Review: Prinzessin Insomnia & der alptaumfarbene Nachtmahr

Was hab ich mich auf den neuen Moers gefreut! Daß es nicht das langerwartete „Schloß der Träumenden Bücher“ war… – Geschenkt!
Auch als ich laß, daß die Illustrationen diesmal nicht von Walter Moers gezeichnet wurden, war ich einfach gespannt auf die Bilder von Lydia Rode und dann auch ganz verzaubert, als ich den ersten Blick ins Buch warf…

Endlich wieder zurück nach Zamonien! Von Anfang an war da wieder diese überschäumende Phantasie von Walter Moers und dann… ja dann… passierte irgendwie nicht mehr viel… :/

In „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ geht es um Prinzessin Dylia, die an einer seltenen Krankheit leidet, die sie kaum schlafen lässt. Nacht für Nacht durchwandert sie das elterliche Schloß und ist weitestgehend allein mit sich und ihren Gedanken. Diese Gedanken ordnet sie, alphabetisiert sie, steckt sie in Schubladen…
Doch eines Nachts wird sie von dem Nachtmahr Havarius Opal heimgesucht, der sie auf eine Reise in ihre Gedankenwelt mitnimmt.
Der Grund für diese Reise ist schon von Anfang an relativ schwammig, offenbar will Havarius Dylia in den Wahnsinn treiben, doch sie geht trotzdem gerne mit und durchwandert eine Region ihres Gehirns nach der anderen.
Und so geht es dahin… Dylia und Havarius erreichen eine Region von Dylias Gehirn, diese wird beschrieben, eine Art Feind oder sonstiges Ungemach tritt auf, zwei Zeilen später hat Dylia eine Lösung parat oder ihre wohlgesonnenen Gedankenwesen retten sie…
Richtig Spannung kam da leider nicht auf.

Dabei ist der Hintergrund für diese Geschichte wirklich schön, aber vermutlich auch ihr Knackpunkt: Lydia Rode leidet am chronischen Erschöpfungssyndrom.
In einem Leserbrief an Walter Moers schrieb sie, wie ihr seine Bücher in Phasen anhaltender Schlaflosigkeit halfen.
Es entwickelte sich eine Brieffreundschaft, dann kam die Idee zu einer Erzählung, dazu dann noch Lydia Rodes malerisches Talent und „Prinzessin Insomnia…“ war geboren. – Aus Lydia wurde Dylia.
Es ist ziemlich klar, daß Walter Moers Lydia Rode dafür bewundert, wie positiv sie mit ihrer Krankheit umgeht und daß sie auch noch die Kraft hat, ein ganzes Buch wirklich wunderbar zu illustrieren.
Nur leider machte das Prinzessin Dylia schrecklich langweilig für mich.
Ich identifiziere mich am schnellsten mit Charakteren, wenn ich ihre Schwächen und Fehler kenne. Dylia dagegen ist einfach perfekt. – Sie ist blitzgescheit, unglaublich talentiert, unerschütterlich und extrem positiv.
Selbst ihre Krankheit, ihre einzige Schwäche, wird regelrecht erhoben zu einem Leiden, das sie nicht nur erträgt wie eine Heilige, sondern sie auch noch so kreativ und besonders werden lässt.

Es ist schwierig mir Charakteren mitzuleiden, die einem irgendwie nicht wirklich nahe gehen und eine Handlung mitzuverfolgen die sich ständig zu wiederholen scheint.

Wie ging es euch?
Ich habe ja hier schon ein paar andere Besprechungen zu „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ gelesen und hatte das Gefühl, daß es einigen von euch ähnlich ging, während andere ganz begeistert waren.
Lasst mich eure Meinung wissen. 🙂

 

Mehr von Walter Moers und Lydia Rode findet ihr hier:

2018-12-11_14.50.40

Review: Weihnachten auf der Lindwurmfeste

Werbung

Autor: Lesen... in vollen Zügen

Seit 20 Jahren arbeite ich als Buchhändlerin in München und seit 2017 gibt es nun "Lesen... in vollen Zügen". Hier möchte ich euch vorstellen, welche Bücher mich gerade bewegen. Meine Beträge verfasse ich im Plauderton, eben so, wie ich auch mit meinen Kunden im Laden ins Gespäch komme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf aktueller deutsch- und englischsprachiger Literatur. Aber ich bin auch ein großer Fan von schönen Illustrationen und stelle deshalb regelmäßig Graphic Novels und spannende illustrierte Sachbücher vor. Zu meinen Lieblingsautoren gehören Haruki Murakami, Banana Yoshimoto und Amélie Nothomb. Außerdem mache ich mir immer wieder Gedanken zum Thema Leseverhalten in der Rubrik Mein Leben als Leser und plaudere aus dem Nähkästchen in Bekenntnisse einer Buchhändlerin. Wem jetzt aber die Züge bei "Lesen... in vollen Zügen" zu kurz kommen, der kann gerne bei In vollen Zügen nach… vorbei schauen. Hier berichte ich von meinen Zugreisen, den Büchern, die mich dabei begleiten, den Städten die ich besuche und natürlich auch von schönen Buchhandlungen, die es dort zu entdecken gibt.

23 Kommentare zu „Review: Prinzessin Insomnia & der alptaumfarbene Nachtmahr“

  1. Ich kenne das Buch nicht, aber kann verstehen, was du beschrieben hast (dass man sich nur schwer mit der Protagonistin identifizieren kann). Vermutlich wollte der Autor es nicht anders schreiben, eben weil es ja auf eine reelle Person beruht.
    Aber eine Frage zu deinen Fotos: Das Buch ist ja knallbunt 😀 Was hat es damit auf sich?

    Like

    1. Ja, die knallbunten Illustrationen stechen ganz schön ins Auge!
      Ich weiß nicht, ob das ein Stil ist, den Lydia Rode schon vorher pflegte, oder ob sich das an der Geschichte orientiert (Dylia liebt Regenbogenfarben) aber ich vermute mal, daß das auch so eine Sache war, die sich gegenseitig befeuert hat…
      Also, daß Lydia Rode bunte Bilder an Walter Moers geschickt hat und Prinzessin Dylia deshalb einen regelrechten Farbfetisch entwickelt hat. 😂
      Ich mag die Illustrationen und die Regenbogenfarben sehr. Für die Handlung spielen sie keine wirkliche Rolle, aber sie sind wirklich schön anzusehen.

      Gefällt 1 Person

  2. Spannend. Es ging mir wirklich genauso. Ich war nach dem Erstaunen, dass er nicht selber illustriert, positiv überrascht und wirklich verzaubert von den Illustrationen. Dann fing ich zu lesen an. Und las. Und las. Und wusste nicht, wo nun eine Geschichte sein sollte?! Sie lief so dahin, all die abgezählten Stufen von Turm zu Turm. Aber wirklich passiert ist nichts, ihre Gedanken… waren etwas… blass. Schade! Aber: Wunderschön illustriert. Und auch sonst: Phantasie ist drin. Es hat mich leider einfach nicht gepackt.

    Gefällt 1 Person

  3. Oha, da bin ich ja sehr gespannt, wie es mir damit gehen wird wenn ich es endlich lese. CFS habe ich zwar nicht, aber gesundheitsbedingt leide ich auch phasenweise unter extremen Schlafproblemen und könnte mich sicherlich leicht mit ihr identifizieren. Allerdings tue ich mich schwer damit, wenn es heroisch dargestellt wird und überaus positiv, denn das macht es grad in schlechten Phasen äußerst schwer, sich nicht wie ein Versager zu fühlen, weil man selbst damit nicht so gut umgehen kann.

    Gefällt 2 Personen

    1. Oh weh… Ja, das glaub ich… Ich weiß denke es wäre auch spannender, wenn sie ein bißchen mehr zu kämpfen hätte. Ich hoffe, daß klingt jetzt nicht gemein, aber ich finde es motivierender zu sehen, daß jemand Probleme hat und es schafft damit klarzukommen, als die ganze Zeit das Gefühl zu haben, daß die Krankheit einen viel schlauer und besser macht.

      Gefällt 1 Person

      1. Eben. Sowas ist auch inspirierender, wenn man sieht, dass jemand kämpft und sich nicht unterkriegen lässt. Andererseits kann man natürlich behaupten, dass ein kampfloses Hinnehmen von uns als so suspekt erachtet wird, dass wir es nicht nachvollziehen können. Soll es ja tatsächlich geben solche Leute nur denen begegnet man so selten. Ich zumindest nicht. xD

        Like

      2. Hmmm… Da ist natürlich auch was dran… Ich finde es prinzipiell auch super, wenn Charaktere mit Krankheiten oder Behinderungen so beschrieben werden, daß dieses Handicap keine große Rolle spielt, weil die Leute souverän damit umgehen. Allerdings baut sich das Buch komplett um Dylias Krankheiten auf. Da fand ich es dann eher verwirrend, daß die Krankheit so aufgebaut wurde, nur um dann ganz wunderbar zu sein.

        Gefällt 1 Person

  4. Hm… noch habe ich es nicht gelesen, um deine Frage zu beantworten… aber nach deiner Vorstellung fehlt mir auch gerade die Lust es nachzuholen… ich möchte DEN Moers!! Mit SEINEN Bildern…
    Echt schade! 😪

    Like

    1. Achach… Ich möchte jetzt auch nicht jeden davon abbringen. Schau ruhig mal rein, wenn du in einer Buchhandlung bist. Die Bilder fand ich auch tatsächlich richtig schön… Aber es kam halt einfach keine rechte Spannung auf…
      In gut einem Monat hat mein großer Sohn Geburtstag, dann schenk ich ihm den Rumo als Hörbuch. Darauf freu ich mich dann als Überbrückung zum „Schloß der träumenden Bücher“.

      Gefällt 1 Person

      1. Ich finde das völlig in Ordnung und bin echt dankbar für deinen ehrlichen Beitrag! Nichts ist schlimmer als ein Pseudo-Kommentar – wie schön doch alles ist – und am Ende sitzt man selbst da und fühlt sich irgendwie nicht richtig informiert und deplatziert…
        Die Hörbücher kenne ich noch nicht. Ich bin eher der Lesetyp und habe die alle gelesen, bisher immer gleich, wenn das neue rauskam.. 😎 Sind auch zum Vorlesen super geeignet! Lg

        Gefällt 1 Person

      2. Die alten Hörbücher werden ja noch von Dirk Bach gelesen… Grandios!
        Ich hab natürlich auch zuerst die Bücher gelesen, aber Dirk Bach hat es tatsächlich geschafft, die kompletten zwei Seiten „Brummli, Brummli, Brummli, Brummli…“ in „Ensel und Krete“ so vorzulesen, daß man sich keine Sekunde langweilt! 😂

        Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: