter, Großmutter, Tante und Cousine den Kampf gegen den Krebs verloren haben, ist Katharina einfach nur resigniert.
Sie steuert durch den Tag, hält ihre Familie am Laufen und denkt sich bei fast jedem Handgriff mir einer gehörigen Portion Galgenhumor: „Bald muss ich das nicht mehr machen…“
Ihr seht schon… „Sieh mich an“ war das schlimmste Buch, das ich da auf der Wartebank vor meinem Arzttermin lesen konnte (alles in Ordnung bei mir, übrigens), aber ich fühlte mich an so vielen Stellen mit Katharina verbunden.
Natürlich war die Handlung etwas überspitzt. – So viel Drama passiert nicht nur an einem Tag… Trotzdem kenne ich als Mutter das Gefühl, daß man sich aufarbeitet, um das Leben der Kinder zu organisieren, ohne ein Wort des Dankes. Und auch ich kenne es, mich nach tausend Sachen zu bücken und mich manchmal dabei zu fragen: „Wie, zur Hölle, würde es hier nur aussehen, wenn ich nicht mehr da wäre?“.
Ich habe mich von „Sieh mich an“ sehr verstanden gefühlt.
Ich weiß nicht, wie das Buch auf Leute wirkt, die keine Kinder haben und dieses Gefühl nicht kennen, einen Teil von sich selbst irgendwann aus den Augen verloren zu haben…
Es zu hassen, daß Kinder dein Leben so durcheinander bringen und es zu lieben, daß Kinder dein Leben so durcheinander bringen…
Es ist für Mütter nicht leicht, diese widersprüchlichen Gefühle in Worte zu fassen.
Mareike Krügel schafft es in diesem Buch.
Liebe Andrea, ich teile Deine Einschätzung hundertprozentig! Sehr berührend. Gerade für (uns) Mamas sind diese Emotionen nur allzu gut nachzuempfinden. Mir ging es ganz genauso.. Vielen Dank! Schönen Tag Dir und lieben Gruß, Petra
>
LikeGefällt 2 Personen
Ach, das freut mich! 🙂
Dir auch noch ein Tag. Bis nächste Woche. 😉
Liebe Grüße zurück,
Andrea
LikeLike
Liebe Andrea, danke für Deine Rezension. Ich schleiche seit der fbm schon um dieses Buch rum. Hab auch etwas „Angst“ davor. Mal sehen, im Moment bin ich eh etwas dünnhäutig und der vorweihnachtliche Stress, gepaart mit unendlichen Klasdenarbeiten in der Schule der Kinder, ist vielleicht nicht gerade die richtige Zeit. Es bleibt aber auf meiner Liste. Liebe Grüsse Isabel
LikeGefällt 2 Personen
Ja, im Dezember ist bei mir auch nur Wohlfühllektüre angesagt. 😉
„Sieh mich an“ hatte ich noch im November gelesen und bin jetzt erst dazu gekommen, es zu besprechen.
Manche Bücher brauchen ihre Zeit. 🙂
Liebe Grüße zurück,
Andrea
LikeLike